50 Jahre Apollo Fernsehen vom Mond 1969 -
2019
Jubiläen zum Weltraumfernsehen |
Im Jahre 2019 jährte sich das „letzte große Abenteuer der Menschheit“ – der bemannte Flug zum Mond, und nicht minder bedeutungsvoll die unbeschadete Rückkehr seiner aktiven Teilnehmer zum 50. Mal.
"One small step for man, one giant leap for mankind – Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen… ein… riesiger Sprung für die Menschheit“, gesprochen von Neil Armstrong, bleibt ein Satz, der Generationen von einstigen Live-Fernsehteilnehmern wie auch Videokonservenverkostern bis in die Gegenwart Zeitzeugen sein ließ.
Nicht zuletzt die geopolitischen Veränderungen wie der Fall des Ostblocks und die alles erfassende Globalisierung veranlasst uns daher einmal mehr als sonst ein „wir“ Gefühl hinsichtlich des Geleisteten und erlebten hochkommen zu lassen ungeachtet dessen, dass die ausführende Nation für den bemannten Mondflug in diesem Fall die USA war. „Wir waren auf dem Mond“ - auch wenn wir mitunter damals noch gar nicht geboren waren.
So hat sich dieses Ereignis zum unauslöschlich kollektiven technisch-kulturellen Erbe der Menschheit manifestiert, auch wenn bisweilen im deutschsprachigen Raum und sicher auch anderswo mit dem politisch wie auch populistischen „Wir“ in Schlagzeilen unter dem Stichwort: „Wir sind Papst“ etc. fallweise etwas unglücklich verfahren wurde. Es war aber auch das Resultat vieler Erfindungen, Entdeckungen und Rückschläge ungezählter Protagonisten verteilt über den ganzen Globus sowie der Auftrag eines Präsidenten innerhalb eines Jahrzehnts einen bemannten Mondflug zu absolvieren. Anmerkung: Zweifler an der Mondlandung werden in diesem Beitrag NICHT bedient!
Ein Auftrag – eine Mission - ein Milliarden Budget bei dem im Zweifelsfall stets das Bessere gewählt werden konnte – ein Erfolg! Man wünscht sich sicher auch heute wieder vielerorts Visionäre angesichts der gigantischen Aufgaben vor denen wir stehen.
Und bevor das neue Abenteuer – die bemannte (geschlechtsneutral) Mission zum Mars unsere Aufmerksamkeit nach dem Jahr 2020, also "so gut wie übermorgen" auf sich ziehen wird bleibt uns noch Zeit einen technischhistorischen Rückblick bezüglich dem erfolgreichen Zusammenspiel Fernsehen und Raumfahrt zu absolvieren das uns erst ermöglicht hat passive Teilnehmer und dennoch hautnah vor Ort am Geschehen dieser Leistungen zu werden.
Zum Auflockern: Bei einer späteren Mission dürfte sich ein französischer Astronaut alisa der Komiker Remi Gaillard auf dem Weg zum Weltraumbahnhof Kourou in Guyana wohl etwas verfahren haben.........
Beginnen wir am buchstäblichen Boden der Realität, als in den 1930er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Bemühungen ernst wurden eine Raumfahrt wie auch eine brauchbare Bildübertragungen zu Stande zu bringen.
Denn zuvor gab es für beide Entwicklungen zumeist nur belächelte
Zwischenstadien wie fallweise explodierende (Feststoff-) Raketenantriebe auf der
einen und flimmernde unscharfe Bilder auf Basis des mechanischen Fernsehens auf
der anderen Seite.
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Bild: "Raketenauto" in den 1920ern - Eine Zeit in der die abgebildete Automarke und die Technik noch viel vor sich hatte..... | Bild: Mechanisches (schlecht auflösendes) Fernsehen ~1925 bis Anfang der 1930er Jahre mit etwa 4 x 4 cm großen Bildern |
Mit Spielfilmen wie "Frau im Mond" von Fritz Lang wurde um 1929 auch die Öffentlichkeit auf das Thema Raketen aufmerksam gemacht und es folgten in den 1930er Jahren in der Raketentechnik wie auch der Fernsehtechnik (Stichwort: elektronisches Fernsehen) in allen aktiv beteiligten Ländern bedeutende Fortschritte.
