Nachdem Anfang der 1950er Jahre der erste Anlauf zu einem mechanisch basierten Farbfernsehen (System CBS) sowohl in den USA wie auch in Moskau gescheitert waren, wartete man im Rest der Welt auf eine Verbesserung des bereits vollelektronisch arbeitenden amerikanischen NTSC Systems mit dem Ziel eine stabile Farbartübertragung zu gewährleisten.
Diese Verbesserungen fanden ihren Niederschlag in den Farbsystemen PAL und SECAM sowie einer vernünftigen Fertigungsreife bei der Erzeugung von Farbbildröhren.
Und so kam es mit dem 3. 10. 1969 zur Aufschaltung des 2. DFF Fernsehprogramms in FARBE gesendet vom neuen Berliner Fernsehturm auf dem Alexanderplatz auf UHF Frequenzen.
1969 war zugleich das Jahr des 20. Jahrestages der DDR - 1949/1969. Und zu jener Zeit erhob der sozialistische Block noch den Anspruch den Westen überholen zu wollen.
Was jetzt noch fehlte war ein Farbfernsehempfänger der etwas ganz besonderes sein sollte - und auch den lieferte der VEB RFT Staßfurt pünktlich zum Festtag ab.
Während in den späten 1960er Jahren Westdeutschland wie auch u.a. Großbritannien das PAL Farbsystem einführten, wurde im Osten Europas aufgrund einer politisch motivierten Entscheidung der Kremlführung das französische SECAM III Farbübertragungssystem gewählt.
Dabei wurde von den Sowjets selbst die dafür geschaffene CCIR Normenkonferenz mit dem Ziel eines einheitlichen Farbfernsehstandards in Wien 1965/ Oslo 1966 ausgehebelt, indem die Sowjetunion seinen vorab Entschluss zum SECAM System bekannt gab. Hauptgrund für diese Entscheidung entgegen dem PAL System war u.a. das Versprechen der Franzosen eine betriebsfertige Farbbildröhrenfabrik auf Basis des (späteren Sony Trinitron) Chromatron Prinzips im Gegensatz zur allgemein üblichen RCA Lochrasterröhre zu liefern. Ein Versprechen das aufgrund der nichtvorhandenen technischer Serienreife des besonderen Bildröhrensystems nie erfüllt worden ist und alle Welt, auch die des Ostens zwang Lizenzfertigungen der RCA Lochrasterröhre zu produzieren.
Eine Entscheidung die den RGW Ländern und hier im Besonderen der DDR noch Jahre Kopfzerbrechen bereiten sollte bis zuerst durch Westimporte und später in den 1980er Jahren durch Lizenzfertigung japanischer Toshiba Röhren eine Normalisierung stattgefunden hat.
Das außergewöhnliche an diesem Empfänger war der Umstand das er vollständig nur mit 66 Transistoren (1969!) bestückt war und daher im Vergleich zu Westgeräten jener Zeit eine sehr geringe Leistungsaufnahme (nur ~180W zu 350W und vereinzelt auch 500!W) besaß. Eine Zeit in der im Westen sowohl bei den S/W Empfängern und auch bei den PAL Farbfernsehempfängern bestenfalls Hybridlösungen angeboten wurden*. Inwieweit dieses hohe Ziel in Kollision mit den Mängeln der realsozialistischen Planwirtschaft stand wird dieser Beitrag aufzeigen.
Auch die gelebte Praxis der deutsch/sowjetischen Freundschaft innerhalb des RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) zeigt klar auf wem da eigentlich geholfen wurde.
Der DDR Bürger war mit 3.700 Mark am Buntfernsehen mit dabei.
Hier der Auszug aus den "Mitteilung aus dem Zentrallabor für Rundfunk- und Fernsehempfangstechnik" 1969:
Anmerkung- Beschrieben wird hier die wieder/alternativ mit Röhren bestückte Hochspannungserzeugung!
"Mitteilung aus dem Zentrallabor für Rundfunk- und Fernsehempfangstechnik" 1969: Seite 1
"Mitteilung aus dem Zentrallabor für Rundfunk- und Fernsehempfangstechnik" 1969: Seite 2
"Mitteilung aus dem Zentrallabor für Rundfunk- und Fernsehempfangstechnik" 1969: Seite 3
"Mitteilung aus dem Zentrallabor für Rundfunk- und Fernsehempfangstechnik" 1969: Seite 4
Schaltungsdetail: Vollständiger transistorisierter Endstufenbereich
Color20 Schaltung September 1969 - DDR Pläne bei Raupenhaus - (Raupenhaus ist leider nicht mehr online)
Es soll folgende Varianten gegeben haben die sich im wesentlichen in der Wahl der Bildröhre und/oder der Bestückung mit einer Selenkaskade zur Hochspannungserzeugung anstelle von drei Gleichrichterröhren unterscheiden.
