Das Fernsehen in Rumänien 

zusammenfassung zur Geschichte des Rumänischen FernsehenS

Einführung:

Der Rumänische Analogfernsehstandard war nach OIRT D/K (6.5 MHz Ton) und PAL Farbe

Neben den schicksalsträchtigen weltbewegenden Ereignissen vom Fall der Berliner Mauer waren es insbesondere die rot gefärbten Fernsehbilder der Revolution aus Rumänien die uns am Übergang zu einer neuen Zeit teilhaben ließen.

Das Medium Fernsehen spielte bei diesem Ereignis zudem eine Schlüsselrolle im Geschehen.

Grund genug sich mit der Entwicklung und dem Aufbau des Mediums Fernsehen in Rumänien zu beschäftigen (wiewohl es keine Schlüsselfunktion für die Fernsehtechnische Entwicklung inne hatte) was ich dank einem informativen EMail von RM.org Mitglied Frau Lenuta C. vom Museum für Wissenschaft und Technik in Bukarest in einer ersten Aufstellung und einer frei gehaltenen Übersetzung aus dem Englischen mit Einbindung weiterer Beiträge hier unternehme: 

Übersicht:

  1. Einführung

  2. Das mechanische Fernsehen

  3. Das elektronische Fernsehen

  4. Das Farbfernsehen in Rumänien

  5. Die Rumänische Fernsehgeräteindustrie

  6. Das Medium Fernsehen im Rumänischen Alltag während des Kommunismus

  7. Fernempfang ausländischer Fernsehsender in Rumänien

  8. Fenster zur Welt mit Video im kommunistischen Rumänien

  9. Quellen

  10. Anmerkung

 

Das mechanische Fernsehen:

In Rumänien sind die ersten Veröffentlichungen zum Fernsehen in zwei Fachzeitschriften „Radio Român“ and "Radiofonia" bereits 1925 erschienen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte aber das Fernsehen (Television) noch keine offizielle allgemein gebräuchliche Bezeichnung.

Der britische Erfinder John Logie Baird bezeichnete zu dieser zeit seine Gerätschaft als "Televisor" während der Rumänische Begriff zwischen radio-viziune, radioteleviziune and televiziune wechselte.

1925 unternahm das Laboratorium für Akustik & Optik der Universität von Bukarest auch einen Versuch zur Übertragung von Bildern über kurze Distanzen.

Der Physiker George D. Cristescu, veröffentlichte 1928 das erste Rumänische Buch zum Thema Fernsehen mit dem Titel  Problema televiziunii“ in dem er ein neues System zur mechanischen Abtastung vorschlug [1].

Im November 1937 präsentierte das Bukarester Athenäum als demonstrativen Beweis Rumänischer Leistung im Rahmen einer Konferenz einen im Labor der Fakultät der Wissenschaften in Bukarest aufgestellten Bild Sender (Mech. oder elektronische Bilder?).

Die Vorstellung weckte das Interesse von mehr als 2000 Personen und als Konsequenz wurde das Experiment wiederholt [2].

 

Das elektronische Fernsehen in Rumänien:

Die überhaupt erste gebaute experimentelle Fernsehstation Rumäniens entstand durch ein Team unter der Leitung von Professor Alexandru Spătaru vom Zentralforschungslabor für Telekommunikation in Bukarest.

Am 23. August 1955 begann die experimentelle Station mit der Ausstrahlung regulärer Sendungen für einige duzende Fernsehempfänger die es in Bukarest bereits gab.

Mit Ende des Jahres 1955 startete dann das Bukarester Fernsehzentrum seinen Betrieb, ausgerüstet mit Sowjetischer Gerätschaft.

Fernsehprogramm: 1958 erste Märzwoche mit wenigen Programmstunden [4]

Das World Radio TV Handbook 1961 weist für Rumänien folgende aktive Kanäle (Ein Programm) aus:

  • Bukarest: Kanal II mit 20 kW Sendeleistung

  • Bacau: Kanal I als Relaissender

  • Orasul Stalin: Kanal III

  • Pitesti: Kanal IV

  • Birlad: Kanal VIII

Bei nur verhältnismäßig wenigen Wochenstunden auf Sendung. Außer Bukarest haben alle Sender nur geringe Sendeleistungen ausgewiesen!    

