Bild: Das frühere EUMIG Haus, nachmals PALMERS in Wr. Neudorf unweit südlich von Wien ©Wikipedia
Ob Radiogeräte wie das bekannte Röhrengerät die Eumigette oder der EUMIG Okay Transistor Radio bis zum Metropolitan Kassettendeck und die vielen Kameras und Projektoren.
Es kommt mitunter der Wunsch auf, etwas mehr über die Ära in der die Geräte „ihre Zeit“ hatten erfahren zu wollen.
Dieser Beitrag soll diesem Unterfangen dienlich sein und alle nötigen Informationen zum Unternehmen EUMIG möglichst gebündelt bieten.
Allgemein zum Unternehmen EUMIG:
Das Unternehmen Eumig war angesiedelt in Wien, ab der Zeit des zweiten Weltkrieges auch in Micheldorf OÖ, sowie Ende der 1950er Jahre auch südlich von Wien in Wiener Neudorf [5] nebst weiteren Standorten in den Bundesländern. Es entstand bei seiner Gründung am 22. Februar 1919 als Metallwarenfabrik, der, als es 1924 mit dem Radio auch in Österreich los ging, die Radiofertigung hinzugefügt wurde. Die mit letztlich größerer Bedeutung betriebene Sparte der Filmgerätefertigung wird jedoch in diesem Beitrag nicht beleuchtet.
Als hemdsärmelig im positiven Sinne möchte ich die Gründergeneration und ihre ersten Mitarbeiter beschreiben, die den gemeinsamen Erfolg und das Schaffen wollen selbst unter den Widrigkeiten der Nachkriegszeit (Erster WK), der Zwischenkriegszeit (Wirtschaftkrise/Absatzprobleme) sowie im ganzen Elend samt Zerstörung von Fertigungsstätten in der Phase des Zweiten Weltkriegs durchlebten (1919 bis ~1949 = rund 30 Jahre).
Finanziert wurde das Unternehmen anfangs größtenteils von Herrn Adolf Halpern, der 1926 als Unternehmensmitbegründer ausbezahlt wurde und ausschied.
Herr Ing. Handler war seit 1905 bei der Firma Westinghouse in der Glühlampenfabrikation, dann während des ersten Weltkrieges in der Rüstungsfertigung führend tätig gewesen.
Herr Kommerzialrat Vockenhuber war Prokurist in der „Metax“, einer Konsortialfirma der Westinghouse, ehe sich beide 1919, also unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, selbstständig machten.
Dies geschah am Standort der Rechten Wienzeile 84 in einer gemieteten Werkstatt,wo mit etwa 20 Arbeitskräften erste Fabrikate wie Zigarettendosen und Taschenfeuerzeuge erzeugt wurden.
Die Maschinen waren zu jener Zeit noch allesamt mit Transmissionsriemen angetrieben, die von der Decke hinabführten, wie Fotos jener Tage zeigen.
Es folgte zuerst die Fertigung von Elektromaterial auf der Basis knapp kalkulierter Preise für Qualitätswaren.
Später erfolgte die zunehmend notwenig gewordene Arbeitsspezialisierung, wobei Herr Vockenhuber vermehrt die kaufmännischen Agenden und Herr Ing. Handler die Technik übernahm.
„Unterstützung folgte 1941 durch den Eintritt von Sohn Karl Vockenhuber in das Unternehmen, der in der Gründungsphase des Unternehmens geboren war und der nach dem Krieg die Betriebsleitung im neuen Zweigwerk Micheldorf übernahm.
Er legte 1938 die Reifeprüfung ab und gehörte zu jenen Österreichern die den Zweiten Weltkrieg von Anfang an mit machen mussten. 1941 an der Ostfront verwundet erhielt er nach seiner Genesung Studienurlaub zur Inskribierung an der technischen Hochschule Wien in technischer Physik, ehe er 1942 erneut zur deutschen Wehrmacht einrücken musste bevor er endgültig in den Betrieb seines Vaters eintreten konnte.“ [22]
Nach dem Ableben der beiden 50/50% Gründungsgesellschafter Herr Kommerzialrat Karl Vockenhuber sen. *7.7.1882 - †4.5.1951 und Ing. Alois Handler *28.11.1881 – †18.2.1960 übernahm sein Sohn Herr Karl Vockenhuber jun. †28.12.1989, der bereits seit 1942 als Führungskraft im Werk Micheldorf tätig war, die Agenden seines Vaters.
50% der Unternehmensanteile lagen zu je einem Drittel bei der Ehefrau des Gründers Frau Stefanie Vockenhuber *8.7.1891 - †5.8.1963, beim Sohn Karl Vockenhuber sowie Tochter Frau Elfriede Hofmann-Credner.
Die 1956 ausschied und damit den finanziellen Spielraum für die anstehende weitere Entwicklung des Unternehmens etwas einengte.
1960 übernimmt Frau Prof. Christine Hauser die 50% Anteile ihres Vaters.
Ihr Sohn Herr DDr. Raimund Hauser wird geschäftsführender Gesellschafter für den kaufmännischen Bereich der den 50% Anteil nach dem Tod der Mutter am 17.5.1979 übernimmt.
Bild 48 & 47: Die beiden auch operativ tätigen Gründungsgesellschafter Herr Kommerzialrat Karl Vockenhuber sen. & Ing. Alois Handler sowie der Sohn Karl Vockenhuber als Geschäftsführender Gesellschafter für den technischen Bereich
Die gelebte Geisteshaltung war, wie es überliefert ist, die eines kaufmännisch verantwortungsvollen Mannes, der dem sozialen Gewissen geschuldet sicher weit mehr als es üblich war tat.
Begleitet war sein tun noch von der ersten Belegung mit Schlüsselfachkräften wie auszugsweise „seiner grauen Eminenz“ Herrn Ing. „Papa“ Kreutz und dem Technischen Rat Herrn Ing. Alois Handler. Ihre Handschrift finden wir bis zum Schluss in den Rundfunkerzeugnissen.
Bild 53: Der neue Verkaufsleiter ab September 1959 Dr. Winfried Brauneis; Bild Eumig Lupe
Eine „Zeitenwende“ war der Eintritt des Sohnes der Frau Prof. Christine Hauser, Herr Dr. Dr. Raimund Hauser 1963 nach dem Tod des Gründers Alois Hauser, der nicht von der kaufmännischen praktischen Seite oder der operativen Mitarbeit am Werkstück, sondern über seinen „Status“ und seiner Ausbildung als Akademiker als geschäftsführender Gesellschafter für den kaufmännischen Bereich eintrat.