Typ Color 20 Urtyp: UdSSR 59lk3z Bildröhre mit Selengleichrichter
Typ Color 20 (Paralleltype?): UdSSR 59lk3z Bildröhre mit Röhrenhochspannungsgleichrichterschaltung
Typ Color 20/1: A56-120X Importbildröhre mit Röhrenhochspannungsgleichrichterschaltung
Typ Color 18 (Noch unbestätigt): Wie Color 20 jedoch mit UdSSR 59lk3z Bildröhre bestückt die nicht den TGL Normen (vergleichbar mit DIN Norm) entsprachen -
"Montagsgeräte" - programmierter Ausschuss?
Color 21 Nachfolgetype 1973:
Hinweis zum Übergang von Röhren auf Selenhochspannungsgleichrichtung in der VEB Fernsehgerätewerke Stassfurt Information RFT 1.1969
Bilder aus der seinerzeitigen Fertigung aus obiger Quelle:
Leiterplattenprüfung | Prüffeld |
Alle Theorie ist bekanntlich grau - und so nützt es nichts wenn wir heute schöne Datenblätter betrachten während uns der reale Sozialismus eine etwas andere Geschichte erzählt.
Es folgen zwei Erzählungen aus der Praxis: - Sollten Sie weiteres wissen so schreiben Sie mir bitte!
Beitrag auszugsweise dankenswert von Sammlerkollegen Herrn Wolfgang Lill übernommen.
Hallo Herr Scheida, .... Sie haben zum Hochspannungsproblem des Color 20 .... geschrieben. Als Anlage sende ich ihnen das Serviceinfo aus rfe Heft 19/1969. ..ich kann es nur aus meiner damaligen Sichtweise schildern, sozusagen als Erfahrungsbericht eines kleinen Mechanikers.... Ich hatte damals das Vergnügen, diese Geräte zu reparieren. Häufig kamen auch Fachingenieure aus Staßfurt oder vom Zentrallaboratorium aus Dresden. Hauptproblem waren, wie Sie das geschrieben haben, die überschlagfreudigen sowjetischen Bildröhren. Man hatte zunächst die Endstufe mit Transistoren sowjetischer Bauart bestückt, dann liefen Versuche mit 2N3055, wofür es wohl aber für die Serie keine Devisen gab....? Eine richtige Antwort hat man einem kleinen Mechaniker natürlich nicht gegeben....auf jeden Fall waren die Geräte mit EY51 (Anmerkung d. R.: Hochspannungsgleichrichterröhren anstelle des Selengleichrichters) in diesem Punkt weniger störanfällig. Das Problem Bildröhren war so (ich habe es in Staßfurt selbst erlebt). Die UdSSR-Bildröhren wurden ausgepackt und jede geprüft. Anhand des Prüfergebnisses wurde festgelegt: Ausschuß (in die Abfallkiste), funktioniert, aber erfüllt die TGL nicht (vergleichbar mit DIN-Norm) in Color 18 eingesetzt, die Bildröhren, welche die Norm erfüllten, wurden in den Color 20 eingebaut. Die sowjetischen Lieferanten hatten den Vertrag so ausgehandelt, das sie keine defekten oder unbrauchbaren bzw mangelhaften Bildröhren zurücknahmen. Die DDR blieb als auf dem Müll aus Freundesland sitzen . Laut interner Information (offiziell wurde dies niemals bestätigt) soll anfangs nur jede 7.Bildröhre aus der UdSSR einwandfrei funktioniert haben. Unbestätigt ist weiterhin, aber es machte hier damals die Runde, das zunächst die Bildröhren für die eigene sowjetische Produktion Raduga und Rubin ausgesucht wurden und der Rest als Export in die DDR kam... Die Endkunden wurden wiederum unzufrieden, da die Wartezeiten für den Bildröhrenaustausch im Rahmen der Garantie erheblich zunahmen. unter 6 Wochen war da kaum was zu machen. Nach der Garantie kostete das gute Stück ca. 700 DDR-Mark + Reparatur also runde 800 DM, mit einer Garantie von 6 Monaten. Die Beschaffung dieser Röhren war dann noch schwieriger, da einfach 95% der verfügbaren in die Neugeräte verbaut wurden. Nach vielen Protesten von Bürgern hatte man im Ministerrat der DDR wohl erkannt, das die Bildröhren aus Freundesland nichts taugen und es ist wohl Willi Stoph, dem damaligen Ministerpräsidenten zu "verdanken", dass Devisen bereitgestellt wurden und dann wurden von verschiedenen westlichen Lieferanten 56 cm Bildröhren eingekauft. Übrigens hatte ich nicht einen einzigen Fall, wo eine solche Bildröhre ausgefallen ist!!! (das soll keine Verallgemeinerung sein) Ich hatte zuerst einen Color 18 für stolze 3400 Mark der DDR erworben und habe nachdem die Euphorie "Erlebnis Farbfernsehen" verflogen war, auch geschrieben an den Industrievertrieb Rundfunk und Fernsehen (IRF) und weiterhin an den Ministerrat der DDR wegen des Bildröhrenproblems. Seitens Verkäufer IRF wurde dann nachdem der Ministerrat eine entsprechende Empfehlung gegeben hatte, der Color 18 zurückgenommen und ich erhielt einen Color 20/1 (3700 Mark der DDR) Dieses Gerät funktionierte über 20 Jahre und es waren nur kleine Reparaturen in den Jahren. Mit den richtigen Bauteilen konnte Staßfurt eben auch Qualität produzieren.
