Röhren von RIOS Wien 1 - Elektroartikel-Vertriebsgesellschaft m.b.H. 

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  Bild: RIOS Wien 1 Röhrenbegleitzettel und Röhrenschachtel

 

EINLEITUNG:

Seit Jahren "geistern" in den Foren sowie Online-Inseraten Radio- und Verstärkerröhren gestempelt mit der Bezeichnung "RIOS" herum.

Da es häufig auch schön erhaltene Schachteln dazu gibt, in denen zudem Garantiebegleitscheine liegen, lag es nahe das es sich um einen Röhrenhändler handeln könnte der Röhren 2. Wahl der laufenden oder auch schon eingestellten Röhrenserien von der Industrie aufkaufte, neu oder ergänzend bedruckte und in den österreichischen Vertrieb brachte.

Eine Recherche dazu brachte dann auch Anfang 2025 erstmals etwas Licht in die Marke.

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Wer stand hinter RIOS Wien 1?

  3. Zur Bezeichnung RIOS

  4. Bekannte RIOS Röhrentypen und Marken

  5. Zum Geschäftsführer Lippert

  6. Quellen und Literaturnachweise

  7. Weitere Lesetipps des Autors

 

Wer stand hinter RIOS Wien I ?

Das Handelsregister weist für 1954 aus:

"RIOS" Elektroartikel-Vertriebsgesellschaft m.b.H.

Blechturmgasse 18, Wien IV,

Gegenstand des Unternehmens: Der Groß- und Außenhandel (Import-Export) ohne Kleinhandel in Österreich, von elektrotechnischen Bedarfsartikeln, vornehmlich Elektronenröhren.

Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Gesellschaftervertrag vom 13.8.1954.

Die Gesellschaft wird, wenn mehrere Geschäftsführer bestellt sind, durch zwei Geschäftsführer gemeinsam oder durch einen von ihnen gemeinsam mit einem Gesamtprokuristen vertreten.

Stammkapital: öS 20.000 Schilling, zur Hälfte eingezahlt. (Anmerkung: Letzteres war und ist Pflicht und allgemeine Gepflogenheit)

Geschäftsführer Dipl. Ing. Bruno Lippert, Wien.

Wien, 21.8.1954. 

Gemäß Quelle: Zentralblatt 1954, Eintragungen Handelsregister Österreich.

Die Adresse ist deckungsgleich mit der, die in allen "Studentenengagements" des Geschäftsführers in der Zwischenkriegszeit ebenso angeführt war!

Was es mit Wien 1, was für den 1. Bezirk stehen würde auf sich hat ist noch offen.

Das der Geschäftsführer hier zugleich Hauptgesellschafter sein könnte wäre naheliegend.

Exkurs:

Was es seit etwa 1938 bis wieder in der Nachkriegszeit bis zumindest 1948 ebenso in Wien 1, in der Tegetthoffstraße 3 gab, das war eine "Zentrale Röhrenprüfstelle", in die alle Röhren zur Prüfung und Beurteilung sowie eventuell zu einer möglichen Instandsetzung und Regenerierung gebracht werden konnten. 

 

Die Bezeichnung RIOS

Noch tappen wir im Dunkeln, Das >R< mag wohl für Röhre oder Röhren, oder "Restposten" stehen. Der Rest bleibt vorläufig der Phantasie überlassen.

 

Über Zusammenhänge weiß man (noch) nichts.

Vermutlich ähnliche Konzepte gab es in vergleichbarer Aufmachung, jedoch nicht in hellgrauen sondern in grünen Schachteln gab es scheinbar in West-Deutschland ein ähnliches Konzept unter "RIA".

Zeitlich später bekannt sind u.a. auch Phantasiemarken auch aus en Nachbarländern sowie Großbritannien wie:

 

Bekannte Röhrentypen und Marken von RIOS

Nachstehende Aufstellung ist eine Momentaufnahme von bisher (in 2025) greifbaren Typen. Die tatsächliche Zahl kann daher davon entschieden abweichen.

Was aber auffällt, das ist eine Konzentration auf geläufige Röhrentypen zu denen es eine entsprechende Nachfrage im Radio-Reparaturgeschäft gab. Typische Röhren für das Fernsehen sind nicht gelistet.

Vermutete Stückzahl:

Die auf Röhren wie Schachteln aufgestempelte Nummern dürften tatsächlich fortlaufend sein und haben womöglich mit 0001 begonnen und sind bis ca. Nummer 36.000 bekannt.

Das wäre letztlich eine Menge aber dennoch "überschaubar" bleibend.

Wo konkret dieses Stempeln und das Verpacken wie auch der Bezug und Bedruck der Schachteln vor sich ging bleibt noch unklar.

Hinweise deuten darauf hin, das dies bei den Herstellern selbst geschah. Siehe unten.

Alle Röhren hatten eine 6 monatige Garantie wie die Beipackzettel belegen, die wohl so wie bei den regulären Herstellerchargen über die Großhändler und Detailhändler gewährleistet wurde.

