Bild: "Herr der sieben Meere" mit dem 1970er GRUNDIG Ocean-Boy 210 in Chrom; © GRUNDIG Revue 1970
Der GRUNDIG Satellit 6000, Typ 208 lag mir da als jüngerer Erfahrungswert schon vor.
Sein guter Klang und praktikable Empfangseigenschaften sprachen für sich.
Siehe dazu auch mein Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem GRUNDIG Satellit 6000 (FOLGT)
Wofür er aber in meinem Anwendungsfall nur eingeschränkt tauglich war, dass war das nebenbei Radioberieseln auf UKW was zumindest bei mir das wiederholte Wechseln zum nächsten Radiosender (Zappen) bei uninteressanten Textpassagen und anderem zugegebenermaßen bisweilen vorkommt.
Hier läßt sich jedoch das Gute mit dem Besseren verknüpfen, zumindest was das Thema UKW betrifft. Zudem auf einem gebrauchstauglichen Niveau im Jahr 2022 bis 108 MHz.
Die Rede ist vom GRUNDIG Ocean-Boy 209/210 der ZUSÄTZLICH zur obligatorischen AM und FM Abstimmung auch acht (8 !) frei belegbare Festsendertasten bis 108 MHz besitzt.
Lassen wir außen vor, das es heutzutage 1.000e Alternativen an tragbaren Tischradiogeräten mit Festsendern gäbe, zudem dort auch in Stereo und mit Fernbedienung, so bleibt der satte Mono Klang neben dem attraktiven und wuchtigen Gehäuseauftreten des GRUNDIG Ocean-Boy 209/210, alternativ auch der des GRUNDIG Luxus-Boy hier die Wahl der Dinge.
Nicht unbedeutend für mich ist auch die Haptik der gut und stabil einrastenden UKW Preomattasten.
Begibt man sich auf die Suche nach diesem Modell, dann kommen einem gleich mehrere ähnlich aussehende Geräte unter.
Ein Grund mehr für mich diese auch hier wie schon bei anderen Modelle wie auszugsweise dem SABA Transall de Luxe etwas zu analysieren und zu katalogisieren.
Von der Gehäusemaßen hat GRUNDIG hier eine optisch einheitliche Serie mit den parallelen Satellit Modellen aufgestellt.
Aus der Entfernung betrachtet ähneln sich auch die einen wie anderen Bedienelemente und Anordnungen wie etwa der Skala und des Lautsprechers.
Beim genauen Nachmessen erkennt man dann schon, dass der Satellit etwas "Dicker" ist und wir dann naturgemäß schon die unterschiedlichen Konzepte sehen die hinter den einzelen Modellnamen und unterschiedlichen Preiskategorien stehen.
Die Namensbezeichnungen waren, wie könnte es anders sein, dem Zeitgeist geschuldet.
Waren es beim GRUNDIG Satellit nachvollziehbarer Weise die neuen den Himmelskörper bevölkernden künstlichen Erdtrabanten die zunehmend seit dem ersten Sputnik insbesonders in der westlichen Welt weltumspannende Kommunikation ermöglichten.
Was dann nahe liegender Weise auch mit einem GRUNDIG Satellit Kofferradio ebenso möglich war, sich, natürlich nur symbolisch betrachtet, in diese Kommunikation "hineinzuhören". Gewissermaßen hatte man dann laut GRUNDIG Prospektwerbung 1972 "Die ganze Welt in einer Hand" [3]
Wie es scheint, haben diese Geräteserien die Gunst des patriarchalisch regierenden Selfmademillionärs erhalten. Denn solche die es nicht "schafften" wurden schon mal aus dem Fenster geworfen wie einschlägige GRUNDIG Dokumentationen bezeugen.
Bei den GRUNDIG OCEAN Boy's also "Max Grundig's Buben" ging es ein wenig leichtfertiger zu.
Der geneigte Hörer und Gerätebesitzer wird so gemäß der "GRUNDIG Revue 1970" [3] gar gleich zum "Herr der sieben Meere".
Reminiszensen an die 1961 gegründete Musikgruppe "The Beach Boy's" sind wohl ebenso eher nahe liegend als rein zufälliger Natur.
Denn nun war das Surfen auf allen Wellen leichtfertig auch am örtlichen Schotterteich und im Jugendzimmer möglich geworden [4].
Zudem harmlos mit überschaubaren Risiko für Leib und Leben.
Hinzu kommt, das mit Ausnahme des SSB Einseitenempfangs und einer Doppelüberlagerung die als Ausstattungsmerkmal den GRUNDIG Satelliten vorbehalten waren, die GRUNDIG OCEAN Boy's mit Kurzwellenfrequenzbereichen bis 30 MHz und KW Lupe ebenso ernsthafte Weltempfänger waren.
Einfachere wenngleich immer noch sehr hochwertige Koffergeräte waren als
Die zukünftige EU, damals noch EWG schon 1966 Zollschrankenmäßig ganz vorweggenommen hat Max GRUNDIG mit seinem
Bild: Evolution hin zu einem grenzenlosen Europa. Für den GRUNDIG Kofferradiokäufer war dies stellvertretend mit dem GRUNDIG Europa Boy mit seinem gleich als EUROPA Band titulierten zusätzlichen gespreitzten Mittelwellenband möglich.[© GRUNDIG in 3]
Zeitgleich fuhr sein Namensgeber Max GRUNDIG tatsächlich bereits fast grenzenlos mit seinem Mercedes Benz 600 Pullman mit >CC< Kennzeichen, für >Circle Commerciale< stehend, mitsamt Chauffeur an den meisten Grenzübergängen am Diplomatenstreifen zumindest stark beschleunigt durch.
Nachstehende Tabelle beschreibt den Modellnamen, die Type und weitere Eigenschaften nebst Bild anhand derer die Geräte schon äußerlich identifizierbar sind.
Andere Modelle habe ich hier nur aufgrund der relativen optischen Ähnlichkeit zwecks Zuordnung bzw. Abgrenzung angeführt:
Der GRUNDIG Satellit 208
Der GRUNDIG Europa Boy
Der GRUNDIG Concert Boy
Bezeichnung | ||
GRUNDIG Ocean-Boy 209 Export: Transistor 3001 mit gleicher Spezifikation |
GRUNDIG Ocean-Boy 210 Export: Transistor 3005 mit gleicher Spezifikation |
GRUNDIG Luxus-Boy 210 Ein besserer klingender Name für weniger Leistung ? |
1969 | 1970 | 1970-1972 |
Gehäuseversionen: "Vollchrom" - LS Abdeckung und Skalenrahmen Teilchrom - Lautsprechergitter in Chromblende - Skala "Schwarz" gehalten "Holz-Chrom" - Holzdekorlamellenblende bei Lautsprecherabdeckung und "Chrom" Skala "Holz-Schwarz" - Holzdekorlamellenblende bei Lautsprecherabdeckung und "Schwarz" Skala |
Gehäuseversionen: "Vollchrom" - LS Abdeckung und Skalenrahmen "Holz-Chrom" - Holzdekorlamellenblende bei Lautsprecherabdeckung und "Chrom" Skala |
|
20 Transistoren: 11 Dioden, 6 Stabilisatoren, FET Transistor im UKW
Teil, 2 x BF224, BF245G, 2 x BF240 oder BF238, 4 x BF241 oder BF237, 3 x BC108A oder BC183A oder BC238A, BC107A oder BC238A oder BC237A, 2 x BC108C oder BC183C oder BC238C, 2 x BC109C oder BC184C oder BC239C, BC181 oder BC252A, AC187K, AC188K. 11 Dioden: BB104 blau, 2 x BB104 grün, 6 x AA112, G088, AA117 6 Stabilisatoren: 2 x 2322 574 90001, BZ102/2V1, 5532, 9605, 0500. |
20 Transistoren: 10 Dioden, 7 Stabilisatoren, FET Transistor im UKW
Teil, Teilweise engere Wahl der Transistorbestückung gegenüber dem Modell 209 sowie geänderte Stabilisatoren. 2 x BF224, BF245G, 2 x BF240 oder BF238, 4 x BF241 oder BF237, 3 x BC108A oder BC183A, BC107A, 2 x BC108C, 2 x BC109C oder BC184C, BC181, AC187K, AC188K. 10 Dioden: BB104 blau, 2 x BB104 grün, 6 x AA112, AA117 7 Stabilisatoren: 2 x 2322 574 90002, BZ102/2V1, 5532, 9605, 0500, G088. |
15 Transistoren: BF238 BF237 BF224 BF245 BF224 BC107 BC108 BC108 BF237 BF238 BF237 BC109 BC181 AC187 AC188 |
Eigenschaften Erkennbar an dem 10 +1 fach Tastenaggregate der Ocean-Boy's. Vier KW Bänder. UKW: 87 - 108 MHz LW: 145 - 400 kHz MW: 510 - 1.620 kHz KW1: 1,6 . 4,8 MHz KW2: 4,5 - 12,3 MHz KW3: 12 - 20 MHz KW4: 19,5 - 30 MHz AM ZF: 460 kHz FM ZF: 10,7 MHz UKW Anzeigeverstärker UKW Netzteil für die Abstimmspannungserzeugung |
Von der "Vollchrom" Version und wenigen Bauteilen abgesehen, konnte kein Unterschied zwischen 209 und 210er Version ausgemacht werden, |
Kommt als etwas "abgespeckte" Version. Erkennbar an den 8 +1 fach Drucktasten anstelle der 10 +1 fach Tastenaggregate der Ocean-Boy's. 9fach Tastenaggregat für UKW Preomat anstelle 11fach wie bei den Ocean-Boy's. Lediglich zwei KW Bänder. Dafür zusätzliches gespreitztes "Europa Band" auf Mittelwelle (1.370 kHz bis 1.600 kHz). |
Alle:
Wie schon in meinen anderen Webbeiträgen ersichtlich, liegt mein aktueller Schwerpunkt der Gerätevergleiche bei den damaligen "Weltempfängern" MIT UKW Festsendertasten.
Eine Auswahl an Geräten mit diesem Feature war damals zwar vorhanden aber zugleich überschaubar:
Zudem nicht jedes Gerät den heute vielfach benötigten Frequenzbereich bis 108 MHz aufweisen kann und schon bei 104 MHz nach damaligen Wellenplan "abriegeln".
Bekannt waren:
Am ehesten
sehe ich daher, in einer sicher nicht vollständigen Vorauswahl Deutscher,
Dänischer
sowie Österreichischer Geräte der gleichen Saison, den
NORDMENDE Globemaster I 050 | 1966-1968; 3 x UKW Festsendertasten, sowie 2 x AM "Festsender", eingebautes Netzteil, KW jedoch nur 49m Band! | |
TELEFUNKEN Bajazzo de Luxe 101/201/205 |
mit ebenso 3 UKW Festssendertasten als Vergleichsmodel den ich auch
schon von der Optik her fiktiv 1969 für eine Kaufentscheidung im
Geschäft gerne verglichen hätte. Das dort nicht integrierte Netzteil
hätte mich aber wahrscheinlich auch wieder zum Saba geführt! |
|
|
|
|
GRUNDIG Ocean Boy 209/210 | 1968 bis 1970. Gar 8(!) UKW Festsendertasten, zudem bis 108 MHz neben einem vollbandigen KW Teil mit eingebautem Netzteil. | |
ITT Schaub-Lorenz Touring 70 Luxus
|
Luxus der sich mit preisgebundenen DM 425,- kaufen ließ. Netzteil ist keines integriert! | |
PHILIPS Dorette Automatik 4S 22 RL 583 | oder
Baugleich aus Österreich:
Philips
Brigitte S 22RL583
gar mit 4 UKW Festsendertasten jedoch auch ohne Netzteil |
|
Südfunk - Apparatebau, Modell Portable 1011924 | - siehe
auch baugleich:
Quelle
Universum TR784
Best. Nr. 09752 wieder ohne Netzteil |
|
Der österreichische HEA Trixi 2000N | mit Netzteil und drei mal UKW
Festsendertasten. Aber auf KW "nur" mit dem 49m KW Band präsent. Das
eher schlichte schon im Stil der 1970er sogar modernere optische
Auftreten (ich besitze das Gerät) würde mich aber ebenso eher zum
SABA greifen lassen. |
|
SIEMENS Turnier RK16 Electronic | Mehrbander mit UKW Festsenden. Erst ab der Saison 1969 auf den Markt gekommen. Mit Netzteil. Siemens Katalog 1969 |
Dass die Auswahl in den Folgesaisonen dann wieder ganz anders aussah ist ein anderes Thema.
Er soll "in einwandfreien Zustand" sein hieß es in der Verkaufsbeschreibung.
Nun, bis zu einem gewissen dynamisch gehaltenen Kaufpreis lernt man das mit der Zeit "sportlich" zu sehen. Zudem wir ja von einem "Luxus Hobby" sprechen.
Das Gerät bekam als erstes eine sanfte jedoch zeitgleich intensive Grundreinigung, da mir persönlich "speckige" Tasten und Schalter ein Gräuel sind.
Positiv war, das die mittlerweile mit Goldpreisen aufgewogene zweistufen Teleskopantenne einwandfrei war, wenngleich sie scheinbar in der Aufnahme etwas Kontaktschwierigkeiten aufwies.
Es dürfte schon einmal jemand im Gerät drinnen gewesen sein, wie die Spuren an den Schraubmuttern belegen. Ein Verbasteln war nicht festzustellen, sehr wohl aber ein teilweises "schlampiges" Zusammenbauen was die Kabelführungen betriftt.
Festgestellte Mängel | Geplante Abhilfe/Reparatur |
|
|
Bild: Einfacher Zugang zur Technik per klappbarer Rückwand. Das eingesteckte GRUNDIG NETZTEIL TN12 - TN21a habe ich bereits in den Details HIER beschrieben!
Bild: In die Technik im Detail geht es mit der (einfachen) Abnahme der Tastenabdeckung
Der Elko C549 in der Endstufe nominal 1.000 µF weist 1.300 µF auf was eine bereits frequenzmäßig früher einsetzende vielleicht ungewollte Bassübertragung begünstigt.
Weiteres noch in Untersuchung!
Nicht der Seilzug war defekt, sondern der Drehkoantrieb sprich die "Achse des Bösen" ließ sich nicht mehr drehen. Der Zeiger war dabei fast ganz oben an der Skala angelangt und stecken geblieben. Der Drehko folglich fast offen.
Zum Gängigmachen musste selbiger nach hinten herausgezogen, abgelötet und gelöst werden.
Den Seilzug, da noch optisch einwandfrei aussehend fixierte ich mit provisorischen Drähten und zog das Antriebsrad vom Drehko ab.
Das herausziehen des Drehkos aus seinem engen Schacht im Kunststoffrahmen des Boy's machten die sich gegenstellenden Masselötlaschen als Widerhaken etwas herausfordernd.
Das Lager des HOPT Drehkondensators mit rückseitig an der Welle angeflanschtem PREH Widerstandspotentiometer war bei meinem Exemplar leider absolut fest.
"Mechanisches Einwirken" muss ich als zudem unwirksamen Fehler zwischendurch gestehen bei der sich nur ungewollt die Achsaufnahme, zum Glück reversibel, verschob.
Herkömmliches Reinigungsbenzin und WD40 über Nacht einwirkend versagten.
Lediglich Wärmeeinwirkung per 100W Lötkolben sowie zusätzlich einer kleinen Gasflammenerhitzung direkt am Achsflansch brachten zudem auch nur eine kurzzeitwirkung bei der es nicht gelang das Fett aus dem Lagerspiel zu entfernen.
Erst das Anbohren der Achsführung um dort ein Lösungsmittel wie Nitroverdünnung einbringen zu können ließ nach einigen Versuchen das alte verharzte Fett herausspülen.
Nachteil:
Dabei ging auch die korrekte Position der vorgespannten Gegenverzahnung per Zugfeder verloren und muß nach dem Zusammenbau wieder neu eingestellt werden.
Kein Problem, da nach meinen Erfahrungen beim GRUNDIG R35 Receiver ich dieses Thema noch im Kopf hatte und entsprechend als Dokumentation fotografiert hatte.
Bild: Die "Achse des Bösen" - Verharzte Strukturen die zuerst gelöst gehören! Rechts: Der originale Zahnradabstand zwischen Antriebszahnrad und Gegenspannzahnrad
Anders leider mein nicht daran denken hinsichtlich der korrekten originalen Position der Achseneinkerbung zur Abstimmseilzugradführung.
Diese Position ging verloren und ich musste sie empirisch wieder nachbilden.
Achtung: Korrekte Position der Einkerbung an der Antriebsachse im Verhältnis zum offenen Drehko Paket. (Geschlossen wird nicht gezeigt, da dann ..... )
Wird hier falsch zusammengebaut, dann hängt plötzlich der Drehko irgendwo mitten im Skalenbereich und läßt sich nicht weiterdrehen.
Zwar war das Skalenseil, falls es nicht gar noch original war grundsätzlich ohne Abnützungen und in Ordnung. Was aber auffiel, das war das ständige "rupfen", also aneinanderschaben und zurückfallen des Seils an der Abstimmdrehknopfachse.
Das "dicke" Seil musste hier zwangsläufig, um wieder in die Führungsrolle seinen Platz zu finden vom Rand der Rolle in die Mitte überspringen was alle paar Umdrehungen einen gefühlten kurzzeitschlupf verursachte.
Hierfür bestellte ich über Ebay beim Anbieter "Revisound" angeblich die letzte Einheit von 6 m 0,4 mm Skalenseil, geeignet für GRUNDIG Satellit Radios.
Das Aufziehen war dank des noch einwandfreien Altskalentriebes sowie der im frei verfügbaren Servicemanual abgebildeten Skizze problemlos wenn auch mit etwas Spielerei möglich.
Nun ist der in meinen Augen unangenehme Schlupf mit dem Überspringen weg was der Abstimmhaptik und Präzision insbesondere auf AM zu gute kommt.
Bild: Ausgebautes Chassis mit sichtbarer Seilzugführung des 0,4 mm Skalenseils sowie dem Festsendertastenaggregar
Da ich ihn eigentlich nicht benötige, hatte ich ihn anfangs gar nicht beachtet, bis ich auch hier eine nicht unerhebliche Unterbrechung beim Umschalten feststellen musste.
Kontaktspray Behandlung brachte keine Besserung was in Folge ein Aufbiegen der Haltelaschen der Kontaktplatte zwecks Reinigung empfahl.
Schon kamen die sehr stark oxidierten, hier jedoch dem höheren Strömen geschuldet deutlich kräftiger gestalteten Umschaltschiebeklammern zum Vorschein.
Bild: Der Schalter in seinen Einzelheiten (links unten). Da war schon einmal wer dran!" Japan Schalter" wie sie in so gut wie allen Radiokassettenrekordern der 1970er Jahre verbaut waren. Auch dann wenn sie nicht aus Japan, sondern aus Taiwan oder Hong-Kong kamen.
Zur Reinigung genügte hier jedoch nicht die Kontaktreiniger/Balistol Behandlung alleinig, sondern es war eine "Abreibung" mit einem "sandigen" Radiergummi erforderlich.
Der Wiederzusammenbau gelang allerdings nicht mehr. Zu groß war das nun entstandene Spiel im Schalter, was mich einen Austausch des Schalters gegen die weitgehend baugleichen, mir noch aus meiner Kindheit bekannten, damals häufig ausgeschlachteten "Japan-Geräte" 2 x 3 UM Schalter andenken ließ.
Jedoch hier nicht einen womöglich auch schon problematischen Ausschlachtschalter, sondern ebenso in meinem Fundus befindlich, ein original neuer wurde hier verbaut.
Mehr als nur mit Kontaktspray einsprühen ist hier angesagt! Eine kleinteilige aufwendige Arbeit als "Haftelmacher" folgte:
Hier kam mir die gut 30 Jahre zurückliegende Erfahrung aus der Zeit in der GRUNDIG Service Werkstatt Wien zu gute. Zumindest das davon was noch in der Erinnerung verblieben war.
Im Gegensatz zu den von mir parallel in Arbeit befindlichen Radiogeräten, wie der ITT Schaub-Lorenz Weekend Universal sowie der SABA Transall de Luxe E, deren Tastenaggregate entweder gar nicht, oder nur mit dem fast vollständigen Ausbauen aus dem Gerät, was für mich nicht in Frage kommt reparierbar ist, kann man diese hier von verbauten GRUNDIG Tastenaggregate grundsätzlich servicieren.
Seinerzeit gab es dafür auch die Kontaktfedern als Ersatzteil zu kaufen.
Hiezu ist mit ARGUSAUGEN auf einen sauberen Arbeitsplatz zu achten. Zu leicht fliegen Teile wie Federn, Rücksetzklammern oder die eigentlichen Schieberkontakte weg und müssen dann nicht nur gesucht sondern vor allen auch wieder gefunden werden!
Bild: Ein Haken ist an jeder Sache dabei! Rasthaken am Aggregat - Vorsicht damit er nicht weg springt! Bild rechts: Beispiel eines herausgezogenen Taste mit Feder sowie den hier 8 x Kontaktfedern
Für ein rationelles Arbeiten ging ich (nach einer Lernkurve) wie folgt vor:
Mit Kamera dokumentiert werden die Tastenrückzugfedern mit dem Finger hochgedrückt. Der nun frei zugängliche Einrasthaken wird mit einer kleinen Pinzette oder Spitzzange nach hinten weggezogen was den jeweiligen vollständigen Tastenschieber nach oben hin freigibt.
Achtung: Beim Ocean Boy 209 gibt es ZWEI Typen von Rasthaken:
Einmal die für Netz EIN/Aus sowie der Taste ANTENNE, da beide UNABHÄNGIG von den anderen Tasten betätigt werden können.
Und dann alle anderen Tasten die im Wechselspiel zueinanderstehen. Also entweder Funktion A oder B, C, n was ein wechselseitiges automatisches Rückstellen zur Folge hat.
Die Wellenschalteraggregatstasten selbst haben je 2 x 5 Kontaktschieber die man rationell in Serie reinigen kann. Die anderen Schalter jeweils nur 2 bis 8 Kontakte.
Da alle Kontaktfedern gleich sind kann hier eigentlich kaum was passieren.
MEINE Vorgangsweise OHNE Garantie für einen Lamgzeiterfolg (Erfahrung kann ich nachtragen wenn später verfügbar)
Bilder: Stets um gute Kontakte bemüht! Verschmutzte, oxidierte Kontakte. Mitte: Versuch des Reinigungsprozesses. Rechts Ordnungssystem um spätere Probleme beim Zusammenbau zu meiden!
Zumindest in der Gegenwart nach der Reparatur war die elektrische Funktion des Tastenaggregats einem Neuzustand ohne jegliche Störgeräusche entsprechend! Mit nur Sprühbehandlungen erreiche ich solch ein Niveau eher nicht.
Über die aufgewendete Zeit schreibe ich besser nichts und überlasse dies Ihrer Phantasie.
Es stellte sich ja bald heraus, dass der UKW Empfang unstabil war. Starke Änderungen in der Lautstärke bis hin zur Unhörbarkeit waren die Auswirkung davon. Bei AM Empfang war dies nicht wahrzunehmen.
Im Hintergrund hörte man jedoch zu meist den Sender zumindest ganz leise. Die Abstimmspannung von 28 V sowie die heruntergeteilte Senderanstimmspannung sowohl bei den Festsendern wie auch der Skalenabstimmung blieben stets stabil.
Augenscheinlich ohne Funktion war in diesen Phasen zudem die schaltbare AFC.
Einmal mehr war es wert einen Blick in die Schaltung der UKW Abstimmspannungserzeugung zu machen, da bereits andere Forenschreiber sich über dortige problematische Tantal Elkos ausgelassen haben.
Dieser Schaltungsteil befindet sich von vorne betrachtet links in einer abgeschirmten Metallbox, die sich jedoch mit nur einer Schraube nach hinten herauslösen läßt und auch einfach zu öffnen war.
Bild: Das UKW Tuner Modul geöffnet. Rechts: Das geschirmte Modul für die Erzeugung der Abstimmspannung und weiteren Feinheiten (geöffnet)
Gleich sieben (7!) Leitungen gehen in bzw. aus diesem Gerät heraus.
Meßtechnisch gesehen waren die Elkos dort alle in Ordnung. Dennoch sind sie von mir prophylaktisch getauscht worden.
Mit dem Resultat sehr zur Freude: Der Fehler blieb.
Durch klopfen und ziehen an den diversen Anschlußkabeln ließ sich jedoch unkontrolliert der Fehler MANCHMAL reproduzieren. Eben so wie man es sich wünscht ;-(
Diese Modelltypen erfreuen sich ob ihres Designs, des Klangs wie auch eben der praktikablen 108 MHz UKW Skala nebst den Festsendertasten einer recht hohen Beliebtheit die sich auch in der Nachfrage wiederspiegelt.
Kaum Geräte, die mit Stand 2022 unter 100 Euro, meist eher um die € 150 bis gar über € 200 angeboten werden.
Für welche Gehäusevariation man sich dann entscheidet obliegt jedem Käufer selbst.
Je nachdem ob man selbst Hand anlegen möchte und kann oder nicht, empfiehlt es sich tatsächlich bei einem geprüften oder gar überarbeiteten Gerät etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Dabei wäre der Begriff "Überarbeitet" und "Serviciert" unbedingt zu hinterfragen. Sprühe ich nur in ein Aggregat hinein dann spielt es einige Wochen wahrscheinlich gut. Dann aber geht es mit den Aussetzern bald wieder los. Oder inwestiert jemand STUNDEN, dann wird derjenige sie womöglich auch wenigstens ansatzweise abgegolten haben wollen.
Fehlendes oder defektes kann sonst schnell zur Puzzleteile suche und zum Zeiträuber ausarten.
Dieses Unterkapitel kann naturgemäß nur einen Auszug an Punkten die es wert sind beachtet zu werden wiedergeben.
Auch bei der Technik wird es ein Laie anders sehen als ein (Hobby-)Techniker der sich vielfach selbst helfen kann und mitunter sogar Freude empfindet sich ein Wochenende und mehr "hineinmessen" zu dürfen.
Aber das wird wie immer jeder für sich sebst entscheiden.
Als Transistorgerät ist nicht viel an Komplikationen zu erwarten. Mechanische Abnützuungen wie die Seilzugführung und das Seil selbst sind auf (lange) Zeit gesehen ein Verschleißthema.
Die Kondensatoren und Elkos können sich früher oder später sich mit Kapazitätsverlusten aber auch einer deutlichen Erhöhung der Werte melden.
Mehr von relevanz sehe ich den Dauerbetrieb an unserem heutigen 230 V Stromnetz:
Das eingesteckte sehr kompakt aufgebaute Längsreglernetzteil NT12 /NT14 wurde für 220 V Netzspannung mit entsprechenden Toleranzen konzipiert.
Der sehr eng innen liegende, besser gesagt eingepferchte Schnittbandkerntransformator erzeugt neben dem Gleichrichter, der Zenerstabilisierung und dem Längsreglertransistor eine entsprechende Abwärme.
Zwar sind das Netzteil entsprechend mit Glassicherungen abgesichert. Ein 24h/7Tage Betrieb ohne Kontrolle muss aber hinterfragt werden.
Denn an der Oberseite des Radiogeräts kann immer nur die wahlweise anliegende Netzteil Niedervoltspannung oder die Batterie-/Akkuspannung Ein-/Aus geschaltet werden.
Nicht jedoch die primär zugeführte Netzspannung was also einen permanenten Standby Verbrauch verursacht.
So empfiehlt sich auch hier, den (idealerweise bereits erneuerten) Schnurschalter zum vollständigen Abschalten zu verwenden.
© Wolfgang Scheida / Wien, 10-11/2022
zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend
Letzte Überarbeitung: 15.02.24