Viele Grüße Wolfgang L. ... Es gab einen Schaltplan, wo Color 18 eingestempelt ist, aber der einzige Unterschied ist zum Color 20 die nicht TGL-gerechte (DIN-gerechte) Bildröhre Ich hatte dann den Begriff Farbfernseher in das Wort "Buntfernseher mit Gewittereffekten" (Überschläge) in meinem Schreiben an den Ministerrat der DDR formuliert. Unser Pudel zuckte immer zusammen, wenn es wieder knallte, das Buntbild war so, das die ganze Familie rätselte, hat die Dame jetzt ein gelbes oder ein grünes Kleid an, denn wenn die Schauspielerin von links nach rechts ging, änderte sich manchmal die Farbe erheblich. Aber wie schon gesagt, bei allen solchen Ergebnissen soll man die Ursachen nicht beim Hersteller oder Entwickler suchen, denn die mussten in der DDR den Plan erfüllen, auch unter widrigsten Bedingungen....Schließlich wurde ein knappes Jahr vor Einführung der Farbfernsehtechnik in der DDR die Entscheidung zu SECAM III b getroffen. Damit hatte man das osteuropäische System übernommen und saß nun zwischen zwei Stühlen. Tonnorm CCIR , Bild SECAM III b, das war einmalig auf der Welt. Ziel der DDR Regierenden war offensichtlich durch das einzigartige TV-System die Zuschauer auf den Empfang des DDR Fernsehens einzuschwören. Im Raum Pirna - Dresden hatten wir sowieso nichts anderes außer noch CS , natürlich ab 1970 auch schon in Farbe von Usti n.L. (Aussig) , aber eben ohne Ton.( Anmerkung d.R. - Die CSSR sendete mit 6,5MHz Ostton anstatt 5,5 MHZ CCIR TON!) Der Effekt trat in gewissen Umfange ein, die Besitzer von Farbfernsehern schauten zunehmend DDR-Fernsehen. Zumindest die 5 Stunden pro Woche, die DDR 2 anfangs sendete. Der Erfolg kehrte sich jedoch schnell ins Gegenteil. 1. kam die Exportauflage. Die Devisen für den Einkauf der Bildröhren durch Exporte von Fernsehern zu erwirtschaften --- da mußte der PAL Dekoder serienreif gemacht werden. Damit kam das Know-how natürlich auch in Bastlerhände und die Eigenbau-Baugruppen wurden zu gewaltigen Preisen (etwa 700 Ostmark ) verkauft. Der zweite Chromat 1060 hatte dann beide Normen (ich glaube so 1976). Aber die DDR-Oberen hatten etwas nicht eingeplant, das war der Effekt, das die DDR-Farbprogramme im Westen nicht gesehen werden konnten, und meines Wissens hat Anfangs keiner im Westen Zweinormengeräte PAL-Secam III b produziert. Aber der Chromat und weitere Geräte wurden ja dann auch exportiert und bei Versandhäusern angeboten.... so konnten die Westberliner und Hamburger doch noch DDR TV in Farbe sehen, aber eben viel später...... Viele Ostergrüße Wolfgang L.
Vielen Dank Herr Scheida,
........ Habe mich gestern nochmal mit einem
Zeitzeugen dazu unterhalten. Er sagt die Bildröhre 56 cm aus den
Westen war ein politisches Thema, wichtiger als Kaffee.
MFG Wolfgang L.