RIOS als kryptische Bezeichnung wohl auch deshalb, um Endverbraucher mit einem Röhren bzw. Gerätedefekt in jedem Fall direkt wieder an den Händler bzw. Wiederverkäufer zu verweisen und eben nicht an den Großhandel bzw. Erstinverkehrbringer.

Tabelle bekannter Röhren:

Marke Röhrentype Nr.
     
RIOS EL41 35156 (Schachtel Innenstempel mit Abwandlung eines Philips Zeichen und 30. Nov. 1956 Hamburg sowie 15. Jän. 1957 mit blauen "geprüft" Stempel,)
HALTRON; EL41 mit RIOS Zettel; (nur Schachtel von RIOS?)
RIOS EL34 00858,
     
  UF21  
RIOS ECC40  
RIOS ECC81  
RIOS AZ12  
RIOS Sylvania 7W7 34656
RIOS CF3 00759
RIOS EL42 32755, 24756,
RIOS EF85 35755,
RIOS CY2  
RIOS UB41 15856,
RIOS EC92 05559,
RIOS 7A6 30257 Zusatzstempel A
HALTRON 6C4, mit RIOS Zettel
RIOS 6AQ5 13956,
 

Sammlerkollegen als Kenner der Feinheiten im Röhrensystemaufbau konnten auch ohne originalem Herstellerstempel die einstige Fertigung herauslesen.

Im Fall einer EL41 ist zudem direkt eine Art Philips Zeichen im Karton gestempelt. Zudem dürften die Röhren auch auf den Deutschen Markt gelangt sein wie DM Preisangaben ableiten lassen.

 

 

Über den Geschäftsführer Herrn Dipl. Ing. Bruno Lippert

Anmerkung: Wie so oft, so bleibt es auch hier vorläufig bei begründeten Annahmen.

Dies, da man bei der Namensforschung streng nach Geburtsdatum und Ort etc. gehen müsste was uns hier nicht vorliegt.

Ein Dipl. Ing. Bruno Lippert findet sich am Friedhof Baumgarten, 1140 Wien, mit den Angaben von ca *1890 bis +Jänner 1959. Wonach es seine Geschäftsführung für max. fünf Jahre gegeben hätte.

Die eher selten vorkommende Namenskombination erlaubt aber, anders als bei "Meier oder Müller" folgendes aus öffentlichen Quellen zusammenzutragen:

Demnach würde etwa ~1890 als Geburtsjahr für die angeführte Militärzeit im 1. Weltkrieg wie auch der Berufskarriere und der zugehörigen öffentlichen Reputation passen.

Auch das 25 jährige Engagement im öst. Touristenclub ab ca. 1909 würde so plausibel sein.

Das "Röhrengeschäft" wäre demnach gegen Ende der Karriere gestartet worden.

Die aufgefundenen Einträge zu Bruno Lippert lauten:

  1. Zum Kriegsdienst einberufene Mitglieder des Öst. Touristen-Klubs 1915, Bruno Lippert.

  2. Bruno Lippert zur Ernennung zum Leutnant 1916,

  3. Elektrotechnik und Maschinenbau vom 12. April 1925 listet Elektro-Ing. Bruno Lippert, Blechturmgasse 18, Wien IV.

  4. Neues Wiener Tagblatt, 17. Juni 1927, führt Ing. B.L zum Artikel "Der Siegeszug des Dieselmotors" mit einem Lichtbildvortrag im Technischen Museum an.

  5. Neues Wiener Tagblatt, 28. Juni 1927, führt Ing. B.L zum Artikel "Ein neuer Automobilmotor" an.

  6. Neues Wiener Tagblatt, 23. August 1927, führt Ing. B.L zum Artikel "Der Dieselmotor im Schiffs- und Lokomotivenbau" an.

  7. Österreichische Lichttechnische Gesellschaft für 22. Dez. 1927 führt Ing. Bruno Lippert an

  8. Die Öst. Touristenzeitung von 1933 führt für Jänner 1934 Bruno Lippert im 25. Jubiläum der Zugehörigkeit

  9. Angeführt im Empfangsausschuß beim "Ball deutscher Techniker" vom 13. Februar 1926 und 15. Februar 1933

  10. Neues Wiener Tagblatt vom 22. Juni 1934 nennt Professor Ing. B.L. als wohlbehalten in London eingetroffen

  11. Neues Wiener Tagblatt vom 28. Juni 1935 führt "A Summer in England" in englischer Sprache von Ing. B.L. im Rahmen des Österreichisch-Englisches Austauschkommitte an,

  12. 25. April 1936, Urania Vortrag "Das schöne England"

  13. 26. April 1936 Urania Lichtbildervortrag in Englischer Sprache über "Beautiful England".

  14. "Hocharistokratin lernt Geschirrwaschen"; Das Neues Wiener Journal vom 7. Juli 1936, führt Ing. B.L. als Leiter des "English Circle" an, der Miß Alison Howses, Tochter des Duke of Melbourne und ihren Bruder abseits der großen Touristengegenden auf seiner Skihütte im Toten Gebirge zu Ostern 1936 eingeladen hatte.