Ihm sollten später weitere folgen, was der verschärften Konkurrenzsituation am Weltmarkt, dem Verstehen und darauf reagieren auf die damit einhergehenden globalen Zusammenhänge und einem wegbrechenden weil langsam gesättigten österreichischen Rundfunkgerätemarkt geschuldet war.
Einher ging die Expansion auf mehrere Standorte sowie einer stetig steigenden Belegschaft die naturgemäß komplexere und anspruchsvollere Führungsaufgaben forderte.
Die Mitarbeiter wurden klar hierarchisch in Führungsaufgaben und operativer Tätigkeit unterschieden. Erstere waren zu 100% männlich besetzt, wogegen weibliche Arbeiter vorzugsweise, weil sie mit den Händen „flinker und geschickter seien“ die Fertigungsebene dominierten.
Dass sich daran nicht so schnell etwas ändern sollte fiel bei einer Neubesetzung im optischen Zweig auf, die vorübergehend von einer frisch graduierten Frau Dr. wahrgenommen wurde, die aber dann nach Eintritt eines erfahrenen männlichen Kollegen in die zweite Reihe zur „Unterstützung“ versetzt wurde. So hat man den Eindruck, dass die einzige Frau, die die Hosen anhatte, Frau Vockenhuber im Hintergrund als Gesellschafterin war.
Dass damals die stetig glimmende Zigarette in der Hand zum gesellschaftlichen Muß gehörte lassen die Fotos erahnen.
In dieser Generation, die nicht zuletzt im Umfeld des Dritten Reichs und seiner Militärorganisationen zu hierarchischem Einsatz und Pflichterfüllung nebst Gehorsam erzogen worden war, wurde dieses Verhalten auch im Arbeitsleben praktiziert. Die Mitarbeiter ordneten sich ein und betrachteten sich als Untergebene.
In der hauseigenen Zeitschrift "EUMIG-Lupe" aufgefundene Begriffe wie „Wehrmachtsessen“ bei Sportereignissen bekräftigen diese Prägung. Ebenso prägen viele Jahre die Jubiläen der langjährigen Mitarbeiter auch deren Tätigkeit in der Wehrmacht bzw. daraus resultierende Verwundungen, bis eine neue Autorengeneration, nicht zuletzt wegen Platzproblemen, diese Details weg ließ.
Das Unternehmensmotto: Das Beste zum billigsten Preis und die Arbeit aller [EL 11-12/1957].
So beschäftigte man sich anfangs gar mit dem Bau von einfachen Feuerzeugen aus vom (ersten) Weltkrieg übriggebliebenen Patronen. Später wurden dazu Hebelschalter für Ströme von 10 – 500 A gebaut und auf Basis des Elektromaterial-Konkurswarenaufkaufes (Halbzeug und Maschinen) begann man den Bau von ZU- und TZ-Sicherungen und anderen Geräten wie einer Elektrisiermaschine „Tonisator“ nach Dr. med. Ebel [EL 5/1959].
Das Gerät ist in diversen Museen vorhanden und belegt die hohe handwerkliche Baukunst. Mit bereits 40 bis 50 Mitarbeitern und in einer Zeit erfüllt mit Unruhen und einer nicht geordneten Wirtschaft konnte sich die Firma über Wasser halten.
Nach dem (Zweiten Welt-)Krieg kam noch der Maschinenbau hinzu, der u.a. den >Eumig-Drehstuhl 401-1< hervorbrachte.
Die Radiomontage selbst musste weiter aus Kapazitätsgründen in Wien 7 Kaiserstrasse 41 erfolgen [EL 5/1959].
Neben dem „rührigen“ Inlandsvertrieb beginnt der Aufbau einer Exportabteilung. Bekannt sind z.B.
Bild: Werbeschaltung für den EUMIG 1343 UNIVERSEL in Toute-la-Radio Mai 1937, Heft 40 [26]
Bild 71: Der frühere Eumig-Standort in Hirschengasse
Bild 1: Der spätere Hauptstandort in der Buchengasse 11-13 im 10. Wiener Gemeindebezirk. Man beachte die beiden vermutlich Gräf & Stift Luxuslimousinen der beiden Geschäftsführer und das als Vertreter Auto auszumachende Steyr Baby aus etwa 1936.
In der Kriegszeit wurde das Zweigwerk in Micheldorf (Oberösterreich), errichtet und bereits von Herrn Karl Vockenhuber jun. geleitet. Dort wurde bis 1948/49 gefertigt. Dannach erfolgte die Rückübersiedelung nach Wien.
Ab 1959 arbeitete man dann schon im neuen Werk Wiener Neudorf.
Mit dem Ziel, automatische Stöpselsicherungen nach einem italienischen Patent zu fertigen fuhr Herr Ing. Handler in dieser Angelegenheit nach Italien.
Zurück kam er jedoch mit der Idee von nun an Radiogeräte zu bauen.
Das Eumig Baby um öS 50,- war der erste Einröhrenempfänger des Hauses, der in einer Stückzahl „einiger Tausend“ geholfen hat, Eumig als Marke am Radiomarkt zu positionieren. Hinzu kamen noch die Belieferung von namhaften Firmen mit Halbzeug und Einzelteilen wie etwa Röhrenfassungen und Drehkondensatoren.
Bild: Beispiele von solchen Radio-Einzelteilen in Form einer vierpoligen EUMIG "Low Loss" also verlustarmer Europaröhren Fassung
Zuvor wollte man den „ordinären“ aber populären Detektorempfänger einfach überspringen und experimentierte gleich mit einem komplexen Fünfröhrenapparat [EL 1/ 2 1965].
Ähnlich erging es mit den ersten Reflexempfängern mit der Mehrfachausnützung einer Röhre sowie dem Pendelaudion.
Die wirtschaftliche Situation des Landes erforderte jedoch klar einfache und billige Geräte was „das Beste zum billigsten Preis“ zum Leitspruch von Eumig werden ließ.
In einer Stückzahl von 20.000 zu je öS 90,- gelangte dann der Dreiröhrenempfänger für Lautsprecherbetrieb auf dem Markt was etwa 50% und weniger von vergleichbaren Empfängern dargestellt hat.
Mit dem Modell "Eumig-Hartley" ging man das Problem der ausreichenden Trennschärfe am stetig voller werdenden Äther an den man „zu einigen zehntausend Stück“ als Baukasten feilbot und es gar einen eigenen „Eumig-Hartley-Klub“ zur Bedienung der Kundenbedürfnisse gegeben hat.
