1980er Jahre: Radio- und Fernsehtechniker Reparaturalltag 

Die Ausbildung zum Radio und Fernsehmechaniker(-Techniker) im Privatgewerbe und in der Grundig Lehrwerkstätte 1120 Wien Meidling.
 

Der Radio- und Fernsehtechniker Service und Werkstätten Reparaturalltag Mitte der 1980er bis Anfang der 1990er Jahre in Wien - Österreich als Lehrling bei Grundig

 
 


Abbild einer Zeit als es GRUNDIG noch omnipräsent in vielen Stadtbildern wie hier in Wien an der Westeinfahrt gelegen am Wienfluß gab; Vergleiche mit der Introszene in der TV Serie Lindenstraße. Bild Wikipedia by Kai Brinker {{cc-by-sa-2.5}}

Those where the days – Memories are made of this:

 
Nachfolgender Beitrag soll eine möglichst neutrale Darstellung des erlebten als Radio- und Fernsehtechnikerlehrling (Auszubildender) und Servicetechniker Geselle im anfangs gewerblichen wie anschließend im industriellen Servicealltag in Wien schildern.
 

Ort und Zeit Orientierung geopolitisch gesehen:

 
Wien im Osten Österreich als westlich orientierter vorgeschobener Posten an der unmittelbaren Grenze zum früheren Ostblock mit Übergang und Verschiebung der Verhältnisse nach dem Fall des Kommunismus. 
 
 
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Umfang des Inhalts ~14 A4 Seiten
 

Aufgeteilt in folgende Bereiche:

  1. Der Alltag im Reparaturgewerbe: 
  2. Antennenbau:
  3. Der Alltag in der Industrie
  4. Die Ausbildungszeit:
  5. Die Lehrwerkstatt darf man sich folgendermaßen vorstellen:
  6. So war der Tagesablauf während der Lehrzeit:
    Reparaturalltag im Fernsehservice der Industrie:
  7. Vorläufiges Glosar
     

Der Alltag des Radio und Fernsehtechnikers im Privatgewerbe:

Es war die schon frühe Faszination an der Technik im Allgemeinen und an dem was man elektrisches und „mit Strom“ nannte im Besonderen.

Der Wunsch aus einer "kaputten Kiste" ein funktionierendes Gerät - was für den Außenstehenden ein Geheimnis und Rätsel blieb zu machen war dabei ein treibender Motor.

Leider gelang dies bis zur Fachausbildung nicht allzu oft – fehlte es doch zumeist am konkreten Wissen um die Vorgänge bzw. waren die nötigen Teile dann nicht zu vernünftigen sprich kostenlosen Konditionen zu beschaffen.

 

Mit dem Ende der Schulzeit stand dann die Wahl als Lehrling in Richtung des Elektrogewerbes zu gehen – landsläufig fallweise etwas derb als „Stemmtrottel mit Führerschein“ bezeichnet oder aber in die „erhabene“ Welt der Unterhaltungselektronik und Mikroelektronik einzusteigen.

 

Das klassische Elektrogewerbe fiel schon deshalb aus da ich die Grundschaltungen und das nötige Handwerkliche Basisgeschick für die Verdrahtungen ohnehin schon aus dem FF „beherrschte“ und der Gedanke mit dem Stemmeisen herumzuhantieren meiner damaligen körperlichen Konstitution nicht gerade zusprach.

 

So begann im Wiener Raum die Suche nach einem Lehrplatz für das Radio- und Fernsehmechaniker Handwerk wie es damals noch hieß.

 

Wiewohl das genaue Tätigkeitsprofil noch etwas diffus war, sah mich schon im weißen Mantel – einem Doktor des Fernsehwesens gleich an Geräten herumhantieren so das es dem immaginären Publikum nur so staunte. Vom weißen Mantel abgesehen sollte sich das Bild dann tatsächlich eine Zeit später so ähnlich bestätigen.

Ich darf nicht sagen ich hätte nicht gewußt das dieses Gewerbe von seiner Kernfunktion her eigentlich schon seinen Zenit überschritten hatte.

Ein Lehrer mit deftig deutlicher Sprache in der 9. Schulstufe - der Name ist mir entfallen - nicht aber so mancher seiner kernigen Aussagen gab schon in einem Gespräch mit den Eltern bekannt wonach der Beruf nur mehr "ein Modul raus - neues Modul rein" Job werden würde und es kaum Sinn mache dies zu lernen. Er kritisierte aber auch den Besuch einer privaten Computerschule wo man Programmierer lernen könne.

Da mir der Computer und das was er in seinem tiefen inneren macht damals wie heute leider stets zu abstrakt war, verblieb der Wunsch das Fernsehtechnikerhandwerk als Einstieg in die (analoge) Welt der Elektronik zu erlernen.

Und wiewohl ich dies keineswegs bereue so kann man schon sagen das ich damit wohl wider besserem Wissen gehandelt habe.

Da waren einmal X Bewerbungen zu schreiben, an alle mehr oder weniger namhaften Unternehmen wie sie im dicken Branchen Telefonbuch der Post standen.

Geworden sind es dann vergebliche Aufnahmeprüfungen bei Grundig, Philips?, Köck, Haas!, sowie einer Vorstellung vermittelt über das Arbeitsamt oder einer anderen Stelle zu, und hier ist der Name ausnahmsweise gennant da die Firma bald später in Konkurs ging "Radio Ritz" auf der Favoritenstraße? im 4. oder 5. Wiener Bezirk.

Mit der Geschäftsinhaberin war eine Art Probetag vereinbart der zugleich den Aufnahmetest darstellen sollte.

Das Geschäft - eine schmale längliche Ladenzeile in einem Gründerzeithaus hatte seine Zeit schon lange hinter sich. Es war auch mehr als Schallplattengeschäft ausgerichtet und bot alles und zugleich nichts.

Die Inhaberin machte den Eindruck sie sitze nur hier um mit Altkunden zu tratschen und vielleicht einmal eine Batterie zu verkaufen.

Der Meister - ein Angestellter der wie sich später herausstellen sollte noch gar kein Meister war und "Horstl" der Geselle kümmerten sich ums Service.

Mit besagtem Horst fuhr ich bzw. zuerst gingen wir einen reparierten Farbfernseher in einem Nachbarhaus ausliefern.

Dann ging es zu einem Kunden den damals neuen UHF Kanal 34 des Wiener Stadtfernsehens einzustellen. Es gab glaube ich damals so eine vom ORF mit dem Handel bzw. der Innung vereinbarten Aktion wonach dies zum Betrag X ich nehme an unter öS 100 Schilling pauschal durchgeführt wurde.

Die Einstellung war gemacht und wir bekamen ein schönes Trinkgeld. Wir, das war Horst der es für sich behielt und im Auto auch noch stolz darauf hinwies das dies wohl nicht schlecht gewesen sei. Ich hatte leider nicht den Mut das zu sagen was zu sagen nötig gewesen wäre...

Dann ging es zu Philips in den 10. Bezirk irgendein Fernseh-Ersatzteil zu holen was aber in bar zu bezahlen gewesen wäre (im Nachhinein betrachtet zeigte dies schon den Stand des Unternehmens an).

Horst hatte zu wenig Geld mit und fragte doch glatt mich ob ich nicht eine für mich ungeheure Summe von ein paar 100 Schilling dabei hätte und ihm borgen könne. Ich hatte sie nicht und so ging es zurück in die Werkstatt.

Dort gab mir der "Meister" eine Serien oder Parrallelrechnung mit Widerständen die ich lösen sollte was mir auch keine Schwierigkeiten bereitete und der Meister die Rechnung abnahm.

Dann war der Probetag zu Ende und ich hörte entweder nichts mehr oder eine Absage von der Firma.

Ein weiteres Unternehmen Radio K. wurde von mir und meiner Mutter aufgesucht zwecks Vorstellungsgespräch beim Inhaber. Ein Mann mit gepflegtem Oberlippenbart - alias einem Schnurrbart saß mir gegenüber und fragte was denn am Typenschild meines Gerätes zu Hause zu lesen sei.

Ich dachte dabei an mein Multimeter dem "Jemco US100" und begann mit den Ausführungen.

Er unterbrach und meinte was am Schild meines Radios steht was ich ihm auch beantworten konnte. Signifikant in einer Ehrenecke oben am Kasten stehend der DKE - Deutscher Kleinempfänger aus 1938 der die lange Tradition des Hauses unterstreichen sollte und meinen Blick fesselte.

Auch las ich dort auf einem Werbeplakat zum ersten Mal bewußt den für mich etwas streng norddeutsch klingenden Markennamen "Nordmende" mit dem ich noch nichts anfangen konnte.

Ausschlaggebend warum auch hier nichts daraus geworden ist war wohl meine in seinen Augen zu schwache Statur.

War es doch ein Unternehmen wo vom Fernseher über die Waschmaschine alles auch ausgeliefert werden sollte.

Meine Mutter bot einen Probetag an was auch in meinem Interesse stand. Der Inhaber lehnte jedoch ab da er das Risiko eines möglichen Unfalles nicht tragen wollte. Es wurde nichts daraus. Jahre später lernte ich im Sony Service den Kollegen, Andreas, kennen der die Stelle statt mir bekam.

Was er aus seinem Alltag damals zu berichten wusste ließ jeden ohnehin nie vorhandenen Neid gar nicht wieder aufkommen.

Bei einer Firma die ich vom Namen aufgrund deren lokalen Präsenz her kannte versuchte ich es alleine auf gut Glück.

Da man offensichtlich gar keinen Lehrling aufnehmen wollte baute man im Gespräch die Komplexität der Materie zur für mich unüberwindbaren Hürde auf was ich aber aufgrund der auch sonstigen Reserviertheit der Leute nicht allzu ernst nahm.

Und so ging es zur letzten Vorstellung, nach den Versuchen alleine, mit der Mutter und jetzt mit dem Vater zum Unternehmen in die bessere Gegend Wiens.

Das Gespräch fand glaube ich am Spätnachmittag/Abend sozusagen zwischen Tür und Angel stehend statt.

Allgemeine Fragen wurden gestellt darunter welche Lehrer ich in der Schule XY hatte. Vor lauter Aufregung verstand ich den Satz aber nicht ganz und begann die Summe der schlechten Zeugnisnoten ins Gespräch zu bringen bis mich mein Vater unterbrach und im Gespräch herauskam das meine Schulgeneration zwangsweise nicht mehr die gleichen Lehrer wie einst der Meister hatte.

Dann fragte er wieviele Zigaretten ich denn rauche wenn der Papa nicht dabei ist was mich in Verlegenheit brachte. Aber nicht weil ich rauchte sondern weil die Frage etwas befremdend war.

Dann holte der Meister weit aus und sprach davon das bei einer Lehrlingsentschädigung von öS ~2.500,-Schilling/Monat aufgrund eines großartigen von ihm eingeführten Prämiensystems ich schon bis Weihnachten auf gut und gern öS 8.000,-/Monat kommen kann wenn denn fleißig sei.

Im Vergleich zu den bescheidenen Beträgen während der Schulzeit klang dies zu schön um wahr zu sein. War es dann auch was zwischen meinem Vater und dem Chef ob der geleisteten Überstunden und dem Umstand das die Prämie nicht einmal die Zeit nach Lehrlingskollektivvertrag abdeckte zu Auseinandersetzungen und letztenendlich zum Abbruch des Lehrverhältnisses unsererseits führte.

Bis es rund 16 Monate später soweit kommen konnte war aber zuvor noch die "schwere" Aufnahmeprüfung zu bestehen:

Nachstehende Geschichte würde man eher aus den 1950er Jahren erwarten, trug sich aber tatsächlich so zu.

Schwer im wahrsten Sinn des Wortes, denn es galt einen geschätzt 63cm Nordmende Farb TV alleine zu schnappen und in einen anderen Raum zu tragen ohne ihn natürlich fallen zu lassen.

Da ich nicht einmal wußte wie man so einen Kasten packen soll führte mir dies ein Geselle kurz vor.

Das Prinzip funktionierte, der "Test" war bestanden und ich hatte den Lehrplatz was mich mit stolz und großer Vorfreude erfüllte. Als Beweis dafür kann ich angeben in meinem Sinne die Lehre einen Monat früher bereits im August anstelle im September wie alle anderen angetreten zu haben.   

In der Erinnerung blieben:

Endloses Fernseher schleppen, auspacken, aufstellen, abholen, liefern und Sender einstellen – Speziell bei Kunden mit Kabelfernsehen, die die Programme nach der Fernsehzeitung eingestellt haben wollten, war das mit den früheren Sendersuchlauf Versionen ohne Kanalanzeige eine Prozedur.

Das endlose wuzeln an den mechanischen Philips Einstellladen der K9 Chassis Generation mit je 6 Programmen bescherte wiederum wunde Finger. Kartons (von Ausstellungsgeräten) zwischenlagern in der Hoffnung sie nach dem Verkauf wieder aufzufinden. Mit Zimmerantennen in Wohnungen herumgeistern wo eigentlich eine Außenantenne angesagt gewesen wäre. Servicekoffer mit dem Verbrauchsmaterial nachbestücken.

 

Die „Ausbildung“ bestand im Wesentlichen durch selbst ausprobieren und zusehen – also "Learning by doing". (Da ich die meiste Zeit nur mit den anderen beiden theoretisch nicht so versierten Gesellen verbrachte, und der „Ing. Meister“ viel Zeit privat im Ausland war kam der theoretische Abschnitt des Ausbildungszieles in dieser Phase wohl etwas zu kurz.)

 

So bestand das „täglich Brot“ auch im Außendienstservice beim Kunden Vorort zusammen mit dem Gesellen aus Nachlöten von Prints und dem tauschen der Hochspannungskaskaden aufgrund eines Ausfalls oder weil sie rissig geworden waren und bereits Funken sprühten.

Speziell in Erinnerung in dieser Disziplin sind die Volltransistor Telefunken und Philips K9 Geräte. Ebenso das Tauschen der BU108/BU208 Zeilenendstufentransistoren.

Ausgebrannte Philips Chassis K11 Modullleisten überbrücken und Prints mit Löchern flicken.

Sackweise die Grundig Super Color Modulbausteine (Die mit der LED Anzeige die leuchtet wenn das Modul in Ordnung ist) mitnehmen und so lange tauschen bis „er“ wieder geht – wenn nicht = schleppen – es war ein Gerät mit eingebautem 50 Hz Trenntrafo! Netzteilreparaturen bei Kleingeräten – damals auch noch Seilzug tauschen und der Skalenlampen wechsel.