Lassen wir in diesem Beitrag bewusst die moralische Bewertung des „Krieges als den Vater des Fortschritts“ sowie die politisch-militärischen Ereignisse ohne sie zu verharmlosen außen vor und betrachten wir die technische Entwicklung als solches.
Auf deutscher Seite war es die Reichswehr, die mit dem Engagement des jungen Werner von Braun begann den Raketenantrieb von der bisherigen empirischen Praxis hin zur wissenschaftlichen Erforschung und zu einer „nutzbringenden“ Anwendung zu bringen. Die Eroberung des Weltraumes im Sinn soll Werner von Braun wie viele andere seiner Zeitgenossen auch als “des Teufels General“ die einmalige Chance wahrgenommen haben dort die nötigen Mittel und Einrichtungen vorzufinden die er für die Verwirklichung seines Traumes benötigte, koste es was es wolle.
Es hat viel gekostet und das Ergebnis war wie man weiß die Evolution der Verfahren bis hin zur A4(V2) Rakete, wobei letztere bis zur Gegenwart vom Design her bereits alle markanten Charakterzüge wie etwa den Flüssigtreibstoff und das Leitwerk einer modernen Rakete hatte.
Als Testgelände wurde aus strategischen und sicherheitsrelevanten Gründen das abseits im Norden Deutschlands gelegene Peenemünde gewählt.
Da sich die neue Technik der Flüssigkeitsantriebe sowie des Senkrechtsstarts und der Stabilisierung noch im Stadium der Erprobung befand waren Ausfälle eher die Regel denn die Ausnahme wie die entsprechende Aufnahme aus Penemünde, wiedergegeben auf Youtube belegt.
Es kam daher der Wunsch auf, die besonders kritischen Phasen des Starts möglichst nahe in Echtzeit mitverfolgen und studieren zu können ohne lange auf die Entwicklung der bisher verwendeten Filmaufnahmen warten zu müssen.
Für diese Arbeit wurde über das Unternehmen Telefunken der Dienstverpflichtete bzw. UK (vom Kriegsdienst unabkömmlich) gestellte deutsche Fernsehingenieur Walter Bruch beauftragt eine Fernsehbeobachtungseinrichtung aufzubauen.
Aus Sicherheitsgründen war nur eine HF freie nicht strahlende Koaxialkabelverbindung auf Videobasis zulässig. Walter Bruch beschreibt (und umschreibt) in mehreren seiner Publikationen diese Arbeit als die Geburtsstunde des „Industriefernsehens“ nachmals "angewandtes Fernsehen" (Fernseh GmbH). Ein geschlossener Teilnehmerkreis an einem Fernsehsystem (Closed Caption TV) zur Beobachtung von Prozessabläufen und Ereignissen.
Nachstehend eine Skizze wie Walter Bruch den Aufbau beschreibt:
Bildquelle: Aus Funkschau 1974/5/142 Peenemünde 1942: Die Anfänge des "Industriefernsehens"
Die aktuellen Ausgaben der Funkschau finden Sie auf "Funkschau.de".
Damit ist in den frühen 1940er Jahren eine erste Verbindung des Mediums Fernsehen mit den Vorläufern der späteren Raumfahrtraketen hergestellt.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass zur selben Zeit bei den Alliierten wie auch verbündeten Kriegsteilnehmern auf beiden Kontinenten das Fernsehen bereits „in die Luft“ ging um zuerst leider wieder nur militärisch motiviert „in der Luft stattfindende Ereignisse“ am Boden oder in einem abgesetzt fliegenden Flugzeug verfolgen und gegebenenfalls steuern zu können.
Auf deutscher Seite waren dies Systeme mit den klingenden Namen Tonne - Seedorf.
Auf amerikanischer Seite bot die RCA bereits ein ausgereiftes Komplettsystem für lufttaugliche Fernsehbildübertragungen an.
