Erinnerungen an unseren FORD Cortina MK1 aus 1965

"FORD hält Wort" - Hielt unser FORD deren Wort?

FORD Cortina MK1 aus 1965

Bild: Unser eleganter FORD Cortina MK1 als Familienauto hier in den 1970ern bei einer Ferienpension in Kärnten. Für Papa war es damals der zweite Neuwagen seines Autofahrerlebens.

Einleitung:

Als männliches Kind der 1970er Jahre, war das "Mann sein" mitunter sehr stark mit dem Besitz und dem Beherrschen eines Automobils verknüpft.

Die bereits anderswo erwähnte Bedeutung des Autos als persönlicher sichtbarer Leistungsindikator und als Statussymbol in den Augen meiner Großmutter mütterlicher Seits habe ich bereits beschrieben. In der Betrachtung zu anderen hieß es da mitunter "er hat ja sogar auch ein Auto".

Jahrzehnte später formulierte die Band "Die Ärzte" deren Songtext sinngemäß gleichlautend mit der Aussage: "Guck dir den Dieter an, der hat sogar ein Auto".

Die Aussagen meiner Mutter wonach Papa schon zur Zeit des Bundesheeres "einer der wenigen" war die einen Führerschein und zudem dann bald auch ein eigenes Auto besaßen taten ihr übriges.

Und auch im sozialen Umfeld, aber auch in der Nachbarschaft gab es nicht wenige die noch keinen Wagen hatten, oft noch nicht einmal einen Führerschein und ebenso würden sehr viele von ihnen letztlich altersbedingt wie auch aus dem Rollenbildverständnis der Frau keinen mehr machen.

 

Bild: So sah es das FORD Cortina MK1 Verkaufsprospekt. In der gelebten Realität, sicher nicht nur an unserem, war Autopflege "Männersache". Selbst kann ich mich aber an keine Begebenheit mit Papa wie dieser am Ford erinnern.

Die Urgroßmutter wusste aus der NS-Zeit von einer betrieblich organisierten Autobusfahrt zu irgendeiner Veranstaltung in der Jahnturnhalle in St. Pölten als etwas Besonderes zu berichten. Das Besondere dabei nur bezogen auf die Autobusfahrt da es im Traisental wiewohl es Industrie gab wie auch anderswo außer vielleicht in der Großstadt kaum motorisierten Verkehr und noch weniger Individualverkehr gab.

Als Mobilität dienten die Eisenbahn und in der Stadt vordergründig die Straßenbahn wo für beides auch berufliche Schnittstellen in der Verwandschaft mütterlicherseits bestanden und insbesondere "Tante Franzi" fast immer ihr früheres (Berufs-)leben neu aufleben ließ.

Ebenfalls zu einem Auto gebracht hatte es der Urgroßvater - dort war dies aber hauptsächlich schon einmal durch seine Querschnittslähmung bedingt wo er mit motorisierten Dreirädern in den 1940er Jahren angefangen haben dürfte. In der Familiensammlung der Automobilisten fehlte auffallend Onkel Otto - der Maurer, "ein richtiger Mann".

Ob es das Geld war oder die Scheu vor einer Führerscheinprüfung wie auch die Lust gerne des Öfteren zu Feiern ohne auf Vorschriften Rücksicht zu nehmen sei dahingestellt.

Doch auch diese Sicht ist keineswegs linear und weist Besonderheiten auf.

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Unser FORD Cortina Mk1 aus 1965

  3. Die Ford Cortina Heizung

  4. Seine Eleganz im Detail

  5. Damaliges Fahr-Nutzungsprofil

  6. Papas Zweifel an der Kompetenz des ÖAMTC Autoclubs

  7. Abgrenzung:

  8. Quellen und Literaturnachweis

  9. Weitere Lesetipps des Autors

 

Unser FORD Cortina Mk1

Es fing also damit an, das wir schon "immer" also seit meiner Geburt Automobil unterwegs waren. Wir hatten den schönen weißfarbenen 4 türigen Ford Cortina mit dem alle Familienausflüge, Besichtigungen, Verwandtenbesuche, Familieneinkäufe und natürlich die Urlaubsfahrten sowie sonstige Aktivitäten angefahren wurden.

Anmerkung:

Hier nehme ich ausschließlich Bezug auf den FORD Cortina MK1 in der viertürigen Version, wie er von 1962 bis 1966 bei uns in Österreich verkauft wurde. Dies, da sonst fast immer nur mehr die zweitürige Version auf Oldtimertreffen und im Web auftauchen.