Zwischenzeitlich war man auch in der Lage alle Teile selbst im Haus zu erzeugen.
Dann kam Ende der 1920er Jahre
der Netzempfänger auf dem Markt der den leidigen und zudem teuren Batterietausch- und Akkuladeaufwand eliminierte.
Einer weiteren Vervollkommnung, die zugegebenermaßen natürlich früher oder später auch der Wettbewerb vollzog, waren die Möglichkeit des Fernempfangs auf Kurzwelle
sowie die Integration des Lautsprechers im Gehäuse.
Der Überlagerungs – Superhet – Empfänger.
Der Reflexempfänger zur ökonomischen Mehrfachnutzung einer Röhre der im Dreiröhrenempfänger mit Holzgehäuse, Typ 733 für öS 298,- mündete und alleine von Oktober bis Weihnachten 18.000 Stück gefertigt und verkauft werden konnte. Dies um etwa öS 150,- preiswerter als der Wettbewerb unter dem Motto „Besser und Billiger“.
Auch erste Baugruppen wurden gefertigt die mit gestanzten Leitungen verdrahtet waren, also den Vorläufer der späteren gedruckten Schaltung, übrigens ebenso die Erfindung eines Exilösterreichers Herrn Paul Eisler, darstellten.
Dann folgte 1934 in Österreich der Bürgerkrieg sowie ab 1935 eine Wirtschaftskrise die bis zum bekannten politischen Ereignis 1938 die Bänder gedrosselt laufen ließ. Dem folgenden Wettbewerb konnte man sich mit den Typen 430 und 530 erfolgreich stellen bis der Kriegsausbruch den neuen Hoffnungen zuerst ein jähes Ende und in der Folge Zerstörungen brachte.
Aus der Radiofertigung (Filtertechnik) dürfte auch das Patent AT000000148405B [26] aus 1935 abgeleitet sein, welches sich mit der Verbesserung der obligatorisch nötigen KFZ Zündspule befasst. Inwieweit hieraus ein wirtschaftlicher Nutzen gezogen werden konnte bleibt bis auf weiteres offen.
Parallel ab den späten 1920er Jahren entstand das zweite Standbein von EUMIG mit Filmgeräten zu denen als Innovation auch eine erste per Elektromotor angetriebene 8 mm Kamera gehört.
„So erhielt EUMIG Wehrmachtsaufträge für die Herstellung von:
· Sende – und Empfangsanlagen für die Marine,
· Ein Tornister – Sende – und Empfangsgerät für das Heer (in Montagefertigung)
· Magnetische und später akustische Zündgeräte für Minen sowie später
· Batteriemotoren für Wettersonden zugewiesen.“ [24]
· Dazu gehörte auch das als FREMES bekannte Frequenzmessgerät a, Type K126X (Fre.Me.a).
Eine Rechnung ging für EUMIG dabei schon einmal nicht auf:
„Im Faniteum selbst wurden Radio- Geräteröhren eingelagert, die EUMIG in die Lage versetzt hätte, nach Kriegsende, etwa 2.000 einfachste Radiogeräte sofort zu produzieren. Nach Kriegsende übergab die britischen Besatzungsmacht des Faniteums trotz unzähliger Vorsprachen und Interventionen diese „wertvollen Radioröhren“ nicht der EUMIG Werksleitung.
Somit war dies das Ende der industriellen Entwicklung im “Faniteum“.
Quelle: Die Eumig- Reportage : April 1975 -April 1945 S12“ [24]
1941 waren 1.000 Beschäftigte bei EUMIG tätig.
„Bei den schweren Bombenangriffen am Vormittag des 13. Februar 1945 erlitten die EUMIG Werke I und II in Wien 10, Buchengasse gewaltige Schäden bei einer 70% Zerstörung.
Fertigwaren, Halbfabrikate, Werkzeuge und Transportmittel, die übrig geblieben waren, wurden in die Ausweichlokale Faniteum , Stollwerck, Rudolfsplatz 6 und Puchsbaumgasse 26 bzw. in die noch erhaltenen gebliebenen Räume der Werke I und II gebracht“ [24].
1944 wurden bereits Maschinen zur Sicherheit in das Auslagerungswerk Micheldorf OÖ dass der Sohn Karl Vockenhuber leitete gebracht.
Mit diesen Maschinen war nach dem Krieg die Finanzierung des Wiener Wiederaufbaues durch die Fertigung von Kochern und Elektrostrahlern aber auch ab 1947 wieder erster Radios in kleiner Stückzahl wegen der Materialknappheit möglich.
Innovativ ging es 1950 weiter, als man in Micheldorf die erste Aluminiumdruckgießerei zur Unabhängigkeit von Zulieferern aufbaute.
An der Mitarbeiterentwicklung lässt sich auch die unternehmerische Aufstellung ablesen:
So startete man 1919 mit etwa 20 Mitarbeitern die bis zur Kriegszeit (2. Weltkrieg) auf 1.000 anwuchs.
Dann wieder mit 150 Personen der Neuanfang der schon 1953 auf 550 Mitarbeiter anstieg.
Im Jahr darauf schon das doppelte, nämlich 1.160 Mitarbeiter was bis zur Jahreswende 1959/60 auf 2.700 Arbeiter und Angestellte anwuchs [EL 3-1960].
Nach den Zerstörungen folgte der Wiederaufbau mit dem Dreiband Vierröhren Super Typ 320 mit einigen tausend Stück.
Zu 36.000 Stück lief 1949 der Klein-Super 323 vom Band. Es folgte der Mittelsuper 324 mit 46.000 Stück sowie erneut ein Klein- Super 326 mit 33. 000 Stück.
Und damit wäre die reine AM Ära mit klassischen AM Radiomodellen also mit Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle, wovon einige interessante Designs vorweisen, zum Jahr 1954 auch abgeschlossen.
Diese Ära wurde vom Eumigo dem ersten EUMIG UKW Gerät in 10.000 Stück Auflage nach und nach abgelöst, und wurde damit der Auftakt zur Einführung der Eumigette ab dem Sommer 1955.
Die Detailaufstellung aller EUMIG Rundfunkgeräte finden Sie in der Tabelle angeführt.
Da Österreich etwas später als unsere deutschen Nachbarn das UKW Zeitalter einläutete da erst jetzt die Neuordnung des Rundfunks mit dem sich abzeichnenden Ende der Besatzungsära abzeichnete gab es Mitte der 1950er Jahre einen großen Bedarf an Neuanschaffungen. Dies war zum Teil auch dem neu eingeführten Fernsehen geschuldet das ab 1958 seinen echten Durchbruch erzielte.