Bild: RCA Komplettsystem zur Luft-Boden Bildübertragung 1944; Quelle: EarlyTelevision.org
Ebenfalls geschildert werden soll die Übertragung von Telemetriedaten aus der Rakete zur Abschussbasis, mit deren Hilfe zum genauen Erforschen der Raketeninternen Betriebszustände wie auch Ausfallursachen über Funk an die Bodenkontrolle gesendet wurden.
Alles Entwicklungsschritte die sich bei den späteren Raumfahrtteilnehmenden Staaten insbesondere den USA und der UdSSR in der jeweiligen Kommandozentrale in Baijkonur oder der „Mission Control“ in Cape Kennedy - zu unterscheiden an der wahlweise lateinischen oder kyrillischen Beschriftung - wieder gefunden haben.
Nach dem Krieg waren es erneut Bemühungen militärischer Art die eine Entwicklung von Raketen nun gar zum Transport von Nuklearwaffen „nötig“ werden ließen.
Man tat dies die erste Zeit unter Ausschluss der Öffentlichkeit und zudem etwas halbherzig da man noch keine Eile oder harten Wettbewerb verspürte.
Dies änderte sich schlagartig, als für die Öffentlichkeit wie auch für die „andere“ Seite gleich schockartig von den Sowjets der erste unbemannte künstliche Himmelskörper, der Satellit Sputnik gestartet wurde und unaufhaltsam über die Köpfe der erstaunten wie auch verängstigten Weltöffentlichkeit mit seinem Piepston auf 20.005 & 40.002 MHz sendend am 4. Oktober 1957 seinen Dienst antrat.
"
Was nachkam wissen wir:
Es war der Auftakt des Wettkampfes der Systeme um die Vorherrschaft im Weltall, den die USA bezüglich des Mondprogramms (Apollo) gewann und die frühere UdSSR die Vorherrschaft bei Langzeitmissionen (Raumstation Mir) hielt.
Aus „Spaß“ wurde zudem ernst, als die zweifelsohne teuren Geschosse auch etwas nützliches nämlich Informationen über den jeweiligen Gegner von ihrer Reise mitbringen sollten und das möglichst ohne diplomatische Verstimmungen wie etwa bei U2-Langstreckenüberflügen zu riskieren.
Eine spezielle Fotokamera machte also Bilder über dem Gebiet des jeweils anderen Territorium, und wenn der Film verschossen war wurde der Satellit auf den Boden zurückgeholt, die Kamera geborgen und der Film ausgewertet.
Das dies speziell bei interplanetarischen Missionen keine Zukunft hatte und man die Satelliten später zudem länger einsetzen wollte war klar und so begann man sich des „guten alten“ Zwischenfilmverfahrens zu bedienen bei dem man die ausgereiften Eigenschaften des Mediums Film wie Speicherbarkeit, Lichtstärke und Auflösung mit der Übertragungstechnik des Fernsehens verknüpfte.
Mit dem Begriff Weltraumfernsehen definiert ist damit die Übertragung eines Fernsehbildes von einem Weltraumfahrzeug zur Erde bzw. von der Erde zu einem Weltraumfahrzeug. Ebenfalls deckt der Begriff Übertragungen zwischen Raumfahrzeugen sowie von Bildern von einem Planeten zum Raumfahrzeug ab.
Die Geburtsstunde des Weltraumfernsehens war die Inbetriebnahme der Übertragungen bei der sowjetischen Luna-3 (Lunik-3) Mission am 7. Oktober 1959 um 6:30 Moskauer Zeit.[4]
Bild: Die besondere Mission war, Bilder von der Erde abgewandten Seite des Mondes aufzunehmen und zur Erde zurückzusenden. Quelle: Wikipedia Gemeinfrei
Dazu war auf technischer Ebene der Raumkapsel eine 3-Achsen Stabilisierung nötig.
Mit an Bord waren bezogen auf die Fernsehübertragungstechnik folgende Einrichtungen die in abgewandelter und verbesserter Form die Raumfahrt beider Akteure für die nächsten Jahre begleitete:
Die technische Ausrüstung dieser wie auch weiterer Missionen wird auf der Website mentallandscape anschaulich beschrieben (Abrufstand: 2009-2022)
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U.a. werden die Luna-3 Kamera Typ "Enisei", sowie das Empfangs- und (Film-)Aufzeichnungsgerät gezeigt. Die Technik kennen wir vom Prinzip her aus dem Zwischenfilmverfahren der Deutschen Reichspost um 1935. |
Das Ganze wurde im Schnellverfahren innerhalb anderthalb Jahren entwickelt. Zugrunde lag wie bei allen Bereichen der sowjetischen Raumfahrtmissionen die Einstellung ihres Chefingenieurs Sergei Korolev „die Sache so einfach wie möglich zu halten den kompliziert bauen kann jeder“.
Unterstützt
wurde die Entwicklung durch M.V. Keldysh dem Vize Präsidenten der Akademie der
Wissenschaften der UdSSR der sich für das wissenschaftliche Programm der
Weltraumforschung und anderes verantwortlich zeichnete.
V. Yefimov war
für die Aufsicht der Entwicklungen von Yenisei II der komplexesten Anlage
betraut.
Die
Empfangsanlagen wurden auf der Sibirischen Halbinsel Kamtschatka (Камчатка)
sowie auf der Krim aufgebaut, wobei die besseren Anlagenteile die Ausrüstung auf
der Krim als die Hauptanlage stellten während Kamtschatka die schlechter ausgerüstete
Redundanz war die von V. Yefimov geleitet wurde. Die Anlagen waren sowohl für
den transportablen wie auch stationären Einsatz konzipiert worden.
Die Bedingungen unter denen unter
Zeitdruck die bekanntermaßen Geräte weiter Wahl in einem Holzhaus
betriebsbereit gemacht werden mussten werden als sehr „eingeschränkt“
beschrieben. Die Zeitnot ermöglichte zudem bestenfalls ein Schlafen in der
Station gleich neben den Geräten.
Der Start von „Luna 3“ erfolgte am
4. Oktober 1959 und die Raumkapsel näherte sich dem errechneten Flugbahnverlauf
zum Mond am 7. Oktober 1959.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Spezialisten fuhr nach dem Start im Kosmodrom Baikonur in Kasachstan zur Empfangsstation auf der Krim.
Um 6:30 Moskauer Zeit am 7. Oktober
begann der vorgeplante Einsatz von Yenisei mit den Aufnahmen. Die Aufnahmen
dauerten 40 Minuten an und der Film wurde in der Folge entwickelt.
Ein Schaltbefehl von der Bodenstation
startete die Bildübertragung des 470.000 km entfernten Trabanten im Slow Scan
Modus mit 1,25 sec/Zeile zur Erde. Die Gesamtübertragung eines Bildes (~1000
Zeilen) dauerte so rund 30 Minuten.
Zum Test des Systems war ein Bild
bereits auf der Filmrolle belichtet worden um die Übertragungsparameter anhand
eines Vergleichsoriginals auf der Erde analysieren zu können.
Dies geschah auf der Krim Bodenstation.
Zur gleichen Zeit startete Kamtschatka die Yenisei II Anlage für die erste Übertragung.
Geschildert wird ein violetter Punkt der die Monitorröhre Zeile für Zeile
abtastet mit dem Ergebnis nur Bildrauschen erkennen zu können.
Der zweite Versuch brachte einige
„Kleckse“ ins Rauschen.
Weitere Übertragungen brachten die gewünschten
Bilder in besserer Schärfe je näher zur Erde das Raumfahrzeug kam.
Fotoaufnahmegeräte surrten während der
35 mm Film mit bis dahin nicht gekannten Bildern belichtet wurde. Alle
Teamkollegen versäumten dabei keine Übertragung und selbst gegen alle
Restriktionen drängten Personen die Augenzeuge sein wollten in den Raum. „Wir
fühlten uns als Helden“ schildert von V. Yefimov.
Nach einer Pause folgten die Übertragungen mit Yenisei (Enisei) I. Die Räume waren zwischenzeitlich wieder überfüllt von Leuten die dabei sein wollten.
Die Übertragung eines Bildes benötigte rund 10 Sekunden bis nach weiteren 5 wieder das nächste Bild an der Reihe war. Diesmal waren die Bilder ohne Rauschen und voller Detailschärfe die Mondoberfläche abbildend.