FORD Cortina MK1

Bild: Aus dem Familienalbum. In Erinnerung an die Großeltern unterwegs auf großer Fahrt u.a. in den Jugoslawien Urlaub

Auch der sogenannte FORD Lotus Cortina als Rennwagen ist da deutlich stärker präsent, wenngleich er damals sicher wesentlich seltener im Alltag präsent war als jetzt als Oldtimer.

Nachfolgemodelle unter gleichem Namen, insbesondere in Großbritannien, gab es noch viele Jahre länger, als “bei uns” wo diese Modelle bereits andere Namensgebungen wie FORD Taunus erfahren haben.

Was dort in Großbritannien zum Schluss führte, wonach letztlich "jedes Kind" einen Vater oder zumindest Onkel hatte, der einen FORD Cortina besaß, was aber eine andere Geschichte wäre. Siehe dazu die bekannte BBC TV Serien Beiträge in “Top Gear”.

Deren Anchorman Jeremy Clarkson sagte dazu gar etwas plastisch ausgedrückt “Er wusste damals nicht, das es noch andere Autos gab”... als er wie auch sein Vater je einen FORD Cortina MkII besaßen.

Gekauft hat in Papa noch vor "unserer Zeit als Familie" nach dem Verlust seines ersten Fahrzeuges, eines Skodas,

Der Preis für die viertürige Version soll damals öS 48.000,- Schilling betragen haben, der mit einen Kredit um 1965 neu gekauft wurde weil er "sehr elegant war und einen großen Kofferraum" hatte.

Wie üblich, wurde auch für dieses Fahrzeug, vielfach noch für den Kauf des Erstfahrzeuges für Fahranfänger die Werbetrommel gerührt. Denn das Auto für "Jedermann" wurde erst ab den 1970er Jahren in Österreich so richtig der "Standard".

Bis 1965 hatte FORD bereits 500.000 Stück Cortina Mk1 gemäß deren Werbeprospekt verkauft. Bis zum Produktionsende alleine der ersten Version 1966 sollen es 933.143 Stück gewesen sein. 

1964 war es gar zum "Internationalen Auto des Jahres" gewählt worden.

Der ebenso elegant und weltoffene Modellname "Cortina" war von dem Italienischen Ski Resort "Cortina d'Ampezzo" zum Anlass der Olympischen Winterspiele 1956 gewählt.

Auch filmisch wurde in jener Zeit u.a. im "Der rosarote Panther" aus 1963 dieser Ort inszeniert.

Selbiges später in James Bond 007 "In tödlicher Mission" 1981, was für den Britischen FORD Markt mit seinen mehrfachen Neuauflagen des Cortinas wohl ein Thema blieb, als Namens-Werbeträger für Österreich und Deutschland da aber nicht mehr zog.

Wie in James Bond 007 mit den Skiern die Bob Bahn hinunter fuhr, hatte dies damals der FORD Konzern werbeträchtig ebenso bereits mit den neuen Cortinas gemacht.


Die FORD Cortina Heizung:

Was der Wagen an Besonderheit hatte, zugegeben für mich als Kind damals nicht wahrnehmbar bzw. nicht in der Erinnerung verbleibend, das waren die getrennten Heizungs-Lüftungssteuerungen für Fahrer und Beifahrer.

Ein Feature, das mit "Dual Climate Control" erst viele Jahre später wieder ein Standard für Neuwagen wurde. FORD nannte das dahinter stehende Konzept "Aeroflow" Lüftung.

Zuvor eher nur bessere, sprich teurere Fahrzeuge der Oberklasse wie der Mercedes Benz diese getrennte Steuerung hatte.

Bild: FORD Cortina's doppelte Heizungs-Lüftungsssteuerung; Quelle: FORD Cortina MkI Werbeprospekt

Mercedes tat dies u.a. im W123er ab den 1970ern mittels getrennter Heißwasserventilsteuerungen. Ford mittels zweier getrennter Lüftungsventilatoren die damals in den 1960ern wohl einfacher und kostengünstiger zu bewerkstelligen waren.

Eleganz im Detail:

Markant für mich aber schon damals und bis heute anhaltend ist die in "höchst vollendeter" Eleganz ausgeführte Runde Rücklicht-Blinker-Bremslicht Kombination.

