Bild: Eine populäre US Kindersendung - die Howdy Doody Show auf NBC, der National Broadcast Corporation, der RCA zugehörend. Der Fernseher ist ein PHILCO aus etwa 1950, höchstwahrscheinlich Type:50-T1400 für damals US$ 200,-
Dies ist die vorwiegend technische Betrachtung des Amerikanischen Fernsehens!
HIER finden sie den kurzweiligen humorvollen Beitrag des Autors zum amerikanischen Fernsehen!
Hier das Vorwort aus dem April 1929 zum Stand der (mechanischen) Fernsehtechnik in den USA vom RCA "Boss" David Sarnoff in der Funkschau
Bild: Hauptartikel zum Stand der USA Fernsehtechnik 1929 in der Deutschen Funkschau mit dem Kurzrésumé: "Experimentalstadium"; Nicht viel weiter bezogen auf einen Programmdienst soll man Anfang 1931 gewesen sein wie der Funkschau Beitrag erwähnt. (C) Die aktuellen Artikel der Funkschau finden Sie auf Funkschau.de
(*Der Begriff elektronisch ist genannt für Kathodenstrahlröhrenaufnahme und/oder Wiedergabe mit zumindest mittelzeiligen Fernsehsystemen die mit vertretbarem Aufwand mechanisch nicht mehr dargestellt werden können)
Als Historiker der sich in erster Linie mit der Europäischen Entwicklungsgeschichte des Fernsehens beschäftigen wollte ließ ich bewusst zuerst die USA nicht zuletzt aufgrund der dort bereits umfangreichen Webauftritte und vieler Literatur zum Thema weitgehend unbeachtet.
Die jedoch schon frühe Verflechtung der europäischen Großkonzerne wie auszugsweise Telefunken und die RCA, Baird und die Fernseh GmbH u.v.w machten es nötig die Einflüsse der jeweiligen Partner zu extrahieren und als evolutionären Entwicklungsschritt jedem Land/Firma/Erfinder entsprechend zuzuordnen.
Und hier ist die USA in einer tragenden Rolle hervorgetreten die wesentlich auch die Nachkriegszeit beeinflusst hat wie auszugsweise
die Normentwicklung, wie auch die uns
prägende Amerikanische Fernsehkultur an sich belegt.
Dann gab es noch die auf dem ersten Blick wenig differenzierenden Stationskürzel alias W6XYZ "wo sich das eine wie das andere liest" und man anfängt kernige Begriffe wie "Fernsehprogrammsender Paul Nipkow" oder "BBC London" zu vermissen bis zu dem Zeitpunkt da man sich im Detail dem Buchstabenzuordnungen intensiver widmet und eine Logik mitsamt einem Bild und einer Geschichte zu verknüpfen beginnt.
Die bisher im Deutschsprachigen Raum bekannte Literatur, wie auch selbst die Britische [10/S120], hat die im Vergleich zum Deutschen Gerätepark als riesig scheinende USA Ausstattung aus welchen Gründen auch immer weitgehend unberücksichtigt gelassen.
Die Kernaussage lautete: Mit Kriegsbeginn wurden die öffentlichen Fernsehdienste eingestellt.
Dies ist zwar "annähernd" richtig, jedoch vergaß man sich zu erinnern, dass die USA erst am 8. Dezember 1941 offiziell in den II. Weltkrieg eintrat.
Somit waren die USA von September 1939 bis Dezember 1941 das einzige Land mit einem öffentlichen Versuchs- wie auch späteren offiziellen Programmfernsehdienst wenn auch mit eingeschränkten, vordergründig zeitlich limitiertem Umfang.
Dies in zumindest vier US Städten und zudem mit mehreren Programmen!
Nicht zuletzt ist in dem nötigem Umfang nicht jeder in der Lage und/oder willens sich der englischen Sprache zu widmen weshalb dieser Beitrag ein Extrakt eigener Erkenntnisse wie auch Übersetzungen von anderen Sammlern und Historikern darstellt.
Die USA begannen 4 Jahre und 7 Monate hinter dem BBC Start [10/S110] und hatten die technischen Parameter entsprechend vorangetrieben.
Von der Entwicklung und Standardisierung sind die RMA Norm, das erste NTSC sowie die FCC Standardisierung/Regulierung wie auch das zweite NTSC mit der Definierung der vollelektronischen KOMPATIBLEN Farbnorm als Eckdaten anzugeben.