Das in Zeiten des Umbruchs der Radio-Händler einerseits kaufwillige Kunden nicht auf den Tag X vertrösten kann, und andererseits nicht auf ein gutes Geschäft verzichtet beweist die Geschichte mitsamt dem zugehörigen Gerät das dem Autor in Form des EUMIG 360, einem der letzteren AM Geräte zugereicht wurde. Groß war der Ärger des Kunden der spät dieses Gerät neu anschaffte um dann zu erfahren das er damit UKW nicht empfangen wird können.
Bei der EUMIG waren da schon bis zu 5.000 Mitarbeitern unter gehobenen Sozialleistungen tätig. So gab es dort schon 1956 die 40 Stunden Woche was keine Selbstverständlichkeit war.
Man darf sich die „erste Liga“ der Führungsebene bis in die späten 1950er Jahre als „hemdsärmelige“ Typen vorstellen
Der regionale Bezug zum österreichischen Rundfunk, vormals die RAVAG (Radio Austria Verkehrs AG) wurde durch Exkursionen auf Einladung von Ing. Kudernatsch in das Funkhaus bestätigt [EL 1/2/3/1957]
FOLGT
Bild: Verzeichnete Standorte an denen EUMIG tätig war; Quelle: Google
Herr Otto Napravnik, Zentralbetriebsleiter 1962 – †31.1.1964 der Werke Wien, Wr. Neudorf, Micheldorf und Kirchdorf.
Von 1937 über die Kriegszeit bis 1945. Er ist dann wieder ab 1958 zur EUMIG geholt worden.
Bild 72: Otto Napravnik Zentralbetriebsleiter
Karl Brunner Betriebsleiter in Micheldorf 1956
Am 4. Mai 1951 verstarb Kom.Rat Karl Vockenhuber gemäß der Zeitschrift Radiotechnik 6/1951
Herr Ing. Franz Kreutz Chef der Radioabteilung
FOLGT
Bild: Franz Kreutz
Herr Karl Kopecky, Betriebsassistent unter Herrn Koziste.
Dr Heinrich Jungmann; Aufbau des Ratenkaufgeschäfts seit 1936
Breiten Raum nimmt die Ehrung und Würdigung von zumeist lang dienenden Mitarbeitern in der EUMIG Lupe ein. Oft sind es Mitarbeiter die tatsächlich von der ersten Stunde an bis zur Pensionierung, in Einzelfällen bis zum vorzeitigen Tod mit dabei waren.
Einer von ihnen Herr Hermann Lederer hatte sein 40. Jubiläum am 22. April 1959 wo seines Lebenslaufes und der einstigen Kontaktnahme über seinen späteren Chef Herrn Karl Koziste gedacht wurde.
Ab dem Mai 1956 gab EUMIG eine eigene Werkszeitschrift – die EUMIG Lupe heraus.
Damit folgte EUMIG als eines von mehreren österreichischen Unternehmen mit solch einem Magazin das Historiker sicher auch bei anderen Rundfunktechnischen Betrieben auswerten könnten sofern die Zeitschriften zugänglich sind.
Stichwort: Der „Telefunken-Sprecher“ in Deutschland.
Nachgewiesen sind die Auflagen der EUMIG Lupen zumindest bis zum Heft 12/1972.
Bild 70: Aufmachung der Eumig Lupe 1956 mit der neuen EUMIGETTE; Bild EUMIG Lupe
Gewissermaßen unter einem Brennglas [© Vockenhuber] wurden hier in periodischer Abfolge die sozial ökonomischen Themen jener Zeit, sowohl betriebsintern wie auch Welt- und Gesellschaftspolitisch betrachtet fokussiert. Neue Werkstoffe wie Kunststoffe oder die Energieversorgung wurden mit unterschiedlichem Tiefgang erklärt.
Mir lagen die Ausgaben 1/1956 bis 12/1965 mit wenigen Ausnahmen fast vollständig vor. Weiterführende Jahrgänge werden der EUMIG Betriebsentwicklung geschuldet „nur“ mehr den Kino-optischen Geschäftszweig nebst sozialem sowie den EUMIG Hi-Fi Kassettendecks abgedeckt haben. weshalb mir diese für eine weitere Analyse als vorerst nicht relevant erschienen.
Der spätere Zweig der Videoüberwachungssysteme die naturgemäß wieder auf elektronischer Grundlage basieren kam dann wieder in den 1980er Jahren bei EUMIG auf. Ebenso die Hi-Fi Leckerbissen wie etwa die EUMIG Metropolitan Kassettendecks die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchten und noch in den 1970er Jahren aufkamen.
Die Hefte waren im annähernden A4 Format gebunden und wurden an die Mitarbeiter verkauft. Abhängig von der Themenfülle, tragischen und anderen Saison bedingten Ereignissen wurden bis zu zwölf, also pro Monat eine Ausgabe, vielfach jedoch auch zusammengefasste Doppelnummern (1958) und vereinzelt Sonderausgaben (bei Todesfällen) aufgelegt.
Als Schriftleiter fungierte der EUMIG Mitarbeiter Herr Egon Kott am Standort Wien 10, Buchengasse, der nach seinem Tod am 27. Jänner 1963 von seiner Tochter der bereits vormalig als Autorin tätigen Frau Rosemarie Schmidt-Kott in dieser Funktion beerbt wurde.
Als Druckerei diente die ersten Jahre die Fa. Erwin Metten Nachf., Wien 9 Canasiusgasse welche vom Carl Ueberreuter Druck u. Verlag, Wien 9 weitergeführt wurde.
Der ursprünglich reine schwarz-weiß Druck wird ab 1964 mit farbigen Einband modernisiert. Als firmeninterne Bildreporterin, der man fachliches können nachsagen darf und Autorin, wird häufig Frau Ilse Tschunko angeführt. Dieser Name verschwindet nach Herrn Kott´s Tod aus dem Heft.
Von Zeitereignissen geschuldeten Themen wie etwa den wiederkehrenden Messen und Ausstellungen bis hin zur Werbe fördernder Mitwirkung bei Sportveranstaltungen mit EUMIG Filmzeitmessung fällt zu Beginn ein intensiv kommunizierter „Familienbegriff“ auf.
Dazu gehörte eine ausführliche und wertschätzende Vorstellung von langjährigen das Unternehmen prägenden Mitarbeitern. Vielen davon noch aus der ersten Stunde.
