Electronic Wien, Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H, Wien

Electronic Wien; Logo 1951

  Bild: Electronic Wien; Logo 1951

Heute ist "Electronic" wie auch schon einige Jahrzehnte zuvor zweifellos ein bereits abgedroschener Allerweltsbegriff. Bei uns auf deutsch "Elektronik" geschrieben und für so gut wie alles stehend was unsere moderne Welt, eben basierend auf der Elektroniktechnik ausmacht.

Doch das war wie man sich denken kann nicht immer so.

 

EINLEITUNG:

Noch gab es im nichtanglezistischen Raum in den 1940er bis 1950er Jahren eine Welt die mit herkömmlicher analoger elektromechanischer Steuerungstechnik und Radiotechnik funktionierte.

Die langsam, letztlich mit dem "Mailüfterl" von Prof. Zemanek aufkommende Computertechnik war noch einem kleinen Kreis an Fachleuten vorbehalten. Von "Electronic, zudem Computern wird dann erst ab etwa 1954 in den Medien berichtet.

Damals grund genug für eine neue Firma, sich im unmittelbaren Nachkriegs-Wien einfach "Electronic", in Englisch geschrieben, zu benennen und am Markt mit letztlich zwar innovativen jedoch handelsüblich verbleibenden Produkten zu reüsieren.

Andere Firmen nahmen in Folge ebenso "Electronic" in ihre Firmenbezeichnungen mit auf.

So z.B. in Deutschland ab 1959 die Sennheiser Electronic, oder bereits 1948 die Firma PEK-Elektronik.

Dazu passend eine "Jugenderinnerung" als der Autor mit einem Freund in Wien an der Wienzeile entlang in den 1980ern auf der Suche nach einem Elektronikgeschäft war und in Unkenntnis der Örtlichkeiten eine Passantin danach fragten.

Sie verwies uns auf ein nächstgelegenes Radio- und Schallplattengeschäft. Es folgte ein anschließend unter uns ausgetauschter "Spott" da wir natürlich ein Elektronik-Bauelementegeschäft im Sinn hatten.   

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Die Firmengründung

  3. Quellen und Literaturnachweise

  4. Weitere Lesetipps des Autors

Die Firmengründung

Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Die "Wiener Zeitung" vom 27. Juni 1946 führt die mit 14. Juni wirksame Eintragung u.a. der "Electronic Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H. Wien XIX (19) Zumbuschgasse 21 auf Basis eines bereits am 1. August 1945 (!) abgeschlossenen Gesellschaftsvetrages

Als Geschäftsführer und Betriebsleiter wird Ing. Emanuel Strunz angeführt.

Wir dürfen hier die nach dem Krieg verfügbaren ehemaligen Wehrmachtsbestände mitunter als möglichen Ansatz der Wiederverwertung annehmen wie es heißt:

Wien. B 5247 Electronic Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H. (Wien, XIX., Zumbuschgasse Nr. 21). Gegenstand des Unternehmens: die Forschung und die Durchführung von Versuchen und Entwicklungsarbeiten sowie deren Verwertung, ferner die Wiederinstandsetzung von Geräten auf dem gesamten Gebiete der Hochfrequenztechnik und Elektroakustik.
Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Der Gesellschaftsvertrag ist am 1. August 1945 abgeschlossen. Ist ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt dieser selbständig. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, wird die Gesllschaft durch zwei Geschäftsführer gemeinsam oder durch einen Geschäftsführer gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten.
Stammkapital: 20.000 S. Geschäftsführer: Ing. Emanuel Strunz, Betriebsleiter, Wien. Außerdem Wird bekanntgemacht: Die Stammeinlagen sind voll eingezahlt.

Werbeschaltung 1946 für zudem der Teilnahme an der Wiener Messe.

Werbeschaltung 1946 für zudem der Teilnahme an der Wiener Messe.

