Was uns heute als Selbstverständlichkeit anmutet das war 1960 weitgehend
technisches Neuland:
Die Herstellung eines Volltransistor
Fernsehportable Gerätes.
Damals gab es lediglich in den USA und Japan
Geräte dieser Art in Serienfertigung.
Der Wiener Student der Technischen Hochschule Wien 7, Herr Heinrich Lhotak entwickelte in Eigenregie und Selbstfinanzierung(!) einen der ersten europäischen Volltransistor Fernsehportable.
Dieses Gerät und die damit verbundenen
Herausforderungen waren in der (A) Radioschau 1/1961 zu finden.
Bild: Radioschau
Ein 4h Fernseh-Betrieb im VHF
Empfangsbereich mit eingebautem
Akku, erträglichem Gewicht und möglichst geringen Abmessungen.
Ein Labormuster 20 cm s/w Fernsehgerät mit einem 12V/7Ah Akku (2 x 6V Motorrad Bleiakku) und der Verwendung von Philips Miniwatt Transistoren.
Der Hochspannungsgleichrichter ist noch mit der Röhre DY87 bestückt (siehe dazu auch RFT Color 20 aus 1969) , der Tonteil wurde aus Kostengründen nicht realisiert, da dieser auch keine eigentliche neue Entwicklungsarbeit mehr darstellte.
Die Verfügbarkeit von Spezialtransistoren, insbesondere für die Ablenkschaltung war noch nicht gegeben weshalb die Impulsleistungen bei 15,625 kHz nicht besonders ausgeprägt war.
Die Rücklaufzeit musste daher Aufgrund des nur sinusförmig nachbildbaren Ablenkstromes bei 50% gehalten werden was nur einen Teilausschnitt des aktiven Bildinhaltes erlaubte.
Die spätere Anschaffung des Bendix 2N1073A Transistors löste dieses Problem.
Die 90° RCA Bildröhre forderte 600 mA(!)
Heizstrom und entsprechend viel Platz.
Hier wurde die spätere Verwendung einer
Sylvania 110° Bildröhre angedacht.
Für die Heizung musste eigens eine Umschaltung einbaut werden um die beiden 6V Akkus bei halber Betriebszeit gleichmäßig zu belasten.
Das Feld der TV Transistorportables wurde
wie erwähnt Anfang der 1960er Jahre von den Amerikanern und speziell von den
Japanern besetzt. Letztere verwendeten ihn als erfolgreichen Exportartikel um
damit den Fuß in die Tür des Weltmarktes zu setzen.
Um 1967/68 erschienen dann globige im
Vergleich zur Konkurrenz etwas altbacken wirkende Portables deutscher
Handschrift:
Auszugsweise genannt seien die Transistor TV Geräte wie
der
Möglicherweise wird es auch französische
und britische Erzeugnisse gegeben haben.
In dem Artikel "Telefunken - Die erste Generation von PAL Farbfernsehgeräten" verwies der Autor auf den Umstand, dass man um 1966/67 in Europa meinte sich nur mehr auf die neue Innovation, namentlich auf das Farbfernsehens konzentrieren zu müssen, während für Nischenprodukte andere zuständig seien:
Mit August 2006 gibt es in Deutschland seit 39 Jahren Farbfernsehen.
Es waren die vielen unermüdlichen Vorführungen die Herrn Prof. Walter
Bruch rund um den Globus geführt haben, um letztenendlich Telefunkens
PAL Lizenzen im Wettbewerb zu NTSC und SECAM zu positionieren. Mittlerweile sind fast alle Länder die sich seinerzeit für SECAM
entschieden haben oder entscheiden mussten in den vergangenen zwei
Dekaden mehr oder weniger still und heimlich in das PAL Lager
übergewechselt. Der Rest ist Geschichte und das was wir heute Globalisierung nennen. Es sei auch passenderweise auf die Autobiografie vom PAL Erfinder
Walter Bruch verwiesen. |
Das Unternehmen die gute s/w Portables fertigen können auch fähig sein werden in kürze einen PAL Farbfernseher zu bauen wollte oder konnte man sich scheinbar nicht vorstellen.
Bild:
(PS: Heute lachen wir (noch) über Chinesische Autos und deren unzureichende Qualität!)
Das Beispiel des Österreichers Herrn Heinrich
Lhotak zeigt das grundsätzlich vorhandene Potential an innovativen Möglichkeiten
auf Basis einer hervorragenden Ausbildung in Europa, die auf den einzelnen
bezogen sicher den Vergleich mit anderen Nationen nicht zu scheuen brauchte.
Es war wohl das kollektive (europäische)
„Beamtenstaat“ Denken das ein flexibles agieren auf individuelle Kundenwünsche
weitgehend unterdrückte und damit anderen Marktteilnehmer das Feld zunehmend überlassen
hat.
Am 5.1.2010 erreicht mich dieses Email:
"Sehr geehrter Herr Scheida
Auf Ihrer Homepage fragen Sie über den Werdegang von Heinrich Lhotak,
meinem leider schon 1993 verstorbenen Großonkel.
Meines Wissens war er in leitender Position bei Philips in der Entwicklung im
Video-Fernsehbereich tätig.
Anfangs soweit ich weiß in Holland, dann in Wien im Videowerk glaube ich.
Welche Position er genau inne hatte weiß ich persönlich leider nicht genau,
Philips (in Wien) müßte es aber wissen, sowie Einzelheiten seines beruflichen
Werdeganges.
Falls Sie etwas herausfinden, mich würde es auch interessieren.
Leider kann ich meine Großtante nicht mehr befragen da diese vor 2 Monaten
ebenfalls verstorben ist.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Z. "
Schade das Herr Lhotak uns nicht mehr selbst
berichten kann. Was bleibt ist ein weiteres Gebiet für Nachforschungen.
(A)
Radioschau 1/1961, Herausgeber war der Technische Verlag Erb in Wien.
(D) Trödler und Sammeln Nr. 220/ März 1998 mit einem Fachartikel über die ersten Transistor TV's
Es ist und war nicht beabsichtigt irgendeine Nation oder Rasse in einem negativen Image darzustellen - Vielmehr soll dieser wie auch andere Beiträge neben der technischen Entwicklungsgeschichte eine kritische Betrachtung von scheinbar unverrückbaren (überholten) Weltbildern sein und auch gegenwärtig einen Anlass zur Überprüfung alter Denkmuster bieten.
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Updated: 21.06.22