Während sich ab 31. Juli 1940 das Erste NTSC noch für den zuvor von der RMA (Radio Manufacturers Association - Gemeinschaft der Geräteherstellenden Industrie) empfohlenen 441 Zeilen Standard mit 60 Halbbildern/sec aussprach (Man beachte das man Ende der 1930er Jahre einer einheitlichen Zeilennorm mit Deutschland wie auch Japan relativ nahe war) war man schon kurze Zeit später am 27. Januar 1941 bei einer signifikanten Verbesserung in den Details angelangt:
Erstmals sollte die deutlich störungsunanfälligere Frequenzmodulation für die Tonübertragung des Fernsehbegleittons eingesetzt werden.
Die Videopolarität wurde von positiv auf negativ umgestellt. (Zündstörungen etc. fallen weniger im Bild auf)
Die nur 441 Zeilen wurden jedoch von der FCC beanstandet und im April 1941 effektiv mit 1. Juli 1941 auf 525 Zeilen bei 60 Halbbildern/sec erhöht.
Ein 6 MHz Kanalraster mit Restseitenbandübertragung im VHF Bereich wurde aus dem früheren US 441 Zeilen Vorschlag eingeteilt, was von vornherein eine Vielzahl (18 Fernsehkanäle) an Sendestationen ermöglichte.
Es begann in New York City N.Y. mit
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*Beachte die Frequenzwechsel im Kanalraster um 1940
in Philadelphia mit der von Philco betriebenen Station unter Philo Farnsworth auf
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an der Westküste ....
.......in Los Angeles/ Hollywood mit der Versuchsstation von
Don Lee die schon seit 1931 aktiv mit steigender Zeilenzahl von 80 über
300, 441 bis 525 Zeilen agiert auf
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"Der Sender" des Berlin Emigranten Klaus Landsberg im Eigentum der Paramount Pictures stehend mit einer Genehmigung von 1939. Klaus Landsberg studierte u.a. bei Prof. Matthias Färber in Bodenbach Sudetenland |
Der Programminhalt war entgegen der (Deutsch-) Europäischen Prägung hier auf eine weitgehende freie Gestaltung ausgerichtet und umfasst auszugsweise Sendungen mit
Testsignalen,
Telecine (Nipkowabtaster) für Reportage- und/oder Kinofilme,
Ikonoskop/Sondenröhrenkamera Studio und Außenreportagen
Sportereignissen,
Interviews und
Schulungsbeiträge
Heimatfront Betreuung verwundeter Soldaten
Zivilschutzübungsunterstützung
Erste Sit-Com`s
Werbeschaltungen
Die Zuseher wurden für uns später ungewöhnlich klingend als "Lookers-in" bezeichnet.
Für die Programmzuspielung gab es bereits seit ~1938 bei der NBC einen Übertragungswagen der im höherfrequenten VHF Band die Live -Signale zuspielte.
Das Publikum quittierte das sendeseitige Engagement mit 10.000 Fernsehempfängern im Frühjahr 1942.
Mit Ende 1939 waren weniger als 400 Empfänger verkauft worden was den Vorsprung bei der Publikumspräsenz des Fernsehen jener Zeit eindeutig auf Europa allen voran nach Großbritannien verweist! Preise zwischen 199,- und 600,- US$ können auch wenn es schon gegen Ende der Wirtschaftsdepressionen ging nicht gerade als marktwirtschaftlich orientiert angesehen worden sein. (Das Preisniveau jener Zeit siehe unten im Text!)
Gegen Ende des Krieges 1944 aber sah man sich plötzlich mit einem Ansturm auf Frequenzzuteilungen auch im zuvor kaum benutzbaren und gar als unbrauchbaren VHF Bereich konfrontiert, die sich nicht zuletzt auch als neue Nachfrage im Landfunk-Sprechfunkdienstbereich als Resultat der Kriegsentwicklungen ergeben haben.
So gab es auch Stimmen die Fernsehen ganz in den bisher weitgehend noch unerschlossenen UHF Bereich abschieben wollten. Die FCC jedoch argumentierte, dass das Fernsehen schon lange genug gewartet hätte....
175.000 verkaufte Fernsehempfänger bis Ende 1947.
Aus den zugewiesenen 18 Kanälen wurden 13, und selbst diese mit der Auflage sie mit anderen Funkdiensten zu teilen was in der Praxis zu Störungen führen musste. Die starke Nachfrage nach Kanalzuteilungen jedoch nötigten die FCC den Sicherheitsabstand zur nächsten Fernsehstation auf dem gleichen Kanal auf bis zu 80 Meilen ~ 128 km zu senken was naturgemäß zu den bei Überreichweiten üblichen Störungen insbesondere im feldstärkeschwachen Einzugsgebiet zwischen zwei Sendern führte.
Was die Funkdienste betrifft, so fand sich eine Lösung darin den Fernsehkanal 1 als Kompromiss vollständig den Funkdiensten zuzuordnen, in der berechtigten Annahme 12 freie Kanäle seien besser als 13 gestörte.