1947 folgt der Eintrag, wonach Ing. Emanuel Strunz nicht mehr Geschäftsführer ist und durch Dipl. Ing. Alfred Slama, Elektrotechniker, in Wien, Herrn Josef Grolig, Kaufmann aus Wien und Ing. Karl Drasl, Maschinenbau- und Elektrotechnik Ingenieur ersetzt wurde.

Also eine augenscheinlich ideale Verbindung an technischer wie auch kaufmännischer Kompetenz.

Als Adresse ist bereits die Thaliastraße 125, im damaligen Wiener Vorstadtbezirk 16 angeführt.

 

1951 firmierte das Unternehmen in der Münzwardeingasse 2 in Wien 6. Das war bekannterweise neben Wien 7 DER Bezirk mit einem radiotechnischen Erzeugungs- wie auch Verkaufsschwerpunkt im Wien der Zwischenkriegszeit wie auch der Nachkriegszeit.

 

1954 bewirbt Electronic an der Münzwardeingasse 2 in Wien 6, Hochfrequenz- oder Wärme Plastik-Schweißgeräte nebst anderem an.

Das "Andere" waren u.a. auch banale Elektroheizstrahler die auch in anderen Bundesländern beworben wurden.

HF Schweißgeräte die u.a. auch von Siemens hergestellt wurden und z.B. mit der EL156 als Leistungspentode eben ein HF Schweißen ermöglicht.

In den 1970er Jahren kennt man noch eine "Electronic GmbH, 1130 Wien, Auhofstraße 58 die sich u.a. mit Kurzwellenbetriebsfunkgeräten beschäftigt.

Exkurs:

Wie wohl auch andernorts gab es am Stadtrand Wiens bis in die 1980er Jahre ehemalige Schotterabbaugruben, die nach deren Ausbeutung mit allem (Die Betonung liegt auf Allem) wieder als Müllkippen verfüllt wurden.

In einer Art "Erinnerungstour" um 2000 suchte ich diese Orte wieder einmal auf die sich allesamt stark verändert hatten. Und so fand ich tatsächlich auf dem bereits mehrfach eingewalzten Boden ein Fragment eines HF Schweißgerätes, es könnte mitunter auch ein Medizingerät gewesen sein, mit einer erstaunlicherweise mechanisch überlebenden EL156 Leistungspentode darin die ich sichern konnte.

Das Produktportefeu:

 

Bild: Die erste bekannte Werbeschaltung, bereits mit dem durchaus eindrucksvollen schwungvollen Electronic Logo das interessanterweise den da 1945 bereits gesprengten Sendemast von Radio Wien vom Sender Wien-Bisamberg darstellt. Aus Quelle: Österreichischer Radioamateur 1947 Heft 1. 

Man ließ den ohnehin absehbaren dann wieder dem bereits starken Wettbewerb ausgesetzten Markt der Radiogeräte ab 1948 gleich außen vor und widmete sich den Themen der Tonaufnahme wie auch Wiedergabetechniken samt allem hierfür benötigten Zubehör.

Für die Tonaufnahme hatte seinerzeit auch die Schallplattenaufnahmegeräte noch ihre breite Anwendung.

Werbung der länger im Vertriebsprogramm verbliebenen Tonabnehmer aus Öst. Radioamateur vom Heft 1/1948.

Werbung der länger im Vertriebsprogramm verbliebenen Tonabnehmer aus Öst. Radioamateur vom Heft 1/1948.

Die Firma galt als Hersteller von Schallplattenaufnahme- und Wiedergabegeräten, das waren Schneidemaschinen für Schallplatten, Schneideköpfe, Studioeinrichtungen, Regieplätzen, Mischtischen, Orthoakustischen Geräten, Tonabnehmer, Tonveredelungsgerät, Tonveredelungsfiltern, Mikrofonen und drahtlosen Reportagemikrophonen (!).

Als Hersteller von Studiogeräten wie Simplex Plattenlaufwerke und Drahtmagnettongeräte bekannt.