Zugegeben, wo blieb da der weiße Rückfahrscheinwerfer?

Wo ist die rote Nebelschlußleuchte? Aber das sei ihm hier geschenkt!

In Sachen Nachhaltigkeit und Servicefreundlichkeit war man da in Teilbereichen bereits Dekaden voraus, an einem Punkt, den wir heute leider nicht mehr haben. Alleine an der Rücklichteinheit konnten nicht nur von geschickten Fahrern die Lämpchen selbst getauscht werden. Auch die drei unterschiedlichen Cellone waren je ein eigenes austauschbares Einzelteil. 

Kleine, wenn schon eher versteckte Heckflossen lassen Reminiszenzen an fette, aber letztlich unerreichbare US Fahrzeuge jener Zeit aufkommen.

Bild: Schön verzierter Chromgrill. Quelle FORD Cortina Mk1 Prospekt

Verspielte Chromverzierungen, allen voran der fein gestaltete Kühlergrill verzaubern einen Betrachter insbesondere aus dem Blickwinkel der heutigen “Plastikautos” umso mehr.

Im Wesentlichen aber war es ein Auto, das von vorne wie auch von hinten einfach gut aussah.

Was mich betrifft, so hat FORD erst dann wieder mit dem FORD Granada Mk1, am Besten in der GHIA Ausführung, den Anschluß in Sachen Eleganz gefunden. Aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

FORD Granada MK1

Bild: Der meiner Meinung nach ebenso sehr formschön gezeichnete FORD Granada mit dem Vinyldach hier als Oldtimer in Tulln/NÖ. Ein uns bekannter Bauarbeiter hatte den einst in der Automatic Ausführung.

Nicht alleine in meiner Meinung aber war ich beispielsweise beim 1990er FORD Scorpio mit der Feststellung "sehr schönes Heck", aber "grottenhäßliche Front".

Bild: Es hat mich schon Überlegen lassen, eine Art Kunst Lampe mit dieser schon ikonischen Kombi-Rückleuchte zu bauen. Lediglich der Umstand, das ich keinen Platz finde wo ich sie auch nur annähernd sinnvoll verwenden könnte, hat es bei der Idee belassen. Dem damaligen Zeitgeist nach soll es eine Reminiszenz an das Friedenszeichen sein, das hiermit verkehrt wiedergegeben wurde.  


 

Damaliges Nutzungsprofil:

Da Papa das Auto ja beruflich als Außendienstmitarbeiter benötigte, stand es einerseits nur in Verbindung mit ihm als Fahrer zur Verfügung da Mama keinen Führerschein besaß.

Die tieferen Gründe dazu, vom wirtschaftlichen Aspekt abgesehen, führe ich hier nicht weiter aus.

Zudem war ein Auto in Verbindung mit der Pflege und Wartung zudem “Männersache”, der Haushalt die der Frauen. Eine Prägung, die nicht von ungefähr kam und mit einem Blick auf unsere Nachbarschaft von wenigen Ausnahmen abgesehen damals weitgehend usus war.

Das führte unweigerlich dazu, dass alle Wege ohne dem Papa zwangsläufig mit Sack und Pack wie Kinderwagen oder Einkaufstaschen zu Fuß oder mit der Straßenbahn zurückgelegt wurden.

Letzteres auch nur bei weiteren Strecken, denn einen Fahrschein zu kaufen sollte aus Kostengründen möglichst vermieden werden. Eine Mühsal und Beschwerlichkeit im Vergleich zur Bequemlichkeit und dem Komfort des Automobiles die mich nicht gerade zum dauerhaften Freund öffentlicher Verkehrsmittel machte.

Ähnliches äußert bis heute meine Mutter die nach wie vor auf Papa als Fahrer bei Einkäufen oder sonstigen Erledigungen angewiesen ist.

Die letzten Jahre jedoch wurden bereits deren Fahrten mit dem Auto auf etwa 10.000 km im Jahr reduziert. Winterreifen kauft Papa schon lange keine mehr da er bei Schnee sowieso nicht mehr fahren will und mit Allwetterreifen sein Auslangen findet.

Auch besteht die Meinung dass es jeweils ihr letztes Auto gewesen sein könnte.