Unter dem Begriff „sittliche Verpflichtung“ finden wir das Denken und Handeln der Unternehmensführung wieder.
Auch politische Ereignisse wie etwa die Ungarn Krise 1956 und hiezu organisierte Hilfsleistungen bis hin zur Finanzierung eines SOS Kinderdorf „EUMIG-Hauses“ in Süd Korea (Stichwort: Korea Krieg) zuzüglich weiterführender Unterstützungen sind ein mehr als deutliches Zeugnis des sozialen Gewissens eines Unternehmens selbst über die Landesgrenzen hinaus.
Bild 64: Eine Rentnerunterstützung die sich auch wirklich sehen lassen konnte; Bild EUMIG Lupe
Hinzu kamen die Unterstützungen und Förderungen für Lehrlinge, Rentner & Stipendiaten. Betriebsausflüge und die Veranstaltung des EUMIG-Balls, ja selbst Sommerferien in Italien für Kinder.
Die betriebsinternen Foto/Filmgruppe BSV EUMIG, Sportwettkämpfe und Betriebsratsangelegenheiten sowie Administratives wie Rechnungsbilanzen fanden ebenso ihren Widerhall wie auch das Neue zusammenwachsende Europa erst einmal ohne wirtschaftliche Zollgrenzen.
Zwischenmenschliche Annäherungen von Vertretern ehemaliger Kriegsgegner [3-4/1958] und Einstellung von körperlich eingeschränkten Personen sowie Bezahlung von komplizierten Operationen im Ausland [9-10/1958]
Bild 57: Man beachte die respektvolle Demutsgeste von Lehrling Herrn Paul Obertlik bei der Überreichung einer Dankadresse stellvertretend hier an den „Chef“ Herrn Vockenhuber. Vergleiche den Verneigungswinkel mit dem der berühmten Silhouette des einstigen Kollonialwaren Julius Meinl Mohrs als Haltung jener Zeit.
Mit dem Ableben des Schriftführers ändert sich (erwartungsgemäß) auch der Stil des Blattes. Die Jubilare werden mehr und mehr nur mehr verkürzt, und als Reaktion auf die stetig steigende Belegschaft jetzt ohne Foto, und schon davor eingeführt auch ohne Beschreibung des jeweiligen „Engagements“ und Einsatzbereiches während des Zweiten Weltkrieges in der Wehrmacht vorgestellt.
Die erhöhte Seitenzahl (z.B. 24) wird auch mit immer mehr Inhalten gefüllt die aus einer Art Redaktionspool aller österreichischen, zum Teil auch international erscheinenden Werkszeitungen oder gar von Presseagenturen stammen, und verwässern so ein wenig den ureigensten EUMIG Charakter.
Politisch dürfte das Magazin und damit die Grundhaltung der Führungsebene in der ausgeglichenen Mitte, dem Unternehmertum entsprechend nach der Österreichischen Volkspartei (ÖVP), dem sozialen Engagement nach aber auch nach der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ) gestanden haben. Dies wohl aus hier nicht näher zu erläuternden Erfahrungen die Österreich und damit dieses Traditionsunternehmen im Jahre 1934, Stichwort Bürgerkrieg, zu machen hatte.
Ausreißer finden sich lediglich in wiederkehrenden Seitenhieben gegen den Kommunismus der wie bekannt international gleich an Österreichs Ostgrenzen andockend wie auch in Österreich selbst eine wenn auch bescheidene Rolle gespielt hat.
Exkurs:
Auch auf die korrekte Behandlung von Mitarbeitern seitens von Untergebenen aber auch dem hintanhalten der sich einschleichenden Gefahr von Zeitdiebstahl wird zugunsten einer optimalen Fertigungseffizienz eingegangen. Dies auch vor dem Hintergrund, das EUMIG als eines der ersten Unternehmen freiwillig die 40 Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt hat während andernorts noch bis zu 48 Stunden usus waren (Philips 44,5h Woche [EL 3/1957]).
Auf technische Details wird zumeist, wohl in Rücksicht auf die breit gefächerte Arbeiterschaft nicht allzu tief eingegangen was man als Techniker der „genaueres Wissen will“ naturgemäß bedauert. Hinzu kommt, dass der Schwerpunkt bei EUMIG zu dieser Zeit allemal schon bei den Photo-Kino Geräten denn der Unterhaltungselektronik lag was man mit einem inhaltlichen Widerhall zu diesen Themenkreis mit einem geschätzten Verhältnis von rund eins zu vier bestätigt finden kann.
Auf seine Kosten kommt man in jedem Fall bei der Schilderung der Firmengeschichte aus erster Hand wo nochmals gesteigertes Herzblut und Stolz für das Erreichte zu spüren ist. Ebenso bei der Expansion und dem Bau von neuen Fertigungsstandorten wie etwa dem in Wiener Neudorf.
Eigenlob in Form von abgedruckten Briefen aus dem In- und Ausland voll des Lobes über das Gute zudem preiswert bis kostenlos angebotene Service sowie Welt- wie auch betriebsintern Geschäftsreisende die ausgestattet mit EUMIG Kameras auszugsweise von Afrika, den USA und der Sowjetunion Reisebeschreibungen abliefern.
Bild 8: Eumig Serviceleiter Herr Hawlik in der Buchengasse 23; Bild: EUMIG Lupe 1957
Bild 9: Ein Blick in die Werkstatt wo die Radiomechaniker Herr Zollner, Bartl und Wück fleißig am Löten sind; Bild: EUMIG Lupe 1957
Zweimal im Jahr gab es die für den österreichischen Heimmarkt aber auch zur Anknüpfung für mögliche Exporte die Frühjahrs- und Herbstmesse am Wiener Messegelände in Wien 2 beim Wiener Prater.
Bis zu diesen wichtigen Messeterminen galt es für eigentlich alle Radio-Hersteller die jeweils letzte Entwicklung mit Hochdruck fertig zu stellen und kauffähig zu präsentieren.
Die Frühjahrsmesse war dabei in der Bedeutung der Herbstmesse untergeordnet da erst die Herbstmesse dann zum eigentlich relevanten Saisonweihnachtsgeschäft führte.
Bild: Eumig Messestand an der Messe Wien, mit der kompletten Palette der Unterhaltungselektronik; Bild: EUMIG Lupe
Schon zur Blütezeit des Unternehmens gab es ein EUMIG Hausmuseum das bisweilen zu Ausstellungsschwerpunkten auch schon einmal auf Reisen ging.
