Bild: Der Auftritt des BK 1077B "echten" Testbildgenerators
Alle ehemaligen Techniker und auch Sammler und Restauratoren von Fernsehgeräten kennen die standardmäßigen Reparaturwerkzeuge wie etwa den Wobbler, Testbildgenerator, Trenntrafo und das Bildröhrenregenerierungsgerät.
Über die Produkte der Fa. Dynascan alias "B&K" wurden mir Testgeräte für den amerikanischen TV Reparaturmarkt ersichtlich wie man sie bisher für Europa nicht kannte. (Bezogen auf den Zeitraum etwa 1940 bis 1980)
Um unabhängig von der Ausstrahlung eines Fernsehtestbildes zu sein, gab es die B&K Television Analyst Modelle 1075, 1076 und 1077B die im wesentlichen einen Flying Spot Scanner (Bildabtaster), also eine Bildröhre mit beschriebenen Strahlraster (nach US Norm) hatten.
Bild: Einblick in die Technik des BK 1077B "echten" Testbildgenerators
Davor war ein einfaches Testbild als Folie eingelegt. Eine vor der Röhre befindliche Photomultiplikatorröhre lieferte den Bildinhalt an einen HF Generator mit dem der angeschlossene Fernseher des Kunden, sei es in der Werkstatt oder Vor-Ort getestet und eingestellt werden konnte.
Bild: Das erzeugte Testbild des BK300 Testbildgenerators
Zusätzlich beinhaltet dieses Gerät auch noch Signalausgänge (wahlweise für Transistor und/oder Röhrengeräte) zum Test von Zeilentransformatoren sowie Rastersignale zur versuchsweisen Einspeisung in die Fernsehschaltungen.
Bei uns wurde erst etwa um 1985/90 die Aktion "rettet das Testbild" ins Leben gerufen. Davor war es ebenfalls als stundenlanges Rahmenprogramm für Techniker und geometriebegeisterte Zuseher auf Sendung.
Das bei uns in Österreich meistverwendete um nicht zu sagen einzigen auf das Farbfernsehen bezogene Testbild war dabei das Philips PM5544 Testbild. Offensichtlich hat die Ästhetik und Ausdrucksform auch Kunstliebhaber angesprochen, weshalb es nicht erst seit heute vielfach in "pop Kultur Kreisen" als modisches Accessoir einzug gehalten hat. Um 1990 hat sogar das Redaktionsteam der Kunstsendungsserie "1000 Meisterwerke" sich liebevoll dem PM5544 des Niederländischen Künstlers Philip.S angebommen.
Solche Allroundgeräte die auch noch Zusatzfunktionen können dürften jedenfalls nicht in die Europäische Technikphilosophie gepasst haben. (Stichwort "Die Tragbare Radiowerkstatt", einem Alleskönner aus Österreich 1948).
Wie groß die Zahl der TV Techniker diesseits und jenseits des großen Teichs tatsächlich war die einen Tuner/ZF Verstärker wirklich verstehen und abgleichen konnte sei dahingestellt.
Faktum ist aber, dass der ZF Kreis und die Tuner mit Ehrfurcht betrachtet wurden an denen man möglichst nicht „herumdrehen“ sollte, da man sonst ein „Problem“ hat und wenn überhaupt dann maximal ein Techniker pro Werkstatt als allwissendes Orakel Rat und Abhilfe bieten konnte.
Auch hier zeigt B&K ein Niveau, welches bei Grundig und Normende jener Tage vergeblich gesucht wird:
Ein Wobbler mit aufgezeichneter ZF Kurve mit festen Markenfrequenzen (gemäß US-Norm – bei uns wären es die 33,4/38,9 MHz etc.) die als Lämpchen auf der Kurve aufleuchten und wahlweise ein- und ausgeschaltet werden können.
Hier lässt sich ebenfalls nachvollziehen, dass ein Techniker dieses Anwendungsprinzip einfacher beherrschen kann als die bei uns übliche endlose Herumkurbelei am Abstimmknopf.
Bild: Der BK Wobbler Type BK415
Erwähnen kann man in diesen Zusammenhang den in Europa üblichen Einbau von 8V Klingeltransformatoren um die Mobilisierung letzter Reserven aus der Bildröhrenkathodenemission bei schon "müden" s/w Bildröhren wie auszugsweise der AW43-80 und andere zu erwirken.