D_Grundig_1979_SuperColor_Bausteinmodulfernseher

Bild: Beispiel eines Ost-West Moduls des Grundig Super Color Bausteinfernsehgeräts

Unvergesslich natürlich die stets gebrochenen Seilzugkunststoffantriebsrollen beim Transistorradio HEA Trixi 2500 und ähnlichen Geräten dieser Serie – Dennoch ein tolles Gerät welches wohl auch ein „Pflichtradio“ jedes österreichischen Sammlers ist!

HEA Trixi Transistorradio  

Bild: Der weitverbreitete österreichische HEA Trixi Transistorradio

In Einzelfällen gehörte noch das Flicken (Kleben) von VHS, ßBeta und Video 2000 Kassetten dazu. Hierfür gab es ein spezielles Set um einen kopfschonenden Schrägschnitt durchzuführen. 

Die damals übliche Verrechnung einer Mindestviertelstunde ~ öS 100,- (~ € 7) - was ungefähr auch dem tatsächlichen Zeitaufwand entsprach, machte jedoch das Flicken der Kassetten für den Kunden schon damals unwirtschaftlich was mitunter zu Unmutsäußerungen ob des hohen Reparaturpreises führte. 

Die VCR Kassettentechnik von Grundig war schon kein Thema mehr und Sony/Sanyo ß-Geräte aber auch Video 2000 war klar zugunsten von VHS bereits am sinkenden Ast.

Weiters als Tageswerk zu nennen: Batterien tauschen – manchmal auch gleich ein neues Anschlussclip dazu wenn die Kontakte oxidiert waren. Selbst batteriebetriebene "Massagestäbe" kamen so auf den Reparaturwagen.

Rasierapparate und Kleingeräte blieben in Einzelfällen unrepariert wenn sich von den Gesellen niemand mehr der Sache annehmen wollte und man meinte der Lehrling soll sich darum kümmern. (Anmerkung: Die Firma gibt es heute (2009) noch! Der Beitrag schildert lediglich eine bestimmte für den Autor relevante Zeitspanne!)

Und wenn der ReparaturgeräteANNAHMEraum, der zugleich der Lagerraum  für fertig reparierte Geräte wie auch Verkaufsraum war schon überquoll, dann durfte man zu den in näherer Umgebung wohnenden Kunden hinlaufen und Bote samt Inkassomann spielen.

Der Versuch einer Übergabe eines als Toilettpapierspender gestalteten AM! Radios (nur Radio Ö1 vom Sender Bisamberg war zu empfangen) an einen etwas peinlich berührten Kunden wird wohl unvergeßlich bleiben.    

WC Papier Klopapier Radio

Bild: WC - Toilettenpapierhalter und Radio in einem. Diese Geräte gab es in den verschiedensten Farben und Ausführungen einige Jahre als Gag zu kaufen.

Hin und wieder stand Aufräumen und Ausmustern in der Werkstatt im Suterain gelegen auf dem Programm wo bunt in einer riesigen Schachtel zusammengeworfene ungeprüfte Module aller Fabrikate und Typen von nachvollziehbarerweise sachunkundigen Lehrlingen neu zu sortieren waren. 

Zu diesem Zweck wurde schon vor meiner Zeit zwei große rohe Pressspannplattenfachregale mit X jedoch größeren Fächern gebaut die theoretisch beschriftet hätten sein sollen und in denen die richtigen Module zugeordnet gewesen sein sollten. Da es an einem brauchbaren Muster für die Arbeit und damit einer Vorbildwirkung fehlte blieb das Projekt eine Dauerbaustelle.

Das dabei auch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wurde war klar. Besonders gerügt wurden wir, weil wir die Kaskadenanschlüsse (die ja immer extrem schmutzig und klebrig sowie störend am Chassis wegstehend waren) abgeschnitten haben und diese daher nicht mehr zu einem zweiten Leben in einem Reparaturgerät herangezogen werden konnten.

Siemens_Kaskade_TVK31

Bild: Beispiel einer Hochspannungskaskade deren Aufbauprinzip mit den Dioden deutlich zu sehen ist - Nach Jahren des Betriebes sahen sie leider meist "etwas" anders aus.

Auch gab es einen Raum der zugleich die "Werkstattküche" war, vollgestopft mit alten Ausschlacht TV's die vereinzelt dann nach und nach als Gebrauchsfernseher wieder aufbereitet wurden.

Wenn ein solcher Gebrauchtfernseher (dessen Verkauf einen nicht unerheblichen Beitrag zum wirtschaftlichen Gesamterfolg darstellte) in der Garantiezeit defekt wurde, so war dies durchaus willkommen, da wie man heute sagen würde ein Upgrade auf ein Neugerät mit Abgeltung des Gebrauchtgerätepreises fast immer zur Zufriedenheit des Kunden vollzogen wurde.

Und der „Gebrauchte“ trat kurze Zeit später nach einer Reparatur wieder seinen Gang zuerst in den Schauraum und alsbald zum nächsten Kunden an. Röhrengeräte (Bildröhre ausgenommen) aber wurden als Gebrauchtgeräte nicht mehr herangezogen.

Ab und an wenn man in der Werkstatt schon nicht mehr stehen konnte, kamen die Rücknahme Geräte älterer Generationen vor die Tür, wo vereinzelt sich Bastler dieser Geräte bemächtigten. Das Groß der Menge wurde aber zur Entsorgung geführt (natürlich auch Minerva 50er Jahre Typen!).

Es war allgemein die Zeit, wo bei vielen der Ersatz des Erstfarbfernsehers anstand (PAL Einführung in Österreich 1. Januar 1969), vereinzelt auch 2. oder gar 3. Fernsehgeräte im betreffenden noblen Wiener Vorortbezirk angeschafft wurden.

 

s/w war bis auf portable TV's kein Thema mehr. Ich erinnere mich aber noch eine Kundin mit Kabel TV, wo wir noch mit einem (schlecht bestückten) Röhrenkoffer ausrückten um den s/w TV zu reparieren.

Danach fragten wir uns wie denn das sein müsse – Kabel TV und s/w TV mit UHF Abstimmrad Tuner, wo sie mühevoll die Sender jedes Mal neu einstellen musste.

 

Anmerkung:

Kabel TV, lokal stets der Anbieter Telekabel war in jener Zeit generell eine "Rauschorgie". Weniger wegen des Pegels sondern aufgrund zumeist schlechter C/N Verhältnisse schon bei der Aufbereitung (VHF & UHF Netz!). Ebenfalls in dieser Zeit wurde ein Teil des Wiener Netzes (Bestand aus 3 Teilen) auf das untere Sonderkanalband erweitert, was natürlich viele Kunden nötigte eine Neuanschaffung zu tätigen.  (siehe dazu auch der Beitrag: Die Geschichte des Fernsehens in Österreich)

Bei einer Kundin blieb mir in Erinnerung : Sie hatte einen alten Minerva s/w TV von uns reparieren lassen, und das der Geselle ihr keine Empfehlung zur Neuanschaffung eines Farbfernsehers aussprechen wollte, da das Gerät (von einer anderen Firma zuvor noch in der Garantiezeit eine neue Tesla Bildröhre erhalten) ein einwandfreies sehr gutes s/w Bild erzeugte.   

 

Antennenbau:

Im Nachhinein kann man wohl vereinzelt Szenen aus der Trickfilmfigur "Werner - Das muss Kesseln" oä. in dem einen oder anderen Ereignis wiederfinden.

 

Einen offenkundig bleibenden Eindruck auf mich machte wohl der Antennenbau, wo wir fallweise bis zu 5! Mann hoch = Gesamte männliche Firmenbelegschaft auf der Montage waren. Wie bei einem Militärmanöver wurde die erforderliche Ausrüstung kistenweise in die Fahrzeuge verladen - in der trügerischen Hoffnung man hätte dann alles notwendige mit dabei.

Erforderliche Antennen und Masten sowie Montagematerial wurden aber zumeist erst "Just-in time", also unmittelbar vor der Montage bei der örtlichen WISI Vertretung gekauft und abgeholt.

Als häufig, ausgerechnet für solche Einsätze verwendetes Fahrzeug blieb mir dabei der Privat PKW des Chefs, Simca 1308 o.ä. mit beigen Velourssitzen in Erinnerung!

Ich glaube es war der einzige Wagen der damals einen Dachträger oder durch die umlegbaren Sitze mehr Platz für Leiter und Masttransport hatte – die beiden alten benzinbetriebenen Seat Kastenwagen, selbst schon als gebraucht vom Flughafen Wien-Schwechat gekauft hatten diesen nicht.  

 

Zwecks besserer Kommunikation während der Montageeinsätze wurden sogar extra zwei hochwertige 40 Kanal FM CB Funkgeräte im hammerschlagfarbenen Metallgehäuse (Stabo?) mit Akkus angeschafft. (Vor-Handy Zeit!)

Am häufigsten kam die Montage von Dachbodenantennen vor, - immer nur einfache Sachen mit Steckmast und einer Kombiantenne oder maximal je einer VHF und UHF Antenne für Kanal 5 – ORF 1, Kanal 24 ORF 2 und Kanal 34 ORF2 Wien. Im westlichen Wien waren dies Kanal 9 und Kanal 41 (Himmelhof) bis zur jüngsten Umstellung auf DVB-T im Jahr 2007.

 

Außenmontagen mit Wandabstandshalter waren seltener. An echte Neumontagen mit einer Dachdurchführung kann ich mich überhaupt nicht erinnern.

Zumeist galt es alte UHF Antennen die nur bis etwa Kanal 28 funktionierten auf Breitbandantennen zu tauschen. In diese Zeit fiel eben die (offizielle) Aufschaltung des täglich rund 30 minütigen "Regionalprogramm Wien" auf Kanal 34.

Bei nur zwei örtlich empfangbaren Programmen und einer noch begrenzten Verfügbarkeit von Kabelfernsehen, dessen Anschluß zudem damals noch als Elitärgalt (Telekabel Wien – ursprünglich Stadteigentum mit Philips - Beginn 1979 in den „Betonhochburgen“ der Arbeiterbezirke) war man noch echt froh für etwas mehr an Auswahl. (nur 30 Minuten täglich zusätzliches Programm).

 

Einmal nur kam es zu einer Nachrüstung eines alten Philips K9ers auf OIRT 6,5 MHz Tonempfang für das zweite Programm aus Bratislava, dem Kanal 27 mit dem Empfang per Zimmerantenne :-(  - das Bild aber ließ der Kunde in s/w da in SECAM Farbe und nicht PAL ausgestrahlt.

Ostton Nachrüstmodul für Philips K9 Volltransistor Farb  Sender Kamzik aus Bratislava   Tschechoslowakisches Fernsehen CT2 Kanal2 SECAM um 1985

Bild: Der Nachrüstsatz für den Empfang des Osttons mit einem K9 Philips Chassis. Rechts der Sender in Bratislava/Slowakei den der Kunde über UHF sogar mit der Zimmerantenne empfangen hat bei rund 60 km Luftlinie. Das Logo der Československé Televize ČT2 das der Kunde aber nur in s/w sehen konnte!

Frequenz-(Block)Umsetzer kamen vereinzelt bei Gemeinschaftsanlagen zum Einsatz. Das Netzteil von einem ausrangierten Hirschmann Röhrenblockumsetzerkastens ist noch heute in meinem Besitz.

Siemens SANE 366W Netzteil für Röhrenantennenverstärker

Bild: In meiner Erinnerung war es ein Hirschmann Verstärkerblock. Zumindest das Netzteil jedoch stammte von der Siemens Antennentechnik, SANE 366W. Ein Aufbau bei dem wunderschön alle Stufen erkennbar sind. Professionell sind auch die Messerkontakte an den Seiten für die Verstärkermodule 

Öfter hingegen wurden Netzteile im Wohnzimmer zur Phantomspeisung des (transistorisierten) Dachbodenverstärkers angebracht.

Die Pegelmessungen wurden mit einem, heute würde ich sagen ausrangierten sprich in die Jahre gekommenen, damals aber weit gebräuchlichen König Messempfänger mit großem Bildschirm zur Reflexionsbeurteilung vorgenommen.

Immer mit dabei eine ewig lange Kabeltrommel, da die Akkus natürlich schon längst hinüber waren und einer der Gesellen mit stolz verkündete er habe diese nun ausgebaut und das Gerät damit etwas leichter gemacht....

Gebohrt wurde damals natürlich ebenfalls nur mit Netzbetrieb. Brauchbare und leistbare Akkubohrer kamen erst später auf den Markt.

Anfangs war es die allbekannte blaue vielverwendete, in der Bohrleistung aber stets ungenügende Black & Decker Bohrmaschine, bis diese endlich durch einen Spontanentschluss des Chefs durch einen modernen Bohrhammer ersetzt wurde.

Gekauft beim (teureren) Werkzeugeinzelhändler ein paar Häuser weiter – die günstigere Werkzeugkette „Zgonc“ lehnte er mit dem Hinweis „auch die kleinen wollen Leben“ ab! (Das war um die Zeit wo gerade der "Mediamarkt" als quasi Konkurrenz zum Einzelfachhandel nach Österreich kam).

 

Signifikant wohl für alle Branchen, wo man mehr für die Kunden aber weniger für sich selbst tut steht der Umstand, das aufgrund Uneinigkeiten mit der Hausverwaltung ein Zugang zur Reparatur oder Neumontage einer Antenne im Haus des Verkaufslokales nicht möglich war. (Der Chef hatte zu jener Zeit generell ein etwas gespaltenes Verhältnis zu anderen Autoritäten, Behörden und Institutionen.)

Daher wurden alle Fernsehgeräte mit einer Zimmerantenne die stets extra umgesteckt und neu ausgerichtet werden musste vorgeführt.

Ob diese Handhabe auch den Verkaufserfolg negativ beeinträchtigt hat ist mir nicht bekannt.

Bemerkenswert ist aber, dass Jahre zuvor die Werkstatt (im Vis a vis gelegenen Haus) aufgrund eines brennenden Fernsehgerätes ausgebrannt war und dabei auch der Antennenverstärker zu schaden kam.

Er selbst wurde nie erneuert, sondern mit einem langen, stets extrem dreckigen ehemals weißen Koaxkabel direkt aus dem Lüftungsschacht kommend, sind die Fernseher auf Ihren Rollwagen stehend abwechselnd betrieben worden. Das war noch die Testbildzeit!

So nebenbei, die speziell großen Fernseher (Kisten) eigneten sich hervorragend als rittlings benutzbare Sitzfläche um darauf sein Mittagessen einzunehmen....... (Nach heutiger Sichtweise eine nicht ganz optimale Art mit Eigentum von Kunden umzugehen......