Automobile Prägung - frühe Kindheitserinnerungen:

Erste Erinnerungen an das Autofahren hatte ich bereits Anfangs in meinen privaten Erinnerungen an den ersten Jugoslawien-Urlaub beschrieben, wo ich hinten sitzend in die Einfahrt einer Art Fabrikhof wo wir eine Ersatzgasflasche für den Mietwohnwagen besorgten die Szene für mich wie in einem "Western Fort" wirkte. Wenngleich ich dieserlei Szenen damals noch gar nicht aus Filmen kannte.

Auf Autofahrten sei ich immer brav gewesen hieß es und schlief meist auf der Rückbank.

Erinnern kann ich mich nur an fallweise Ängste bei Überholmanövern auf den Heimfahrten von Oma und wenn Papa einen LKW auf der Landstraße überholen wollte und der Motor dann lange und ob seiner eher bescheidenen Leistung ziemlich laut und gequält aufheulte.

Das zweite intensive Erlebnis war die Heimreise mit dem Cortina aus dem Urlaub von einer Ferienpension in Kärnten.

Papa hatte da den Beifahrervordersitz ausgebaut, damit vorne am Boden Platz für die große Kindertragtasche war.

Mama saß unmittelbar dahinter und ich hinter Papa.

An diese Urlaubsfahrt Anfang der 1970er Jahre passierte es, das warum auch immer die Beifahrervordertüre während der Fahrt aufging.

Das ließ sicher nicht nur mir den Atem stillhalten und der Schrecken saß tief in Verbindung mit der Angst die Schwester könnte aus dem Auto hinaus auf die Straße fallen.

In Wahrheit dauerte das ganze natürlich nur wenige Sekunden und Mama oder Papa der hinüber griff schloss die Türe.

Es sollte aber dann irrwitzigerweise dazu führen das man sagte "wir Kinder seien in einem zweitürigen Auto sicherer weil keine Türen da sind die man öffnen könnte was zum Kauf des ersten mir verhassten FIATs führte. Siehe die FIAT 128 Geschichten ebendort!

Papas Zweifel an der Kompetenz des ÖAMTC:

Auf dieser Fahrt war es dann auch, dass es technische Probleme mit dem Wagen gab und Papa zum ÖAMTC Stützpunkt fuhr, da er Mitglied dieses Autofahrerpannenhilfeclubs war.

Dort wurde der Schaden als nicht allzu ernsthaft von einem Mechaniker bewertet, weshalb wir die Fahrt fortsetzen sollten und erst zu Hause in eine Werkstatt müssten.

Kurz darauf auf der Autobahn aber war das Schadensbild wieder da und laut Papa hat das Auto die hintere Halbachse bzw. die Halterung dafür gebrochen bzw. verloren gehabt was eine Weiterfahrt verunmöglichte.

Es blieb also nichts anderes übrig als ein Taxi zu rufen das uns, meine Mama und wir Kinder nach Hause brachte.

Ob meine Tante damals da auch dabei war entsinne ich mich nicht mehr. Das Taxi, es war ein CITROEN, natürlich wusste ich damals nichts über die Marke, hatte aber in unauslöschlicher Erinnerung die markanten oben liegenden Blinker und blieb mir als das seltsam komische, in meinen Augen damals als absolut hässliches Auto in Erinnerung.

Erst sehr viele Jahre später, die CITROEN DS alias "die Göttin" war längst auch nach ihrem "Tod" auf der Straße zum Oldtimer Klassiker hochstilisiert kann auch ich mich an der technischen (Hydraulik Fahrwerk) wie auch Gestaltungs Besonderheit dieses Autos erfreuen.

Damals aber war da nichts zu freuen. Eine verpatzte zu totalem Stress ausartende Urlaubs Heimreise aus Kärnten blieb im Gedächtnis. Und was später noch mehr weh tat, war dies der Anfang vom Ende mit diesem für uns optisch sehr schönen Auto.

Dass der Wagen schön war, bestätigte auch meine Tante des öfteren.

Vielleicht konnte sie damit auch, wenn sie von Papa ihren Schwager abgeholt wurde, einmal bei Schulkollegen angeben?

Die Probleme mit der Hinterachse führten zum postwendenden ÖAMTC Clubaustritt von Papa, der seinen Unmut über die in seinen Augen dilettantische Stellungnahme des Mechanikers zum Schaden mit einem Brief kund tat.

Eine Weiterführung der Mitgliedschaft war ob der Enttäuschung, der so entstandenen Zusatzkosten aber auch ob des Risikos für uns alle offenkundig nicht mehr möglich.

Seit etwa jener Zeit war er daher ARBÖ Mitglied, der zweite im Bund der Österreichischen Autofahrerclubs.