Nachtrag 3/2009 von Sammelkollegen Herrn
Wolfgang L.
Die Studios und Übertragungswege waren bereits in PAL ausgestattet. Buchstäblich über NACHT kam die Anweisung des Politbüros : Die DDR übernimmt SECAMIII b (die sowjetische Variante mit CCIR-Ton). Nun hatten wir also das sowjetische Buntfernsehen zum 03.10.1969 und sicher dachten sich die Regierenden der DDR, das mit diesem Anreiz , Farbsendungen von 5-6 Stunden pro Woche im 2. DDR Fernsehen das Sehen vom Westfernsehen zurückgedrängt werden kann.
Welcher Schaden damit für
die DDR an sich entstand, hat sicher noch niemand so richtig ermittelt.
Zunächst mussten bereits entwickelte PAL-Geräte erneut entwickelt
werden, die Möglichkeit, solche Geräte nach dem NSW
(nichtsozialistischem Wirtschaftsgebiet) zu exportieren, war zunächst
nicht gegeben, nur als OIRT version wurden Geräte ab 1973 nach der CSSR
exportiert).
Ich hatte damals in einer
Parteiversammlung die Frage gestellt: Warum hat die DDR nicht die
historische Chance genutzt, das PAL System einzuführen. So hätten
Millionen von Menschen in der Bundesrepublik die Möglichkeit, das
Fernsehen der DDR zu schauen....
Die unbequeme Frage hatte
ich bald wieder vergessen, fand diese jedoch in einem Bericht wieder,
der bei dieser Versammlung von einem eifrigen VERFASST wurde.
So gingen nicht nur eine
Menge Devisen flöten, denn 1969 hatten wir ja schließlich den Color 20
und mit japanischer Bildröhre lief der tatsächlich stabil
volltransistoriert...
Vielleicht noch ein Auszug
aus dem Buch: SECAM Farbempfang vom Verlag Technik , Herausgeber:
Dipl.-ing Schlesiger von 1971 den ich hier anhänge...wo man doch die
Vorzüge des PALsystems lobt...aber was konnten wir machen....die
Fachleute wussten das schon...
Fachbeitrag auszugsweise von Sammlerkollegen Mario Spitzer:Der erste DDR Farb TV Color 20 wurde als erster volltransistorisierter Farb TV Europas gefeiert. Inoffiziell wurde er als "Transistorengrab" bezeichnet, da die russischen Bildröhren zu Überschlägen geneigt haben sollen. Eigenentwicklungen waren Aufgrund der RGW Vereinbarungen nicht möglich, weshalb die 59lk3z im Programm blieb. Angabe mit 1.000 Betriebsstunden offiziell, soferne diese überhaupt errreicht wurden. 3 Bildröhren Austausche in der Garantiezeit sollen vorgekommen sein, was sinngemäß dann auch für die Raduga/Rubin UdSSR TVs jener Zeit gegolten haben muß?! (Danke an Mario Spitzer für Hintergrundinfos) Email vom 23.1.2008 Hallo
Wolfgang, Übrigens
hatte in Amerika Motorola 1968 einen komplett transistorisierten Farbfernseher
herausgebracht aber schnell wieder eingestellt, weil damals die Kosten für die
Endstufentransistoren zu hoch waren.
|
Anmerkung: (Dem Autor wurde um 1995 berichtet, das zur Zeit des Ostblocks deren Fernsehanstalten genötigt waren UdSSR Geräte wie Filmabtaster o.ä. gemäß Kontingentzuteilungen abzunehmen. Dabei soll es vorgekommen sein dass diese Geräte gleich bei der Lieferung ungesehen in Lager deponiert wurden und der eigentliche Bedarf mit Westgeräten der Fernseh GmbH etc. mit Devisen gedeckt worden ist.)
Forumsbeiträge: https://www.radio-bastler.de/forum/showthread.php?tid=13387&pid=162167
"Mitteilung aus dem Zentrallabor für Rundfunk- und Fernsehempfangstechnik" 1969 siehe Beitrag!
Interessante Abhandlung das in der DDR bereits an einer eigenen Farbbildröhrenproduktion Type B43G4C gearbeitet wurde.:
razyboard . com/system/morethread-b43g4cdie43er70farbkabildroehrederddrentwickeltimwfberlin-rundfunkmuseum-1215648-3591332-0.html (Beitrag leider nicht mehr online Stand 3-2022)
Danksagung an Herrn W. Lill und M. Spitzer für ihre Wort und Bildbeiträge
Soweit bekannt ist der RFT Color 20 der erste nach dem SECAM System arbeitende Volltransistor Farbfernsehempfänger.