"Abgesegnet" wurde diese Regelung der FCC am 14. Juni 1948, und macht für Sammler gerade Geräte mit noch vorhandenem 13. Kanal = Kanal 1 so reizvoll weil sehr selten.
Ende des Jahres |
Geräteanzahl |
Sendestationen |
. | . | . |
. | USA | D | GB | F | |
1939 | 1 | 1 | 1 | ||
1944 | 1 | 0 | 1 | ||
1945 | 1 | 0 | 1 | ||
1946 |
44,000 |
18 |
1 | 1 | 1 |
1947 |
222,000 |
20 |
1 | 1 |
Quelle: http://www.earlytelevision.org/us_tv_sets.html
Wie rasch sich das Medium Fernsehen in den USA ausbreitete lesen Sie hier:
"Radiotechnik 5-1949 Fernsehrundfunk in den USA"
Wie man in dem riesigen Land Pionierarbeit bei dem Aufbau der Richtfunkverbindungen leistete lesen Sie hier:
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 1"
mit der Abhandlung der Probleme von Phasenverzerrungen sowie redundanter Doppelkanalübertragung
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 2"
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 3"
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 4"
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 5"
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 6"
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 7"
"Radiotechnik 5-1949 Mikrowellenrichtfunk 8"
Ein nachträgliches Dankeschön an Prof. Walter Bruch, dem Erfinder des PAL Farbfernsehens der uns DAS erspart hat:
Farbfernsehen ein Fiasko? Negative Stellungnahme des Pye Chairman zum US Farbfernsehen (Nachtrag: Man bedenke das zu dieser Zeit das Farb TV noch mit all seinen Kinderkrankheiten beschäftigt war)
Das schon einige Jahre früher eine Marktsättigung mit s/w Geräten da war bestätigt dieser Beitrag:
TV_SEITE/us_industrie_8_57.jpg
Gemäß [A-Der Radiopraktiker Nr. 39 28.September 1957] hat das Unternehmen Sylvania ihr Werk für Edelholzgehäuse geschlossen, da die zunehmende Nachfrage seit Ende 1955 nach Metallgehäusen gestiegen ist.
Gemäß [A-Der Radiopraktiker Nr. 48/S192 30.November 1957] hat innerhalb eines Jahres die Anzahl an US TV Haushalten mit 2 oder mehr Geräten von 2 auf 4 Prozent zugenommen.
Mit Pay-TV Geld machen wollte man ebenso schon in den 1950er Jahren
1981: TV Stereoton Testübertragungen in Chicago (Funkschau Heft 6 März 1981 Seite 46 )
Februar / 2009: Einstellung des Analogen Fernsehens in den USA - Umstellung auf das ATSC System /Advanced Television System Committe)
Die Fernsehproduktion kommt in Schwung. Im Juli 1948 sind in den USA schätzungsweise 350.000 Fernsehgeräte in Betrieb.
3/4 davon befinden sich in den
Städten der östlichen Netze, die Hälfte in der Umgebung von New York City.
27 Stationen in 18 verschiedenen Städten sind in vollem Betrieb.
Nur
einer von zehn Amerikanern hat bisher ein Fernsehgerät gesehen.
Es werden etwa zwei Dutzend verschiedene Fernsehmodelle angeboten, die
vom 3-Zoll-Gerät von Pilot für 100 Dollar bis zum 20-Zoll-Gerät von DuMont für
2.495 Dollar (28.000 Dollar in heutigem Geld!) reichen.
Der Bau und die
Inbetriebnahme eines Fernsehsenders kostet 1.000.000 $. In den Vereinigten
Staaten sind 73 neue Genehmigungen erteilt worden.
Gillette zahlt 100.000 Dollar (heute 1,1 Millionen Dollar) für das Recht,
den Boxkampf zwischen Louis und Walcott im Fernsehen zu übertragen.
Die
Fernsehrechte für Baseballspiele in New York City kosten 700.000 Dollar (7,7
Millionen Dollar).
Das längste Fernsehnetz reicht von Boston bis Richmond.
Durchschnittlich 3,47 Personen sehen jeden Abend pro Gerät in einem
Haushalt zu.
Von den 42 Stunden, die pro Woche für das Fernsehen zur
Verfügung stehen, ist das durchschnittliche Gerät 17 Stunden in Betrieb.
68 %
der Zuschauer erinnern sich an die Namen der Sponsoren der Programme.
Das Medienkunstwerk "Tele-Archäologie" von Nam June Paik in Wien |
|
©2005,
Nachträge 2023-05 -
Erstellt von W.Scheida Fernsehhistoriker;
Gehört zu
Updated:
10 September 2023