Bild: Stellvertretendes Beispiel der damals üblichen Haustürklingeltrafos, hier des Herstellers "KTB Modell 3". Die 8 V Ausgangsspannung war zudem bedingt durch die Sättigung des Transformators auf die 300 mA beschränkt wie es "zufällig" auch in den Fernsehgeräten benötigt wurde. (In Erinnerung an ein diesbezügliches Fachgespräch mit meinem Ausbildungsleiter Herrn Ing. Rudolf Bäumler der diese Vorgangsweise noch aus "seiner Zeit" bei Minerva Radio Wien 7 kannte).
Die Techniker in den USA brauchten dazu lediglich einen Adapter mit eingebauten Transformator, den sogenannten TV Britener (auch unter andere Namen bekannt) dazwischenfügen.
Bild: Hersteller/Vertriebsfirmen wie "Permapower" oder der hier gezeigte Vidaire CRT Britener waren wie man heute sagt auf "Plug & Play" unterwegs, im Unterschied zur in Europa nötigen Technikarbeit um gleiches zu bewirken. Werbeschaltung in "ELECTRONIC TECHNICIAN DEALER", APRIL 1972, S.68
In Europa hatten wir zumeist in Röhrenfernsehgeräten 300 mA Serienheizkreise die auf den Typ P Röhren basierten.
Während in den USA Transformatorgeräte mit 6,3 V Parallelheizung üblich waren.
Hier gab es hüben wir drüben über dem Teich, ungeachtet des Farbfernsehsystems so etwas wie "Gerechtigkeit" oder zumindest Gleichheit für alle Farbfernsehtechniker:
Alle Farbbildröhren mit Delta Anordnung der Strahlsysteme, und das waren bis zur Einfühung der Inline Röhren ab etwa Mitte der 1970er Jahre letztlich alle, hatten eine genauen Abgleich nötig um die drei Farbsystem an der Bildröhre in Übereinstimmung, also Deckungsgleich zu bringen.
"Versteckt" waren die wahrlich unzähligen Drahtdrehpotentiometer sowie veränderbaren Spulen zumeist hinter einer Frontklappe (z.B. Philips) oder aufklappbar hinten unter der Rückwand (z.B. Nordmende) oder untenerhalb der Bildröhre hinter einer Abdeckleite (Minerva).
Bild: Eine Abgleichanleitung per einstellbarer Schablone was nun der jeweils nächste Schritt ist als Hilfe für den mit Farbfernsehtechnik anfangs noch unerfahrenen Fernsehtechniker um 1968 für das Philips/Horny K7 Chassis.
Mehr ein Thema für Mitteleuropa und Länder wie Österrerich sowie Deutschland war die Nachrüstung von UHF Konverter für den Empfang des dann 2. Programms bzw. in D auch Dritten.
"Das war damals ein gutes Geschäft" waren die Worte meines ehemaligen Chefs zum Thema, da vielfach ja auch noch die Erweiterung der Antennenanlage dazu kam.
UHF gab es zwar auch in den USA, jedoch waren dort auf VHF bereits so viele Programme empfangbar, sodas vielfach auf eine UHF Nachrüstung verzichtet wurde, ehe UHF auch dort serienmäßig in die Geräte integriert wurde.
Bild: Unterstützung für die Nachrüstungen und wie sie durchzuführen seien gab es vielfach von der Geräteindustrie, wie hier auszugsweise die Unterlagen von Philips/Hornyphon belegen.
Auch hier gab es es Aussendungen und Fernsehgeräte Informationen, gar mit fortlaufender Nummer für die bei den Herstellern bereits bekannten "Pappenheimer".
Klassiker war der häufig erforderliche Tausch des Zeilentransformators, als eines der am meisten, zudem spezifisch gebauten und belastenen Bauelemente.
Bild: Philips Informationen sowie freier Drittanbieter dies sich des Themas über viele Jahre angenommen haben.
Wenn Sie vertiefende Hintergrundinfos wissen so teilen sie mir diese bitte mit.
© 2/2006 -by W. Scheida zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm
Updated: 13.11.24