Nachbau eines Fernsehempfängers
nach einer Bauanleitung von 1951 aus
der FunkTechnik FSE 51/13
Einleitung:
Dieser Tage erhielt ich den >FunkTechnik< Band 1951/52, den ich mir mit der
Absicht beschaffte darin die ersten Entwicklungsschritte der kommerziellen
Wiederaufnahme des deutschen Nachkriegsfernsehens zu finden.
Ich wurde nicht enttäuscht.
Beginnend mit den Versuchssendungen in der neuen 625 Zeilen Norm in allen
Europäischen Großstädten waren weiters auch viele erste Industriefernsehempfänger angeführt.
Selbst das Farbfernsehen mit der CBS - RCA Auseinandersetzung über das jeweils bessere
System geisterte bereits als Gerücht herum.
Besonders fiel mir jedoch eine Baubeschreibung ins Auge die den vollständigen
Selbstbau eines Fernsehgerätes vorsah. Etwas was ich bisher nur in den frühen
britischen und französischen Fachzeitschriften vorfand.
In der sonstigen
deutschsprachigen Literatur wie auch der österreichischen gab es bestenfalls
den Hinweis darauf, dass der Aufbau wohl zu teuer und kompliziert sein würde. Eine Aussage die bei entsprechenden Ansprüchen an eine Bild- und Tonqualität
wohl nicht allzu falsch gelegen hatte.
In Erinnerung kam mir auch ein Bericht aus der GFGF Funkgeschichte in dem ein
ehemaliger DDR Bürger den Selbstbau eines Fernseh Gerätes beschreibt.
Das Heft
wurde gesucht und gefunden und schildert tatsächlich die damaligen
Erlebnisse beim Bau wie auch dem Betrieb des hier beschriebenen FunkTechnik
Gerätes Anfang der 1950er Jahre im Großraum Leipzig.
Das Gerät:
Die vorzugsweise Verwendung von handelsüblichen Bauteilen hat dieses
Gerät sowohl in West- wie auch in Ostdeutschland nachbausicher werden lassen.
Eine teure Bildröhre mit magnetischer Ablenkung wurde in dieser Ausführung
vermieden und stattdessen eine DG16 Oszillografenröhre mit statischer Ablenkung
eingesetzt.
Für den Fall einer späteren Zugriffsmöglichkeit auf größere magnetisch
abgelenkte Bildröhren gab es in der FunkTechnik 1952 entsprechende Umbau- und
Erweiterungsanleitungen für diese Variante.
Eckdaten:
Superhetprinzip mit einer Bild ZF von ca. 16,5 MHz und Ton ZF von 10,7MHz |
Einkanalgerät für VHF Band III, Anpassungen für Band I bekannt. |
Bild-Oszillografenröhre DG16 und Ansteuerung mit ~4 MHz
Videobandbreite |
FM-Ton mit Flankendemodulation oder Auskoppelung der ZF zur
Einspeisung in ein UKW Radio. |
Röhrenbestückung - 14Stk: (Abänderungen in der Schaltung waren je
nach Verfügbarkeit möglich) EF80, ECC81, EF14(6AC7), EF14, EF14,
EF14, EAA11(6H6), DG16, EBF15, ECL11, 6N7, 6N7, 6SN7, 6SN7 |
Wechselstromgerät für 220V |
Der Aufbau:
Mechanisch war ein Aluminium Rahmen vorgesehen, in dem Monat für
Monat die vorgesehenen Baustufen ebenfalls auf einem Aluminiumträger montiert
und
ergänzt werden konnten. Insgesamt sind es sechs Baugruppen. Nach eigenem
Belieben konnte dazu ein passendes Gehäuse angefertigt werden.
Die Schaltung:
Die volle Auflösung aller Bilder siehe Originalscan
der FT Funktechnik Bände auf Archive.org
Netzteil:
Auffällig sind die beiden getrennten Netzteile die zum Einen die
Videostufen und den Tonteil versorgen, im anderen Fall eine Hochspannung
von ~ 2,5 kV bereitstellen sowie die Impulsstufen versorgen.
Als
Gleichrichter dienen insgesamt sechs Selengleichrichter in Verbindung mit den
erforderlichen Siebmitteln. Da die Hochspannung nicht wie später üblich aus
dem Zeilenrückschlagimpuls gewonnen wird waren eine Kaskade an
Hochvoltkondensatoren auch im mechanischen Aufbau zu berücksichtigen.
Empfangsteil:
Vor der Stockholmer Konferrenz 1952 war für Deutschland nur der VHF
Band III Bereich für das Fernsehen vorgesehen (siehe auch: Wer hat den Kanal 1
"gestohlen":
https://www.scheida.at/scheida/Televisionen_TV_Kanal1.htm)
weshalb ein Garadeausprinzip wie es etwa in Frankreich oder Großbritannien oft
üblich war aufgrund der hohen Frequenzen eher ausschied.
Desweiteren wurde
angenommen das in den meisten Teilen Deutschlands für lange Zeit nur ein Sender
empfangbar sein würde, was eine koninuierliche Abstimmung (auch bei einigen ersten
kommerziellen Geräten) nicht erforderlich machte. Das insbesonders
im Großraum Berlin sowie in der Ostzone die tatsächlichen Bedürfnisse schon
ab 1952 anders sein würden konnte hier noch nicht berücksichtigt werden - und
so sind lt. Funkgeschichte später Trommeltuner für eine Auswahlmöglichkeit
nachgerüstet worden.