Das Farbfernsehen in Rumänien:

1964 wurden die ersten Farbfernsehvorführungen nach dem SECAM System durchgeführt, wiewohl erst ab 1972 das Farbfernsehen Einzug in die staatlichen Fernsehstudios gehalten hat.

Die Rumänische Fernsehgeräteindustrie: 

Das Unternehmen „Electronica“ entwickelte 1964 selbst den ersten rumänischen Fernsehempfänger Type E 43-100 dessen Modellreihe 1966 durch die Modelle Dacia und Miraj (letzteres übersetzt: Fata Morgana) beide mit Rumänischen Röhren bestückt später auch mit dem Modell Cosmos fortgesetzt worden ist. 

(Die Wahl und Häufigkeit der Namen ähneln scheinbar wie bei den sowjetischen Modellnamen wie etwa "Mir" oder "Volga" die vom Rasierapparat über den Radio und Fernseher bis hin zum Auto gerne für alles verwendet wurden.)

Wie auch beim allbekannten rumänischen Auto „Dacia“* , dem Farbfernsehsystem SECAM selbst, aber auch in der Stadt Bukarest manifestiert als das "Paris des Ostens (Klein-Paris)", erkennen wir eine kulturelle Anlehnung an Frankreich, die auch wirtschaftlich für beide Länder Früchte gebracht hat.

*(das jüngst eine nie da gewesene Popularität in Europa mit seiner beliebten Neuauflage erhalten hat – ein echter Volkswagen also, auch wenn er eigentlich von Renault kommt)

Der langjährige Staatschef Nicolae Ceauşescu verfolgte in seiner Politik einerseits eine wirtschaftliche autarkie Bestrebung für sein Land mit der er sich über Blockzugehörigkeitsbedingte Einschränkungen, wie etwa dem Ostblock/Warschauer Pakt mit eigenen „Ideen“ zur Wehr setzte.

Auch sind uns über den Farbfernsehstandard unklare Informationen vorliegend: (Siehe englischer Beitrag [4]) 

Wie oben angeführt, wurde für ein Ostblockland naheliegend der SECAM Standard "gewählt".

"Unstimmigkeiten" zwischen dem rumänischen Staatschef und Moskau dürften aber eine Abkehr von sowjetischer Technik eingeleitet haben, was sich vielleicht in einem späteren PAL Votum niedergeschlagen hat. 

Die PAL Referenz, Walter Bruch schreibt über Rumänien in einem seiner Fachbücher nur von seinen erfolgreichen PAL Übertragungsvorführungen an Sendern sowjetischer Technik in den Karpaten.

Über die endgültige Standardentscheidung schweigt er sich aus.

Da erst mit 1983 Farbfernsehgeräte aus eigener Produktion zur Verfügung standen, wäre seit 1972 für über 11 Jahre alles auf sowjetischen Importgeräten aufgebaut gewesen wenn es denn tatsächlich überhaupt einen ernsthaften Farbfernsehstudio- und Sendebetrieb gegeben hat.

1970 folgte die Inbetriebnahme eines schwarz-weiß Bildröhrenwerkes auf Basis von deutschen & amerikanischen Lizenzen.         

Zwischen 1971 und 1978 wurden s/w Hybridfernsehgeräte Typ H1 & H2 mit Röhren und Transistoren Bestückung hergestellt während mit 1977 die Fertigung von s/w TV’s mit integrierten Schaltkreisen begann.

1984 folgten die ersten tragbaren TV Geräte mit bereits reduziertem Energieverbrauch.[3]

1983 wurde mit dem „Telecolor 3006“ der erste Rumänische Farbfernseher produziert. (Andere Quellen sprechen vom Telecolor 3006 als ein „DDR RFT Colorett 3006 mit zusätzlicher OIRT-Norm als eigentlichen Import TV?“ oder gar einer DDR Lizenzfertigung?)

Ein Leser, Herr Jürgen R. der selbst dabei war schreibt mir dazu dankenswerterweise: 

"Dieses Gerät wurde 1983 in Staßfurt (DDR) für Rumänien entwickelt und gebaut. Die Basis für den Telecolor 3006 ist der Colorett 3006 des "VEB Fernsehgerätewerkes Staßfurt". Der Colorett 3006 wurde mit einer DK-Stufe erweitert. Somit war der Telecolor 3006 für PAL und SECAM bzw. BG-und DK-Norm ausgerüstet.

Diese Ausstattung war damals im osteuropäischen Raum einmalig (Nachtrag: Vergleiche ähnliche Konzepte wie beim Tesla Color 110 4407A aus der Tschechoslowakei.)

Bedeutet es doch, dass Rumänien mit DK-Norm und PAL aus dem "Rahmen" fiel. Es wurden etwa 200 Geräte geliefert. Danach erfolgte die Lieferung der Geräte in Baugruppen (CKD) und dann in Einzelteilen (SKD). Rumänien erwarb dazu auch die Konstruktionsunterlagen und die technologischen Ausrüstungen.

Ich war damals bei der Vorstellung der Geräte und bei der Produktion in Bukarest bei Electronica dabei."

RO_Electronica_Telecolor 3006_Nicu_front.jpg (59493 Byte)

Bild: Der rumänische Electronica Telecolor 3006 als Requisite bei der letzten ärztlichen Untersuchung von Diktator Nicolae Ceausescu vor seiner Hinrichtung im Dezember 1989 im Hintergrund zu sehen.

Als weiteres Modell wird der Telecolor 3007 genannt. Als Halbleiter sollen DDR Produkte Verwendung gefunden haben während "Unitra" – Polen, "Videocolor" – Italien oder "Toshiba" - Japan mit Typen 2. Wahl speziell für Rumänien als Bildröhrenlieferanten dienten. (Vergleiche DDR mit den Sowjet Importröhren beim Color 20)

Telecolor 5601, 5602 and 5603 folgten bereits mit Videoeingang jedoch mit merklich sinkender Qualität/Standfestigkeit bei den eingesetzten Bauteilen [4].

(Vergleiche die Qualität der Lada Auto Fertigung in der UdSSR zu Beginn noch mit ausgesuchten hochwertigen Importteilen in den 1970er Jahren  und ausschließlicher Eigenproduktion in den 1980er Jahren).

Nach der Revolution 1989 konnte die Rumänische (Unterhaltungs-) Elektronikindustrie nicht mehr zum internationalen Wettbewerb aufschließen und wurde vom eigenständigen Produzenten zum reinen Verbraucher oder Importeur.

Electronica produziert weiterhin (Infostand aus 12/2006) elektrotechnische Produkte und fährt als verlängerte Werkbank Produktionslinien für die Herstellung von Fernsehgeräten für bekannte internationale Markenhersteller.

Auch zuvor waren schon Importgeräte, u.a. aus Japan für Kaufpreisgrößenordnungen von 20.000 Lei, über welche Wege auch immer ins Land gekommen.


 

Das Medium Fernsehen der Rumänen im kommunistischen Alltag:

Programmmäßig diente das Medium als Träger der Selbstdarstellung des omnipräsenten Staatsführers der selbst wiederum auszugsweise angeführt in China bei Mao und in Nordkorea seine diesbezüglichen Vorbilder gefunden und studiert hat.

Auf die allgemeine Lebenssituation im Rumänien der 1980er Jahre möchte ich hier nicht in den Details eingehen soweit es für die Fernsehzuseher relevant war sei soviel hier gesagt: 

Mir selbst hat Anfang der 1990er Jahre im Rahmen eines Verkaufsseminars in Salzburg ein Rumänischer Dipl. Ingenieur von seinem Studium bei Kerzenlicht erzählt......

Verordnete Stromabschaltungen reduzierten zudem das Fernsehen wochentags auf etwa 2 - 3 Stunden täglich [4]. 


 

Empfang von Auslandsfernsehsendern in Rumänien

Kein Wunder also wenn die Antennenbauten speziell spätestens in den 1980er Jahren gerne nach allen Himmelsrichtungen hin erweitert wurden.

Auslandsfernsehempfang in Rumänien

Aus Google: Eine Übersicht des Landes mit Entfernungsgrößenordnungen zur Orientierung für möglichen terrestrischen Auslandsfernsehempfang 

Bukarester Fernsehteilnehmer und im Süden des Landes wohnende Fernsehteilnehmer ergänzten ihre Informationen zumindest in der Sprache der Bilder mit dem Programm aus dem benachbarten Bulgarien. Ein Land das ein etwas moderateres Regime am Ruder hatte. 