Die einmalige Schau dauerte nicht lange und Luna-3 gelangte an das Ende der Verbindungsmöglichkeit mit der Bodenstation weshalb die Übertragung gestoppt wurde.
Das Raumfahrzeug erreichte den Erdschatten und die Beobachter verließen unsere Station.
Die Kamera machte also weiter Bilder die aber jetzt bereits im Satelliten automatisch entwickelt wurden. In der Folge wurde das Bild auf Basis des SSTV – Slow Scan TV also langsam abtastenden Fernsehens in einem sehr hoch aufgelösten Modus übertragen. Diese Übertragungen konnten lange dauern und bedurften am Empfangsort wieder einer umgekehrt aufgebauten Belichtungseinrichtung oder aber auch einer extrem lange Nachleuchtenden Kathodenstrahlbildröhre. Der Vorteil war der geringe schmalbandige und damit nicht so störungsanfällige Frequenzbedarf.
Die Satellitenbahn mitverfolgende wie auf Radaranlagen bereits bekannte platzierte gebündelte Yagiantennen holten so das Signal herein. Und da damals die Satelliten noch keinen festen Standort am 36.000 km weit entfernten Clarkebelt kannten kam die Signalverfolgung einem Staffellauf gleich wo eine Empfangsstation die nächste Ablöste um Unterbrechungsfrei die Verbindung aufrecht zu halten.
Man kann auch das Grundprinzip der späteren Wetterfaxdienste wenn sie auch etwas anders arbeiten dazuzählen.
Nicht lange und man hatte wieder auf Seiten der Sowjets ein Ereignis das es nötig machte jetzt aber Live Bilder aus dem Weltraum auf die Erde zu übertragen und deren Aktualität eine langsame Abtastung nicht zweckmäßig erscheinen lässt.
Am 12. April 1961 bestieg als erster Mensch der russische Bauernsohn und nunmehrige Kosmonaut Juri Alexejewitsch Gagarin seine Wostok 1 Weltraumrakete.
Bild: Kosmonaut Juri Gagarin auf der 12 Kopeken Briefmarke 1964; Quelle: Wikipedia Gemeinfrei
In Moskau standen dereinst schon die Koffer bereit:
Welcher letztendlich zum Einsatz kam wissen wir.
"Pojechali" -Los geht's: Besuchen wir den Weltraumbahnhof und besteigen noch einmal zuerst gemeinsam mit Juri Gagarin den Aufzug an der Abschussrampe und dann das bis oben mit Treibstoff gefüllte „Gischt und Galle speiende und bebende Ungeheuer“. Dann geht es mit dem frisch gebackenen Helden der Sowjetunion Major Juri Gagarin zur Ehrentribüne am Roten Platz in Moskau wo uns Staats und Parteichef Nikita Chrustchov die Parade abnimmt.
In den allgemein bekannten und abrufbaren Videos sehen wir auch German S. Titov den Ersatzmann für Gagarin, an den Telefonhörern mit strengem Blick Sergei Pawlowitsch Koroljow der es vom Gulag Inhaftierten unter Stalin als best gehütetes Staatsgeheimnis zum heimlichen “Vater der Sowjetischen Raumfahrt” gebracht hat und der bei der Ehrung Gagarins im Moskauer Bolschoj Theater unerkannt hinten sitzen musste.
Gagarins spätere PR Tour rund um die Welt als erster Mensch im Weltraum und Vorzeigesowjetbürger stellvertretend für ein Land das unter der harten Hand des „selbsternannten Stählernen„ sich in weniger als einem halben Jahrhundert vom „Holzpflug“ zur Supermacht hochgearbeitet hatte war eine unbezahlbare Reputation für die Sowjetunion.
Gagarin selbst kam nachdem er vom späteren „System“ vertreten durch Leonid Breschnew nicht mehr gebraucht wurde bei einem Testflug ums Leben. Wie ein Berufschullehrer, Oskar V. des Autors von Erlebnissen seines Vaters berichtete scheinen beim Auslandsdienst von Radio Moskau in jenen Tagen Überstunden angesagt gewesen sein wenn es galt Gagarinbilder für treue Hörer zu verlosen und/oder zu versenden.