Ich "erbte" als passiver Leidenszeuge der Situation natürlich die Familien ÖAMTC Antipathie bis auch ich erst 2002 aufgrund eines besonderen Autoversicherungsangebotes Mitglied werden "musste" und zumindest bis heute 2024 schon bin.

Papa war dann später einige Jahre kein ARBÖ Mitglied mehr, da die weitgehend identischen Leistungen von TOYOTA automatisch mit dem Jahresservice dabei sind. Aktuell nachdem die mehrjährige TOYOTA Garantie vorbei war ist er nun wieder nach etwa 43 Jahren ÖAMTC Mitglied geworden.

"Zweierbeziehung" im Auto

Eine besondere Vater Sohn Erinnerung in Verbindung mit dem Auto blieb mir als er einmal mit mir alleine zur Oma fuhr was eher ungewöhnlich war und als Besonderheit der erste Familien Radiokassettenrekorder (ein unbekanntes Gerät mit einer braunen Schrägblende vorne) mitgenommen worden ist wo eine Kassette mit Musik während der Fahrt lief. Siehe auch meine Artikel zu all unseren Geräten der Unterhaltungselektronik.

Simon and Garfunkel mit dem Lied "The Boxer" war offensichtlich so markant, weil etwas traurig klingend das ich es bis heute noch weiß.

Auch erklärte mir Papa wie die Funktion der Batterien den Gerätebetrieb aufrecht hielt und dass die Kassette eine unabhängige Musikquelle vom Radio ist. Was einem kleinen Kind in der zum Vergleich von heute damals medial betrachtet "armen" Zeit ja auch einmal erklärt werden musste.

Ebenso dazu gehörte das ich mit 5-6 Jahren gelegentlich vorne sitzen durfte was natürlich auch damals nicht erlaubt war und ich deshalb zumindest im Stadtbereich bei Kreuzungen "unten" bleiben sollte was die Sache auch im Nachhinein für mich nicht minder als schön in Erinnerung belassen hat. Vielleicht weil es gerade den Hauch der Vertrautheit und des gemeinsamen "Verbotenen" inne hält?

Dieser Radio wurde sonst eigentlich nicht mitgenommen.

Die Autowaschstraße

Wie die Beziehung war, beschreibt auch die Szene, das wir zum Autowaschen zu einer Tankstelle mit einer automatischen Waschstraße fuhren und ich große Angst hatte, dass Papa dabei was passieren kann.

Die Angst wich bei späteren Aktionen der Begeisterung alleine im Auto zu sitzen und von innen dem Treiben der Waschbürsten zuzuschauen.

Im Auto gab es immer eine eigene Atmosphäre, einen eigenen leicht chemisch angehauchten Waschmittelgeruch. Auch meine geliebte schwarzgelb karierte Autodecke.

Ich denke, sie lebt auch heute noch irgendwo dazu.

 

(Foto Decke - 2018 im RENAULT Trafic)

 

Anekdote Tanken:

Unmittelbar neben unserem damaligen Wohnblock in Wien 20 in der Leystraße gelegen, gab es damals eine AVANTI Tankstelle natürlich noch mit Tankwart Bedienung. Es waren noch die Zapfsäulen mit sichtbarer Durchflußanzeige und dem Hinweis für ein "Blasenfreies Zapfen". Die schwarzen Benzinschläuche waren da zudem noch doppelt zum Zapfhahn geführt. Der versperrbare Tankdeckel fand sich, warum auch immer dann noch viele Jahre in Papas Untensilien in der Wohnung wieder, wenngleich er bei keinem weiteren Auto mehr wo gepasst hätte.

Mitgewandert ist auch ein offensichtlich guter Kreuzschlüssel zum Reifenwechseln stets von einem Auto zum Anderen. Dies bis erst jüngst, wo klar wurde, das Papa dies ohnehin nicht mehr selbst machen würde.

Erst später so Anfang der 2000er Jahre bekam ich mit, das es eine GARAGE in einem Hinterhof in der Leytraße 40 gegeben hatte, die "vor meiner Zeit" ebenso Benzinzapfsäulen aufgestellt hatte.

Ein Radio im Auto ist noch kein Autoradio!

Autoradios hatten wir in all den Autos von Papa die mir bekannt sind nicht, bis ich mir um 1986/87 mit dem Geschenk eines Autoradios damit das "Recht erkaufte" von nun an häufiger vorne sitzen zu dürfen. Siehe die Geschichte von all unserer Unterhaltungselektronik.