Der Nordosten des Landes mit Moldawien durfte sich am Sowjetischen Fernsehen der Perestroika Ära unter Gorbatschow erfreuen*, der Nordwesten war mit Ungarischen Bildern versorgt und der Südwesten des Landes war wohl mit Informationen aus Titos Staatennachlass in PAL CCIR B/G (5.5 MHz Bild/Ton anstelle OIRT 6.5 MHz) auf dem Laufenden.

* Es dürfte was am "Flair und der Ausstrahlung" des UdSSR TV dran gewesen sein, wenn es in den 1980er Jahren einen österreichischen Zeitungsbeitrag wert war zu berichten das sich viele jüdische Emigranten aus der UdSSR in Israel um damals 70.000 Schilling (~5.000,- € ohne Inflationsberichtigung) erste SAT Anlagen (4 GHz Technik) für den Empfang der Sowjetisch-Russischen Satelliten aufgestellt haben.  

Das an der Revolution nicht ganz unbeteiligte Temesvar (Timişoara) mit seinem historisch hohen Anteil einer ungarisch stämmigen Bevölkerung und die offensichtlich einfache technische Erreichbarkeit für Fernsehsender aus Serbien und Ungarn wird wohl kein zufälliges Stück im Gesamtpuzzle um die Ereignisse jener Tage gespielt haben.       

2. TV Programm aus Rumänien Testbild  Bild: Rumänisches TV Programm 2 Testbild 


 

Eine neue Welt im Wohnzimmer mit VHS - Video

Obig angeführter Fernsehfernempfang war zum Einen im Gegensatz zu großen Teilen der DDR in Rumänien nicht überall technisch möglich. Hinzu kam, das sprachlich diese einstrahlenden Programme nicht zwangsläufig von allen 20 Millionen Rumänen verstanden werden konnte und somit für viele unattraktiv blieben.

Auch war der Programminhalt nicht automatisch besser im Sinne von Unterhaltsamer oder (politisch) aufklärender.

Die in der westlichen Welt massenhafte Verbreitung des neuen Mediums VHS Video blieb auch vor dem vielfach Abgeschottetem und auf Autarkíe gerichteten Rumänien nicht stehen.

Mehr und mehr VHS Recorder, es sollen noch vor dem Sturz von Ceausesu an die 10.000 Stück alleine im Raum Bukarest gewesen sein, fanden ihren Weg über die Grenzen des Landes.

Dort standen sie nicht immer alleine, sondern wurden für zum Teil gegen Geld veranstaltete Videoabende mit denen die Geräte wie auch Filme wieder refinanziert werden sollten privat veranstaltet. 20 und mehr "Gäste" brachten mitunter an die 3.000 Lei an "Eintrittsgebühren" herein. Das war wohl ein perfektes "Training on the job" für den Kapitalismus. Gleich mehrere Filme hintereinander wurden so "abgespult".

Diese Videorecorder hatten auch ihren Preis, der mit 55.000 Lei in der Größenordnung eines PKW's als Neuwagen gelegen haben soll. Bei kolportierten 2.000 Lei monatlichen Durchschnittslohn.

Andere brachten solcherlei Geräte auf (genehmigten) Auslandsfahrten bzw. Aufenthalten mit.

Was Piloten, Frachtschifffahrtspersonal, Künstler und andere zum Reisen befugte alles Mitbrachten darf unsere Phantasie beflügeln.

Hier relevant sind deren Videokassetten bzw. die dazu nötige Gerätschaft einschließlich der nötigen Farbfernsehempfänger.

Dem kam entgegen, das selbst das Rumänische Fernsehen mit seinen zwei Programmen und ursprünglich 20 Stunden Sendezeit am Tag auf nur mehr ein Programm mit 2 Stunden Sendezeit am Tag, an Wochenenden 4 Stunden reduziert hatte.

Dies zudem ausgefüllt im wesentlichen mit reiner Staatspropaganda. Ein zuvor begonnener Liberalerer Zugang und der Vermittlung von westlichen Inhalten fand 1980 sein jähes ende.

Der Content - Die Videofilme

Einen richtigen Markt für in rumänisch synchronisierte Videofilme gab es in Rumänien noch nicht, bzw. durfte es ihn aufgrund des damit eigentlich nicht gewünschten westlichen Einflusses aus dem Ausland auch nicht geben. Zudem Hollywood als negativer imperialistisch agierender westlicher Einfluß offiziell abzulehnen war.