Und was hier Platz zum Analysieren gibt ist die Art der Fernsehübertragung des ersten erfolgreichen bemannten Weltraumfluges:
Was uns heute als mosaikartige Störung vom Digitalfernsehen bisweilen bekannt vorkommt war wohl eine technisch interessante Art der Bildzerlegung.
Wieder handelt es sich um eine Variante des SSTV Slow Scan TVs mit einer stark reduzierten Videobandbreite.
Vidicon Röhrenkameras, natürlich noch in s/w, wurden als Teil des "Seliger Systems" von I.L. Valik am Leningrader Wissenschaftlichen Forschungsinstitut für Fernsehen (NII-380) entwickelt.
Nachleuchtende LI-23 Ikonoskop Aufnahmeröhren wie bereits bei einem früheren Videotelefon Projekt verwendet kamen dabei zum Einsatz.
10 Vollbilder pro Sekunde bei 100 Zeilen pro Bild ergaben ein 50 kHz Videosignal das im UKW Band auf 83 MHz übertragen wurde. Die Art der Übertragungsfehler und Aussetzer – Drop Outs - lassen auf Schmalband FM schließen bei dem zudem die Anzahl der zu übertragenden Helligkeitswerte reduziert wurden.
Das diese zur CCIR oder sonstigen Fernsehnormen inkompatiblen Videobilder der damaligen Intervision im Osten oder gar der EBU im Westen zur Live übertragung zugespielt wurden ist angesichts des als 50/50 stehenden Chancen auf Erfolg der Mission daher auszuschließen.
Wir sehen ja heute auch „nur“ den mit einer Filmkamera aufgenommenen Beobachtungsmonitor geschnitten mit heroischen Farbfilmeinstellungen und nicht die Videosequenz im Original.
Zum Vergleich die Übertragung von Gagarins Vorgängern & Nachfolger im All:
Bild: Briefmarke zum 50 Jahresjubiläum 2010; Quelle: Wikipedia Gemeinfrei (2022) |
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Leider nicht mehr frei als Foto zugänglich sind die Fernsehbilder des Hundes Strelka auf dem Sputnik 5 Flug am 19. August 1960 - Grob dabei die Auflösung wie bei den ersten tragbaren LCD Bildschirmen |
Sowie ein damals von der CIA abgefangenes Bild von Pchelka (Пчёлка), oder Mushka (Мушка) an Bord der Sputnik 6 am 1. Dezember 1960 |
V.V. Tereschkova auf der Vostok-6 Mission war am 16.Juni 1963 bereits mit 400 Zeilen im Bild |
Lassen wir die weiteren Zwischenstufen wie auch Vorstufen mit Hunden im Weltraum etc. beiseite und kürzen wir den Wettlauf zum Mond etwas ab.
1961 bis 1969 war den USA und im Speziellen der dafür geschaffenen NASA ein Erfolgskurs aufgezwungen worden der mit seinem interdisziplinären Umfang seinesgleichen kaum wieder erlangt hat und den daran beteiligten auch zivilen Unternehmen einen großen Vorsprung ermöglichte.
Einer Nation, wie auch dem Rest der Welt sollte mit dem Anspruch auf Supermacht und Weltführerschaft inmitten eines aus dem Ruder gelaufenen Krieges für milliardenteures Steuergeld ein emotionaler Gegenwert geboten werden der damit Sieg und Erfolg verkörperte. Mit dabei jede Menge Techniker und Ingenieure deren Herkunft sich alleine schon am Namen nicht leugnen lässt.....
Das Medium Fernsehen und sein Publikum war bis zu dieser Zeit von den ersten fast live Übertragungen seit der Krönungszeremonie der Britischen Königin Elisabeth II 1952 in Europa und zeitversetzt dann in den USA mittlerweile ebenfalls herangereift.
Durch den Einsatz von Fernmeldesatelliten, die wieder ein Produkt der Raumfahrt sind war es jetzt möglich Übertragungen von Fernsehbildern von den USA nach Japan und Europa zu Übertragen und damit den Live-Charakter als dem Geschehen nahe seiendes Gefühl zu vermitteln, so klar das rund 600 Millionen Fernsehteilnehmer Anteil an der Mission haben konnte. Die damalige "dritte Welt" - das China unter Mao war aber noch nicht dabei.