Und doch gab es noch schlimmeres wie etwa den Fernsehsalto vorwärts/rückwärts im Auto durch den Gesellen was aber hier nicht in allen Einzelheiten preisgegeben wird.....)  

 

Eine nicht unbeträchtliche Motivation sich im Privatgewerbe so „abzuschinden“ war wohl das recht interessante Trinkgeld, das man zumeist im Außendienst erhielt.

Trinkgeld, im Werkstattjargon stets "Maut" genannt was auch für mich damals ein neuer Begriff war gab es fast immer wenn auch in unterschiedlicher Höhe.

Ob man davon aber etwas abbekam oblag den Gutdünken des Gesellen.

Anders beim Meister selbst - dort bekam man immer den vollen Anteil - er selbst behielt als Firmeninhaber nichts ein.

Leider gab es zu wenige Touren mit ihm da er sich vom Tagesgeschäft mehr ins private zurück zog. Aus dem Trinkgeld wie der Name sagt entwickelte sich ein leichter in meinem Fall aber nie leichtsinniger Umgang mit dem Kauf von Kleinigkeiten für den Alltag wofür sinngemäß dieses Geld ja auch gewidmet ist.

Später ging diese Form der Leichtigkeit dem starren Gehaltsrahmen folgend bis heute wieder verloren.

Das spätestens diese Ära aber bereits die Wegwerfmentalität besaß, zeigt z.B. dass das Umrüsten eines Philips Farbportables, den ein Diplomatenehepaar aus Großbritannien mitgebracht hat (GB Norm: PAL mit nur UHF – mit 6 MHz Ton) schon nicht mehr rentabel war.

Philips_Pye_1984_36cm Portable

Bild: Symbolbild des äußerlich auch in Österreich bekannten Philips Gerätes jedoch in der GB Ausführung nur mit UHF Tuner bestückt und damit stumm sowie nicht für ORF 1 empfangsbereit 

Das holen von Kaffeemilch, Zigaretten und die Durchführung administrativer Tätigkeiten für den Büro-Verwaltungsbetrieb war ebenso Bestandteil der "Ausbildung".  

Selbstbasteln und Experimentieren war in diesem (Kollegen) Umfeld aber eher nicht angesagt (..."wozu braucht man zuhause ein regelbares Netzteil?"..) und so blieb es bei einem einstufigen Transistorverstärker für meinen noch in der Schulzeit gebastelten Detektorempfänger (mit dem abgewickelten Draht von einem Trafo der neu auf eine leere Toulettenpapierrolle aufgebracht wurde) der von einer Abfallbatterie gespeist wurde, sowie einem NF Verstärker mit LM741 und Endstufentransistor als Universaltestverstärker. 

Während der noch in der Schulzeit mit Holz und Pappe recht schön aufgebaute Detektorempfänger nach Bauanleitung meines damaligen sehr geschätzten Mentors leider nicht mehr in meinem Besitz ist kann ich aber (leider?) ein Bild des Verstärkers einstellen:

Eigenbau_198X_Verstärker

Bild: Wahrlich keine ruhmreiche Umsetzung weder mechanisch noch elektrisch. Auch der Klang war sehr besch...eiden, aber dennoch ein Zeitzeugnis und fast alles aus Schrottteilen. Der Kenner sieht in dem Gehäuse ein Abschirmblech aus den Telefunken TV Chassis......   Einen Blick auf das Chassis gibt es hier. 

Eigenbau_198X_Verstaerker

 

Der Alltag im industriellen Reparatur- und Serviceumfeld

A: Die Ausbildungszeit:

Die Trennung der damaligen österreichischen Berufsbezeichnung "Radio und Fernsehmechaniker" wurde auch Kollektivvertraglich zwischen dem Gewerbe und der Industrie, nicht zuletzt durch getrennte Berufschulklassen und einer unterschiedlich hohen Lehrlingsentschädigung, wie auch anschließendem Gehalt als Geselle vollzogen.

Industrie

– das waren immer nur Philips und Grundig, nach "meiner Zeit" auch Sony

Gewerbe

- das waren alle anderen, einschließlich den Wiener Elektrogroßmarktketten wie Köck nachmals Cosmos oder Elektro !Haas.

 

Lehrlinge im Einzelgewerbe wurden meist als Allroundkräfte für alle! Arten von Reparaturen in ihren Betrieben eingesetzt, in vielen Fällen auch als Verkaufsunterstützung. Von Köck und Elektro !Haas war eine Art Turnusrad bekannt, welches alle Lehrlinge betriebsintern zu durchlaufen hatten um eine allumfassende Ausbildung zu erhalten.

Bei der Industrie hingegen gab es die Trennung, wonach neben einer theoretischen Parallelausbildung zur Berufsschule (Duales Ausbildungssystem), bei Philips Wien die aktive Mitarbeit der etwa 15 - 20 Lehrlinge in den Zweigen der Produktion (z.B. Videowerk) während der ganzen Lehrzeit Pflicht war.

In der Lehrwerkstätte Grundig Wien hingegen war (bei max. 10 Lehrlingen pro Jahr mit insgesamt drei Ausbildern: Leitung Herr Ing. Rudolf Bäumler, weiters Herr Kurt Pöchersdorfer und Herrn Stöckl) während der ersten 3 Jahre ausschließlich der (subventionierte) Lehrwerkstättenbetrieb auf dem Programm.

Lediglich im 3. Lehrjahr und als Überbrückung während einer Urlaubswoche war eine relativ kurze Zeit „Schnuppern“ in der Fertigung angesagt, die mich in die Automatenbestückung, zur automatisierten ZF Modul Abstimmanlage und zu einer der Lötmaschinen führte. Andere kamen ins Betriebslabor, zur Endmontage oder anderen Zwischenstufen der Fertigung.

Im 4. Lehrhalbjahr (bei 3,5 Jahren Gesamtlehrzeit) war dann ausschließlich die volle Mitarbeit in dem von jedem einzelnen selbst zuvor ausgesuchten! Arbeitsumfeld verlangt (In meinem Fall beim Reparaturservice das im gleichen Gebäudekomplex untergebracht war). Ausgenommen war nur die Zeit des einmal wöchentlichen Berufschulbesuchs und eines Donnerstag Nachmittag Englischkurses.

 

Auf Computern mit Maschinensprache gefüttert gab es ein Englisch Trainingsprogramm wo man fehlende Wörter zu ergänzen hatte. Danach hatte man sich in einer Art dreier Turnus eine VHS Videokassette anzusehen, mittels der einem die Funktion eines TV's erklärt wurde.

Fachvokabel und Phrasen wie "Deflection Yoke, There`s a picture on the TV u.a." werden wohl für immer auf der Festplatte eingebrannt bleiben. Nicht zu vergessen, das sogar eigens ein auswärtiger Englisch Trainer angeheuert war der mit uns etwa 2h unterrichtend kommunizierte. Oder wir mit ihm?: "Let's have a break" war ein nicht selten ausgesprochener Satz in seine Richtung. 

 

Heute würde ich sagen, all dies war das reinste Paradies für einen Auszubildenden – damals dachte man natürlich etwas anders darüber! 

Davon Zeugnis gebend blieb mir die Erinnerung, das man mir wohl aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit beim Fachvideo einmal unverbindlich „Anbot“ doch den Rest des Nachmittags in der Fertigung zu verbringen was ich dankend ablehnte.

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Doch war ich bei weitem nicht der einzige damals, der ab und an den Wert des uns gebotenen nicht ganz erfassen konnte: 

Anstatt die VHS Kassette mit dem Lehrfilm anzusehen öffnete doch ein Kollege die Kassette ohne das Etikett zu zerstören und spulte manuell das Band jetzt 180° gedreht um. Nach dem Zusammenbau legte er sie wieder ins Gerät. Die nachfolgende Gruppe sah nun den Film zurücklaufend aber synchronisiert! am Bildschirm (Grundig Multinorm VHS Recorder der 200er Serie).

 

Erst Drohungen des Lehrwerkstättenleiters die Polizei einzuschalten welche den Übeltäter mit Analysen der auf der Kassetteninnenseite hinterlassenen Fingerabdrücke zu entlarven hätten, führten alsbald zum reumütigen Selbstbekenntnis des Täters, was ihm ein Lob für das hervorragende technische Experiment, jedoch einen nachdrücklichen Tadel für das menschliche Versagen in dieser Angelegenheit einbrachte.

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Selbiger war auch daran beteiligt Computerprogrammierarbeiten eines anderen ihm wohl nicht so zugeneigten Kollegen dadurch zu sabotieren, indem er einen Schukostecker mit einem extra berechneten Widerstand zwischen Phase und Schutzkontakt versah, der mit etwas Verzögerung den 100mA? FI der Lehrwerkstätte auslösen ließ............

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Der Täter blieb ungeschoren, der geschädigte Programmierer (Er ist heute Selbstständig tätig im IT Bereich) erhielt eine wortstarke Rüge weil er nicht rechtzeitig zum Ausbilder in den etwas entfernt gelegenen Lagerraum gekommen war...

Ob mangelnde menschliche Reife, falsch verstandene Solidarität, Furcht oder gar die vielleicht insgeheim vorhandene Schadenfreude uns - also den Rest der "Kameraden" zum Schweigen motivierte sei dahingestellt - Soviel zur Gerechtigkeit im (Lehrlings-)Leben. Wiewohl dieses Beispiel sicher nicht der einzige Fall in diese Richtung war.

Schon lange zuvor lernte man die praktische Bedeutung einer Kondensatorladung und die Sache mit dem Tau kennen. Nämlich dann, wenn ein blauer oder roter WIMA Blockkondensator so mit Alufolie vom verspeisten Jausenbrot beklebt wurde so das alle Seiten außen jeweils elektrisch leitend waren. Nun wurde der Kondensator mit einer Diode am Regeltrenntrafo (Grundig RT 5 oä) auf gut 250 V oder mehr aufgeladen.

 

Danach baten einem die netten Kollegen die mit dem Kondensator wie mit glühenden Kohlen um sich warfen den Ko doch zu aufzufangen....................... .  Spätere Gespräche mit Lehrlingsjahrgängen die vor uns "dran" waren bestätigten, daß dies durchaus nicht unser exklusiver Zeitvertreib war.

Auch der Ausbildungsleiter selbst soll ähnliche Vorgangsweisen seiner Schützlinge bisweilen mit Humor genommen haben und gleich darauf in tiefgehende Theorie wie Kapazitätsdefinitionen und Rechenkalkulationen zur Kapazität eines Farads übergegangen sein..... 

Nichts für solche mit einem Herzfehler war auch die vom Berufsschullehrer! Ing. O. V. vorgenommene, heute sagt man wohl „Workshop“ Präsentation, zum Thema Induktion im Labor bei der sich alle Schüler an den Händen haltend der Induktionsspannung einer Spule die nach Öffnen des Stromkreises eintritt auszusetzen hatten. 

Gespeist wurde der Brocken von einer Spule weit jenseits einem Henry mit einer Nickel-Eisen + Lauge 12 V Batterie. "Mein Vater hat solche in seinem Wohnwagen" war noch als Dialog der Berufschullehrer untereinander zu vernehmen.

Wiener "Mollardburg" - Die Berufsschule in der Mollardgasse 87 in Wien 6

Bild: Die Wiener "Mollardburg" - Die Berufsschule in der Mollardgasse 87 in Wien 6; Mit dem Eröffnungsjahr 1911 eine der ersten Stahlskelettbauten Wiens

Apropos Berufschule:

Als wäre es ein falscher Witz am falschen Ort gehört gerade auch deshalb von den über die Berufschule organisierten Exkursionen berichtet.

 
Zuerst das Offizielle:
 
Dazu gehörte Geschichtsbildend der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich. Auf dem Weg dorthin machten wir Halt im Voith/ÖBB Eisenbahnwaggoninstandsetzungswerk in St. Pölten.
Da wir ja Kollektivvertragsmäßig unter Metall-Bergbau-Energie „liefen“ war der Abstand zur Materie eigentlich ja nicht gar so groß. Verschlissene Kübel(Eimer-)große Eisenbahndieselmotorkolben kamen so als Briefbeschwerer anderswo zu neuer Verwendung.

Der deutlichste Kontrast aber waren die Größenverhältnisse einer solchen Halle, der Lärm, Schmutz und die nichttemperierte Luft im Vergleich zur Grundig Fabrikationseinrichtung wie sicher auch zu dem meisten anderen Elektronikschmieden.
 
Für den angehenden Nostalgiker war auf jeden Fall einiges dabei: Die Werkshalle war alle paar Meter mit einem zur jeweiligen Arbeiterpartie/Brigade zugehörendem Radio bestückt. Natürlich alles UKW tauglich aber vom Röhrengerät ab 1955 wie dem Minerv Baby Minx bis zum All-Transistor der späten 1950/60 und Anfang 70er Jahre war so einiges interessantes dabei.
 
Eine Vitrinenausstellung im ehemaligen KZ Mauthausen bot dann als Kontrast zum sonstig Gesehenen auch Einblicke für den Röhrenfreund, wobei ich mit meinem Interesse für das ausgestellte Gerät - einem Häftlingsradio ziemlich alleine blieb. Es war vermutlich ein Einkreiser, der mit den verschiedensten Bauteilen, jedoch auf einem Serienchassis eines Markengerätes aufgebaut war.
Die weiteren Umstände zum Gerät – der Häftling soll für Aufseher etc. deren Radiogeräte repariert haben und das eine oder andere Teil für seine wichtige Nachrichtenquelle einem eigenen KZ Lagerradio abgezweigt haben. Wie das ausgerechnet bei dem Chassis gelungen sein soll blieb mir aber immer ein Rätsel.
 
Das Engagement in dieser Richtung, noch gesteigert durch einen eigenen Sender kennt man auch aus Buchenwald worüber es auch in der Literatur das eine oder andere, zum Teil verklärendes zu lesen gibt.
 
Weitere Exkursionen führten uns mit Herrn Ing. Martin Stiny auf den Mittelwellensender Bisamberg der zu dieser Zeit noch das Vollprogramm leistete und bereits die energiesparende modulationsabhängige Trägerabsenkung (Optimod) hatte.
Beeindruckend blieben die drei übermannshohen langsamlaufenden Schiffsdieselgeneratoren in der Halle mit dem Klinkerboden, die im Umfeld der labilen politischen Situation im Österreich der 1930er Jahre eine Unabhängigkeit vom Stromnetz boten und auch nach Verlegung einer Hochspannungsleitung als Redundanz blieben.
Dieser Teil war einer, dessen Sprengung im Gegensatz zu den Sendemasten in den letzten Kriegstagen durch den beherzten Einsatz Beteiligter Widerständler verhindert werden konnte.