Nach dem Ende der Unternehmens verschwand erst einmal so einiges in Lagern und privaten Sammlungen ehe man in der jüngeren Zeit dazu überging aus einer lokalen Bezirksmuseumssammlung und temporären Sonderausstellungen wieder ein echtes Themenmuseum zu gestalten.
Bild 73: Ein Museum das es schon einmal gab; Bild EUMIG Lupe 1979
Bild 54: Das EUMIG Museum in Wr. Neudorf
Als einzige einstig große österreichische Radiofabrik hat die Marke EUMIG ein eigenes öffentlich zugängliches Museum erhalten.
Dieses wird liebevoll und engagiert vom >Förderverein EUMIG Museum< bestehend aus ehemaligen Mitarbeitern unterhalten, und hat bezogen auf die aktuellen Raumverhältnisse sein Optimum der Darstellung erreicht.
So findet sich sehr anschaulich auf Tafeln die Firmengeschichte erklärt, ja selbst die Kriegszeit und natürlich der Wiederaufbau mit der großartigen Sozialleistung der früh eingeführten 40 Stunden Woche. Aus dieser Epoche, Stichwort EUMIGETTE, stammen auch die meisten nett aufgebauten großen wie auch kleinen radiotechnischen Ausstellungsgegenstände.
Wer das Lager des Museums kennt, weiß das man es sich mit der Wahl nicht allzu leicht gemacht hat und naturgemäß Kompromisse eingehen musste.
Nette Anordnungen wie die umfangreichen EUMIG Patentschriften, in Summe rund 600 auf 5.000 Seiten in der einstigen massiven Transportkiste für Seeminenzünder die einst ebenso bei EUMIG gefertigt wurden und direkt zum Einsatz nach Kiel in Deutschland gingen, zeigen die Details auf die es zu entdecken gilt bis hin zu den EUMIG HI-FI Geräte der 1980er Jahre und den späten Videoüberwachungssystemen.
Eine große Fläche nimmt verständlicherweise die Präsentation der filmtechnischen Erzeugnisse und selbst der dazugehörenden optisch-technischen Fertigungsabläufe ein.
Bild 55: Ein Blick in das EUMIG Museum 2013 / W. Scheida
Wo:
Besucher die etwas Zeit und Interesse mitbringen heißt man willkommen in der EUMIG - Dauerausstellung im "Alten Feuerwehrhaus" / 2351 Gemeinde Wiener Neudorf, Parkstraße 6 (Stand 2013).
Kontaktaufnahme siehe im WWW der direkt zur Tochter und Mitorganisatorin des Museums von Herrn Karl Vockenhuber jun. zu Frau Uschi Seemann führt.
Mitbringsel wie EUMIG DVD´s für daheim können vor Ort bezogen werden.
*Siehe hiezu auch den EIGENEN Artikel des Autors zur EUMIG EUMIGETTE 382 W
Der UKW Ausbau geschah weitgehend zeitgleich mit dem Aufbau des österreichischen Fernsehnetzes an den gleichen Senderstandorten, was der Gebirgigkeit unseres Landes geschuldet eine wahre Herausforderung darstellte und nach der schrittweisen Errichtung provisorischer Sendeanlagen ebenso erst nach und nach bis Ende der 1950er Jahre die ersten dauerhaften Hauptsendeanlagen standen.
UKW war der Weg, der aus dem Störungsnebel und den Versorgungsschwierigkeiten die es vielerorts im Lande gab heraushelfen sollte. Was nichts daran änderte das man AM Füllsender ebenfalls noch weiter ausbaute.
Klar das ein großer so geschaffener Bedarf für die Erstausrüstung der Haushalte mit Empfangsgeräten für diese Technologie gegeben war für den sich alle Marktteilnehmer intensiv engagierten.
EUMIG tat dies mit einem sehr kompakt gehaltenen Gerät das man fast als Zweitempfänger durchgehen lassen könnte wenn man die damalige Kaufkraft unberücksichtigt lässt und der alle im Alltag nötigen Eigenschaften eines Radiogeräts jener Zeit aufbot.
So gab es bald die UKW Nachrüstsätze und Zusatzempfänger die man am Phono Eingang eines herkömmlichen AM Radios anschloss, deren Preisnivau und der gewonnenen Erkenntnis, dass die UKW Qualität über ein AM Radio noch nicht ganz durchkommen wird kein allzu anhaltender Erfolg beschieden war.
Die Entscheidung mit „nur“ 999,- österreichischen Schilling (= € 72,60 ohne Inflationsberichtigung und errechneten € 580 bei einer Indexerhöhung um rund 800 Punkte seit 1955 bis 2010 [13]) ein hochwertiges neues voll UKW taugliches Gerät zu erhalten fiel so sicher etwas leichter.
Zudem halfen lukrative Teilzahlungsangebote über finanzielle Engpässe gerne hinweg die angesichts des wirtschaftlichen Wiederaufschwungs mit steigenden Löhnen für viele auch zu bewerkstelligen waren.
Wiewohl also die Eumigette mit Sicherheit in der anvisierten Käuferschicht die Erstausstattung oder wenn man will die erste Generation eines Radios mit einer UKW Empfangsmöglichkeit bot war sie es technisch gesehen natürlich nicht mehr.
Zur großen Verbreitung des UKW Pendelaudions dem man sich notgedrungen im Deutschland des Jahres 1948 zur UKW Einführung verschreiben musste kam es der technischen Weiterentwicklung geschuldet ab 1953 in Österreich nicht mehr.
So arbeitete man anfänglich mit dem 40’er Rimlockröhrensatz dem man auch „UKW beibrachte“ wenngleich mit einem hohen und damit teurem Aufwand. Weiter ging es beispielsweise mit der EC95 Röhre als Mischer und Oszillator ans Werk dem auch der Eumigette innewohnende Röhrensatz folgte. Erst die E/UCC81 brachte die erforderliche Ökonomisierung auch des Head-ends also des UKW-Tuners mit sich und legte die Weichen für die UKW Geräte Massenfertigung mit der hierfür optimierten Type ECC85 bzw. UCC85.
Gemäß diesem Bild war bereits 1957 die 100.000ste Eumigette gefertigt worden.
Bild 13: Im November 1957 wurde die 100.000ste Eumigette von einer Gesamtmitarbeiterzahl von 1.771 Personen (Alle Produktionszweige) erzeugt [EUMIG Lupe].
Von links: Herr Mergenthaller, Herr Till, Herr Wenda. Her Henzl, Hr. Ing. Vockenhuber, Herr Berger, Her Koziste, Herr Ing. Kreutz, Herr Ing. Kopecky [5].