Der erste volltransistorisierte PAL Farbfernsehempfänger stammt aus Großbritannien um 1968. Es war das von mehreren Geräteherstellern verwendete BRC2000 Gemeinschafts- Dualstandard 405/625 Zeilen Chassis. Die unmittelbaren Nachfolgetypen waren aber auch wieder Hybridlösungen! (BRC3000)
Ein Westdeutsches Serien Volltransistorgerät aus 1968/69 ist nicht bekannt.
Mögliche Französisch/Belgische Modelle sind derzeit (noch) nicht bekannt.
Laut Funkschau 1966 Heft 19 Seite 602/1578 gab es im Westeuropa zumindest die hochspannungsrelevanten Bauelemente in Halbleitertechnik. Eine Vertikalendstufe wäre mit 2N3055 wie später bei Telefunken praktiziert zu realisieren gewesen. Ob es 1966/67 auch bereits einen wettbewerbsfähigen Zeilenendstufentransistor gegeben hätte?
Siemens stellte auf der Messe Hannover lt. Funkschau 1968 Heft 12 Seite 981 ein Volltransistor 47cm Farb TV Gerät als Labormuster vor.
Nachtrag 3 4/2010
Ich erhielt von einem Sammlerkollegen nachfolgende Erläuterung zum Color 18
Die
gesamte Entwicklung erfolgte unter großer Geheimhaltung. Alle
Mitarbeiter wurden verpflichtet und alle Räume mit dem Inhalt der Entwicklung
und Konstruktion wurden versiegelt.
Das
Gerät bekam in der Entwicklung den Namen „Objekt 114“. Warum?- weiß
keiner. Im Mai 1969 war dann in Staßfurt die 0-Serie. Ab etwa Mitte
August bis zum 02.10.1969 erfolgte die Produktion von 1000 Stück „Color 20“
in 2 Schichten jeweils 12 Stunden. So standen zum Startbeginn des Farbfernsehens
aus Staßfurt 1000 Geräte zur Verfügung.
Die
Produktion wurde in Staßfurt weitergeführt. Ein schwieriges Problem war dabei
unter anderem die Farbbildröhre. Sie wies große Schwächen bezüglich
Farbreinheit und Konvergenz auf. Das wurde zu dem Zeitpunkt erst festgestellt,
wenn das Gerät fertig eingestellt war. Bei Beanstandung des Gerätes war die
gesamte Arbeit umsonst!! Da Geräte fehlten und der Verlust zu groß wäre,
wurden die Geräte mit einer schlechteren
Bildröhre
einer „Kommission“ vorgestellt. Diese entschied die Einstufung bezüglich
der Qualität der Farbbildröhren. Farbgeräte mit schlechterer „Farbgüte“
wurden abgestuft und bekamen mit einem Zusatzschild die Bezeichnung „Color
18“. Der Preis wurde gegenüber dem „Color 20“ um 150,- M verringert (später
war die Differenz noch größer). Später wurden die Farbbildröhren vor der
Endfertigung mit entsprechenden Einrichtungen vorgeprüft. Zur weiteren
Absicherung der Produktion erfolgte dann auch der Import von Farbbildröhren aus
dem NSW („Color 20/1“).
SFT,
23.03.2010
re"
Auf letztere Frage hat ein Sammler mit folgenden Zeilen geantwortet:
Sehr geehrter Herr Scheida,
es gab bereits in Japan (SONY) und in den USA (Motorola) seit 1966 Versuche, einen volltransistorisierten Farbfernseher aufzubauen.
Motorola brachte 1968 ein solid state ctv heraus, der sich jedoch nicht rechnete. SONY hatte 1967 im ersten Trinitron-ctv noch eine Hochspannungsgleichrichterroehre.
Zum 20. Jahrestag der DDR sollte das Farbfernsehen eingefuehrt werden, und ein modernes Geraet die technische Ueberlegenheit gegenueber dem "Klassenfeind" demonstrieren. Daher wurden keine Entwicklungskosten gescheut, ein volltranistorisiertes Geraet heraus zu bringen.
Das Projekt "Color 20" war eine reine DDR-Eigenentwicklung (ohne westliche Bauteile) und auch ein reines Zuschussgeschaeft. Im Westen hielten sich die Hybridloesungen, weil sie, sowohl im Hinblick auf Zuverlaessigkeit als auch Preisgestaltung, die beste Loesung darstellten. Die letzten Farbfernseher mit Roehren in den Endstufen wurden noch 1975 verkauft. .......
Mit freundlichen Gruessen
Eckhard Etzold (Email 4.5.2008)
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Updated: 06.02.24