Die mannsgroßen Spulen und die Antennenanpassglieder mitsamt der reusenförmigen Freileitungssignalzuführung galt es neben der Mischung aus 1930er und 1950er Bauarchitektur (Stichwort: Kathedralen der Technik) zu studieren.





 

Radio Wien Sender BisambergRadio Wien Sender BisambergRadio Wien Sender BisambergRadio Wien Sender BisambergRadio Wien Sender BisambergRadio Wien Sender Bisamberg

  
Bilder: Großmast Fußpunkt mit Signaleinspeisung vom Anpassungshaus, Reusenzuführung zum kleinen Mast, Sender Bisamberg Antennenensemble, Bauarchitektur alt, Bauarchitektur "neu", würdevoller Straßenname zu Ehren von Oskar Czeija.
 
Ebenso fanden wir den Weg auf den ORF UKW und Fernsehsender Wien-Kahlenberg, dem Hausberg der Wiener, wo wir die Senderstufen besichtigten. Der Sendeturm mit dem Richtfunk blieb uns aber leider nicht zugänglich.
 
Nebenbei:
Diese Senderbesichtigung motivierten mich einige Jahre später spontan und unangemeldet privat beim Österreichischen Kurzwellensendezentrum in Moosbrunn „hereingeschneit“ zu kommen. Ich wurde tatsächlich von einem sehr freundlichen diensthabenden Techniker begrüßt und wie unter Fachleuten herumgeführt – einschließlich dem als Faradayschen Käfig ausgestatteten Labor/Messraum. Selbst ein angebotenes Trinkgeld für das Entgegenkommen wurde abgelehnt mit dem Hinweis er sei ja ohnehin im Dienst.
Mit dieser Erfahrung im Hinterkopf probierte ich das ganze wieder Jahre später beim UKW/Fernsehsender Jauerling in der Wachau Niederösterreich wo ich leider auf einen meinem Ansinnen nicht wohlgesonnenen Techniker traf. (...Keine Zeit, ich habe zu arbeiten....)
 
Eine der letzten Besichtigungen führte uns in das noch am Altstandort Brunhildengasse 1, 1150 Wien vor der Übersiedelung nach Wien 23 fabrizierende AKG Werk.
 
In diesem Backsteinartigen mehrstöckigen altehrwürdigen Fabrikskomplex war noch das Flair dessen zu spüren was man als Teil der "Radioweltstadt Wien" der 1930er bis 1950er Jahre identifizieren möchte.
Fotos der Radiofertigungen die es auch auszugsweise in meiner EUMIG Dokumentation gibt spiegeln sich darin.
Bei AKG waren dies natürlich keine Radios sondern vorwiegend Mikrofone und Kopfhörer. Es wurden auszugsweise aus den Elektrolytkondensatorfolienrollen mit einem Materialstärkenmessgerät die Längen, deren Materialstärke im µ Bereich den AKG Spezifikation entsprachen, händisch herausgemessen und dann mit einer Stanze eine Membran herausgeschnitten sowie thermisch wie gewünscht verformt.
Kondensatorfolien deshalb, da die benötigten Mengen keine wirtschaftliche Eigenanfertigung zuließen.
 
Dann gab es noch den schalltoten Raum, den man etwas benommen wieder verlassen hat (verlustiger Orientierungssinn).
 
Selbst ein Röhrenmikrofon wie es ohnehin auch heute noch oder wieder alle Hersteller von Rang und Namen im Programm haben wurde uns vorgeführt.
 
Als wir wieder gehen wollten wurden wir aber aufgehalten. Wie sich herausgestellt hat, soll ein besonders wertvolles Mikrofon einer Sonderedition von einem Lehrlingskollegen „günstig“ erworben worden sein. Das diese Aktion hohe Wellen über die Berufschule bis in die Lehrwerkstatt und dem betroffenen Elternhaus geworfen hat kann man nachvollziehen.
Die interne „Kritik“ der Lehrlingskollegen untereinander bezog sich aber dann weniger auf das moralische Fehlverhalten sondern auf die „undichte“ Stelle aus dem Philips Lager.... soweit zu dieser Realität.
 
Nun zum Eingangs erwähnten Witz am falschen Ort:
 
Die erste und zugleich letzte gemeinsame von der Berufschule! organisierte Exkursionsfahrt die ich noch mit der Gewerbeklasse erlebte führte uns – in eine Brauerei!

Wir 15/16 jährigen bekamen in einer namhaften Waldviertler Brauerei eine umfangreiche Führung und Einweisung in die hohe Kunst des Bierbrauens. Mit „Metall-Bergbau-Energie“ hatte das kaum mehr was zu tun abgesehen von den Kupferkesseln.
Die gelernte Theorie wurde sodann in die Praxis umgesetzt, als der Brauereivertreter jedem Anwesenden drei bis vier Hauptbiersorten Hell/Dunkel etc. in geschätzt je ¼ l Gläsern zum Verkosten gab!
Wiewohl ich als Nichtbiertrinker von diesem Angebot kaum Gebrauch machte sind mir die Auswirkungen der Besichtigung bei den Mitlehrlingen dennoch entfallen. In Erinnerung blieb noch die kommunizierte Missgunst des Vortragenden gegen alkoholfreies Bier. Große Exzesse dürfte es aber keine gegeben haben denn dazu waren wir zu kurz dort. Den Ausklang machte dann das Mittagessen und eine Elektrobootsfahrt am Ottensteiner Stausee.

Heute, wo bei jeder österreichischen Supermarktkasse der Alkoholverkauf an Jugendliche zumindest auf dieser Ebene bewusst verhindert wird, erinnert das Erlebte zu sehr an eine Zeit, wo geschätzte Schauspieler wie Hans Moser, Paul Hörbiger & Co. in Österreich eine „weinselige“ Gesellschaft bildeten und Trinkfestigkeit als ein Ideal im Medium Film transportiert wurde.

Dieses Ideal war auch selbst bei dem einen oder anderen Berufschullehrer in Fleisch und Blut übergegangen die auch mitunter ihren Namen zum Programm werden ließen...       

Der eigentliche Höhepunkt des (Vormitt-)Tages während der Industrielehrzeit war für viele aber wohl der mobile 9h Essenswagen.

 

Die einzigen Arbeiten die man als Arbeit bezeichnen kann die im Zusammenhang mit der Lehrwerkstätte durchzuführen waren war einmal die Anfertigung einer unendlichen Anzahl an HF Koax Anschlusskabel für die 24h Dauerprüfung der Fernsehgeräte auf dem Band der Endprüfung.

Auf der einen Seite war ein besserer Hirschmann Stecker anzubringen. Am anderen Ende ein spezieller Koax Winkelschraubstecker den man durch ein offenes Blättchen an der Seite innen verlöten konnte.

Damit auch wirklich alle gute Arbeit leisten, bekam jeder eine Nummer zugewiesen, die er mit einem Schrumpfschlauch dauerhaft lesbar am Kabel anzubringen hatte. Hier übertrieb es der Werkstättenleiter wohl ein wenig denn es sind keine Reklamationen je bekannt geworden.

Später galt es freiwillig, für einige am Samstag Bohr- und Kabellegearbeiten für ein erstes Computer Koax-LAN vorzunehmen da nur an diesem Tag die darunter befindliche Eisenbahnwerksverladehalle ungestört zugänglich war.

 

Die Lehrwerkstatt selbst darf man sich folgendermaßen vorstellen:

Ein eigener im Grundig Stammwerk Wien Meidling (Es gab noch eine schwach besetzte Außenstelle in Wien Kledering) befindlicher Bereich war in drei Haupträume aufgeteilt. Davon der erste – eben für das erste Lehrjahr für die mechanische Ausbildung mit Bohrmaschinen, Drehbank, Schraubstock, Werkplatz etc. sowie in einem davon abgetrennten Bereich die Print-Ätzanlage mit dem Standard Ätzmittel Eisen III Chlorid die man aber nur als grüner „Froschmann“ verkleidet betreten und benutzen durfte.

 

Die beiden weiteren fast gleichen waren für das zweite und dritte Lehrjahr vorgesehen und bestanden aus einem „Lehrertisch“ sowie einer etwas größeren Tischfläche für die gemeinsamen Theoriestunden und je 10 Ausbildungsplätze mit je einem GO10 oder GO15Z Oszi, einem in der Lehrwerkstatt entwickelten und gebauten regelbaren Netzteil (0-30V ~1,5 A) und einem Maschinensprach-Computer (sorry – war nie meins – keine Details möglich – vielleicht finden sich noch Freaks die das ergänzen können). Ein ERSA 30 Lötkolben mit ewig verzunderter Kupferlötspitze (für DUR Dauerlötspitzen gab es wohl kein Geld).

Ein einfaches analoges Multimeter, sowie übliches jedoch eher einfach (billig) gehaltenes Handwerkszeug. Spätere Lehrgänge hatten dann ein Digitales (siehe Foto) wie ich es auch über die Lehrwerkstatt zu Sammeleinkaufskonditionen um damals öS 1.000,- Schilling beziehen konnte.

Realistischer Blick auf den typischen Ausbildungsplatz im Lehrsaal. Vielleicht ein wenig zu sauber und aufgeräumt...

Bild: Realistischer Blick auf den typischen Ausbildungsplatz im Lehrsaal. Vielleicht ein wenig zu sauber und aufgeräumt...; Zu erkennen das Grundig Multimeter links oben, das Selbstbau Lehrlings Netzteil, der Grundig RC Tongenerator, den Grundig RTx Regeltrenntransformator, das Grundig GO-X Oszi, der "Maschinensprachencomputer IBM Kompatibel mit dem Multisync Farbmonitor sowie besagtes Digital Multimeter.

Beidseitig über der Tafel waren von der Decke hängend zwei Grundig Super Color Baustein TV's angebracht, über die an einem Steckfeld links an der Tafelseite wahlweise der Haussender oder das Kabelfernsehen aufgeschaltet werden konnte.

Letzteres war wohl die bevorzugte Variante, die vor allen in den Pausenzeiten die Musikvideos auf Super Channel, vereinzelt auch den damals eingespeisten Sky Channel wiedergaben. Super Channel – SAT - Halbtransponderbetrieb - damals ins Telekabelnetz mit wirklich extremen Rauschen eingespeist, war für uns aber „die Welt“ noch bevor es MTV, VIVA, CNN und alles andere uns heute selbstverständliche gab.

 

Für die Lehrlinge gab es eingangsseitig links gelegen eine Garderobe mit rund 30 Spinds für alle drei Jahrgänge.

Dazwischen lag noch ein zugängliches Stiegenhaus mit den Sanitäranlagen. Dort durfte auch in den Pausenzeiten geraucht werden was rund die Hälfte der Personen dieserart nutzte. 

Die drei Ausbilder selbst hatten ein eigenes gemeinsames Büro mit je einem Schreibtisch und einem gemeinsamen Bürotelefon mit Amtschaltung dessen Gebrauch von Ausnahmen abgesehen weitgehend zweckgebunden war.

Dort besprachen sie administrative Interna und Ausbildungsziele, auch wurden dort allfällige „zwischenmenschliche Verhalte“ mit den Lehrlingen geklärt. Genauso aber auch kurzweilige zwanglose Gespräche über „Gott und die Welt“ untereinander und mit den Lehrlingen geführt.

Ebenso fand dort die Organisation und Auswahl der jährlich mittels Großtests ausgewählten Neuzugänge für die Lehrwerkstatt statt.

 

Das der eine oder andere Quereinsteiger sich anderweitig Zutritt verschafft haben könnte darf nicht ausgeschlossen werden. Der Autor selbst kam nach einer „schweren Geburt über das privat Gewerbe“ dazu wie die „Jungfrau zum Kinde“ und legt dafür lebendes Zeugnis ab – natürlich mit streng durchgeführter 2. Aufnahmeprüfung!

 

Sinngemäßes Zitat des Ausbildungsleiters gegen Ende der Lehrzeit, nachdem er sich von einem, dafür freiwillig gemeldeten Lehrling eine Analyse aller bisher durchgeführten Tests seit den 1970er Jahren vorlegen ließ: „Die, die wir damals abgewiesen haben – die hätten wir heute gerne – aber die gehen jetzt alle aufs Gymnasium oder auf die HTL (Höhere techn. Lehranstalt).“

 

Im Büro der Ausbilder – es war übrigens der einzige Raum mit Teppich stand gleich links beim Eingang das Fragment eines Telefunken FE VI Fernsehers umgeben von einem schützenden Plexiglas Sarkophag.

Vervollständigt und in Betrieb genommen wurde das Gerät nie. Wie es hieß, fehlte die eine oder andere der seltenen Fernseh-Spezialröhren die zumindest bezogen auf die Vor-Internet Zeit nicht aufzutreiben waren.

Nach der Übernahme und dem Verkauf der Werkseinrichtungen an die türkische BEKO Gruppe gelangte das Gerät mit Stand 8/2009 ins Wiener technische Museum.

Telefunken_FEVI

Bild: 2009er Nachweis des überlebenden Telefunken FE VI wie er in der Grundig Lehrwerkstätte stand, Dank an (C) Bildspender Herrn G. Poetschke

In die Lehrwerkstatt soll er gelangt sein über eine frühere Verkaufsaktion, wonach die Besitzer für die Rückgabe eines Altgerätes einen Betrag X als Gutschrift für den Kauf eines neuen Grundig TVs bekamen.........

In diesem Büro gab es auch das Archiv. So gelangte zwecks Studium als Kopie davon auch so mancher Schaltplan meiner damals privaten Röhrengeräte wie dem Siemens Garzioso Junior oder der Eumigette sowie auch Schaltungsbeschreibungen der Blaupunkt Röhrenradios in meinem Besitz und damit in mein Gedächtnis.

Ebenso im Archiv befanden sich auch für damals aktuelle Schaltungsunterlagen und Gerätebeschreibungen von US TV Typen der RCA die im Rahmen von einem Technologieaustausch wie auch immer dorthin gelangt sind.

Einen wirklichen Bedarf oder eine Anwendung dafür gab es eigentlich nicht. Theoretisch hätte man damit das US NTSC Fernsehsystem etwas aus der Nähe betrachten können.

Das Grundig Museum

Die Lehrwerkstatt beheimatete auch das „Museum“, das in einem der Säle auf Regale gestellt untergebracht war.