Noch in der „toten Saison“ zur Frühjahrsmesse 1957 folgte im Angebot die Phono-Eumigette, also im wesentlichen das gleiche Radio-Chassis in einem ebenso kompakten Gehäuse mit einem Dual Plattenspieler für vier Geschwindigkeiten und mit einer Ausnehmung im Gehäuse für 33 U/Min Langspielplatten kombiniert um nur öS 1.799,-.
Bild 16: Phono-Eumigette; Quelle: EUMIG Lupe
Ende 1957 besaßen bereits etwa 40% der Rundfunkteilnehmenden Haushalte ein UKW taugliches Gerät [12].
*Bereits 1958 waren 500.000 Eumigetten gemeldet wovon eine Eumigette des Typs 382U mit affichierter Nummer 500.000 zeugt [5].
Bild 10: Das 500.000. Radio. Bild: EUMIG Förderverein
Mit 1958 kam der EUMIG Musikschrank für öS 2.850,- auf den Markt.
Erneut ein Eumigetten-Chassis mit Dual Plattenspieler, nun aber als Standgerät ausgeführt. Alternativ für öS 3.560,- auch mit dem Dual Zehnfachplattenwechslerchassis ausgestattet.
Bild 11: „Keine Party ohne Eumig“ Eumig Musikschrank; Bild: EUMIG Lupe
Ebenso stieg man mit dem >Eumig 3D< der technisch vielseitiger ausgestattet war in ein luxuriöseres Segment vor das jedoch nicht direkt der Eumigette zuzuordnen ist und darum hier nicht weiter ausgeführt wird.
Gleiches gilt für die späteren Transistorentwicklungen wie dem EUMIG OK der zweifellos ebenso eine eigene Abhandlung verdient und noch bekommen wird.
Bild 18: Tragbarer Eumig OKAY Taschensuper; EUMIG Lupe
sowie zuvor dem günstigen Eumig „Volksfernseher“ EUMIG TV-310 mit leider schon damals zu kleiner 36 cm Bildröhre.
Bild 69: Der Eumig TV 310, mit öS 4.000 Schilling preiswert aber mit zu kleiner Bildröhre; Bild: EUMIG Lupe
Bilder: Die beiden in Österreich stattfindenden Wiener Messen boten im Frühjahr und insbesondere im Herbst zum Saisongeschäft die Möglichkeit die ganze Bandbreite des Könnens zu demonstrieren; Bilder: EUMIG Lupe
Zum Vergleich sei AUSZUGSWEISE das Angebot des inländischen Wettbewerbs gefiltert nach (fast) gleicher Röhrenbestückung, Wellenbereichen und Ausstattung angeführt:
Nach diesem großen Markterfolg dem vielleicht noch 1959 der >EUMIG OK< Transistorradio mit rund 200.000 Stück folgte lief wohl die Summe der verkaufbaren Innovationen der EUMIG Radio/Fernsehabteilung aus.
1962 war dann bei EUMIG Schluss mit der Radiofertigung. Diesem Beispiel folgte auch das ganze Unternehmen im August 1981 [8] mit seiner Insolvenz als klassischer Prototyp für viele anderen der übrigen europäischen Filmgeräte und Unterhaltungselektronikindustrie. Als späte Highlight´s sind auszugsweise das EUMIG Metropolian und das FL-1000µP als High-End Kassettendecks zu nennen. Abgerundet wurden die Hi-Fi Serien mit Fernost Zukäufen u.a. von Verstärkern und Tunern. Im Programm gab es auch die EUMIG Fernsehüberwachungsgeräte. Auch s/w Handvideokameras für erste USA Videocassettenrecorder wurden leider kommerziell ob des Wechselkursrisikos nicht erfolgreich exportiert.
Die Marke wurde aber wie so manche andere auch ob ihres guten Images zwischenzeitlich reanimiert und bietet vom Funk-Türgong bis hin zum Energiezähler auch in der unteren Preisklasse Artikel an [16].
Der 500.000. Eumigette wurde in einer mehrmals aufgelegten Sonderbriefmarke im Jahr 2009 vom Förderverein EUMIG Museum Guntramsdorf gedacht. Ein Verein der in Sonderausstellungen Österreichweit dem elektronischen- wie vermehrt auch den optischen Produktionszweigen sowie den einst wirkenden Mitarbeitern gedenkt und mit März 2012 ein eigenes Museum in Wiener Neudorf erhalten hat.
Was folgte, war der Verkauf der Radio/TV Sparte zugunsten der Filmgerätefertigung.
Als nötige Indikatoren für diesen Schritt mache ich neben einer Marktsättigung bei der Rundfunkgeräteerstbestückung der Bevölkerung sowie eine zu geringe Kapitalisierung für die Parallelführung von zwei Geschäftslinien verantwortlich. Hinzu kommt die verschärfte Wettbewerbssituation vorrangig durch den „ausländischen“ Philips Konzern wie auch den sich langsam abzeichnenden Importen von Billiggeräten.
Gemäß [5] war „Der Preisdruck auf dem Radiomarkt …stark gestiegen, es gab in Österreich elf Radiohersteller, und der Markt verkleinerte sich von 255.000 Radios die noch 1960 verkauft werden konnten, auf 240.000 im Jahr 1961“.
Das hier Eumig als einer von 11 Herstellern wovon zudem Horny/Philips sicher höhere Marktanteile innehatte alleine bei 500.000 Stück in rund sieben Jahren (1955-1962) [2] mit durchschnittlich über 70.000 Eumigetten jährlich einen Marktanteil von rund 25% zudem mit nur einer Type einnahm ist wenig vorstellbar. Da wirken 260.000 Geräte mit rund 13 % Marktanteil bei 11 Herstellern zudem nachvollziehbarer.
Über welchen Zeitraum und mit welcher Gesamtstückzahl der EUMIG OK Taschentransistorradio bei kolportierten 700 Stück [15] am Tag gefertigt wurde liegt dabei ebenso im Dunkeln.
Bei EUMIG war ab März 1961 mit den Radios Schluss. Nachfolgende bereits entwickelte Modelle sind dann über dem einstigen Wettbewerber HEA noch auf den Markt gekommen [11].
Bild: HEA TRIXI, ein im Kern noch bei EUMIG entwickeltes Gerät und ebenso ein Verkaufserfolg wie auch heute (2022) die Online Verkaufsportale beweisen.
Nachdem also EUMIG wie die meisten anderen österreichischen Fertigungsstätten ihre Stückzahlen nicht mehr hochfahren konnten war deren Ende letztlich besiegelt.
