Bild: Nichts bezahlen und auch noch Forderungen stellen. Aus "Das kleine Kino- und Radioblatt" 23. Dez. 1937. Sowie eine in heutiger Zeit wohl nicht mehr opportune Darstellung in der "Illustrierte Wochenpost" vom 25. Jänner 1935.
Die sicher schon seinerzeit etwas provokant irritierende Firmenbezeichnung lädt einmal mehr denn je ein, etwas in die Hintergründe der Wiener Radiogeschäftswelt, insbesonders in die der Zwischenkriegszeit zu blicken.
So geht es in Wahrheit eben nicht um den vermeintlichen Schwarzhörer, im Sinne eines die Pflichtabogebühren für den öffentlichen Rundfunk hinterziehenden Hörer bzw. Empfangsgerätebesitzers.
Sondern um ein gleichnamig lautendes Wiener Fachgeschäft.
Einleitung
Was ist von Robert HINK bekannt?
Quellen und Literaturnachweise
Weitere Lesetipps des Autors
Wie schon in den Beiträgen zu HENRY Radio sowie RADIO-AUSTRIA ausgeführt, gab es aus der "Insolvenzmasse" der damals jüngst vergangenen k&k Monarchie so manchen ehemaligen Kapitän der einstigen Kriegsmarine.
Personal, das sich zwangsläufig in der Zwischenkriegszeit nach dem Verlust aller Meereszugänge nach etwas Neuem umsehen musste. Ihrer früheren (Macht-) Position gemäß dann idealerweise in einer wie man sagen würde Führungsrolle.
Hinzu kam häufig auch der bereits gewohnte Umgang mit der Funktelegrafie, was so den Einstieg in das neue dann offizielle zivile Radiozeitalter ab 1924 ermöglichen konnte.
Kapitän Robert HINK war so ein Vertreter dieser Klasse. Zudem einer, der später "als Hans Dampf in allen Gassen" wohl etwas breiter aufgestellt war.
Da ist einmal die militärische Karriere bis 1918 die auch schon seinerzeit öffentlich in den Zeitungen begleitet werden konnte:
Als gewissermaßen seine Erstmeldung finden wir Robert Hink (nebst anderen) in der "Tagespost" vom 28. Juni 1907 als Seekadetten zweiter Klasse des vierten Jahrganges der Marineakademie. Somit wären wir grob bei einem Jahrgang etwa ~1890.
Die "Tagespost" vom 28. September 1911, nennt auf der "14" die Fregattenleutnants unter dem Kommando Richard Helleparth, Edler von Hellnek, sowie Robert Hink.
Die "Tagespost" vom 21. Juli 1912, nennt zeitlich kommandiert zum Marinedetachment in Budapest u.a. Robert Hink.
Als in die nächsthöhere Gehaltsstufe vorrückend finden wir im Oktober 1913 Robert Hink, (nebst anderen)
Das "Fremdenblatt" vom 8. November 1913 nennt unter "Dienstbestimmungen" den Fregattenleutnant Robert Hink auf der S.M.S. "Panther".
Bild: Auf der S.M.S "55 T" (Torpedoboot der Kaiman-Klasse, "Seehund", Stapellauf 15. September 1906; Abgewrackt nach Kriebsende in Pola) wurde gemäß Dienstbestimmung u.a.
Robert HINK unter dem Kommandanten Viktor Braun Edler von Braunwehr eingesetzt. Gemäß "Neuer Freier Presse" vom 14. Juni 1914 (sowie weiterer Veröffentlichungen). (Anmerkung: Kriegsbeginn 28. Juli 1914)
Die "Sport und Salon" berichtet in der Ausgabe vom 21. November 1914 wonach die Fregattenleutnans Robert Hink (nebst anderen) zu Linienschiffsleutnants als Beförderung der Marine ernannt wurden.
Die "Neue Freie Presse" sowie weitere Zeitungen, vom 6. Februar 1916 nennt "in Anerkennung tapferen Verhaltens vor dem Feinde den Linienschiffleutnant Robert Hink (nebst anderen)"
Die "Tagespost" vom 10. November 1917 führt für die k.u.k Kriegsmarine LSchLt. Robert Hink als beurlaubt mit Wartegebühr auf ein Jahr nach Wien an.