Echte High-lights kenne ich keine – in Erinnerung blieb das „Minerva Glotzauge“, ein eher hässliches TV Gerät mit hervorstehender Bildröhre und mit Knöpfen wie ich sie anderswo nie wieder gesehen habe.

Minerva Superb 23" Automatic    Telefunken Kurier 123WLo

Bild: Der Minerva Superb 23" Automatic, Alles relativ aus dem Blickwinkel des Betrachters, zudem mit dem Abstand der Zeit, technisch mit seiner rechteckigen Bonded Shield Bildröhre von Sylvania die keine zusätzliche Sicherheitsglasscheibe mehr benötigt. Zudem diverse Automatic Schaltungen auf der Höhe der Zeit. Somit hat er im Nachhinein in jedem Fall seinen Platz im Museum verdient gehabt!

Kleines Bild: Ein "Telefunken Kurier" Radio aus den 1930ern wo ich mich immer nach der fehlenden Skalenscheibe erkundigt habe ;-) (Anmerkung: Es hatte serienmäßig nie eine).

 

Das 1950er Flaggschiff in Form des Minerva 569 TV-Radio Kombistandgerät das von Lehrgangsvorgängern wiederinstandgesetzt und von Lehrgangsfolgenden neu lackiert wurde stellte wahrscheinlich die Krönung dar.

Eumig Fremes Meßgerät bei Minerva Wien 7 

Bild: Aus dem EUMIG Museum, der Fremes Meßgenerator

In Erinnerung blieb mir die Schilderung, wonach der im Museum aufgestellte Eumig Wehrmachtsmesssender der ein Bestandteil des früher bei Minerva Wien 7 verwendeten Radio Haussenders zum Geräteabgleich gewesen sein soll.

Ein paar Radios und s/w Fernseher sowie der erste Minerva PAL Farbfernseher Typ 680 waren noch da.

Den kleinen Minerva Mirella und einen spulenmäßig zerzausten Detektorempfänger behielt der Ausbilder gut verschlossen abseits – er wird wohl gewusst haben warum.

 Der Klassiker in jeder österreichiscehn Radiosammlung - Der (Die) Minerva Mirella

Bild: Der Klassiker in jeder österreichischen Radiosammlung - Der (Die) Minerva Mirella

Eine spätere, geschätzt Ende der 1990er Jahre privat organisierte Begehung mit Minerva Spezialist Herrn Fritz Czapek und mir bestätigte, das es (zu dieser Zeit) eher eine "Wald- und Wiesensammlung" zufällig eingelangter Geräte war.

Was es noch gab, das war ein zwei geschoßiger Lagerraum, der im Wesentlichen aus alten (ausgemusterten) Messmitteln wie etwa einem Grundig Schwebungssummer, manchmal aber auch aus selten verwendeten besseren Messgeräten wie etwa dem Farbbalkengenerator und Frequenzzählern bestand. Oder aus einem sauschweren auf eigenem Wagen fahrbaren britischen EMI Vollröhren Oszi auf dessen Vorzüge ich noch zurückkommen werde.

Ebenso gab es in dem Lager nicht nur nicht mehr benötigte Einzelbauteile wie Kondensatoren, Widerstände usw. sondern auch ganze Baugruppen die nicht mehr in der Produktion zum Einsatz kamen, wobei mir die massenhaft vorhandenen IR-Empfänger Patronen im Gedächtnis blieben.   

Diese deshalb erwähnt, da ich mit einem Kollegen in Zusammenarbeit mit dem Ausbildungsleiter einen solchen Empfänger mit einer Invertier bzw. Treiberstufe und IR Diode ergänzt und zu einem Fernbedienungsrepeater erweitert haben den wir auch nach Hause nehmen durften. Was heute X mal bei Conrad & Co. gekauft werden kann war dann zu Hause ein einzigartiger besonderer Komfort als damit der Familieneigene Grundig VS410 VPS Videorekorder vom Jugendzimmer aus bequem gesteuert werden konnte....   

 

Wie war nun der Tagesablauf während der Lehrzeit?:

Zum Einen war da einmal der Kontrast zur Privatwirtschaft auf den ich kurz eingehen möchte. Man darf dabei fast von einem Kulturschock sprechen.

Im Gewerbe erhielt man für weniger Lohn (Lehrlingsentschädigung - Im Sinne des Wortes ursprünglich gedacht zum Ausgleichen der entstehenden Spesen in Verbindung mit der Ausbildung) die Forderung mehr zu Arbeiten. Hinzu kam, der nicht immer angenehme Kommunikationston der einem auf ein klares hierarchisches Gefälle innerhalb der Belegschaft hinwies. 

Anders in der Industrie – Man erhielt ohne Arbeiten zu müssen einen höheren Geldbetrag (leider jetzt ohne Trinkgelder - von wem auch – etwa von den Kollegen?) und war plötzlich der Herr sowieso und wurde von den Ausbildnern ausnahmslos mit Sie angesprochen.

Wenn man gewöhnt war, das eine Geldleistung in Abhängigkeit von der Arbeitsleistung und allenfalls der Freundlichkeit und Höflichkeit einem Kunden gegenüber ausbezahlt wurde, so muß man diese neuen Regeln tatsächlich einmal verkraften können.

Auf Unverständnis meinerseits stieß der Ausbildungsleiter auch einmal, als er bemängelte das ein Gerät was zu Ausbildungszwecken von "einem der Werkstatt nahestehenden Person" repariert wurde und nicht wie es sich gehört hätte in den Augen des Leiters ausreichend gründlich gereinigt und geputzt wurde.

Was folgte war eine Geschichte, angesiedelt symbolisch in den 1960er Jahren als er in der Minerva Werkstätte arbeitend ein stark verschmutztes Gerät nach der Reparatur so gründlich und schön geputzt habe das er 100 Schilling - für die damalige Zeit ein kleines Vermögen als Trinkgeld erhalten habe. Wiewohl ich die Geschichte schon damals nett fand so stieß er damit denoch auf taube Ohren, denn selbst wenn der Besitzer ein Trinkgeld gegeben hätte so hätte dies niemals der Lehrling bekommen.

In der Nachschau zugegeben eine kleinliche Sichtweise aber so funktioniert der Mensch eben - oder auch nicht. Der Schuß ging damit eigentlich nach hinten los wie ich und der betreffende Kollege uns einig waren. Was blieb, ist die Erkenntnis, das man auf der Führungsebene stehend immer wissen sollte wie der Mensch tickt und motivierbar gemacht werden kann.

 

Neben dem Eingewöhnen auf die neuen sozialen Spielregeln und der sprichwörtlichen "Hackordnung" in einer aus 10 Halbwüchsigen bestehenden Lehrlingsgruppe war doch ein deutlicher aber nicht unüberbrückbarer Niveauunterschied zwischen dem theoretischen Stand der Ausbildung im Privatgewerbe und dem Stand der Ausbildung in der Industrie vorhanden, der erst einmal wettgemacht werden musste.

 

Es betraf dies in meinem Fall die Thematik um den Magnetismus samt HF Schwingkreis sowie Transistorgrundlagen zu denen wir im Gewerbe gerade erst gekommen waren und es wie aus ersterer Schilderung hervorgeht an der theoretischen Lernunterstützung leider gerade in diesem Bereich durch den Betrieb ermangeln lies.

Zum Einstand bei Grundig brachte ich auch gleich ein Nicht-Genügend (5 - schlechteste Note) in Fachrechnen mit, was sich aber über die Zeit wie auch in den anderen Gegenständen auf Höhe der Note Gut (2 - zweitbeste Note) regeneriert hat.

Ebenso fehlte mir der vollständige mechanische Ausbildungsteil (Ironie des Schicksals – Genau von der Anwendung nicht gelernten Wissens lebe ich heute 2007) welcher so man mir versicherte, wenn ich ihn nicht nachhole zum Scheitern bei der Lehrabschlussprüfung führen würde. Nachgeholt (Lehrjahr wiederholt) wurde nicht.

Eine zufällig kurz vor unserer Jahrgangslehrabschlussprüfung durchgeführte Änderung in den Anforderungen an einen Radio- und nunmehr Videoelektroniker, Mechaniker war einmal, strich generell den gesamten mechanischen Teil der Abschlußprüfung. Bei der späteren Meisterprüfung war er seltsamerweise wieder dabei. C'est la vie....

Das man als Grundig Mitarbeiter nachdrücklich „eingeladen“ wurde Gewerkschaftsmitglied zu sein sei nur so nebenbei erwähnt. Da ich bereits im ersten Gewerbejahr einer diesbezüglichen Werbetour der Gewerkschaft in der Berufschule gefolgt war gab es für mich in dieser Hinsicht keine Überraschung.  

 

Der Alltag:

Nach dem Stempeln und Umziehen - Arbeitsbeginn etwa 7:45h in etwa war einem rund eine Stunde Zeit, manchmal auch mehr zur selbst organisierten Theorievorbereitung eingeräumt. Diese Theorie bezog sich hauptsächlich auf den Stoff der parallel zur Berufsschule und jetzt in der Lehrwerkstatt quasi vertiefend erarbeitet wurde.

 

Der Theorieunterricht selbst begann um etwa 9:30h bis zur Mittagszeit und Bestand aus den wie ich denke gut strukturierten Grundig Unterlagen für die Lehrwerkstätte(n) – Der größte Teil davon kam aus Deutschland Fürth – einzelne Abwandlungen wie die Digitaltechnik wurden/waren zum Teil auch vom 3. Ausbilder selbst erstellt.

Theorieunterricht mit Herrn Kurt Pöchersdorfer

 Bild: Theorieunterricht mit Herrn Kurt Pöchersdorfer als unseren Ausbilder 

Zuvor erhielt daher stets ein Lehrling den Auftrag in die am anderen Ende des Werkes im Bürotrakt befindliche Kopierstelle zu gehen und von der Originalvorlage je 10 Kopien als Lernmittel für die Lehrlinge anzufertigen. Für diesen Weg konnte er den Freigang über das Dach des Speisesaals nehmen oder den etwas weiteren Weg zuerst durch die Lackiererei und Kunststoffpressung in der Fabrik hinunter, dann durch den Speisesaal selbst, und dann wieder hinauf beim Servicebereich vorbei bis er im Bürotrakt der Verwaltung war. 

 

Das anschließende Lochen der Unterlagen sowie das Organisieren und Beschriften eines eigenen Ordners hierfür ist mir noch geläufig. Als „Sparefroh“ waren vereinzelt meine Unterlagen deshalb auch nur mit Draht! zusammengebunden.

Der Stoff selbst wurde in einer Art gemeinsam zu findenden Aufgabenlösung zu einem bestimmten Zweck zumeist lebendig dargebracht, wo man sich durch zuhören und ergänzen einbringen konnte und vereinzelt auch dem Ausbildner auf neue Wege der Lehrstoff Vorbringung brachte.

Zumeist lockere mündliche Zwischenprüfungen zeigten dem Ausbilder inwieweit der Stoff schon „saß“.

Zum Analysieren der Bauteilfunktion einer Radioschaltung sind wir zum Beispiel den Minerva Mirella Transistorradio Bauteil für Bauteil durchgegangen und analysierten ob man ihn weglassen kann oder nicht.

Die Forderung eines Lehrlings die Theorie nun in die Praxis am vorhandenen Gerät umzusetzen wurde im Sinne von uns Radiosammlern dann doch entschieden angelehnt.

Oder die intensiven Schaltungsanalysen aller Baugruppen am Beispiel des Minerva 680 PAL Farb-TV wo noch alles diskret und damit einfach zu erkennen in Röhren-Transistor Hybridtechnik aufgebaut war.

Minerva 680 Color TV aus österreichischer Entwicklung und Fertigung Minerva 680 Color TV aus österreichischer Entwicklung und Fertigung  Minerva 680 Color TV BlockschaltbildMinerva 680 Color TV PAL Dekoder

Bilder: Der Minerva 680 Color TV aus österreichischer Entwicklung und Fertigung kurz bevor Minerva an Grundig ging. Im Foto spiegeln sich die Technikfreunde als einer dieser TV Type beim Breitenfurter Radioflohmarkt 2018 das HTL Elektronikmuseum in Wien 22 ab nun beehren wird.

Ein Blockschaltbild zum Studieren wie aus dem Lehrbuch. Im Schaltungsdetail der diskret aufgebaute Halbleiter PAL Farbdekoder.

 

Ein kurzer Abschweifer: So umfangreich wir die Farbfernsehtechnik auch durchgenommen haben – das wirklich Wesentliche verstanden habe ich erst durch den am Ende einer Berufsschul- Unterrichtsstunde von Herrn Ing. Martin Stiny beiläufig erwähnten Umstand, wonach der unterdrückte Farbträger auf das Helligkeitssignal aufgesetzt wird und nur die Art seiner Modulation auf die angewandte Norm verweist. Erst danach war die zuerst erlernte Theorie für mich voll verständlich verwertbar.

 

Nachmittags war dann meist so etwas wie Praxis angesagt die man sich oft relativ frei wählen konnte.

Dazu wurden gerne defekte Fernsehgeräte oder andere Apparate von den Lehrlingen wie auch dem Ausbildungspersonal, oder der Geschäftsleitung nahestehender Personen herangekarrt, die es galt kostengünstig sprich gratis zu reparieren. Der hohe administrative Aufwand wie etwa eine eigene Geräteanmeldung und Begleitscheine wie auch das im Werk weitläufige Herumführen der Geräte beschränkte den Einsatz dieser günstigen Reparaturmöglichkeit wirksam. Nach meiner Zeit soll sie dann auf Intervention der Serviceleitung gänzlich eingestellt worden sein.

 

Für mich, der sich schon damals ganz dem Thema Fernsehen verschrieben hat bedeutete dies die entsprechende Einsichtnahme in die einschlägige Gerätschaft, zudem mir der Ausbildner persönlich Servicetricks für die ersten Hybridchassisgerätegenerationen und anderes vorführte.

Man hatte dafür viel Zeit und eben auch die notwendigen Messmittel wie Farbgenerator, Entmagnetisierdrossel bis hin zu Hochspannungsmeßgeräten aus dem angeführten Lagerraum sowie zumeist unterstützende Ausbilder. Im Einzelfall konnten zudem aus dem Betriebslabor Geräte geliehen werden.

 

Ein anderer Jahrgangskollege beschäftigte sich mit der Dekodierung der Grundig Infrarot Fernbedienungsbefehle und arbeitete die Steuerungsfunktionen mit Hilfe des Tischcomputers zur NF Verstärkersteuerung eines Radios um.