 

Noch später zeigte sich woher der Cortina eigentlich kam und die störanfällige englische Elektrik, denn der Wagen kam von FORD England und nicht von FORD Köln zeigte ihr Gesicht. Werkstattbesuche wollte oder konnte Papa sich nicht in dem wohl nötigen Ausmaß leisten und so wurde oft nur herum geflickt.

FORD Cortina Mk1

Bild: Der "Beweis", ich glaube es ist das einzige Foto mit dem FORD Cortina an der Seite des Feldwegs, der als Zufahrt zum Oma Berghaus in Unterwölbling führte. Aufnahme geschätzt um 1970 mit meiner Mama und je einer Tante stehend und knieend.

Wartungsarbeiten:

Nicht weil es Papa interessiert hätte, sondern der rein wirtschaftliche Aspekt ließen ihn die notgedrungen, damals zudem noch häufiger erforderlichen Wartungsarbeiten wie etwa die mindestens zweimal jährlichen Ölwechsel selbst machen.

Dies bei Oma am Land. Wahrscheinlich auch kleinere Servicearbeiten.

Mama zitterte dann ob er bis zur Heimfahrt fertig werden würde und der Wagen wirklich fahren wird.

Ein Arbeiten an diesem Wagen durch Papa selbst ist leider nicht in meiner Erinnerung geblieben, bis auf einmal wie zwei Bekannte mit Papa in den Motorraum geblickt haben und es glaube ich um die Elektrik gegangen ist.

Den schwarzen Gleichstrom Lichtmaschinenregler mit "den vielen Kabeln" habe ich noch vor meinem geistigen Auge.

Bild: Nicht ohne Grund kann ich mich auf die Elektrik Komponenten wie dem schwarzen Stromregler, hier als Symbolbild wie er oben an der Kotflügelinnenseite montiert war und die große schwarze noch Gleichstromlichtmaschine erinnern. Der sonstige Motorraum ist mir entfallen

 

Zumindest einer von ihnen war gelernter Automechaniker oder zumindest Lehrling, der uns nach einem Unfall den Wagen repariert hat.

Mit der Elektrik hatte er es wohl nicht so, weil sich nach der Reparatur der Scheibenwischer in Flammen aufgelöst haben soll, weil er diesen und vielleicht auch noch anderes dabei draufging.

Inwieweit hier tatsächlich die FORD Qualität oder eben das "Herummurksen" durch Halbwissende die Ursache war?

Zumindest ein weiterer Freund der Familie erzählte mir Jahre später, wonach ebenso ein FORD Cortina, den er zudem geschenkt bekommen hatte, sein erstes Auto war.

Als er aber einmal jemandem Starthilfe geben wollte, schloss dieser die Kabel falsch an und sein Cortina Autoleben war ebenso damit zu Ende.

Als Kind hatte ich die Probleme mit dem Wagen nicht so in Erinnerung behalten, sondern hier nur das Schöne.

Auch das es letztlich nur ein weit verbreitetes "Brot und Butter Auto" war das sich wenigstens vom sonstig üblichen 08/15 VW Käfer deutlich abhob.

Geparkt haben wir mit dem Wagen immer nur auf der Straße, dem sprichwörtlichen Laternenparkplatz die es damals auch in der Stromstraße in Wien 20 noch ausreichend gab.

Eine eigene Garage war damals Luxus und auch nie ein Thema. Das es sowas gibt ist mir erst bei einer bekannten am Handelskai wohnenden Familie bewusst geworden die ihren VW Käfer in der Garagenreihe ihres Eigentumswohnungsblockes geparkt hatten.

Ebensolches gab es beim querschnittgelähmten Urgroßvater unmittelbar neben seiner Wohnung im Erdgeschoß. Siehe auch mein Beitrag zum RENAULT R8 Automatic.

Was nach einiger Zeit mit diversen Problemen mit dem Wagen zu meiner persönlichen Enttäuschung folgte, das war Papas Einladung mit Freude an mich unser “neues” rote Auto, einen FIAT 128 Kleinkombi mit nur mehr drei Türen geschätzt etwa um 1977 unweit unseres Wohnung bei einem Händler abzuholen.