Exkurs:

Dazu passt ins Bild, wonach es einen urspünglich als Propagandafilm gedachten Dokumentarfilm über den USA Aufenthalt des Ehepaars Ceausescu im Oktober 1970 in den Kinos gab, der später wieder abgesetzt wurde, da die Leute nicht ins Kino gingen um den Machthabern zu huldigen, sondern um wenigstens ein kleines Häppchen der fernen Welt in den USA mit Disneyland etc. erhaschen zu können.

PS: Nikita Chruschtschow ließ man "aus Sicherheitsgründen" auf seiner Reise zu seiner Verärgerung nicht nach Disneyland!

 

Außerhalb Rumäniens wiederum war der Markt zu klein, als das jemand Videofilme dieser Art hergestellt bzw. Nachsynchronisiert hätte.

Es fand sich ein Geschäftsmann, Herr Teodore Zamfir, der wusste wie er zwei bis dreimal im Jahr die Grenze mit entsprechender Bestechung der Beamten passieren konnte um neues Filmmaterial ins Land zu bringen.

Auch der Weg in die andere Richtung für "dauerhafte Ausreisen" funktionierte dieserart wie der Autor dieser Zeilen von einem als Kind davon betroffenen "Rumänendeutschen" erfahren durfte. 

Und so kam es, das justament eine offizielle Mitarbeiterin des Rumänischen Fernsehens TVR, Frau Irina Margareta Nistor, Jahrgang 1957, ebenso dort tätig als Filmübersetzerin u.a. auch für die Zensurabteilung zur Übersetzerin und Synchronsprecherin eines illegalen "geheimen" Synchronstudios wurde.

Zu Beginn wohl aufgrund der Neugierde um so an die ausländischen Filme die sie ebenso sehen wollte einmal herankommen zu können.

Eine "Instanz" die stets die Unbekannte blieb, von der man lediglich die Stimme kannte was Raum für Phantasie und Interpretationen ließ und sie zu einem "Markenzeichen" dieser Videoepoche werden ließ. So wurde sie Teil von zwei konträren Welten: Der zensurierten und der freien Welt.

Letztlich sollen es 3.000 Videofilme bis 1989 gewesen sein, denen sie ihre Stimme während ihrer privaten Nachmittags- und Nachschichten gab, mit bis zu 6-8 Filmen je Schicht.

Gesehen von Leuten in privaten Fernsehkinos die eine ihnen bisher unbekannte Gesellschaft kennenlernen wollten die ihnen eigentlich verboten war. Ein Fenster zur vermeintlich goldenen westlichen Welt wenn auch es auch nur wenige cm Bildschirmdiagonale waren.

Ein Ventil, mit dem sich die Enge des eingesperrt seins ein wenig mehr aushalten ließ. 

Videokopierwerk:

Dort stand keine professionelle Videoausrüstung, sondern ein VHS Recorder diente als Abspielgerät für ins Land geschmuggelte westliche Filme wie auszugsweise erwähnt Pretty Woman, Top Gun, Rambo und Rocky die im sogenannten Voice-Over, also einem einfachen Übersprechen des Originaltons von dieser einen der englischen Sprache mächtigen Mitarbeiterin 1:1 simultan übersetzt und aufgesprochen worden ist. Dabei interpretierte sie, kommentierte und legte sich verkörpernd in die Charaktäre hinein. Das Ganze für 200 Lei je Film.

Zwar nahm sie sich dabei im Gegensatz zu ihrer beruflichen Tätigkeit die Freiheit nun endlich Worte und Bezeichnungen aussprechen zu können die sonst nicht opertun gewesen waren und im kommunistischen Wortschatz wenn schon nicht verboten, so zumindest verpönt und unangebracht waren.

Bei Schimpfworten und Flüchen jedoch nahm auch sie letztlich eine Art selbstzensur vor.

Etwas, was wir im deutschsprachigen Raum so gut wie nie kennengelernt haben. Zu groß war schon immer der kommerzielle Markt des DACH Raumes, der uns mit Synchronversionen fast aller internationalen Filmgenres schon vom Anbeginn des Fernsehens verwöhnt hat. Dies insbesondere auch im Gegensatz zu anderen kleineren westlichen Sprachräumen!

Das Signal, Video wie auch Audio ging dann an eine Batterie an VHS Recordern, am Ende sollen es 360 gewesen sein, die alle parallel die Überspielung und somit Kopien durchführten. Über das parallel aufgebaute Vertriebsnetz gelangten die Filme ins ganze Land.