Wieder andere waren ganz auf die Computerei versessen und bedienen auch in diesem Bereich vielfach ihr heutiges Berufsfeld.

Es gab aber auch solche die NICHTS taten. In der Früh den Theorieordner auspackten, auf den Tisch stellten und Nachmittags wieder wegräumten.

Das verschiedene Geräte wie zum Beispiel ein Eumig Metropoliten Kassettendeck mit Steuerungsfehler, oder alte Philips VCR Recorder mit dem Ziel des Umbaues der mechanischen Bandzählwerkanzeige in eine Digitalanzeige mangels Engagements seines Protegés als "Leichen" übrig blieben braucht man nicht zu beschönigen und darf man als akzeptablen Kollateralschaden der Ausbildung hinnehmen.

Des weiteren wurde unserem Jahrgang nachgesagt wir hätten (ich selbst hatte nie einen) den größten Verschleiß an den damals beliebten Sharp PC-1403er Taschencomputern gehabt (deren selbsternannte Reparaturspezialisten einigen Szenen aus der Fernsehserie „Familie Feuerstein“ alle Ehre gemacht hätten)

 

Auszugsweise als wirklichen Pflichtauftrag erhielt jeder die Anweisung einen galvanisch gekoppelten Breitbandverstärker gemäß Vorlage aufzubauen, durchzumessen und eine Dokumentation zu erstellen.

HF Trennverstärker - Breitbandverstärker 

Bild: Breitband - Trennverstärker mit Abschirmhaube und dazugehöriger Theorie sowie Messungen. Mechanisch wurde eine Chinch Buchse eingearbeitet. Die Abdeckhaube war Restmaterial aus früheren Grundig TV Gerätefertigungen.  

Ebenso war gedacht auf Basis eines modularen Einschubsystems die sogenannte Grundig Endstufe zu bauen. Mit selbst entwickeltem Print und Vorgaben wie in Folge mit dem angeführten Verstärker zu verfahren sei.

Es waren nur wenige – ich gehörte dazu, die ihn tatsächlich vollständig und funktionstüchtig fertig bauten. Andere verloren die Lust und da der Nachdruck seitens des Ausbildners hier nicht allzu spürbar war blieb es vielfach bei Baustellen.

Lehrwerkstatt - Grundig Endstufe BD130 

Bild: 30 Watt Grundig Endstufe im A/B Betrieb, aufgebaut als fiktiver Einschub für ein universelles 19" Einschubsystem für Schulungsaufbauten welches aber zumindest in unserem Lehrlingsjahrgang Theorie blieb. Dabei war das anfretigen des Prints mit dem Layout. Am Ende dann der Leistungstest mit Abnahme des Frequenzganges. Ob wir auch den Klirrfaktor gemessen haben entzieht sich meiner Erinnerung.

Eines der Ziele:  So wenig Drahtbrücken wie möglich.

 

Überhaupt war auch vom Lehrwerkstättenleiter die Idee, gepaart mit Selbstlob angedacht, fertige Schaltmodule und Einschubmodule herzustellen, die in Summe für verschiedene Projekte als Grundlage eingesetzt werden könnten.

Zumindest in meinem Jahrgang war leider von Gemeinsam und Projekt bezogen auf diese Sache hin nichts zu spüren. Ein Oszillator wurde einmal aufgebaut mit der Absicht diesen über ein Sägezahnsignal zum Wobbler hochzurüsten. Da dafür um je 20 Schilling 10 Stück Kapazitätsdioden zu kaufen gewesen wären wurde aus Kostengründen das Projekt auf Eis gelegt. 

Wiewohl die Werkstätte um 1977 beim Bau der kompletten Fertigungsanlage eine gute bis sehr gute Erstausstattung erhalten hatte, war es dennoch so, das wie man uns berichtete die ersten Jahre man damit "überlebte" geeignete Lehrlinge mit Sonderauftrag zum Ersatzteilverkauf der Serviceabteilung zu entsenden wo benötigte Einzelteile unter einem Gesamtwert von etwa 10 Schilling erst gar nicht verrechnet wurden da der Verwaltungsaufwand größer gewesen wäre. Sicher alles sehr zur Freude des Ersatzteilverkaufs. 

 

Ich glaube man hätte auch die Hausaufgaben und Prüfungsvorbereitungen für die Berufschule in der Werkstätte machen können was aber in der Praxis nie oder höchst selten vorkam. 

Daher braucht es einem nicht zu überraschen wenn unser Grundig Jahrgang – andere entziehen sich meiner Kenntnis, zumindest phasenweise in der Berufschule im Vergleich zu den Philips Leuten die einen anderen „Druck“ hatten eher schlechter abschnitt. So hat man es uns zumindest verkauft was auch den subjektiven Eindrück in der Berufschule bestätigt.

 

Ungeliebt war auch die Aufgabe, theoretisch täglich, – praktisch der Not oder besser der Pflicht gehorchend einmal wöchentlich zumeist am Freitag den Ausbildungsnachweis zu schreiben der zumeist in einer Märchenstunde mündete da ja der eine oder andere tatsächlich nichts gemacht hat und die anderen vergessen hatten was sie gemacht haben.

Kontrolliert wurde soweit in Erinnerung nur die Existenz und der Umfang des Nachweises, der Inhalt selbst wurde selten prüfend hinterfragt und wenn dann war dies meist ohne nachhaltige Konsequenz. Anders verhielt es sich da schon beim wöchentlichen Saubermachen und dem Reinigen der Räume – da hatte man mitunter nichts zu lachen wenn es „Konvergenzprobleme“ hinsichtlich Vorgabe der Ausbildungswerkstättenleitung und der tatsächlich durchgeführten Leistung gab.

Nicht selten war auch die Ermahnung wonach der Oszillograf keine Arbeitsplatzbeleuchtung sei. Dies als Maßnahme die Intensität des Ablenkstrahls zumindest zurückzudrehen wenn nicht gerade meßtechnisch gearbeitet wurde.

Als Baustein Kurse, die in der Werkstatt systematisch durchgenommen wurden seien ohne Anspruch auf Vollständigkeit der Tonband, Messtechnik, NF Kurs, HF Kurs, Fernsehkurs, Videokurs und Digitalkurs genannt.

Für letzteren gab es einen in der Lehrwerkstatt selbst gebauten Baukasten bestehend aus Anzeigen und allen bekannten Gatter Bausteinen einschließlich „Nie & Nimmer“ die entsprechend verschaltet werden konnten. Das größte Projekt war meines Wissens eine selbst erdachte Kreuzungsampelsteuerung einschließlich dem dreimaligen Grün blinken vor dem Gelbumschalten wie in Österreich üblich. Zähler und andere Testaufbauten gehörten auch dazu.

Teile des Grundig Digitallernbaukastens wie er im Einsatz war

Bild: Teile des Grundig Digitallernbaukastens wie er im Einsatz war

Auf den ebenso sehr interessanten Webseiten des ehemaligen Lehrwerkstättenleiters Herrn Ing. Bäumler sind solche Kurse auszugsweise einsehbar! (Letztstand 6/2022)  

Irgendwann kam mir gemeinsam mit einem enger zusammenarbeitenden Ausbildungskollegen der Gedanke auf, das es doch möglich sein müsse mit einem Oszillografen fernzusehen.

Das sich die Horizontal- und Vertikalablenkung irgendwie aus einem Fernseher herausfiltrieren lassen muss war klar – nur für die Bildhelligkeitssteuerung benötigte man eine modulierbare Z-Achse.

Diese hatte der Grundig Standard Oszi am Arbeitsplatz nicht und auch der größere GO40? war glaube ich zwar modulierbar, hatte aber mit 4kV ? eine zu geringe Beschleunigungsspannung als das man ein sichtbares Raster hätte schreiben können.

Hier kam das bereits geschilderte hochehrwürdige EMI Oszi (vermutlich ursprünglich aus dem Minerva Betriebslabor stammend) zum Zug. Neben einer hohen Beschleunigungsspannung und daraus resultierender Helligkeit gab es eine Brücke im Leitungsweg der Z-Achse die man entfernen und mit einem Videosignal belegen konnte.   

Als Signalquelle diente ein gerade servicierter Grundig Super Color 6011 mit 110° Bildröhre, dem fliegend der Horizontalrückschlagimpuls abgenommen wurde und für die Vertikalablenkung man sich an den Ausgang der Vertikalendstufe heranmachte.

Der Kenner wird jetzt lachen – heraus kam ein total zur Unkenntlichkeit verzerrtes Bild, da der Oszi natürlich eine lineare Ablenkspannung benötigt hätte die der TV arbeitend mit magnetischer Ablenkung aber nicht bieten konnte. Nach der theoretischen Abhandlung mit dem Ausbilder über das was hier los sei wurde ein Weg gefunden parallel zur TV Schaltung eine Sägezahngröße zu erzeugen die dann ein brauchbares klarerweise grünes Bild ergab.

Mit im Studium dabei war dann gleich das Thema Rücklaufstreifen, Kissenentzerrung und ähnliches.  

 

So nebenbei hatte das Gerät als einziges in der Werkstatt eine -ich hoffe ich treffe die Bezeichnung noch richtig - frei veränderbare Zeitbasis mit einem zehngang Poti die auch ohne externem Zeilenselektor die Auswahl einer bestimmten Fernsehzeile, speziell die im Umfeld der Vertikalaustastung, sichtbar machte und diese sodann einer eingehenden Analyse unterzogen wurden.

 

Später wiederholte ich dies im Reparaturalltag mit dem Grundig Zeilenselektor ZS50 und war enttäuscht wie dunkel das Signal auf einem normalen Oszi war.

Nicht viel besser erging es mir dann Zuhause, wo ich mit dem ELV Zeilenselektor Bausatz die vertikalen & horizontalen SECAM Kennimpulse und erste Teletext-Videotext Zeilen des slowakischen Fernsehens erkundete.

 

Damals für uns so gut wie selbstverständlich – heute schätzte man solche Werte umso mehr, wurden alle fertig ausgebildeten Grundig Lehrlinge vom Werk oder vom angeschlossenen Service übernommen so sie es denn wollten.

Danach arbeiteten sich einige im Bereich des Vertriebes hoch wo Sie nach der bekannten Zwangsunterbrechung jetzt mit neuem Schwung wieder begonnen haben.

 

Etliche von Ihnen, aus den verschiedensten Jahrgängen blieben auch mit „im Hintern eingebrannter Inventarnummer“ bis zum Konkursverkauf gerne dort und waren Teil dessen was man als die Grundig Familie bezeichnen konnte. Mit eigener Werkszeitung, bevorzugten Einkaufskonditionen, Betriebsarzt, Betriebsküche, Betriebsrat und allem was dazu gehörte.

 

Nach meinem späteren Fortgang zu Sony ~1992 wurde die Kapazität des Fernsehwerkes nochmalig erweitert und auch die Lehrwerkstätte bekam eine umfangreiche Erneuerung verpasst. Speziell die EDV – PC Ausbildung erhielt den Platz den sie in der damaligen und umso mehr in der heutigen Elektronik einnimmt.

 

Ein späterer Grundig Lehrwerkstatt Absolvent Herr Josef H. schreibt mir über seine Zeit:

„Ich habe 1995 ein Lehre als Radio u. Fernsehmechaniker bei Grundig begonnen, wo ich auch bis zum Konkurs beschäftigt war. .........

Hr. Pöcherstorfer war übrigens auch mein Ausbildner. In Sachen Röhren war ich jedoch auch oft gemeinsam mit Hrn. Bäumler am tüfteln.“

Das darf auch ich bestätigen. Bei technisch historischen Fragen war Herr Bäumler DER Ansprechpartner!

„Wie Sie sich möglicherweise erinnern können, stand ja auch im Grundig Studio ein Minerva 569. Dieses wurde während meiner Lehrzeit von Hrn. U. und mir komplett zerlegt und neu lackiert.“

 

Der Reparaturalltag im Fernsehservice der Industrie:

Während es im privatwirtschaftlich geführten Gewerbebetrieb meines Wissen keinen einzigen Bildröhrentausch jemals gab und den Röhren die schon etwas „müde“ waren mit einem Bildröhrenregeneriergerät auf die Sprünge oder besser gesagt zur erhöhten Leuchtkraft geholfen wurde war hingegen bei Grundig grob geschätzt jede Woche mindestens ein Bildröhrentausch und dieser fast immer auf Garantie angesagt.

Eine Aufgabe die man gerne den „Neuen“ überließ, bestand doch die meiste Arbeit aus Schrauben und zuvor einem Ausblasen des Gerätes mittels Druckluft in einer eigens dafür geschaffenen Kammer, die wiederum selbst baulich getrennt vom Fernsehservicebereich aufgestellt war und eine ohrenbetäubende Absauganlage beinhaltete.

An Schutzkleidung für mit Bildröhren hantierenden Mitarbeiter entsinne ich mich nicht – es ist mir aber auch kein Fall eines Röhrenbruchs vom absichtlichen Luftholen über den Sockelstutzen abgesehen je bekannt geworden.

Der Rest war dann Lötarbeit am Jochstecker, anbringen der Degausierung – Wiedereinbau des Chassis (zumeist die CUC 3400er Serie und deren Paralleltypen sowie erste Nachfolger).

Warmlaufen und Geometrieeinstellung samt Gitter 2 Spannung und dem Fokus. Ein justieren der Weißwerte war nicht erforderlich und Konvergieren zum Glück ebenfalls nicht mehr.

Das war dann in Folge immer eine Glaubensfrage wenn man das Bild auf Kanal 27 oder R1 dem Slowakischen STV 2 & 1 – Werkstattintern dennoch stets als „Tschechen“ oder „Behm“ bezeichnet eingestellt hat, da dieser einen Horizontalversatz von geschätzt einer halben µS gegenüber dem ORF Testbild hatte.

Da die Geometrie aber fast immer auf Sendetestbilder justiert wurde und kaum auf das von Farbtestbildgeneratoren oder des Haussenders der wiederum einen leichten Offset hatte und der ORF schon „früh“ seinen Programmsendebeginn hatte blieb oft keine Alternative.

Ansonsten kenne ich noch häufigere Tunerfehler der im Fehlerfall grundsätzlich im Tauschverfahren ersetzt wurden. Es oblag aber auch dem Einzelnen ob er sich „hineinmessen“ wollte um den meist defekten SDA32xx PLL IC oder einen defekten Quarz zu ersetzen.

Selbiges galt für die Module wie RGB oder Vertikalbausteine den man tauschen oder selbst reparieren konnte. Das hing mitunter auch davon ab ob und wie viel man „Zeit“ für den Arbeitsnachweis brauchte. Netzteile – als Besonderheit sei das Schaltnetzteil mit integriertem Zeilentrafo !erwähnt – der spezielle Begriff ist mir entfallen - und sein bestimmtes 1k Preh Trimmpotentiometer das als Serienfehler zu tauschen war.

Grundig Shiftspule

Bild: Die berüchtigte Grundig Shift Spule L514 an denen sich insbesonders Techniker ohne Grundig Bezug mitunter die Zähne ausbissen sie als Fehlerursache zu finden!

Sonstiges Nachlöten von den üblichen Verdächtigen gehörte natürlich auch dazu.

Bei den billigeren Portable Geräten war auch häufig der Lautsprechertausch, der Tausch der Kopfhörerbuchse und das Erneuern der fast immer abgebrochenen mechanischen Rückhalteklammer bei der Abstimmklappe von Nöten. Fallweise kamen natürlich auch knifflichere Fehler vor die vereinzelt auch als Teamwork gemeistert wurden.

 

Für mich war das interessante in dieser Abteilung, das gebe ich gerne zu, die freie Verfügbarkeit von Fernsehen, das zwangsweise immer nebenbei lief, was nicht heißen soll man hätte nichts gearbeitet.

Kabelfernsehen hatte anfangs die Serviceabteilung nicht obwohl es im Haus verfügbar war, was aus den Grabenkämpfen der jeweiligen internen Kostenstellenzuordnungen hervorrührte. Später kam es dann glaube ich zu so etwas wie einem internen „Schwarzanschluß“.

 

Daher gab es also den nur in seltenen Fällen benützten Haussender aus der Produktion mit seinen X Testbildern bei denen auch SECAM L und NTSC M dabei war, wie auch ein spezielles Bild das ein künstliches Aussetzen der Synchronisation hervorrief um damit den Bild und Zeilenfang auf Optimum zu justieren. 

Meist jedoch ist mit der Umsetzeranlagen-Hausantenne gearbeitet worden die neben ORF 1 & 2 auch die OIRT SECAM Programme MTV1 auf R9 aus Ungarn sowie die erwähnten STV1 & STV 2 Fernsehbilder aus der politischen Wendezeit brachte. Die US TV Serie "Dallas" am Vormittag auf Ungarisch blieb dabei im Gedächtnis.

Exkurs:

Der hauseigene Testsender war in einem über eine steile Metallstiege erreichbaren Raum über dem Kantinenbereich untergebracht. Zwei mal führte mich nach meinem Ausscheiden der Weg in diesen Raum der vom Betriebslabormitarbeiter Herrn Ing. Kö? unter der Leitung von Dipl. Ing. Aigner mitbetreut wurde. Es könnten Rohde und Schwarz Sender gewesen sein.

Als Besonderheit wurden manche Kreise redundant auf gleicher Temperatur gehalten, um im Fall des Ausfalls der Hauptgruppe den gleichen sprich nicht mehr vorhandenen Frequenzdrift zu garantieren. Bei ~1.000 und mehr hergestellten Geräten pro Tag wären die Folgen eines Fehlabgleichs einzelner Baugruppen nicht unerheblich gewesen. 

Der Laborleiter wurde von uns in Unkenntnis seines Namens immer als "der Mann der so aussieht als ob er von Philips kommt obwohl er nicht von Philips ist" bezeichnet was aber seiner hohen Reputation keinerlei Dämpfung wiederfahren ließ.  Jahre später hatte ich wieder im Grundig Labor zu tun. Nun war aber ich wirklich der von Philips und wusste natürlich auch den Namen des Leiters des Labors.

Es galt in meiner Funktion als Vertriebstechniker den Philips - in Wahrheit Fluke PM-xxxx Multinorm Testbildgenerator vorzuführen und als geeignet für das Labor darzustellen.

Da die diversen (analog) TV Normen und ihre Unterschiede ohnehin eine Art Steckenpferd von mir waren und sind war ich durchaus Sattelfest in der Vorführung unterwegs.

Bei der Vorstellung der Konstellation PAL 4,43 und Tonnorm M (= 4,5 MHz) gab es ein starkes Stör-Moiré auf dem Bildschirm.

Davon abgesehen das es diese Normkonstellation nicht gab, war es Herr Aigner der als erster erkannte woran wir hier sind. Dennoch zeigte sich der Vorzug des Gerätes da eben alle Konstellationen so sinnig oder unsinnig sie auch waren einstellbar blieben.

Ob es zu einem Kauf kam weiß ich nicht mehr - ich glaube mich aber zu erinnern das man sich für ein Shiba Soku Gerät entschieden hat. Der Versuch einer Intervention dagegen da ja Grundig gewissermaßen eine Philips Tochter war brachte keinerlei Resonanz.

 

    

Zurück zur Chronik:

Zu Beginn nur nebenbei, später dann war ich ganz für die Reparatur von Satellitenreceivern sowie SAT-Kopfstellenmodule verantwortlich.

Hiezu war auf dem Dach eine feststehende 1,5 m SAT Antenne montiert. Ausgerichtet auf den ECS 10° Ost mit ausgesuchten 2,5 dB! Rauschmaß LNCs erfolgte eine getrennte Vertikal - Horizontal ZF Verteilung bis an meinen Arbeitsplatz.

Einer meiner Lehrlingsvorgänger & späterer SAT Techniker Herr P. hatte zum Netzteiltest einen Tuner "ausgeräumt", und mit Entkopplungsspulen, Belastungswiderständen und einem einfachen Meßinstrument versehen zum LNB-Dummyload sowie einfach und rationell handzuhabenden Schnellanschlußterminal umfunktioniert.    

Zuhauf gab es bei den SAT Receivern der ersten Generationen wie dem STR200, dem STR201 und baugleicher Geräte Netzteil Ausfälle, Störungen im Ton ZF Bereich, verlorengegangene Speicherinhalte und nicht zuletzt defekte Tuner und Modulatoren.

Das war besonders intensiv bei den 24/7 in Betrieb stehenden SAT/CCIR PAL Umsetzerkassetten der Fall die sehr häufig „taub“ waren. 

Auch hier hatte man die Wahl ganze Module zu tauschen, oder mit etwas Ehrgeiz sich „hineinzumessen“ und defekte Vorstufen FET Transistoren, PLL ICs etc. zu suchen und zu tauschen. Das Netzteil auf der Grundplatte blieb sowieso immer Einzelarbeit.

Sodann mehrten sich Beschwerden wegen des starken Flimmerns bei Astra Empfang was ein willkommenes Umstellen der SAT Anlage auf die bekannten 19.2 Ost erfolgen ließ und ein noch breiteres Programmspektrum dem geneigten Techniker bot.

Was folgte, waren vielfache mehr oder weniger erfolgreiche Anweisungen vom Grundig-Werk, wie die störenden offiziell als 25 Hz Verwischungsfrequenz zur Schonung der terrestrischen Richtfunknetze bezeichneten Dreiecksignale auf den ASTRA Transpondern möglichst neutralisiert werden konnten. Ein heute kaum mehr bekanntes generelles Problem jener Zeit!

Die Beanstandung von defekten oder zumindest driftenden Modulatoren (Problem mit Zenerdiode u.a.) deutet auf damals noch nicht intensiv genutzte oder verbreitete Scartanschlüsse hin.

RTL, SAT 1, zuvor kurze Zeit auch Teleclub - nachmals Premiere und vieles mehr war jetzt greifbar nahe gerückt. Zuhause hatten wir das damals leider noch nicht!

 

Dann kam das massenweise Nachrüsten von Premiere/Teleclub Decoder Einschleif-Buchsen.

Ein ungern gesehenes Gerät war hingegen der Positioner STP201 mit 50 speicherbaren SAT Positionen – zum synchronen Steuern von SAT Drehanlagen gemeinsam mit dem STR201 ein 99! Programmspeichergerät – heute unvorstellbar.

Neben harmlosen Netzteilfehlern oder vergesslicher Speicher zum Wiederauffinden der SAT Position kam es sehr häufig zum Verzählen der vom Motor kommenden Reedkontaktimpulse.

 

Umbauanweisungen halfen die Auswirkungen etwas zu lindern. Simuliert wurde das Ganze mit einem Antriebsmotor montiert auf einem Brett mit aufgezeichneten fiktiven Positionen die man immer wieder anfuhr.

Als aber dann der Grundig STR300 SAT Receiver mit integrierten Positioner auf dem Markt und damit in unserem Service erschien, wurde der Ruf nach einer eigenen Drehanlage laut.

Erhört wurde er aber erst umgehend als der Grundig DSR-100 Digitaler Satelliten Radio Empfänger im Service erschien der wahlweise am Kabel oder am 480 MHz SAT ZF Ausgang einer breiten Anzahl an Grundig SAT Receivern angeschlossen werden konnte.

Nur bedurfte es dazu des Satelliten Kopernikus 23° Ost, heute ist die Position als ASTRA 3 bekannt.

Wo man zuvor gezögert hat schoss man dafür jetzt über das Ziel hinaus.

Zitat des Werkstattleiters: "Herr Scheida, mit der Anlage wollen wir alles machen können!“          

Das "alles" beinhaltete zum Einen einmal im wahrsten Sinn des Wortes alle Mitarbeiter bzw. deren Arbeitsplätze. Also wurde als Spontantat auf Initialisierung eines Kollegen in Serienverteilung die SAT ZF über unzählige Anschlussdosen bis in den hintersten Winkel der Werkstätten gebracht um dann erstaunt festzustellen das schon nach der dritten Dose kein brauchbares Signal mehr anstand. In Ernüchterung dieser Erkenntnis zog man eine extra Leitung in die am entferntesten gelegene Audio Werkstätte um dieser Abteilung auf Abruf ein DSR ZF Signal vom STR300 zur Verfügung zu stellen.

Schlimm wenn die das wollten während gerade ein guter Film lief.......

Am Dach des Speisesaals neben der feststehenden Antenne wurde also eine 140 cm Triax? Antenne von einer Wiener Fremdfirma vormontiert, die ich mit einem Kollegen auf richtigen Azimut, Elevation und Deklination zum Abfahren des Clarke-Belts justieren sollte.

Nachdem wir mit Fernseher, Receiver Grundig STR12 mit Multimeter oder der STR 201 weil der ein Feldstärkemeßinstrument eingebaut hatte und dem STP 201 Positioner, Anleitungen und Stromverlängerungstrommel bewaffnet einen halben Tag mit nur mäßigen Erfolg dort oben verbrachten wurde später doch noch ein Fachunternehmen mit der korrekten Justage betraut.

Zwischendurch wurde ich mit Kollegen zweimal zur Schulung zum Grundig Stammwerk Nürnberg Langwasser per Bahn geschickt wo eben neue Gerätegenerationen, Servicetricks und auch Firmeninterna behandelt wurden.

In Erinnerung blieb mir die Vorstellung des Grundig STR300 SAT Receivers mit Positioner in Verbindung mit der Doppelreflektorantenne „Kreiselmeyer Superfokus“.

Der erste Grundig 16:9 Fernseher ich glaube sogar mit D2MAC Decoder.

Ein Mono VHS Videorecorder mit integriertem SAT Receiver und das Flagschiff der Grundig VS680 S-VHS Videorecorder der so gut wie alles konnte was damals machbar war.

Auch besichtigten wir die manuelle Bewickelung der Videoköpfe Vorort.

Dabei bekamen wir die dringliche Auforderung das sie im Werk Kopfrohlinge benötigten und wir wenn wir Geräte hätten die in Zahlung genommen wurden wir doch die alten Trommeln ausbauen und sie ins Werk schicken mögen.

Da wir als Techniker mit diesem administrativen Teil der Arbeit nichts zu tun hatten blieb bezogen auf das Service Wien der Aufruf weitgehend unreflektiert.

Zum Teil waren die Besprechungen auch für Serviceleiter gedacht der bei meinen Fahrten allerdings nicht mit erschienen ist. So blieb das eine oder andere in der Umsetzung blanke Theorie.

Es blieb auch stets verborgen nach welchen Kriterien jemand nach Deutschland geschickt wurde. Selbst gemeldet oder bewußt qualifiziert habe ich mich jedenfalls dafür nie.

Auch wurde nie ein konkretes Ziel definiert was mit dem Wissen zu geschehen hat, und so ging vieles verloren und landete in den Unterlagenordnern da ich z.B. nie Videorecorder reparierte.

Grundig Schulungsunterlagen Konvolut um 1990

Bild: Auszug an erhaltenen Schulungsunterlagen in Nürnberg, am Beispiel des DSR, VS790 SAT Videorecorders und des Grundig Zeilennetzteils

Auch hier war vieles auf Learning-by-doing und dem nachhaltigen Einfordern von Bringschuld anderer aufgebaut was natürlich von Abteilung zu Abteilung und Kollege zu Kollege variierte.

Einer der Kollegen hat erst nach seinem Wechsel in die EDV Betreuung die wieder im Fertigungswerk untergebracht war erfahren das man eigentlich die Kopfaufnahmeströme beim Videorekorderkopftrommeltausch einmessen hätte sollen. Aha.

 

Teilweise nicht so lustig oder Unterhaltsam ging es in der 2 (3) Mann Audioreparaturabteilung zu, der ich nach einer wirklich erfolgreichen HIT 1989 oder 1990 Messestandbetreuung vorwiegend in der Kurzwellengeräteabteilung mit dem ORF Radio Österreich International RÖI und dem Club der Kurzwellenhörer ADXB-OE (der Grundig Satellit 500 war gerade auf dem Markt gekommen) dann als Techniker zwangszugeteilt wurde.

Reines Audio war nie so sehr meines (auch kein Fernsehen mehr usw....).

Als ein Greuel blieben die Grundig fernost zukauf Geräte mit CD Player in Erinnerung, bei denen extrem viele Schrauben zum Öffnen des Gehäuses erforderlich waren (und dafür sogar extra ein Akkuschrauber angeschafft wurde), und die Prognose auch vom Nürnberger Hauptwerk stets der Laufwerktausch als ganze Einheit lautete und diese Geräte ein paar Wochen später leider auch „gerne“ wieder kamen.

Auch Reparaturen am eingebauten Doppelkassettendeck waren aufgrund der mechanischen Verbauung keine Kleinigkeit. Bei den CD-Playern mit dem Philips Laufwerk war hingegen zumeist am Laser Hand anzulegen.