 

Bild: Am Autofriedhof findet sich der Weg alles irdischen. Ob er wohl auch so geendet hat? Zumindest der, der in Wien 13 unweit meiner ersten Arbeitsstelle ebenso auf einem unbebauten Grundstück abgestellt wwar würde fiktiv so es ihn noch gäbe mittlerweile so aussehen.

Was für ein Abstieg!

Der FIAT blieb mir ein Gräuel. Vielleicht auch deshalb, weil damit unbewusst ein Zeitabschnitt auf mehrfacher Ebene zu Ende war.

Die Details finden sich aber nicht alleine im Auto als solches. U.a. war es auch der dann relativ zeitnahe erfolgte Wohnungsumzug und so weiter.

Was aber damit ebenfalls als Mosaikstein vor sich ging war ein Übergang von möglichen gelebten Emotionen, hier stellvertretend in einem schicken Wagen, hin zu einem auf einer "reinen Vernunftbasis" gekauften Gebrauchtkombi jenseits aller Eleganz.

Nebenbei könnte das auch zu meiner Vorliebe zu viertürigen Autos entgegen zweitürigen Coupes oder Kombis geführt haben, wenngleich diese Vorstellung in meiner gelebten Praxis natürlich begründbare Ausnahmen erlebte.

Auch auf die Marke FORD war Papa seit jener Zeit und damit bis heute nicht mehr allzu gut zu sprechen und hat seine individual mobile Verlässlichkeit zugegebenerMaßen anderswo gefunden.

Am einstigen Werbespruch, "FORD hält Wort" hatte Papa da schon seine Zweifel. Jahrzehnte später, als "FORD, die tun was" deren Slogan war, ist seine mentale Käuferprogrammierung in Richtung japanischer Zuverlässigkeit schon abgefahren gewesen.

 


Spezialausstattung seinerzeit:

Ich glaube es war die Ausführung 1200 de Luxe. Was hier dann letztlich de Luxe war bleibt mir noch im Dunkeln.

 


Mängel und Reparaturen:

  1. An Reparatur bzw. fahrzeugspezifischen Mängel kann ich nur die Probleme an der Hinterachse wiedergeben. Siehe oben.

  2. Der/die Unfälle und die vielleicht "einfache" gehaltenen Reparaturen sind ja nicht ursächlich FORD spezifisch gewesen. Inwieweit nach geschätzt rund etwa 12 Jahren Nutzung der Motor und die Karosserie ob des Rosts auch schon fällig waren ?

 


 

FORD Cortina Mk1 1200 de Luxe viertürig - Pro und Kontra aus meiner Sicht

Pro:

+Elegantes Design

+Großer Kofferraum

+Gutes Platzangebot und Nutzbarkeit durch die 4 Türen

Kontra:

-Als Kind habe ich diese nicht so wie ein Fahrer wahrgenommen


 

Alle Daten zum FORD Cortina MkI, BJ 1965

Modell/Type    
Ausführung    
Baujahr ca. 1965  
Treibstoff Benzin (Normalbenzin)
Antrieb Hinterrad  
Getriebe Manuell 4 Gang  
Ausstattung    
Hubraum 1.200 cm³
Leistung  kW/ PS bei 5.000 UPM
Motortype    
Verbrauch  L/100km (Normangaben:
Tankvolumen  L  
Bauartgeschwindigkeit   km/h  
Batterie  Ah, Gleichstrom LIMA  
Eigengewicht/zul. Gesamtgewicht   kg/  kg  
Anhängerlast gebremst/ungebremst   kg / kg  
Abgasklasse kein Katalysator/ Vergasermotor  
Generatortype Gleichstrom LIMA  
Reifendimensionen  



Abgrenzung:

Der Autor schildert nur seine persönlichen Wahrnehmungen und gibt KEINE Anleitung oder Empfehlung für Dritte ab! Ich übernehme KEINE Verantwortung für das Tun Dritter!

Die Verwendung von Markennamen und geschützten Bezeichnungen erfolgen ausnamslos nur in beschreibender Weise und macht sich der Autor diese NICHT zu eigen sondern verweist auf die jeweiligen Rechteinhaber.

 


Quellen & Nachweise:

  1. Einstiges Familienfahrzeug BJ 1965
  2. Familienfotoalbum
  3. FORD Cortina Werbeprospekt

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© Textzusammenstellung 11/2023; W. Scheida/Wien als private Erinnerung und Erlebnisbericht, zu  www.scheida.at gehörend

Letzte Überarbeitung: 19.02.24