  15. Die "Reichspost" führt 13. Januar 1937, mit dem Urania Kurs über "Die großen Fluglinien des britischen Weltreiches".

  16. Die "Reichspost" vom 29. Jänner 1937 über "Canooing on English Waters", Lichtbildvortrag

  17. "Wiener Sporttageblatt" vom 17. Februar 1937 führt Ing. B.L. in der Landesanstalt für Körperertüchtigung, Sensengasse 3, ausführend über englische Flüsse.

  18. Das "Neues Wiener Tagblatt" vom 7. Mai 1937 führt im English Circle Ing. B.L. an

  19. "Die Stunde" vom 8. Juni 1937 nennt Ing. B.L. als Einführung zu der "Amerika Fahrt" der Wiener Urania..

  20. Aus der "Reichspost" vom 24. Jänner 1938 folgt die Ankündigung wonach Ing. B.L hat im Vorjahr selbst in den Henry Ford Werken gearbeitet hat und über seine persönlichen Erfahrungen als Hilfsarbeiter spricht, und 80 Werksbilder zeigt. Der Zusatzhinweis im Text lautete "Arische Gäste willkommen" - Beachte das Datum VOR dem "Anschluß" als Stimmungsbild der Universität!

  21. 26. Februar 1938 ein Vortrag von Ing. B.L. über die Henry Ford Werke.

  22. 14. Juni 1938 führt Ing. B.L an der Wiener Urania in einem Vortrag "Kreuz und Quer durch Amerika". Parallel lief der Tonfilm von Leni Riefenstahl.

  23. 23.Juni 1938, Wien 4, Blechturmgasse 18 als Kontaktadresse im "Völkischen Beobachter".Studenten Club Wien 1938

  24. Als Leiter des "English Circle" des Österreichisch-ausländischen Studentenclubs" in der Schottengasse wird Ing. Bruno Lippert am 28. Juni 1938 im "Völkischen Beobachter" angeführt.

  25. Ing. Bruno Lippert als Autor des Aufsatzes "Die sehende Maschine" als ein Kapitel im "Das Jugendjahrbuch Großdeutschlands" mit dem Titel "Frohes Schaffen" wird angeführt vom Deutscher Verlag für Jugend und Volk Wien 1 im Verordnungsblatt des Stadtschulrates für Wien am 15. Dezember 1938.

  26. Papierhandlung 1923-1929-1937-1946 - 1950 wird Buch undRIOS Röhren, Quelle Salzbirger Nachrichten 1954 Zeitschriftenvertrieb Bruno Lippert, Bruck a/Mur als Kommittent von Rudolf Lechner & Sohn, Wien 1 geführt (Eine zufällige Namensgleichheit in einer anderen Branche und Ort muß hier angenommen werden)

  27. Dipl. Ing. Bruno Lippert als Vetter von Leo Lippert, gemäß Salzburger Nachrichten vom 20. März 1954

Unser Bild von Bruno Lippert heute:

Wir sehen ein öffentliches Engagement für die englische Sprache sowie Fachvorträgen zu technischen Themen seiner Zeit.

Eine scheinbar weltoffene Haltung mit Besuchen eben in England und den USA und gar einer Studienmitarbeit bei Henry Ford in Detroit.

Wo es Widersprüche gibt, ist die Frage ob ein dann geschätzt 45 Jahre alter Mann in der Fabrik bei Ford arbeiten würde? Dies passt eher zu einem jungen Studenten was auf eine Gleichnamigkeit von einem Vater und seinem Sohn hindeuten könnte?  

Exkurs:

Fragen die für unser Verständnis für die Ereignisse der Jahre um 1938 passend sind:

So bot sich eine solide Ausbildung. Die Möglichkeit für viele Vorträge und öffentliche Auftritte die wiederum Möglichkeiten und Kontakte, heute Netzwerken genannt, generierten.

Dies ist erwähnt im Kontrast zu den bereits VOR dem "Anschluß" in Österreich vielfach auch im studentischen Umfeld ausgegrenzten Juden. Zudem solcher die im sozialistischen Lager engagiert waren.

Als Beispiel dient uns die Lebensgeschichte des emigrierten aus Österreich-Wien stammenden Paul Eisler, dem Erfinder der gedruckten Schaltung, sprich der Printplatte.

Ein zukünftiger eigener Artikel wird seine erhalten gebliebene Wahrnehmung der zeit VOR 1938 uns darstellen. 

  

 Quellen (Auszug):

  1. Zentralblatt 1954, Eintragungen Handelsregister Österreich. Aus Zedhia.at

  2. RM.org zu RIA im Forum. Abgerufen am 15.2.2025

  3. Diverse Eintragungen zu Bruno Lippert über Anno bis 1954

  4. Diverse Online Angebote von Röhren bei Ebay, usw. im Fabruar 2025

 


Suchbegriffe: RIOS Wien I, Handel mit Elektronenröhren, Dipl. Ing. Bruno Lippert, Blechturmgasse 18 Wien 4,


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Letzte Überarbeitung: 18.02.25