"Alleine zwei bis drei Kubikmeter VHS-Leerkassetten schmuggelt Teodor Zamfir pro Woche ins Land" was hinsichtlich der Menge wie auch Regelmäßigkeit eine Aussage über die "Qualität" der Kontrollmechanismen des eigentlichen Staates zuläßt.

Umgekehrt aber auch ist es eine Aussage über die Wichtigkeit dieses Kanals: War es doch auch für Securitate Mitarbeiter bis hinauf zur Politikerkaste mitsamt dem Sohn Ceausescus die einzige Möglichkeit rumänisch synchronisierte (Voice-Over) Filme aus dem Westen sehen zu können.

Eine Englische oder Deutsche Kopie die sie vielleicht anderswo besorgen hätten können hätte ihnen nichts gebracht.

In Folge gab es die Kopie von der Kopie, die im privaten Umfeld dann nochmalig seine Überspielungen gefunden haben wird.

 Man kann sich vorstellen, auf welchem Bildqualitätsniveau am Ende der Kette mit vielen Drop-Outs, Totalausfällen und anderen Artefakten noch übriggeblieben war.

Dem Thema nahmen sich in Folge viele "Kleinhändler" an die an dem Kuchen mitschneiden wollten. So entwickelte sich das Geschäft über Bukarest hinaus im ganzen Land bis u.a. nach Siebenbürgen.

Ebenso, das sich durch diese Sprecherin und Übersetzerin eine eigene rumänische Kultur der Erfahrung und Erfassung dieser ausländischen Kultur ergeben hat.

 Wiewohl das ganze Unterfangen konspirativ blieb, so dauerte es nicht lange und die Rumänische Staatssicherheit, alias Securitate war über die Situation im Bilde.

Eine Mischung aus Duldung und korrupter Beteiligung an dem System, erforderliche Videorecorder um selbst VHS sehen zu können wurden bei "Sicherstellungen" im Rahmen von Razzien in Privatwohnungen "organisiert" ließ dieses System weiter gedeien.

Hinzu kam, das ihnen wohl der Überblick über den tatsächlichen Umfang und der Verbreitung fehlte. Oder aber, es war auch ihr eigener Beitrag zum Systemwechsel? Es bleibt Spielraum für Interpretationen.

Als Beispiel dient hier die Vorführung des Filmes "Jesus von Nazareth" vor einem Publikum mit rund 30 anwesenden Zusehern organisiert von Herrn Virgil Frate []. Es halfen auch die obligatorischen dicken vorgenagelten Vorhänge vor den Fenstern nichts:

Offizeller Titel des Eingreifens der Polizei war die Aufführung eines westlich religösen Films.

 Es kam wie es kommen musste: Die Zuseher mehr oder weniger offen übernahmen das eine oder andere Verhalten wie auch Vokabular wie auch Handlungen die sie gesehen und gehört hatten und als interessant empfunden hatten.

Und wenn es auch nur anderes als alles bisher bekannte war. 

Anders als meine Autorenkollegen, möchte ich dem Phänomen Westfernsehen bzw. hier dem illegalen Videonetzwerk nicht eine vordergründige Rolle zum letztlichen Sturz des kommunistischen Systems in Rumänien zuschreiben.

Hinzu kommt, das auch dieses Geschäft erst nach und nach zu dem wurde was obige Zahlen wiedergeben. Es waren insbesonders bei den Videorecordern ja keine Geräte die frei und beliebig zudem leistbar gekauft werden konnten was die tatsächliche Verbreitung in der normalen Bevölkerung in keinem Verhältnis zur Verbreitung im Westen mit seinem Videotheken vergleichbar macht.  

Es war aber wie so vieles im Leben ein Puzzlestück das seinen Platz in der Geschichte eingenommen hat.

Ein Fenster zur Welt bzw. ein Ventil welches die Behörden wenn auch nur pragmatisch und nicht geplant mehr oder weniger steuernd zuließen.

Und mit dem Teile der Bevölkerung ein wenn auch stark und einseitig gefärbt einen diffusen erweiterten Horizont über das Leben jenseits des eisernen Vorhanges erfahren konnten.

Der Videomarkt ging nach dem Fall des Regimes weiter. Nun aber letztlich herkömmlichen marktwirtschaftlichen Einflüssen unterworfen an die Rumänische Situation angepasst bis 1992 zumindest dieses aufgebaute Videosystem in dieser Form seien Bedeutung verlor.   

