NOBSound oder eher NONSound ? Der chinesische NOBSOUND 6P1 Stereo-Röhrenverstärker zum Test und zur Modifikation

 Nobsound 6P1 6,8 Watt Röhrenverstärker; Stereo, Klasse A, SE-Single Ended in Handverdrahtung

  Bild: Der chinesische Nobsound 6P1 6,8 Watt Röhrenverstärker; Stereo, Klasse A, SE-Single Ended in Handverdrahtung!

EINLEITUNG:

Der Markt wurde in den letzten Jahren gewissermaßen mit preisgünstigen Röhren-Hifi Verstärkern geradezu überschwemmt. So manches "Phantasiegebilde" kam da zum Vorschein.

Ich schreibe dies so, da "wir" uns wohl an solche Konzepte zumindest als kommerzielles Serienprodukt nie herangetraut hätten. Und selbst Kellerbastelstuben sich eine rümpfende Nase von den selbst Hobby-Fachkollegen geholt hätten, ja weil "BlaBlaBla", sowas ja nicht vernünftig spielen kann.

Wie dem auch sei. Im Fernen Osten baute man es ganz einfach.

Wohl nicht ohne Grund tat man dies jedoch primär für den US amerikanischen Markt, der dieserlei exotische Röhrenkombination mit chinesischen und russischen Röhren wohl offener annimmt als es der europäische Kunde tun würde.

Einer davon, wo ich zum Zeitpunkt des Kaufes als gebrauchtes jedoch wenig bespieltes Gerät noch nicht wusste woran ich sein werde, ist der etwa 2016 auf dem Markt erschienene, zwischenzeitlich durch ähnlich aussehende jedoch anders beschaltete Modelle abgelöste "NOBSOUND 6P1".

Zum "Phantasiegebilde" in Sachen Schaltung und Röhrenkonstellation, gesellt sich noch die Phantasiemarke bzw. Bezeichnung NOBSOUND, wobei das NOB als Synonym für "Aristokratisch" oder einer höheren sozialen Schicht zugehörig steht.

Für diese Gruppe also, zu der sich der Käufer von nun ab ebenso vermeintlich zählen darf, kommt noch der entsprechende hoffentlich brauchbare Sound also Ton hinzu.

Das 6P1 wiederum ist die Typenbezeichnung der eingesetzten maßgeblichen chinesischen Röhren mit deren Russisch/kyrillischen Beschriftung. Dazu noch später mehr.

Die Firma bzw. Marke NONSOUND wiederum eine ganze Palette an allen Arten von Verstärkern anbietet und folglich zwischenzeitlich bereits als mehr oder weniger etablierter Markenhersteller bzw. Vermarkter angenommen werden kann.  

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Warnung

  3. Der optische Eindruck und die Bedienhaptik

  4. Der Klang

  5. Die Vermarktung des Verstärkers

  6. Die Schaltung

  7. Zur Lautsprecherimpedanzanpassung

  8. Der Frequenzgang

  9. Verbesserungspotential-Modifikationen

    1. Netzteil

    2. Vorstufe

    3. Röhrentausch

    4. VU Meter

  10. Die Geräteeckdaten

  11. Quellen und Literaturnachweis

  12. Weitere Lesetipps des Autors

Warnung:

Dieser Beitrag stellt KEINE Anleitung für fachunkundige Personen dar. Zudem wird ausdrücklich auf die elektrischen Sicherheitsanforderungen bei diesen hohen Spannungen verwiesen!

Der optische Eindruck und die Bedienhaptik:

Nobsound 6P1

Bild: Zwischen 0 und 8 passt doch noch die 4. Man erkennt die noch leeren Bohrlöcher und ein Pictogramm, wonach man das Gerät nicht gleich in den Mistkübel schmeißen möge. Erstes werden wir noch mit passenden Buchsen nachrüsten. Für letzteres wäre er ohnehin zu schade.

 

Der Klang:

Wie immer ist dies ein sehr subjektiv zu betrachtendes Thema. Spielen doch viele Parameter hinein über die sich andere schon ausreichend ausgetauscht haben.

Die einstige und gegenwärtige Vermarktung als Neugerät:

In meinem vorliegenden Fall handelt es sich um ein "110 Volt" Gerät was auf den US Markt mit seinem zudem 60 Hz Netz hindeutet und vom lokalen Erstkäufer woher auch immer bezogen und auf 220 Volt umgebaut worden ist.

Bild: "Noch Ausbaufähig" - Das "wie auch immer" schließt "WAGO" Elektrikerklemmen zum Verschalten ein, was uns etwas Spielraum für Verbesserungen bieten wird.

Seit etwa 2016 dürfte das Gerät gemäß den Vorstellungen im Internet vermarktet worden sein.

Selbst 2024 bietet in Los Angeles der "Nobsound Official Store" dieses Gerät, wohl jedoch in einer modifizierten Variante mit nun zeitgleich 4 UND 8 Ohm Ausgängen und einer reinen Noval Röhrenbestückung (2 x 6H3N & 4 x 6N1N) für wohlfeile US$ 320,- an.

Tiefer in die Tasche muß man als japanischer Käufer greifen, der dann zwar die Originalmodellvariante, jedoch mit durchgehend sowjetischen denn chinesischen Röhren bestückt erhält: US$ 506,- werden dafür fällig.

Das CE Kennzeichen - Mehr für Chinese Export, denn für EU Konformität stehend?

Das mit 110 Volt bedruckte Gerät trägt ebenso ein CE Kennzeichen wiewohl es in der EU keine 110 Volt Netze gibt und folglich sicher niemand nicht einmal ein selbst veranlasstes Prüfverfahren durchgeführt haben wird.

Somit ist einmal mehr Vorsicht vor der tatsächlichen Zulassung und Betriebssicherheit solcherart Gerätschaft, sprich Eigenverantwortung und Risiko angesagt!

Für die einstige Neupreiskonstellation um die 320,-/350,- Euro bzw. Dollar bekommt man aber tatsächlich einen entsprechenden grundsätzlich akzeptablen Gegenwert.

Gleichzeitig muß aber klar sein: "You get what you pay for". Also vom Gerät darf man keine Wunder erwarten.

 

Die Schaltung:

Zu den verwendeten Röhren:

So ganz kann das dahinter stehende Konzept (noch) nicht nachvollzogen werden. Sind Novalröhren doch nicht zwangsweise mit Oktalröhrentypen im Tandem tätig.

Bisher kennen wir solche Endstufenröhrenkombination nur mit Novalröhren wie ECC8x in den Vorstufen und Oktalröhren wie die EL34 / 6V6GT in der Endstufe.

 

Technikkollege S.Johnston [] hat mittels >Reverse Engineering< die Schaltung herausgearbeitet und zur Verfügung gestellt.

Anmerkung: Interessanterweise dient uns dies als Beispiel, wo nun "der Westen" zwar keine Plagiate herstellt, jedoch umgekehrt chinesische Produkte analysiert und verbessert.

Schaltung des Nobsound 6P1; © S.Johnston 2020 

Bild: Die wesentliche Schaltung des Nobsound 6P1; © S.Johnston 2020

So lichtet sich auch sofort das "Geheimnis" der vier 6P1 Röhren die auf dem ersten Blick wohl eher auf eine Stereo-Gegentakt Endstufe verweisen würden. Hier die beiden aber in der Eintaktverstärkung Klasse A im Parallelbetrieb werken.

Etwas genauer bedürfte auch die Analyse der Doppeltriode 6H8C die hier in Kaskodenschaltung direkt gekoppelt hinter dem 100 kOhm Eingangslautstärkepotentiometer liegt.

Die Anode der ersten Triode liegt auf UB/2. Das zweite Triodenteil in Gitterschaltung gibt über einen 0,22µF Koppelkondensator das NF Signal an die parallel geschaltenen 6P1.

Die Triode selbst bietet je nach Beschaltung einen Verstärkungsfaktor von 20.

Das Ganze arbeitet ohne erkennbare Gegenkopplungsschaltungen. 

Das Netzteil selbst ist unspektakulär und zudem mit einer echten Netzdrossel im DC Kreis versehen.

Was in der Schaltungsanalyse noch fehlt, dass ist die Beschaltung der Netzindikator LED sowie der beiden VU Meter samt Hintergrundbeleuchtung. Letzteres ist aber nebensächlich und sicher für Techniker leicht selbst herauszufinden.

Messen und Wissen

Nachfolgende Tabelle gibt die an meinem Gerät gemessenen Spannungen bei UE 236VAC in der 220V Beschaltung wieder.

 
Verortung  Spannung 
Gleichspannung VOR der Drossel 294,5 V 
NACH der 98 Ohm Drossel  286 V 
An der 6P1 Kathode  17 V 
NACH dem 1,5 kOhm Siebwiderstand  282 V 
Am 6P1 Schirmgitter 
265 V 
An der Vorstufenröhre Kathode  5,28 V

Demnach arbeitet die 6P1 mit 286 V - 17 V = 269V was rund 20 V über der 250 V Grenzspannung liegt.

Zur Lautsprecherimpedanzanpassung:

Zwar bieten die Ausgangsübertrager je einen grünen isoliert geführten Anschlußdraht. Dieser ist aber nicht an eine 4 Ohm Buchse herausgeführt worden.

Bilder: Passend zur Nachrüstung eignet sich der Amazon Artikel "Greluma 4 Stück 4 mm Bananenstecker" aus Stand 4/2024

Lediglich eine Leerbohrung ist dafür für jeden Kanal vorgesehen und bietet nun als Modifikation an, wahlweise einen Umschalter (Aussetzrisiko etc.) oder passende Lautsprecherschraubbuchsen, siehe oben, nachzurüsten.

Ich tat letzteres und per einfachem Umstecken verschiedene Lautsprecher testen zu können.

Der Frequenzgang:

Der amerikanische Technikkollege "ToobTime" analysierte dies auf seinem Youtube Kanal einmal genau. Sein dazu verwendetes professionelles Equipment, der HP 8903 verspricht zudem eine belastbare Aussage: 

Auszug aus dem Youtube Video von © "ToobTime" Part 4, siehe LINK im Quellenverzeichnis

Bild: Auszug aus dem Youtube Video von © "ToobTime", Part 4, siehe LINK im Quellenverzeichnis [4]

Die im Datenblatt beworbenen 20 Hz bis 20 kHz werden schön linear erreicht. Die Kurve fällt an den Rändern im 3 dB Bereich typisch ab. Das der 20 Hz Bereich hierbei jedoch nur sehr gering abfällt überrascht mich dann doch ein wenig. 

 

Verbesserungspotential - Modifikationen:

Nachfolgendes wird u.a. von der US Technikerin >Skunkie Designs Electronics< auf ihren Youtube Kanälen kolportiert. Ebenso sind in diversen Foreneinträgen wie in "Audio-Karma" Modifikationen und darauf basierend wiederum Abwandlugen davon beschrieben.

Hinzu bzw. parallel dazu kommen meine eigenen vorerst noch rein theoretischen Überlegungen.

Bild: Ein Blick auf die handverdrahtete Schaltung die sich zwischen Röhrenfassungen und der Lötfahnenleiste abspielt. Grundsätzlich ist er solide mit kleinen Verbesserungsmöglichkeiten.

Dies ist nicht im Besonderen diesem Hersteller oder nur diesem Modell geschuldet. Bieten sich doch gerade relativ einfache, zudem handverdrahtete Röhrenschaltungen für alle Arten der Verbesserungen oder zumindest Anpassungen an.

Hohe Kathoden-Heizspannungsdifferenz:

Was mir noch vorab selbst auffällt, ist die Frage, inwieweit die 8H8C an der Kathode eine 168 V kh - Kathoden/Heizfadenspannung auf Dauer "aushält".

Weist doch das Datenblatt [3] eine max. kh Spannungsdifferenz von nur 100 Volt (!) aus wie übrigends ebenso auch beim US Amerikanischen Original der 6SN7GT. Bei der 6P1P sind es ebenso nur 100 V.

Zudem werden als Lebensdauer der (russischen) Röhre lediglich 2.000 Betriebsstunden garantiert.

Bei der 6P1P Endpentode wenn man sie denn als sowjetisches Original nimmt wären es 3.000h.

Wie bei jedoch nur einer 6,3 V Heizwicklung der besste Kompromiss für die beiden auf unterschiedlichem Kathodenniveau stehenden Spannungen zuzüglich der im einstelligen Spannungsbereich stehenden Endstufenröhren gefunden werden soll?

So bietet es sich an als Kompromiss die noch potentialfreien Heizwicklungen in Ermangelung eines Mittenabgriffs am Netztrafo per symetrischen Widerstandsteiler auf etwa 40 Volt DC zu legen.

Diese Spannung muß jedoch mittels einem eigenen Spannungsteiler und Siebelko zuerst einmal hergestellt werden.

Hier gibt es wie auch bei ECC8x Bestückungen Vorschläge um die Heizspannung auf höheres Potential zu bringen die ein Schädigen der Kathode bzw. des Isolier/Übergangswiderstandes verhindert.

Der Youtuber "ToobTime" hat, wenngleich für ein anderes Verstärkermodell diese Idee in der Praxis umgesetzt.

Das Faktum, wonach ausgerechnet diese beiden Vorstufenröhren lt. meinem ROETEST Röhrenmeßcomputer als eher schon schwache Emission, zudem unterschiedlich für System 1 und 2 ausgegeben wird mag schon ein Indiz für das Mißverhältnis Heizungspotential zur Kathoden Spannung sein.

Die Röhrendaten und Meßprotokolle:

Hier finden Sie die PDF Meßprotokolle samt Kennlinien der Röhrenmessungen BEVOR ich sie nach meinem Kauf im Gerät bestückt habe. (ANKLICKEN)

  1. Zweiweggleichrichter aus 1991: 5Z4P (Oktal K8A)

  2. Vorstufendoppeltriode 6H8C (Oktal K8A) #1 Original sowjetische Fertigung aus X-1975 lt. Datumstempel sowie OTK Stempel.

  3. Vorstufendoppeltriode 6H8C (Oktal K8A) #2

  4. Endstufenpentode 6P1 (Noval) #1

  5. Endstufenpentode 6P1 (Noval) #2

  6. Endstufenpentode 6P1 (Noval) #3

  7. Endstufenpentode 6P1 (Noval) #4

  

 

Das Netzteil quält sich:

Zur 110/220V Netzspannung:

Das Gerät wurde in der 110 Volt Beschaltung ausgeliefert. Die 2 x 110 V Wicklung in Serie ergeben folglich 220 V für unsere lokalen Netze was der Vorbesitzes meines Gerätes etwas "hemdsärmelig" durchgeführt hat.

Im Zweifel ist der Wert der 20mm Primärnetzsicherung dann aber ebenso auf den halben Wert zu setzen. Für 110 V betrug er: F5A/250V. Zum Verständnis: US Stromnetze in den Häusern sind mit 2,5 mm² Leitungen versehen. Folglich wähle ich rechnerisch den F2,5A Wert. In der Praxis wurde es die T1,25A Sicherung. (230V x 1,25A= 288 W). Inwieweit der Sättigungsstrom beim jeweiligen Ersteinschalten dies zuläßt wird sich weisen.

Der herausnehmbare Sicherungshalter hat zudem ein Resorvoir für eine weitere Ersatzsicherung inkludiert.

Bild: Was meiner Meinung nach fehlt, das ist ein wenn auch einfaches Netzanschlußfilter wie es diese als "Kaltgerätebuchsenpatronen" gibt. Eine Nachrüstung mag sinnvoll erscheinen.

 

Chinesische Geräte sind, deren lokalen Gegegebenheiten geschuldet, häufig für 220V 50Hz Netze konzipiert.

Wie mir jedoch mein Voltmeter seit geraumer Zeit bestätigt, sind wir im Großraum Wien von normierten 230 V schon die meiste Zeit weit weg und bewegen uns zwischen 237 und 240 Volt !

Das Gerät nimmt ca. 83,5 Watt, 79,8 VA auf.

Alleine auf die Röhrenheizung gehen dabei:

Gleichrichter 5V x 2A = 10 W & 2 x Vorstufe 6,3 x 0,6 A = 7,56 W & 4 x 6,3 V x 0,8 A = 20,16 W = ca. 37,72 Watt (!)

Die Gleichrichterröhre liefert 275 V bei 125 mA, was rund 34 Watt ergibt.

Das wären rechnerisch: 72 Watt Leistungsaufnahme 

Die sehr starke Wärmeentwicklung am Netztrafo die auch auf die Übertrager einstrahlt ist nach meinem Ansinnen nach rund 2h Betriebsdauer doch bedenklich hoch. Der Trafo ist eigentlich nicht mehr mit der Hand vor Hitze zu berühren. Ein ehrliches CE Kennzeichen bleibt hier fraglich zurück.

Unbeobachtet würde ich selbst bei der hier vorhandenen vollen Metallkapselung das Gerät nicht betreiben wollen.

Auch für unsere US Kollegen sind die 110 Volt ob deren in Wahrheit vorhandenen 120 Volt Netze ein Thema für Modifikationen.

Hier aber bleiben wir in der Europa Nutzung, also gut 230V/50 Hz.

Eine Abhilfe um auf die seitens der Konstrukteure bezugnehmenden 220 V zu kommen, ist ein in Serie dem Netzanschluß vorgesetzter 12 - ca. 18 Volt Netztrafo. Dieser muß auch so "gut wie nichts" können. Dient er ja nur der induktiven Spannungsreduktion um eben auf die rund 220 V zu kommen.

Zu Gute halten darf man den Konstrukteuren und Kostenrechnern jedoch die Verwendung von 105°C Elkotypen die falls sie nicht ohnehin unabdingbar wären hier für eine gewisse brauchbare Lebensdauer stehen.

Zur Sicherheit:

Sind die Elkos einmal mit den rund 300 Volt geladen, dauert es mitunter lange bis sich diese Spannung wieder abgebaut hat und man gefahrlos im Gerät hantieren kann.

Man wird folglich einen hochohmigen Widerstand zwischen 220 - 470 kOhm (kostet ca. 0,5 mA zusätzliche Stromaufnahme) parallel zum letzten Siebelko legen der diese Spannung nach dem Ausschalten in einer kontrollierten Zeitspanne abbaut.

Alternativ dazu wähle ich den Weg den in Verbindung mit der Erzeugung eines Spannungsteilers für das zweite Triodensystem der YouTube Techniker "ToobTime" vorgeschlagen hat. Diese Spannungsteiler liefern als "Nebenprodukt" automatisch die gewünschte Entladefunktion mit.

Was auffällt das sind die höhere Anzahl an Windungsabgriffen am Netztrafo:

Zu den 2 x 2 110V Wicklungen kommen sekundärseitig hinzu:

     
Gelb     
Schwarz     
Gelb     
Blau     
Schwarz     
Blau     
Blau     
Schwarz     
Blau     

Große Netzelkos belasten die Gleichrichterröhre:

Die Brummfreiheit wird mit heutzutage "nachgeschmissenen" hohen Kapazitätswerten für den Lade- wie auch dem Siebelko erkauft.

Was dabei jedoch nicht passt, das ist die zu hohe kapazitive Last gleich hinter der direkt geheizten 5Z4 Zweiweggleichrichterröhre die lt. Datenblatt lediglich 4 (!) µF betragen sollte. Verbaut sind aber 150 µF was wohl zuviel des Guten sein mag.

Bis zu 125 mA bei 300 VDC liefert folglich das Netzteil.

Die Lösung stellt eine Reduktion des Ladeelkos auf nur 22 µF/450 V bei zeitgleichem Einbau von Vorwiderständen in der Anode dar. Dies wird jedoch mit einer Erhöhung des Netzteilinnenwiderstands erkauft.

 

Die US Type wird in den Datenblättern mit Kennlinien für bis zu 8 µF angeführt.

Bedenken wir jedoch, das US Röhren hier für 60/120 Hz Welligkeit entgegen 50/100 Hz gemessen wurden.

Ebenso standen damals keine 150 µF oder vergleichbare Elko Größenordnungen leistbar zur Verfügung, was es nötig gemacht hätte solche Werte in der Standard-Röhrenspezifikation zu berücksichtigen.

Andere Gleichrichterröhre:

So soll der Tausch der Gleichrichterröhre auf 5Z4GT des Herstellers einen deutlich besseren Klang bringen.

 

Einpunktmasse:

In dieser handverdrahteten Schaltung sind mehrer Masseanschlüße gegeben.

Inwieweit es sich anbietet sich an diese mittels eines stärkeren Kupferdrahtes, insbesondere nach einer deutlichen Verringerung der Ladeelkokapazitäten alle zusammenzufassen lasse ich vorläufig offen.

Röhrenheizungsverdrahtung:

Zwar verdrillt verlegt, jedoch im Detail wäre hier für eine Nacharbeit noch Luft nach oben. So etwa auch stärkere Drahtquerschnitte und mehr.

 

Röhrentausch:

Am leichtesten, selbst ohne Lötkenntnisse lassen sich die Röhren gegen andere Hersteller und damit klanglich in den Eigenschaften unterscheidend austauschen.

Für die Pekinger Fertigung der 6P1 bietet sich die 6P1 aus sowjetischer bzw. postsowjetisch russischer Fertigung bei Swetlana in Leningrad für zudem moderate Preise an.

Zur Erinnerung: 6P1 entspricht elektrisch weitgehend der EL90 (4,5 W Ptot)sowie 6AQ5 jedoch mit anderer Stift Belegung.

 

Bessere Koppelkondensatoren:

Diese Schaltung benötigt lediglich einen wesentlich frequenzgangbestimmenden Koppenkondensator mit 0,22µF zwischen Vorstufe und Endstufe.

Es muß ja nicht gleich ein >Mundorf< oder ähnlich gelagerter prestige Kondensator einer Kapazitätenedelschmiede sein.

Hier zu experimentieren mag aber unterschiedliche Klangergebnisse bringen.

 

Stabilere Gitterspannung für das zweite Triodensystem der Kaskoden Vorstufe

Wie obig beschrieben "hängt" die zweite Triode etwa auf halber Betriebsspannung. Ein 1 Meg Ohm Widerstand zwischen Gitter und Kathode läßt bei stärkerer Aussteuerung den Arbeitspunkt mehr wandern als es gewünscht ist.

Hier wird daher ein 2 Meg Ohm/1 Meg Ohm Spannungsteiler zwischen der UB, dem Gitter und der Masse empfohlen. Das Gitter selbst ist NF mäßig mit einem 0,22µF Kondensator gegen Masse geschaltet. Als maximalen Rg gibt das Datenblatt jedoch 0,5 Megaohm an.

Der 1/3 zu 2/3 Spannungsteilung bei der Kaskodenschaltung folgend nahm ich einen 2,2 MOhm von der UBVorstufe auf den vorhandenen 1 MOhm, der wiederum auf Masse umgelegt wurde.  

Diese Kaskodenschaltung verbindet den hohen Eingangswiderstand einer  Kathodenbasisschaltung, das geringe Rauschen einer Triode und einer großen Verstärkung wie bei einer Pentode mit gleicher Steilheit.

Wir würden wohl die EF86 oder ein russisch-amerikanisches Equivalent verwenden.

Umgekehrt: Die großen "Röhrenbrummer" geben in der Optik etwas mehr her. Bei einem Nachfolgemodell von Nobsound wurden sie dennoch durch ECC8x äquivalenz Typen ersetzt.

 

Einbau Leistungsstärkerer Kathodenwiderstände für die Endröhren.

 

 

Für die Erweíterung des Bassbereiches bietet sich ein Ändern des Kathodenelkos von 220µF auf 330µF an.

 

Das Lautstärkepotentiometer:

In dieser Klasse war wohl kein ALPS zu erwarten. Noch kratzt es nicht. Die mechanisch spürbare Rasterung ist ebenso passend bzw. hochwertig wirkend.

Wo ich Zweifle, das ist, ob hier die richtige Art der gehörrichtigen Lautstärkeregelung gewählt wurde. Zu sehr scheint es eher Linear voranzugehen (kaum merkbare Verstärkung, die erst ab der Mitte und danach selbst bei hochpegel Zuspielung greift.

 

Der Netzschalter:

So schön optisch passend und unaufgeregt angenehm er für diesen Anwendungsfall eines fiktiven Retro Röhrenverstärkers gewählt wurde: Ich würde einen doppelpoligen Schalter bevorzugen.

Nobsound 6P1 Verstärker Netzschalter

Bild: Es ist hoffentlich nicht nur der Kabelbinder der den Schalter noch zusammenhält...

Da wären wir dann in der Kategorie "Marquardt" Schalter und Co. gelandet. 

 

Das VU-Meter als Pentoden Anodenstromanzeige

Die beiden VU Meter sind so eingestellt, dass sie das Klippen des Verstärkers mit dem Erreichen der 0 dB Markierung anzeigen sollen.

Inwieweit dies "notwendig" und wirklich sinnvoll ist stelle ich dahin. Ich sehe es mehr als Design-Modegag so wie andere hierzu Röhren als Magische Fächer oder Anzeigebänder einsetzen.

Mir schwebt eher der Gedanke vor, hier eine Umschaltung zur relativwert Anzeige des Pentoden Anodenstroms zu verwenden.

Aufgrund der jeweiligen Parallelschaltung der Endpentoden jedoch, ist auch dieses "Messen" dann zugegebenermaßen auch nicht viel mehr als ein Gag denn eine brauchbare technische Aussage.   

 

Die Gerätedaten:

Ausgangsleistung:  2 x 6,8W

Frequenzgang: 20 Hz - 20 kHz

Eingangsimpedanz: 100 kOhm 

Ausgangsimpedanz: 8Ω (4Ω sind im Geräteinneren bei Bedarf umzulöten)

Signal/Störabstand: 90dB

Eingangsempfindlichkeit: 500 mV - 2.000 mV

Klirrfaktor: 1% (1 kHz)

Betriebsspannung: 110V (220 V umlötbar) - jedoch KEIN 230 V Gerät

Maße: 260 mm x 215 (260 über alles) mm x 150 mm Höhe bei 7 kg Gewicht.

 

Der Röhrensatz:

1 x Gleichrichter: 5Z4P (Oktal)

2 x Russische Vorstufendoppeltriode 6H8C (Oktal)

4 x Chinesische Endstufenpentode 6P1 (Noval)

Quellen & Nachweise:

  1. Eigenes Gerät, gebraucht gekauft in 4-2024 (keine Seriennummer ersichtlich)

  2. https://home-theater-and-audio.blogspot.com/2016/11/nobsound-6p1-68w-2-vacuum-tube-power.html , abgerufen am 5.4.2024

  3. http://www.r-type.org/pdfs/6h8c.pdf (Röhrendatenblatt)

  4. https://www.youtube.com/watch?v=eVrnZjAu610&t=10s von "ToobTime" abgerufen am 7.4.2024

  5.  


Suchbegriffe: Nobsound, Röhrenverstärker


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© Textzusammenstellung 4/2022; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu  www.scheida.at gehörend

Letzte Überarbeitung: 20.04.24