Demnach hätte er sich eine aktive Teilnahme im letzten Jahr des 1. Weltkrieges erspart?
Es folgt eine zeitliche Informationslücke.
1929 fand, nebst anderen Anwesenden, seine Wiederwahl als Vorstandsmitglied im "Verband der Radiohändler Österreichs" statt, gemäß der "Wiener Zeitung" vom 7. Februar 1929.
Im Rahmen der Veranstalltungen des "IRC - Internationaler Radio-Klub" sprach Kapt. Hink am Freitag 7. Juni 1929 über die "Ortbestimmung und Funkpeilung auf hoher See" was seinem einstigem Metier wohl sehr nahe kam. Gemäß Radiowelt Nr. 23, 1929.
Bild: Schlagzeile aus der Wiener Allgemein Zeitung vom 30. Dezember 1933 zum Thema. Ob der Gedanke war mit gerade diesem Klientel das Geschäft machen zu können. Diese zahlenmäßig relevante Gruppe der Schwarzhörer somit "Ihr" eigenes Fachgeschäft bekamen?
Die österreichische >Möbel-Zeitung<, Ausgabe 10, vom Oktober 1930, führt ihn unter der Firma "Der Schwarzhörer", Wien 4, Treitelstraße 1, sowie als Vorstandsmitglied des Verbandes der Radiohändler. Wobei es hier im groben um Kreditvergaben, in Zeiten knappen Einkommens essentiell für den Verkauf, ging.
Ebenso in seiner Funktion in der Administration der Zeitschrift "Radio-Welt" sowie der Firma Schwarzhörer wirkte er an Preisverleihungen des ÖVSV also Versuchssendeverbandes mit, gemäß Radiowelt Nr. 8 1931.
Bild: Eine der vielen Karrikaturen zum wohl allgegenwärtigen Thema des "Schwarzhörens"
Worin dann seine bisherige Tätigkeit bestand bleibt unklar, da er ja schon zuvor dort angeführt wurde.
Das Unternehmen führt wiederholt Muster- und Modell-Registrierungen für Beleuchtungskörper und Luster in der Wiener Zeitung z.B. mit 10. Jänner 1901; 1907 etc. an.
Das "Neuigkeits-Welt-Blatt" von 1901 schildert die neue Wiener Stadtbahn mit all den zu sehenden Unternehmenswerbungen und deren Angeboten. So auch das Beleuchtungs-Etablissement am Währingergürtel Nr. 5.
Hinzu kamen mehrfache Nennungen als Anbieter bei öffentlichen Ausschreibungen u.a. für Gasgeräte.
1914 und 1915 wird K.S. als Zeichner der Kriegsanleihe mit namhaften Beträgen (nebst anderen) angeführt. Er nennt insgesamt sechs Anleihen, deren Abwicklung seitens des Staates und der Banken 1920 ihn zu einem Leserbrief in "Wiener Neueste Nachrichten" motivierte.
1916 folgte die Wandlung in eine offene Handelsgesellschaft mit Anton Kopf als Gesellschafter. Mit 15. Juni 1920 wurde Kopf wieder aus dem Firmenbuch gelöscht.
Das Unternehmen schaffte augenscheinlich die Wandlung von der Gaslicht Ära, hinüber in die Welt des elektrischen Lichts in die später ab 1924 eben auch noch das Radio hinzu kam.
Dies belegen auch Anfragen nach industriellen Direktbeliefung von Lampenfassungen aus Porzellan.
Die "Wiener Zeitung" vom 6. (20.) Juli 1928 meldet das Ableben von Franz Stiedl als Alleininhaber. Als Vertretungsbefugt angführt sind nunmehr Theresia Stiedl und Wilhelm Stiedl. 4.11.1927 als Todesdatum.
