Bild: Von anbeginn dabei als es mit dem Radio in Wien los ging. Werbeschaltung aus der RADIOWELT 1924 Heft 32. Noch in der Stumpergasse 32.
Ein weiterer bisher weitgehendst unbeachteter, wohl eher kleinerer Wiener Radiohändler mit Groß- wie auch Detailhandel der ersten Stunde ab 1924 war Samuel RUBEL *3.5.1889 - † um 1942.
Zumeist abgekürzt als >S. Rubel< aufscheinend.
Geboren am 3.5.1889, noch zu zeiten der
Habsburgermonarchie, den angeführten Schilderungen sowie Angaben nach im etwa
knapp 200 km östlich
gelegenen Umfeld von Lemberg, der Ortschaft
Kopytschynzi bei Ternopil,
damalig Ostgalizien, heute (2025) Teil der Ukraine, war Samuel Rubel seit 1903 also ab
etwa dem 14. Lebensjahr in Wien
ansäßig.
Die Festung
Premysl galt militärisch als die äußerst östliche Manifestation des
Kaiserreiches bis 1918. Die Stadt Lemberg selbst fand sich noch weiter östlich positioniert.
Und nochmals weiter östlich die Herkunft unseres Protagonisten.
Nur nebenbei ist zu erwähnen, das spätere
sowjetische Radio- und Fernsehgeräte die russische wie auch ukrainische
Bezeichnung der Stadt wie Lwow oder Lwiw als Modellnamen aufwiesen.
Bild: Wien 6, Stumpergasse 45, womöglich gab es auch links in der Garageneinfahrt früher ein weiteres Geschäftslokal.© Google 2025
Samuel Rubel war, wie so viele die bis dahin Wiens Alltag geprägt hatten von der NS Verfolgung wie auch womöglich schon zuvor von Antisemitismus betroffen.
Somit haben wir vereinzelt den Umgang mit Enteignungen sowie dem weiteren Schicksal von österreichs Radioleuten ab 1938 damit zumindest teilweise dokumentiert.
Siehe dazu auch die bereits veröffentlichten Beiträge des Autors zu
Radiohaus Eugen Goldschmied, Wien
Dr. Robert Adler, Erfinder u.a. der TV Fernbedienung (im Exil in den USA)
Paul Eisler, Erfinder u.a. der Printplatte (im Exil in Großbritannien)
Radiohaus Samuel RUBEL, Stumpergasse 45, Wien
Einleitung
Lokale Verortung in Wien
Versuch einer Spurensuche
Quellen und Literaturnachweise
Weitere Lesetipps des Autors
Zugegeben, der Name scheint in den Recherchen eher selten auf. In Ermangelung eines angeführten Geburtsdatums sind dennoch Verwechslungen möglich.
Ein Auszug aus der >Wiener Zeitung< vom 20. Februar 1916, also mitten im 1. Weltkrieg führt an, wo ihm nebst vielen anderen "das Silberne Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille" "in Anerkennung besonders pflichttreuer Dienstleistung vor dem Feinde den Reservezugsführern, Titurlarfeldwebeln Samuel Rubel false Kupferberg des Infanterieregiments Nr. 95 verliehen wurde.
Er wäre demnach etwa 27 Jahre alt gewesen.
Gemäß Wikipedia war das k.u.k. Infanterieregiment „von Kövess“ Nr. 95, Errichtet: 1883, XI. Armeekorps, 30. Infanterietruppendivision;
in der ethnischen Zusammensetzung: 21 % Polen – 70 % Ruthenen (Ukrainer) – 9 % sonstige bestand mit der Regimentssprache: polnisch
Ergänzungsbezirkskommando, Ersatzbataillonskader: Czortków Garnison: Stab, I., IV. Baon: Lemberg – II. Baon: Foca – III. Baon: Czortków Kommandant: Oberst Alois Bauer Deutsche Uniform – Egalisierungsfarbe: amarantrot – Knöpfe: weiß.