Damit die Bilder auch etwas taugten bekamen die Astronauten eine Zusatzausbildung zum Kameramann bzw. zum Fotografen.
70 mm Photoaufnahmen mit exklusiven HASSELBLAD Kameras aufgenommen geben der Mission auch 40/50 Jahre später HDTV qualitätsverwöhnten Augen das gewisse Etwas.
Bei den Live Fernsehbildern mussten jedoch deutliche Abstriche gemacht werden. 1969 war Farbfernsehen insbesondere in den USA bereits weit verbreitet und dennoch entschied man sich für s/w mit deutlich reduzierter Auflösung. Dies deshalb da die Sendeleistung mit der Antennenkombination zum Zeitpunkt des Ausstieges aus der Kapsel nicht für Breitbandsignale geeignet waren.
Das Problem der Normwandlung und dabei insbesondere die der Bildwechselfrequenzen 60/50 Hz wurde pragmatisch mit einer Fernsehkameraaufnahme der Ereignisse von einem s/w Bildschirm bei der NASA bzw. von einer Projektionsfläche an den Downlinkstationen vorgenommen.
So sah die Anlage aus, die aus den Mondbildern US Fernsehbilder machte:
Mit dabei ist das was wir heute als Digitalen Festplattenrecorder kennen - damals eine 14 Zoll Magnetdiskette mit 3600 U/min und gerade für die Speicherung und Wiedergabe eines Halbbildes brauchbar.[7]
Gemäß dem in 2022 leider nicht mehr abrufbaren Becshreibungen auf apollo-projekt. de kam es zu folgenden Effekten die sich nachstehend wiedergeben lassen: "Bei der Aufzeichnung von Monitor zu TV-Kamera entstand durch Lichtspiegelungen auch der so genannte Ghost-Effekt. Die ausgestrahlten Bilder des kleinen Monitors spiegelten sich in der Linse der Kamera, wurden auf den Bildschirm zurückgeworfen und von der Kamera aufgenommen."
In der Praxis sah man dies als den Höhepunkt der Schlaflosigkeit:
Bild: Die Mondlandung: Niedrig aufgelöste s/w Fernsehbilder alias Schattenspiele mit den Astronauten die ein wenig Vorstellungskraft erforderten
Für den Heimkinobesitzer im deutschsprachigen Europa namentlich für Österreich mit seinen zwei staatlichen (öffentlich rechtlichen) Fernsehprogrammen las sich die Ankündigung der Mondlandungsübertragung für den Sonntag wie Montag folgendermaßen in der © >Arbeiterzeitung< vom 20. Juli 1969:
Das F kennzeichnete eine Fernsehübertragung in Farbe was damals etwas besonderes darstellte. Hier ist die Timeline zum Start des eben erst eingeführten PAL Farbfernsehens für einige Europa Länder:
Großbritannien am 1. Juli 1967 (Anfangs nur BBC2)
Deutschland am 25. August 1967
Niederlande am 1. Jänner 1968
Schweiz am 1. Oktober 1968
In Farbe waren natürlich nur die Bilder von der Bodenkontrolle und die Studioeinspielungen der jeweiligen TV Anstalten!
Die Dienstag Ausgabe berichtet dann vom "blauen Mond Tag" als Folge des TV Marathons an dem viele übernächtig ihr Tagewerk vollbrachten.
(Anmerkung: Mit dem Niedergang der österreichischen Arbeiterschaft war mit 1989 auch mit der >Arbeiterzeitung< schluß...)
Die Mutter des Autors erzählte, die Mondlandung als besonderes Ereignis am TV Gerät ihrer damaligen Chefin zu Hause mitverfolgt zu haben. Ebensolches erzählten mir Zeitzeugen die selbst im sprichwörtlichen "Tal der Ahnungslosen" in Dresden der damaligen DDR unter bestimten Voraussetzungen die Mondlandung im Westfernsehen verfolgen konnten.
Wie war nun das System der Fernsehbildübertragung von der Mondfähre zur Erde aufgebaut?