Werbung für das Simplex Langspiellaufwerk und dem MT476 Tonabnehmer.

Werbung für das Simplex Langspiellaufwerk und dem MT476 Tonabnehmer. Öst. Radio-Amateur vom Heft 4/1952.

Als Schwerpunkt, und hierbei "erkennen" wir Sammler auch immer wieder Produkte in einschlägigen Verkaufsportalen aler Technik die Schallplattentonabnehmer wie auch insbesondere die Drahttongeräte, die man seinerzeit, als sie noch kaum im Inland selbst hergestellt wurden durch Importe die Marktbedürfnisse abdeckten.

Als Erweiterung des Portefeuts mag man die vielfache Werbung in den Zeitungen wie der "Arbeiter-Zeitung" vom Dezember 1954 sehen in der gar ein neuer "Freund" in Form eines Heizstrahlers offeriert wurde.

Als Erweiterung des Portefeuts mag man die vielfache Werbung in den Zeitungen wie der "Arbeiter-Zeitung" vom Dezember 1954 sehen in der gar ein neuer "Freund" in Form eines Heizstrahlers offeriert wurde.

Deutlich banaler sind Inserate, zudem Endkunden in den Bundesländern ansprechend, für Tischventilatoren bzw. Heizstrahler.

Ein eigenes gewerbliches Klientel wird mit den HF Schweißmaschinen angesprochen.

Bild: Werbeschaltung für Plastik-Schweißgeräte in einer Zeit in der die "Plastiksackerln" gerade erst anfingen populär zu werden. Salzburger Nachrichten 12/1954. Plastik Sackerln, die wie uns Schülern ein Werkstättenleiter zu berichten wusste damals ob deren Wert und Seltenheit noch vielfach verwendet wurden und ausgewaschen wurden für den nächsten Einsatz.

 

Die Drahttongeräte:

Hin und wieder werden dieserlei Geräte am Markt angeboten und man kann Einsicht in den elektro-mechanischen Aufbau nehmen.

Die Geräte wirken nach zwar handwerklich durchdachten Konzept. In den Details sieht man die eher geringen Stückzahlen in der Art der Fertigung an.

Die Verwertung von Wehrmachtsbauteilen wie hochwertigen Sika und Bosch Kondensatoren fallen dabei auf.

 

Das überlegte Grundkonzept im DM 1010: Schallplattenspieler mit Drahttongerät kombiniert. "Electronic" hier zudem etwas falsch geschrieben.

Bild: Das überlegte Grundkonzept im DM 1010: Schallplattenspieler mit Drahttongerät kombiniert. "Electronic" hier zudem etwas falsch geschrieben.

 

Die Schallplattenspieler

Werbung für die RIO Plattenspielerschränke aus der "Wiener Zeitung" von November 1950.

Werbung für die RIO Plattenspielerschränke aus der "Wiener Zeitung" von November 1950.

 

Gedanken zum möglichen Kundenkreis:

So werden, soferne nicht direkt aus den Entsendungsländern bedient Stationen wie die der österreichischen RAVAG, nachmals ORF mit einem aufkommenden Studio- wie auch Senderaufbau nebst dem beliebten Sender RWR Rot-Weiß-Rot womöglich dazugehört haben.

Aus der erhaltenen 1951er Preisliste läßt sich eigentlich schon an den unterschiedlichen Preisen der mögliche Kundenkreis in etwa zuordnen.

 

 

Der inländische Wettbewerb für Produkte der Electronic Wien:

Hier kennen wir u.a.

 

 

 

 Quellen (Auszug):

  1. Diverse Eintragungen zu Electronic in Anno

  2. Electronic Preisliste aus 1951

 


Suchbegriffe: Electronic Gesellschaft für Hochfrequenztechnik m.b.H, Wien,


Lesetipps aus dem Repertoire des Autors:

   
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© Textzusammenstellung 3/2025; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu  www.scheida.at gehörend

Letzte Überarbeitung: 05.03.25