Dann erst erscheint er uns in der Zwischenkriegszeit wieder, wo er privat wie auch als Geschäftsmann in Sachen Radio intensiv beschäftigt war wie man so ließt:
"Genteam" führt seine Eheschließung mit Paula Schwarz nach jüdischem Brauch mit 1925 in der Pazmanitengasse an.
Bild: Stellvertretend eine der vielen Werbungen von Rubel, hier aus "Radio Wien" vom 26. Dezember 1925
Ein interessantes Detail ist uns aus
dem Leben von Rubel erhalten geblieben wie „Der Abend“ vom Freitag dem 10.
Dezember 1926 zu berichten wusste.
Wir finden
dabei heute wie vor 100 Jahren
interessante Parallelen zum Thema des
keineswegs einheitlichen "Aufenthaltsrechts bzw. der „Migrationspolitik“ nachgezeichnet.
So schildert Rubel, dass er als in wirtschaftlich geordneten Vermögensverhältnissen etablierter Kaufmann zwecks Erlangung des Einreisevisums um eine Aufenthaltsbewilligung ansuchte, da er gerne seine greise zu betreuende Mutter aus Luka Mala bei Lemberg nach Wien gebracht hätte.
Dies wurde mit der Begründung abgelehnt, da seine Mutter als alte, erwerbslose Frau der öffentlichen Mildtätigkeit zur Last fallen könnte.
Umgekehrt auch der Sohn, wir sehen es in der weiteren Folge, wegen seiner Geschäfte eine solche Besuchsreise (und vor-Ort Betreuung) nicht durchführen kann.
Auch eine Einreisebewilligung für einen vorübergehenden Aufenthalt wurde abgelehnt, da "sich der in Wien lebende Sohn in genügend guten Vermögensverhältnissen befinde um seine Mutter auch im Auslande erhalten zu können".
Umgekehrt er ja somit die Mutter in Lemberg
unterstützen könne …..
Das es augenscheinlich eine Unterscheidung gibt ob jemand aus Luka Mala bei Lemberg und eben nicht aus Rom komme.
Mit dem Rechtsanwalt Dr. Ernst Jellinek versuchte Rubel gegen die Entscheidung vorzugehen. Die weitere Entwicklung zu der Causa blieb jedoch nicht mehr erwähnt.
Sehr aktiv finden wir seine
Werbeschaltungen in den Radio-Zeitungen und Zeitschriften
1926 Jänner Werbeschaltung im RADIO-Wien mit einem "Rekord der Billigkeit"
Ein Inserat vom 28. April 1932
ist für den TELEFUNKEN 121 Netzapparat in der Illustrierte
Kronen-Zeitung:
Bild: Die Hausfrau: "Offizielles Organ der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs", aus 1936 mit dem Hinweis auf ROHÖ Begünstigungen. Die Rohö war Österreichs Berufsorganisation der Hausfrauen.
Mit 2. Oktober 1938 wird es gemäß "Neues Wiener Tagblatt" schon unscheinbarer, wonach er, vermutlich auch schon vom regulären Großhandelsbezug bereits ausgeschlossen auf bescheidener Ebene versucht Kunden bzw. Lieferanten anzusprechen.
Noch war er als Radiohändler im Lehmann Adressanzeiger 1938 angeführt, der wahrscheinlich ein Jahr zuvor bestellt werden musste.
Die Inserate in den Zeitungen sind umgeben von solchen die versuchen noch ihren gesamten Hausrat gegen Geld an den Mann zu bringen. In der Hoffnung damit noch ein Visum und eine Reise ins Ausland finanzieren zu können.
Privat blieb seine Wohnadresse in der Gumpendorferstraße 30, wo Rubel Paula & Rubel S. als Geschäfts Inhaber 1941 noch angeführt werden. Was wiederum auf eine tatsächliche Meldung zumindest bis 1940 hindeutet.
Das „Findbuch“, das sich mit dem
Verbleib jüdischer Einrichtungen und Personen beschäftigt listet zwar dreimal
seinen Namen, jedoch keine weiteren direkt zugänglichen Informationen aus.
Da an konkret der bekannten Adresse Stumpergasse 30 keine Deportierten kenntlich gemacht sind, anders als in den Nachbarhäusern, dürfte ob "freiwillig" oder im Rahmen einer erzwungenen Übersiedelung in eine Ersatz oder gar "Sammelwohnung" in Wien 9, Müllnergasse 35/12 die Wohnung von Samuel und Paula RUBEL (*31.8.1893, geb. Schwarz; Vater: Jossel Itzig Schwarz, Mutter: Chana Taube Kassner) verlassen worden sein.
Bild: Wien 9, Müllnergasse 35, die letzte bekannte Wiener Adresse der Rubel's vor der Deportation. © Google 2025
Mitgelistet auf der Deportationsliste sind die Kinder des Paares (Quelle: Genteam):
Gerda Rubel (*17.7.1927) und
Ruth Rubel (*12.9.1930). Also etwa 11 bzw. 14 Jahre alt gewesen.
Bild: Verwandtschaftsbaum von Samuel Rubel's Familie gemäß Genteam (Anklicken)
Von der angenommenen Eigenschaft einer Geschäftstüchtigkeit von Samuel Rubel, die er in einer in starken Wettbewerb stehenden Branche, in der auch viele aufgeben und auch wieder zusperren mussten über gut 14 Jahre am Ball zu bleiben, abgesehen sind uns keine Eigenschaften oder persönliche Themen oder gar Fotos mit Wissensstand Februar 2025 überliefert geblieben.
Unweit des Wohn- wie auch Arbeitsortes in der Stumpergasse 42 befand sich die jüdische Vereinssynagoge (Siehe Link unten), die wie wir hier nur annehmen können ebenso eine zentrale Rolle im Leben der Familie gespielt haben kann.
Ebenso ob der ursprünglichen Herkunft her die innerjüdische Thematik zwischen "Ostjuden und Westjuden" eine Rolle, und wenn ja in welcher Ausprägung gespielt haben kann.
Die Deportation am 9.4.1942 selbst ist somit rund ein Jahr darauffolgend vom Wiener Bahnhof Aspang durchgeführt worden
(Siehe hiezu auch die Lebenserinnerungen des überlebenden Wiener Künstlers Arik BRAUER der es schaffte vom Bahnhof davonzulaufen).
Die weiteren wenigen Details mag jeder selbst bei DÖW nachlesen.
Sie enden mit dem alles aussagenden Satz:
"Niemand von den 4.000 nach Izbica (Deutsches Lager im heutigen Polen) deportierten österreichischen Juden überlebte."
Im Inserat
An Stumpergasse 45 war 1924 u.a. auch die Gesellschaft der "Brüder Frankovits" lt. Firmeneintrag in "Wiener Zeitung" 5. Nov. 1924 tätig.
Ebenso ein "Wäschegeschäft Schönauer" lt. Neues Wiener Tagblatt vom 28. Sept. 1924.
Weiteres eine "Lebensmittelhandlung" lt. Neues Wiener Tagblatt vom 25. Sept. 1924.
Unter der Adresse Gumpendorferstraße
45, Wien 6, finden sich nach 1945
Einträge in FINDBUCH zum Thema in Verbindung mit den NS Verfolgungen, abgerufen im Februar 2025
Anno, Radio Samuel Rubel, abgerufen im Februar 2025
Archiv des DÖW, abgerufen im Februar 2025
Google Maps Einträge, abgerufen im Februar 2025
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Vereinssynagoge_des_Israelitischen_Tempel-_und_Schulvereins_6,_Stumpergasse_42, abgerufen im Februar 2025
https://de.wikipedia.org/wiki/Ostjuden_und_Westjuden, abgerufen im Februar 2025
Suchbegriffe:
Radiohändler Samuel Rubel Wien, Lemberg, Abwicklung, Deportation, HOHÖ, Hans Kramarik, Radio Mroz, Stumpergasse,©
Textzusammenstellung 1/2025; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu www.scheida.at gehörendLetzte Überarbeitung: 02.03.25