Mit 3. April 1929 meldet die Wiener Zeitung Fräulein Therese Stiedl, Geschäftsfrau aus Wien, (wohl die Tochter?) als nunmehrige Inhaberin.
Am 26. April 1929 folgt ebenso die Firmensitzänderung von 18. Bezirk Währinger Gürtel 5 (Äußerer Wiener Gürtel) auf Wien 9, Stadtbahnbogen 90-94 (Innerer [Währinger] Gürtel).
1930 kennen wir die "Schwarzhörer" Werbung an besagter Adressnennung und der offenkundigen Mitwirkung von Robert Hink.
Gemäß "Wiener Zeitung" vom 16. Juni 1932, für die Firmenprotokolierungen zum 3. Juni 1932 tritt Kapitän Robert Hink in das Beleuchtungs-Etablissement Franz Stiedl als Gesellschafter, in Wien 9, Währinger Gürtel Stadtbahnbogen 90-94 ein. Wobei jeder Gesellschafter selbst vertretungsbefugt ist.
Weiter läßt sich das Geschehen wieder ab 1934 verfolgen.
Bild: Mitarbeitersuche lt. Öst. Radio-Amateur vom September 1934. Hier sind erstmals alle Firmenbezeichnungen auf einem Blatt erkennbar.
Bild: Werbung Öst. Radio-Amateur vom Dezember 1934. Es gab dort eben auch mehr als nur Licht und Radio. Hier eben die Baukästen für die es dann gar eine Erweiterung im Firmenbuch gab.
Mit 30. Jänner 1935 "Wiener Zeitung" wird die Erweiterungsänderung auf nunmehr auch Handel mit Modellen, Baukasten und Bauteile, technisch-pädagogischen Lehrmittel verlautbart.
Mit 22. September 1936 tritt Robert Hink gemäß Firmenbucheintrag im "Neues Wiener Tagblatt" als Gesellschafter des "Beleuchtungsetablissement Franz Stiedl" aus.
Anzeige: Klingt fast nach dem "Wiener Dienstmann", einer der einem "Alles" erledigt. Aus "Wiener Salonblatt" 1936.
Zum Teil parallel finden sich die Announcen, wobei Kapt. Robert Hink, als "Wiener Sekretär" alls besorgt. Das "Alles", sind augenscheinlich Geldgeschäfte und Beteiligungen gewesen, die er von Wien 1, Trattnerhof 2 erledigte.
1933 war auch in Verbindung mit Radiotechnik der Schwarzhörer Kundendienst beworben.
Anzeigen finden sich im "Wiener Salonblatt" vom November 1936 bis Jänner 1937.
Im "Österreichischer Radio-Amateur" vom November 1930, führt Kapt. Robert HINK den "3-Röhren-Schirmgitterempfänger" zudem mehrseitig Detailreich an.
Es folgt die umfangreiche Werbeschaltung seines Geschäfts:
Zwischen 1937 und 1944 liegen vorerst keine Berichte vor.
Ein Text der zudem die politische Ausrichtung klar umreißt führt einen Tod mit Dezember 1944 nach längerem schwerem Leiden, und der Beerdigung am Wiener Friedhof Gersthof Wien 18 an.
Aus Quelle: Völkischer Beobachter, 9. Dezember 1944,
Oberstleutnant und Altparteigenosse lauten die angeführten "Titel". Wobei das "Alt" vielfach als für die Zeit einer bereits aktiven Mitwirkung noch zu Zeiten des Verbots der Partei VOR dem "Anschluß" im März 1938 steht.
Er dürfte eben einen im Krieg 1943 gefallenen Sohn, wie auch eine Witwe, Emmy Hink "für die Sippe", hier NICHT wie üblich Familie, stehend!
Weitere Zusammenhänge sowie Ausschluß zufälliger Doppelnennungen werden noch gesucht.
Textmeldungen aus Anno,
Suchbegriffe:
RAVAG, Robert Hink, Der Schwarzhörer, Franz Stiedl, Wiener-Sekretär,©
Textzusammenstellung 2/2025; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu www.scheida.at gehörendLetzte Überarbeitung: 24.02.25