Schlußsatz:

Es überascht den Autor selbst der eigentlich "nur" die Vergangenheit des Fernsehens darstellen möchte einmal mehr, dass die in diesem Beispiel implementierte Haltung eines politischen Regimes, wonach die Bevölkerung von Einflüssen des Auslandes ferngehalten werden soll nicht nur in Ländern wie Nord Korea sondern auch abseits der Technik des Fernsehens in anderen Breiten leider erneut wieder an Bedeutung und Einfluß zugenommen hat.   

 


Quellennachweise:

  1. [1] Mihai Drăgănescu, mit der Präsentation Din istoria telecomunicatiilor in Romania „Die Geschichte der Telekommunikation in Rumänien“ : Telekommunikation in Rumänien.: Telecomunicatiile in Romania. Ausgewählte Seiten mit den Arbeiten aus der Konvergenz “Istoria Telecomunicatiilor in Romania”, abgehalten in der Aula der Rumänischen Akademie am 5 April 2003.

  2. [2] Andrei Ciontu, erban Naicu, Laurenţiu Moisin, Vasile Ciobăniţa, Pagini din istoria electronicii şi radiocomnicaţiilor, Editura Naţional, 1998

  3. [3] Idem  

  4. [4] Digitalarchiv >Programul de Radio< 27. Februar 1958 Nr. 328

  5. Weitere Informationen siehe Forenbeitrag im Englischen Teil!

  6. Ein besonderer Dank gilt Frau Lenuta C. vom Museum für Wissenschaft und Technik in Bukarest.
  7. ARTE TV Dokumentation über VHS Video in Rumänien der 1980er Jahre - Titel: "Wie Hollywood Ceausescu stürzte" (2015) von Ilinca Calugareanu

  8. https://oe1.orf.at/artikel/636915/Irina-Margareta-Nistor-Die-Stimme-der-Filme; Abgerufen am 3.7.2022

  9. https://www.calvertjournal.com/articles/show/12408/romanian-culture-smuggling-western-films-iron-curtain-communism-censorship-ceauescu; Abgerufen am 3.7.2022

  10. Youtube: Nicolae Ceaușescu in Disneyland full 1970 sound film; Abgerufen am 3.7.2022

  11. https://www.medienkorrespondenz.de/fernsehen/artikel/ilinca-calugareanu-wie-hollywood-ceausescunbspstuerzte-arte.html
  12.  

Anmerkung: 

Allfällige Widersprüche dieses Textes mit den bekannten Daten bei den im RM.org gelisteten Rumänischen Herstellern sind Gegenstand fortlaufender thematischer Auseinandersetzungen und Überprüfungen 

(Stichwort: Tatsächliche Eigenentwicklungen und Lizenzfertigungen)!

 

Für sachdienliche Hinweise schreiben dem Autor bitte ein E-Mail- Danke! Siehe unter Kontakt auf der Hauptseite des Autors.

In Romania, the first pieces of  information on television were published in two specialized magazines, Radio Român and Radiofonia, already in 1925. By then, television had not yet had an official name. Baird refers to it as televisor – and the Romanian versiosn oscillate between radio-viziune, radioteleviziune and televiziune. In 1925 the Accoustics and Optics Laboratory within the University of Bucharest carried out the experiment which consisted in the transmission at small distances of some drawings.

            George D. Cristescu, physicist, published the first work on television in Romania “On Television” (original title “Problema televiziunii”), Bucharest, 1928, where he proposed a new system of mechanical exploration[1]. In 1928 he also carried out the first attempts within Romania of tele-transmission of images.

            In  November 1937, the Romanian Athenaeum  of Bucharest presented within a demonstrative conference the first Romanian achievement in the field of television: an image – broadcaster made within the laboratory of the Faculty of Sciences in Bucharest. The presentation raised the interest of more than 2000 persons and consequently the experiment had to be repeated[2].

            The first experimental television station ever built in Romania was prepared by a team coordinated by prof. Alexandru Spătaru of the Central Laboratory of Telecommunication Research in Bucharest. On 23 August 1955, the experimental station started regularly broadcasting for the few tens of TV sets existing by then in Bucharest. By the end of the same year, the Television Centre of Bucharest started its activity and it was equipped with Russian devices.