Als Vergleich für namhafte Größenordnungen nenne ich 1.000 Farbfernsehgeräte die täglich das GRUNDIG Werk Wien 12 gegen Ende der 1980er Jahre verlassen haben.
Dem stehen rechnerisch „nur“ eine Million zivile EUMIG Radiogeräte aus knapp 40 Jahren gegenüber, im Wissen das sich unsere Konsumgesellschaft und die Kaufkraft ebenso über die Jahrzehnte geändert haben.
Als weiteres Indiz diene eine Notiz aus Deutschland, wonach es Telefunken mit Mitte Dezember 1954 erstmals als deutschem Hersteller gelungen ist 100.000 Stück von einem Gerät (Concertino, 400 DM Klasse) der gleichen Type auszuliefern. Im damals üblichen Marktverhältnis 1:10 Österreich zu Deutschland würden bei einer Gerätetype, die zudem kaum einen Exportanteil hatte die kolportierten Stückzahlen einmal mehr schwer nachvollziehbar.
1982 folgte der Gesamtkonkurs des Unternehmens.
Noch heute steht einsam in der Topografie das einstige EUMIG Hochhaus im Süden Wiens umgeben von Feldern und vermittelt ein wenig das Gefühl das man es etwas übertrieben haben könnte, so wie weitere Österreich Dependancen in den 1990er Jahren dann wie etwa später SHARP oder SONY etwas zu groß geplant hatten als es die Marktverhältnisse dann tatsächlich absorbieren hätten können. Und das ist beiliebe dabei keine Frage der Quadratmeter.
Das EUMIG Haus wurde später von einem Textilunternehmen gekauft das bis heute darin tätig ist.
Heute gibt es die Marke wieder als
„eumig industrie-tv Gesellschaft m. b. H.
Gewerbeparkstr. 9 in 5081 Anif in Salzburg“
Neben industriellem Bedarf werden u.a. Strommeßgeräte, Multimeter, Funk-Türgong Systeme, Endoskopkameras und Staubsauger erzeugt bzw. als Zukaufprodukte unter einem guten Namen vertrieben. Es soll weiters ein gutes Einvernehmen mit den Betreibern des EUMIG Fördervereins geben.
(Legende Intern: Normalschrift: geforderte Bilder; Fettschrift: Vorhandene Bilder; Fett & Kursiv: Bereits nummerierte Bilder im Text)
1) Eumig Standort Buchengasse; Bild Eumig
2) Eumig Werk Wr. Neudorf
3) „Eumig Haus“ Wr. Neudorf
4) Eumig Werk Micheldorf
5) Eumig Baby
6) Das Hunderttausendste Gerät, ein Typ 733, 1935 mit den mitwirkenden Mitarbeitern; Bild Eumig Lupe
7) Eumigetten Werbetext „999 öS“; Bild: Eumig
8) Eumig Service Buchengasse 23, Herr Hawlik; Bild: Eumig
9) Eumig Service Buchengasse 23, Werkstätte; Bild: Eumig
10) Das 500.000. Eumig Radiogerät; Bild: Förderverein Eumig Museum als U Ausführung; Bild: Förderverein Eumig Museum
11) Eumig Musikschrank; Bild: Eumig Lupe
12) Die 500.000 Seriennummer – ohne Phono ausgeführt, also eine sehr frühe Ausführung; Bild: Förderverein Eumig Museum
13) Die 100.000. Eumigette 1957; Bild: Eumig Lupe
14) Die letzte Eumigette 1961; Bild: Bildarchiv W. Skorsch
15) Die letzte Eumigette Nachruf; Bild: Bildarchiv W. Skorsch
16) Phono Eumigette; Bild: Eumig Lupe
17) Eumig 3D; Bild: Eumig Lupe
18) Eumig OKAY; Bild: Eumig Lupe
23) Eumigette Rückseite alt ohne Phono Buchse
24) Eumigette Rückseite neu mit ausgeführter Phono Buchse
25) Rückseite Allstromgerät
26) Aga Hazeltine Aufkleber
47) Mitarbeiter: Gründer Herr Technischer Rat, Ing. Alois Handler Bild: Eumig Lupe 3/1960
48) Herr Kom. Rat. Karl Vockenhuber sen
49) Herr Karl Vockenhuber jun.
50) Frau Stefanie Vockenhuber
51) Frau Handler
52) Herr Kreutz
53) Herr Dr. Winfried Brauneis, Leiter der Verkaufsabteilung ab Sept. 1959; Bild Eumig Lupe
54) Eumig Museum außen 2012
55) Eumig Museum innen; Bild: Scheida
56) Das Fanitheum; Bild: Wikipedia Autor Haeferl 2010
57) Dankschreiben Übergabe 1957; Bild: Eumig Lupe
58) Nummernvergabe durch Frau Hofmann im Lager; Bild: Eumig Lupe.
59) Gemeinschaftsbüro im Expedit
60) Zwischentransporte mit dem Elektrokarren – Ein Thema das wieder aktuell wird.
61) Frühjahrsmesse 1957; Bild Eumig Lupe
62) Frühjahrsmesse 1957 II; Bild Eumig Lupe
63) Eumig Messepavillion
64) Rentnerunterstützung, Soziales Gewissen; Bild: Eumig Lupe
65) Minenzünder; Bild: Eumig
66) Bombenschäden am Wiener Standort Buchengasse; Bild: Eumig
67) Eumig Fremes; Bild: Scheida 2012
68) Fanitheum; Bild: Eumig
69) Eumig TV311; Bild Eumig Lupe
70) Eumig Lupe; Bild Eumig Lupe
71) Eumig Werkstatt Hirschengasse 5; Bild Eumig Lupe
72) Otto Napravnik; Bild: Eumig Lupe
73) Eumig Museum 1979; Bild Eumig Lupe
Ich danke für die tatkräftige Unterstützung mit originalem Text- und Bildmaterial durch den Förderverein EUMIG Museum und seinen Mitwirkenden.
Das Markenzeichen und Logo für Eumig hält nunmehr die
eumig industrie-tv Gesellschaft m. b. H.
Gewerbeparkstr. 9
5081 Anif
Die Verwendung von Markennamen und Logos dient hier lediglich erklärendem historischen Charakter und verweist der Autor ausdrücklich auf die jeweiligen Rechteinhaber.
© Textzusammenstellung 12/2011-2/2014; Update 9-2022, W. Scheida/Wien Medienhistoriker www.scheida.at
Letzte Überarbeitung: 18.01.24