Wirklich schön waren dann die edlen Kassettengeräte wie das CF5000 u.ä. wo man wirklich noch etwas machen konnte. Machen, das hieß Riemen tauschen, wo bestimmte Typen jedoch nach kürzester Zeit wieder rissen bis das Werk herausfand, dass die Ersatzriemen den „Ozontest“ nicht bestanden hatten.

Auch das Einmessen eines Tonkopfes samt Siegellackabschlusstupfer und einer Politur mit Turtle Wachs war wenn man es denn für alle drei Bandsorten machen musste kein Zuckerschlecken.

Dazu hatte man einen Audiomessplatz, der zu dieser Zeit zwar vollständig aber nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Zeit war.

Das waren ein Grundig Wow and Flutter Meter GA10, ein 2 Kanal Oszi, Regeltrenntrafo und ein in Deutschland umgebautes Grundig Receiver Chassis aus den 1970ern das als 4 Ohm Lastdummy diente.

Wir hätten dann aber schon 8 Ohm umschaltbar gebraucht. Ein Grundig Millivoltmeter MV1000 mit großer Skala sowie ebenfalls eine Umschaltbox als Spezialkonstruktion mit der man das Tonkopfeinmessen etwas rationalisieren und damit beschleunigen konnte.

Bei Verstärkern mit defekten Endstufen gab es die Weisung alle DC gekoppelten Transistoren zu tauschen um danach mitunter festzustellen das wohl auch noch was anderes defekt war. Das ging in Einzelfällen bis zu drei mal.

Die Einweisung in die Materie erfolgte aber nicht durch den erfahrenen Ing. und Werkstättenleiter der Audio Abteilung, sondern dieser Beauftragte den eigentlich bereits ausgelasteten Kollegen damit.

Der Leiter selbst „verdiente“ seine Existenz mit dem Reparieren der immer seltener kommenden Grundig„Stenorette“ Diktiergeräten und dem Austausch von Kleingeräten deren Administration mit je ich denke drei Zeiteinheiten a' 6 Minuten am Zeitnachweis vorgewiesen werden konnten.

Da die Anzahl der zu tauschenden Kleingeräte (z.B. Grundig Sonoclock 450 Uhrenradios, billig Fernost Yacht Boys etc.) immer größer wurde, konnte er mit geringstem netto erbrachten Zeiteinsatz den vollen Arbeitstag nachweisen. Den Rest verbrachte er in seinem abgesonderten Werkstättenbereich intern als Separé bezeichnet, das im Zuge der aufkommenden Notwendigkeit der Grundig DSR-100 Reparaturen mit einem Fernseher ausgestattet wurde.      

Fallweise, wenn sein Pensum schon "übererfüllt" war kamen auch wir zum Zuge und wurden zu Gerätetauschern. Alles in allem eine nicht sonderlich reizvolle Atmosphäre.

 

Allgemein, für alle Abteilungen, war der Bezug von Material (Ersatzteile) ausschließlich durch das Eintragen der Grundig typischen Nummernfolge in den Arbeitsschein wie etwa 29504.105.21 für einen RGB Baustein beim internen Lager möglich.

D_Grundig_2922102959_DiodensplitZeilentrafo_front.jpg (28536 Byte)

Bild: Typische Grundig Ersatzteilverpackung am Beispiel eines Grundig Diodensplitzeilentrafos. Innen mit Schaumstoff ausgefüllt / Module waren zusätzlich in nichtleitender schwarzer Umschlagfolie verpackt

Man war gut beraten es sich mit dem Mann bei der Ausgabe halbwegs gut zu stellen wenn man denn was haben wollte. Nur zu leicht konnte man Blitzableiter für seinen Frust werden und durfte dann warten.........

Deutlich freundlicher wurden da von anderen Mitarbeitern die (Firmen-)Kunden im öffentlich zugänglichen Servicebereich mit Ersatzteilen bedient.

Bei Ersatzteilen hingegen, die man nicht mehr einem Kunden zur Verrechnung zumuten konnte gab es wie Heiligtümer gehandelte interne Belastungsscheine, die bis in den letzten freien Millimeter vollgeschrieben wurden.

Alternativ, jedoch mit "doppelten Boden" gab es den Begriff “Eigenlager“, mittels dessen man sich oft verwendete Standardteile schon vorweg in kleineren Mengen auf den Arbeitsplatz in ein Kleinteilemagazin holte. Theoretisch hätte man den Bestand mit den tatsächlich verwendeten Material immer abgleichen müssen was aber nie überprüft wurde und das die beste Möglichkeit war, das Betteln um die raren und limitiert gehaltenen „Intern Scheine“ bei mehrfach Tausch von z.B. Sicherungen zu vermeiden.

Erforderliche Messmittel wurden gestellt. Fallweise gab es auch neue Oszi oder Arbeitstische u.ä.

Den, in meinem Fall die Prüffernseher, rüstete man (ich) sich mit allen besseren Modulen zum Multistandard CTI Gerät samt Teletext mit 8 Seitenspeicher! mit der TP-650Data Fernbedienung auf. Fallweise gab es auch Ausschlachtchassis von hoffnungslosen Reparatur Leichen die dann als Materialspender für alles mögliche benutzt wurden.      

Dann gab es auch noch die eigenständige etwas abseits gelegene Abteilung Grundig Elektronik, die oft auch im Außendienst z.B. Überwachungsanlagen in Tunnels usw. Österreichweit betreute.

Sowie eine mit zwei Mann besetzte Außenstelle in Wien-Kledering, wo massenweise Umbauten der Seriengeräte auf Hotelfernseher (Reedkontakt Einbau etc.) vorgenommen wurden oder auch bekannte Serienfehler aus der Produktion behoben wurden.

 
Narrenfreiheit im positiven Sinne hatte die Abteilung Schulung rund um Grundig „Urgestein“ Herrn Willibald Penzinger und Herrn Albrecht der autonom agierte und seine jeweils aktuellen Fernsehchassis Schulungsseminare teils mit Unterstützung aus Nürnberg für die Vorträge im Gewerbesaal der Innung sowie den Bundesländern ausarbeitete.

 

Vorläufiges Glosar:

Anmerkung: Verwendete Länder und Nationen werden nachstehend ausnahmlos in der Sache selbst analysiert und kritisiert sowie bewertet ohne das sich daraus eine Besserstellung einer Nation gegenüber einer Anderen herauslesen läßt!

Bei Grundig wurde ich Zeitzeuge eines Prozesses der schon lange vor mir begann und der immer noch andauert.

Diesen möchte ich wie folgt beschreiben:

Gegen Ende der Lehrzeit gab es so etwas wie einen Tag der offenen Tür wo bestimmte Personen vom Lehrwerkstättenleiter durch das Werk und der Werkstatt geführt worden sind. Ein abschließendes Resümee lautete sinngemäß: "Europa hat gesagt wir schotten uns nicht vor der japanischen Konkurrenz ab sondern wir stellen uns dem Wettbewerb weshalb wir dieses Werk (Wien 12) nochmals modernisiert haben und durch höhere Produktivität pro Tag X TVs herstellen können."

Defacto war aber der Zug schon längst abgefahren. Heute ab 2009 erleben wir das Ganze mit der Automobilindustrie noch einmal.

Es war der Niedergang der Europäischen Unterhaltungsgeräteindustrie die dem Wettbewerb nicht standhalten konnte.

Und wiewohl schon klügere und besser detailinformierte Köpfe ihre Analysen dazu abgegeben haben möchte ich dennoch auch noch meine dazufügen:

Schon mit dem Aufkommen der Elektrizität und ersten Geräten wie Radios war Europas Wirtschaft vordergründig in nationalstaatliches Denken und Agieren eingebettet. 

Die USA teilten diese Einstellung, hatten aber einen ungleich größeren Markt und einheitliche Standards wie sie in Europa - mit sechs oder mehr unterschiedlichen Fernsehnormen, unterschiedlichen Netzspannungen, diese wieder aufgeteilt in Gleich- und Wechselspannungsnetze, unterschiedlichen Steckernormen, anders gültigen Vorschriften und Wellenbereichen und nicht zuletzt Sprachen als Kontrast entgegenstellen.

Nach dem Krieg konnte Europa und an vorderster Stelle Deutschland mit dem Export von hochwertigen Rundfunkgeräten in die USA punkten.

Bei Fernsehgeräten oder Video war dies nicht mehr so.

Hier übernahm bei den Transistorradios zuerst Japan in den USA und später weltweit eine marktbeherrschende Position ein. Da half es auch nichts wenn der Inlandsmarkt und selbst Messeauftritte für japanische Anbieter stark reglementiert wurden und Hürden wie das FTZ Kennzeichen etc. zuerst genommen werden mussten.

Die konsequente Miniaturisierung der Geräte stellte schon einmal den Faktor Innovation. Hinzu kamen der günstige Preis, die zumeist gute Qualität.

Qualität hat man sich durch Fleiß und Verbesserungen erarbeitet. Der günstige Preis entstand durch billige Löhne, was mit niedrigeren Sozialleistungen, mehr Arbeit bei weniger Freizeit, weniger Lohn mit weniger Konsum und Wohlstand einhergeht.

Damit ist es auch in Japan seit längerem vorbei.

Die Innovationen lassen auf sich warten, der Übergang von der analogen hin zur digitalen Unterhaltungswelt haben Konzerne wie Sony auch auf die hinteren Plätze verwiesen.

Das Ruder übernahmen Südkoreanische Konzerne wie Samsung wenn man von Flachbildschirmen spricht. Für Player ging der Markt an Apple made in China.

Nach dem Walkman als Synonym für die Kompaktheit und der Trinitronbildröhre als Symbol einer guten Bildröhre verschlief man den Übergang zu MP3 und den Flachbildschirmen.

Jetzt wo endgültig auch im Wohnzimmer die konsumentenfreundliche Vernetzung aller Geräte anstehen würde kommt immer noch nichts aus dieser Richtung.

Statt dessen glaubt man das Spiel ohne dem Konsumenten machen zu können indem ihm die Nutzungsmöglichkeiten wie der Speicherbarkeit an der HDMI Schnittstelle zwangsweise vorgegeben werden.

Es wird innovativer Unternehmen bedürfen die diesem Treiben ein Ende setzten und adäquate Produkte liefern werden.

Man kann die Analyse aber auch von einer anderen Seite her aufzäumen:

Nämlich beim Konsumenten.

Warum einen teuren Grundig kaufen? Der XY aus Z ist doch viel billiger und kann das gleiche oder vielleicht sogar noch mehr.

Dabei vergißt oder besser verdrängt der Konsument das er in der Regel ebenfalls Bestandteil einer lokalen "Schicksalsgemeinschaft" ist.

Und diese wird ungleichmäßig ausgehöhlt und verursacht eine Einkommens- und Wohlstandsschere.

Wenn als Stellvertreter für Deutsche Inlandsfertigung das Grundig Produkt oder das Opel Auto nicht gekauft wird sondern mengenmäßig z.B koreanische Produkte weil sie günstiger sind dann werden langfristig nicht mehr die Mengen verkauft die nötig sind um die Zahl X der Belegschaft halten zu können. Es folgen Entlassungen.

Entlassungen bedeuten eine Zusatzbelastung für die lokalen Steuer- & Sozialsysteme zugunsten einem freien Welthandel. (Die Eskapaden des Finanzsystem werden hier nicht beleuchtet)   

Die Zusatzbelastungen müssen in der Folge durch steigende Steuerlasten von denen die noch etwas besitzen (Mittelschicht) und denen die noch Arbeit haben aufgebürdet werden und/oder die Sozial- und Staatsleistungen in der Breite wie Tiefe reduziert werden.

Und der der seine Arbeit verloren hat kauft wiederum entweder gar nichts mehr, oder seltener, in der Regel aber so günstig wie möglich. Und findet das Produkt seiner Wahl wieder in billiger Importware aus Ländern die den schweren Sozialleistungsrucksack aufgepackt auf den Produktpreis (noch) nicht haben.

Ein Spiel was so nicht zu gewinnen sein wird.

Auf der Butterseite dieser Gleichung finden sich dann noch all die Gruppen und die die noch Arbeit haben wo ihnen eine gesetzliche Lohnsteigerung zugesprochen wird (Auszugsweise Staats- oder Stadt/Kommunalnahe Betriebe wie Wiener-Wohnen, Nationalbank, OMV etc.). Die die sich in der verdeckten Arbeitslosigkeit - in einer oft selbstausbeutenden Selbstständigkeit befinden bekommen nicht nur keine Erhöhung sondern müssen in der Regel im Vergleich zu früher mehr Arbeiten für ein deutliches weniger an Einkommen.

Wie so oft kann ein Ideal im Ausbalanzieren der jeweiligen Vorteile zugunsten einem funktionierendem Wirtschaften gesucht und vielleicht gefunden werden.

Auf der einen Seite steht der freie Weltmarkt mit freiem Waren und Geldverkehr. Am anderen Ende steht der mit Vorschriften und Strafzöllen abgeschottete Markt.

Da gab es in den 1980er Jahren entweder einen sprichwörtlichen Opel in der Grundausstattung oder einen Mazda der für weniger Geld auch gleich eine Servolenkung, elektrische Fensterheber und eine Zentralvorrichtung zugepackt hatte.

Man muß diese Dinge nicht als Innovation sehen, aber warum war es Deutschen Autobauern nicht möglich ein paar E-Motoren und Seilzüge für die Gunst des Autokäufers zuzupacken?

Wenn man einen Volkswagen in der besseren USA Ausstattung ansieht der steuerbefreit günstiger ist als in Deutschland dann kann da etwas nicht stimmen.

Heute ist dies kaum mehr ein Thema. Auch europäische Autobauer sind in der Ausstattung oft vergleichbar wie der hohe VW Marktanteil beweist.

Max Grundig verstand nicht, dass der Videomarkt nicht über die Technik sondern über die Software sprich die Kauf und Leihtitel der Kassetten laufen wird.

Der Medienmogul Leo Kirch verstand nicht das er ein breites Massenendverbraucherpublikum nicht so wie seine auserwählten als Vermittler tätigen Geschäftskunden bedienen kann. 

Beide verloren sie das Spiel.

Die Kunst die Bedürfnisse des Kunden zu verstehen und darauf letztlich gewinnbringend zu reagieren ist eine Herausforderung für sich.

 

 
Fortsetzungen und Ergänzungen folgen bei Gelegenheit.
 
© W. Scheida 7/2008 / Nachtrag: 10-11/2009/ 12/2009 / 5-6/2022
 
 

(Kein weiterer Nachtrag mehr auf RM.org ab 12/09!)

   

zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend

Updated: 30.06.22