            In 1964 there took place the first demonstrations of colour television using the SECAM system, but it was only in 1972 that the broadcast station of the Television Studio became operaţional.

It was in 1964, within the Electronica enterprise, that the specialists of the factory created and produced the first TV: E43-110, which was then followed in 1966 by the TV sets  Dacia, Miraj with Romanian electronic tubes.

In 1970 there took place the inauguration of the Black-and-white Kinescopes Enterprise with German and American licenses. Between 1971-1978 hybrid TV sets were created (with transistors and electronic tubes) H1 and H2 and starting from 1977 black-and-white TV sets with integrated circuits were produced. In 1984, there were built the first portable TV sets with reduced consumption of energy.[3] In 1983 the first Romanian colour TV set was produced, its name being Telecolor 3006.

After 1989 the Romanian electronic industry could not cope with the concurrency and from producer it turned into a costumer. Electronica still produces electronic equipments and assembles TV sets produced by famous brands on the market.  

 

"Here, in Romania, they intended to introduce color television since the '70's. But due to pollitical reasons and the P.A.L. vs SECAM battle (all of the countryes in Eastern Europe, except former Yugoslavia used SECAM) we had color televison only in 1983. There where 2 reasons for introducing P.A.L. system in stad of SECAM:
1) Since SECAM was introduced by Soviet Union, by introducing P.A.L. Ceauşescu had one more reason to be anti-Soviet
2) West-Germany sayed that it'll reduce Romania forgein debt if we introduce P.A.L. (this may be true, since some one talled me that the 1st color televison cameras in Romania where "Bosch")

The 1st "Romanian" color tv set was Telecolor 3006 made by "Electronica" Plant from Bucharest. The 2nd was Telecolor 3007. Don't know what the difference between the 2 was. I sayed they where "Romanian" because most of the components where foreign made (most of the semiconductors where made in East-Germany, the picture tube where either: "Unitra" - Poland, "Videocolor" - Italy or "Toshiba" - Japan - these where 2nd qualty - special for Romania). The sets could work both in P.A.L. and SECAM. Since in the '80's from modnay to friday the Romanian televison broadcasted only 2 hours (later 3) - because of "comrades, make electricity economy!" + Ceauşescu alway apeared on tv - Romanaian watch forgein televisions. In Bucharest, people watch Bulgarian television; in Moldavia they watch even Soviet televison!
The price of an color tv was from 15,000 lei up to 17,000 lei (a sallary was then around 1,500-4,000 lei; bigger for other people, like those working for the secret police). Hoewer Romanians where mad to get them a color tv set
The "Telecolor" 3006 & 3007 wheren't the only color tv's salled on the Romanian market. Later version of Telecolor where made. For eg the 4.... had V.C.R. input via the same D.I.N. socket used for audio tape output (at the 3007 that socket was used only for audio output). Later camed the 5601, 5602 and 5603. This where the worsest Telecolors. They had an awfoul new programmer, the latest bad Romanian electronic components (in the '80's Romanian made electronic components becamed worser and worser)...
Other tv sets where the Cromatic (also asambled by "Electronica), and the Soviet "Elcrom" and "Alfa" (which where fitted by "Electonica" with P.A.L. - SECAM converter). With all the big prices of the color tv's, Romanians sometimes waited even 2-3 yrs. to get theyr hands on a color tv set. You couldn't test the tv before buying it. If it worked fine; if not, fine too. In 1989 about 10% of the Romanians got an color tv.
Some one talled me a story: Romanians tryed to manufacter color C.R.T'... The first one had an b & w image; the 2nd one just few colors; the 3rd one just blow up!"

[1] Mihai Drăgănescu, the presentation “Din istoria telecomunicatiilor in Romania : Telecomunicatiile in Romania. Pagini de Istorie”, works of the conference “Istoria Telecomunicatiilor in Romania”, organized in the Aula of the Romanian Academy on 15 April 2003

[2] Andrei Ciontu, erban Naicu, Laurenţiu Moisin, Vasile Ciobăniţa, Pagini din istoria electronicii şi radiocomnicaţiilor, Editura Naţional, 1998

[3] Idem

Special thanks to Mrs. Lenuta C. from the Musee de la Science et de la Technique

[4] Taken from a threat written by Telecolor 3007  Bucharest, Romania:

sHORT HISTORY OF TELEVISION in Romania <

 

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Updated: 03.07.22