Dazu möchte ich frei übersetzt die Erfahrungen des dafür verantwortlichen Program Managers Mr.Stan Lebar
und seinem Vortrag zum Thema
Neil
Armstrong to Aleksey Leonov
einbringen, der zur Early Television Convention 2009 in Ohio altersbedingt leider zugleich sein wohl letztes Auftreten zu einem (runden) Mondflugjubiläum ankündigte.
Nachtrag: Mr. Stan Lebar ist im Alter von 82 Jahren in Baltimore am † 23. Dezember 2009 verstorben.
Wer das Original bevorzugt wird im Archiv von EarlyTelevision.org fündig:
[(01h10min Live From the Moon: Television From the Apollo Mission - Mark Gray (no sound first 16 seconds) & 38:29min Lunar Television - Apollo TV Cameras - Stan Lebar - leider in 2022 nicht mehr abrufbar.]
Wiewohl die Übertragung der Fernsehbilder nicht systemrelevant waren wurden die Vorbereitungen und Entwicklungen mit ebenso hoher Akribie durchgeführt im wissen das Störungen und Fehler während der Mission so gut wie nicht behoben werden hätten können.
Das Unternehmen das die besten Voraussetzungen für den Bau einer Mond tauglichen Fernsehkamera hatte war Westinghouse.
DDieses deshalb, da Westinghouse einschlägige Erfahrungen bei ähnlichen Systemen in Überschallflugzeugen gemacht hat, wo zumindest im Ansatz ähnliche Beschleunigungskräfte und atmosphärische Einflüsse wirkten. Hinzu kamen Erfahrungen bei allen Arten militärischer Fernsehsystemanwendungen hinzu. Die Möglichkeit die nötigen integrierten Schaltungen selbst entwickeln zu können sowie die Verfügbarkeit der speziellen SEC Vidicon Bildaufnahmeröhre taten ihr übriges.
(wer es ganz genau wissen will studiert die NASA Unterlagen aus den 1960ern)
Die Übertragung des Fernsehens nebst allen anderen für die Mission wesentlicheren Signale erfolgte Pulscodemoduliert sowie in FM zusammengefasst im S-Band um 2.3 GHz.
Das FM demodulierte Videosignal wurde auf den Monitor sowie auf einen Magnetbandrecorder geschaltet.
Das Mondfernsehen kannte natürlich ebenso einen US Vorgänger nämlich in der Apollo 10 Mission sowie zwei weiteren vorangegangenen Missionen.
Zum Unterschied zu Apollo 11 gab es dort aber keine Landung und auch keinen Ausstieg am Mond, weshalb die Kamera "nur" an Bord des Raumschiffs eingesetzt wurde. Dies zudem in Farbe, wobei die Farbe anders als beim NTSC Farbverfahren hier wie 1951 beim CBS Verfahren mechanisch und sequentiell übertragen wurde. Ein sich vor der Linse mit 10 U/sec. drehendes Farbrad mit sechs Farbfiltern übertrug die Bilder in "annähernder Studioqualität" zur Bodenstation.[6]
Der sonstige Standard entsprach dem gebräuchlichen NTSC mit 525/60. Die Kamera - entwickelt unter der Leitung von Mr. Larkin L. Niemyer Jr. wog weniger als 15 Pfund und das mit drei Mann Besatzung belegte Apollo 10 Kommando Modul besaß einen Mini s/w Beobachtungsmonitor mit 2,75 x 2" Bildschirmgröße der unter der Leitung von Lloyd B. Gangaware entstand.
In der Bodenstation war es dann verhältnismäßig einfach aus den sequentiellen Farbbildern nun auch in NTSC Farbe umzukonvertieren.
WWie so etwas aussah kann man umgekehrt studieren wenn man ein NTSC Bild mit einem s/w TV und einem mechanischen Farbrad sehen wollte: Manche TV Geräte hatten einen eigenen Stecker dafür. Zum Prinzip siehe: Col-R-Tel Converter 100-1
Dieser Beitrag erschien in leicht
abgewandelter Form durch den Autor 2009 zum
40 Jahres Jubiläum auch auf RM.org
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