Original ist ein Dipoleingang und eine periodische fest abgestimmte
Vorstufe mit einer EF80 vorgesehen dessen Ausgang über einen abgestimmten bedämpften
Bandpass auf die ECC81 arbeitend als Mischer und Oszillator anliegt.
Dort wird am Ausgangsfilter das 10,7 MHz Ton ZF Mischprodukt ausgekoppelt und als
Parallelton weiterverarbeitet oder alternativ an ein UKW Radio überführt.
Die Video ZF auf der Bildträger Frequenz von 16,5 MHz gelegen, ermöglicht eine
gute Verstärkung mit den gewählten Röhren - etwaige Interferenzen
aufgrund der niederen Frequenz wurden nicht berücksichtigt da mit der Präsenz
von mehreren empfangbaren Sendern für die nächsten Jahre nicht gerechnet
wurde.
Tonteil:
Eine EBF15 dient als einstufiger Ton-ZF Verstärker und Flankengleichrichter
des FM Tons dem eine Standard Ton Endstufe mit der ECL11 folgt.
Video ZF Verstärker:
Ausgeführt als dreistufiger Verstärker mit der EF14 werden
vier ZF Filter
mit den Frequenzen 13; 12,25; 15,75 und 14 MHz zur Nachbildung der Nyquist
Flanke sowie eines 4 MHz breiten Video ZF Signals verwendet. Die Reduzierung auf
4 MHz anstelle der Normmöglichen 5 MHz hat eine Vereinfachung bei der Ausfilterung
des Tonträgers im Videosignal zur Folge, was zusätzlich bei einer nur
16 cm Bildröhre hinsichtlich der subjektiv verwertbaren Auflösung kaum eine Rolle
spielen dürfte.
Video Ausgangsstufe / Bildröhrenansteuerung:
Impulsstufen/ Ablenkung:
Folgt....
Fazit:
Der Wunsch dabei zu sein und das in einer Zeit in der es noch
kaum einen uns bekannten Programmbetrieb gab motivierte begeisterte Amateure
die neue Technik gemäß ihren Möglichkeiten zu erobern.
Auch war es das neue Informations- und Unterhaltungsmedium selbst das
Menschen bis zum heutigen Tag in seinen Bann zog.
Gedanken zum heutigen Betrieb eines solchen Gerätes:
Ein RM.org Sammlerfreund beschäftigt sich tatsächlich mit dem Gedanken (ein 2.
mal) ein solches Gerät mit einer Oszillografenröhre nachzubauen.
Während die grundsätzliche Funktion außer Frage steht dürften folgende
Details im Betrieb zum Vorschein kommen:
Damals waren die Empfangsteile und die ZF für nur einen
Sender ausgelegt.
Heute (noch in der Analogzeit) haben wir fast das ganze Band voll davon, was eine
eingeschränkte Empfangsselektivität mit Interferenzstörungen bedeutet.
(Kabelbetrieb, Großstadt HF)
Weiters wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit Rücklaufstreifen
mit dem Teletext etc. im Bild haben was es ja damals noch gar nicht gab und
daher noch nicht unterdrückt werden musste.
Ein Betrieb mit einem Video/VHF Modulator mit eingebauter Austastschaltung für
etwaige Zeileninhalte in der vertikalen Austastlücke wird daher die Regel
sein.
Damit wird das Gerät auch DVB-T(2) tauglich.
Leser schrieben unter anderem folgende Meinungen und Fakten:
"Hallo Wolfgang
Im Fernseh-Fernkurs des Radio-Kosmos von 1953 wird in 12
Lehrbriefen das Grundlegende Wissen zur Fernsehempfangstechnik vermittelt und
der Selbstbau eines leistungsfähigen Fernsehempfängers beschrieben.
Die genauen Arbeitsanweisungen und ein vollständiger Bau- und Schaltplan sind
in diesen Kurs enthalten.
Die 12 Lehrbriefe haben insgesamt 213 Seiten mit 215 Abbildungen und 80 Fotos.
Zusätzlich 14 Seiten Baubeschreibung und zwei A2 Blätter mit Schalt- und
Aufbauplan sowie Fotos vom Fernsehgerät.
Falls allgemeines Interesse daran besteht, kann ich gern die Baubeschreibung und
die Schalt- und Aufbaupläne hier veröffentlichen.
Ich habe die Fotos und Bau- und Schaltpläne auf der Festplatte zu liegen, alles
in 300 DPI Auflösung.
Die Veröffentlichung der Schaltpläne dürfte
Urheberrechtlich kein Problem sein. Mit der Schaltungsbeschreibung sieht das aber
anders aus, da müsste ich mal beim Kosmos-Verlag anfragen. Wenn die zustimmen
stelle ich gerne die gesamte Schaltungsbeschreibung zur Verfügung.
Gruß Frank R."
Literatur:
GFGF Funkgeschichte Heft 121/1998
FunkTechnik Heft 20, 21, 22 und 23 von 1951
Vergleiche:
Premier TV KIT GB:
https://www.scheida.at/scheida/Televisionen_England.htm
mit einem Interview mit einem
GB Selbstbau Amateur 1950.
Cicor KIT F:
https://www.radiomuseum.org/r/cicor_cicortelevision_ki.html
Laurent KIT F:
https://www.radiomuseum.org/r/laurent_television_ki_tv18tv_1.html
Transvision USA:
https://www.radiomuseum.org/r/transvisio_7inchkit.html
Hier noch weitere Lesetips vom Autor: