Bild: Symbolbild für Opas RENAULT R8
Inspiriert für diese Artikel über die Autos in unserem Familienumfeld und später über meine eigenen Fahrzeuge haben mich die in den Jahren, insbesondere ab den 2000ern laufende Zeitenwende, wonach angeblich der Besitz eines eigenen Autos nicht mehr erstrebenswert sein soll um damit so “nebenbei die Welt zu retten”.
Dies abgesehen vom begonnenen Umbruch in der Technologie, weg von Verbrennermotoren hin zum Elektroantrieb und weiter zum autonomen Fahren.
So gab es einst ein reich bebildertes Buch mit dem Titel "Dies alles fuhr auf unseren Straßen" von Paul Simsa, der in der Deutschen Nachkriegszeit Selbstbau Exoten im Straßen Alltag fahrend bzw. parkierend dokumentierte, so das ich hiermit ebenso "Exoten des Alltags" aber auch das damalig scheinbar gewöhnliche mit diesen Artikeln festhalten und erzählen möchte.
Ob Fahrzeugtechnik wie der Antrieb, die Ausstattung und das Design das sich geändert hat, aber auch Orte die früher befahrbar und/oder zum Parken genutzt werden konnten, all dies hat sich für Autofahrer, aber wie ich denke auch gesamtgesellschaftlich nicht immer zum Besseren verändert!
Die praktische PKW Zufahrbarkeit am jeweiligen Zielort war, wie dieses Kapitel zeigen soll gerade für meinen querschnittgelähmten Urgroßvater essentiell und damals zumeist auch problemlos noch möglich.
Als männliches Kind in den 1970er Jahren, war das "Mann sein" mitunter auch mehr oder weniger stark mit dem Besitz und dem Beherrschen, sprich fahren eines Automobil verknüpft.
Die bereits anderswo in Medien erwähnte Bedeutung des Autos als persönlich sichtbarer Leistungsindikator und als Statussymbol ist bereits dort ausreichend beschrieben.
Die Aussagen meiner Mutter, wonach Papa schon zur Zeit des Bundesheeres "einer der wenigen" war, die einen Führerschein und zudem dann bald auch ein eigenes Auto besaßen, taten ihr übriges.
Und auch im sozialen Umfeld aber auch in der Nachbarschaft gab es damals nicht wenige, die noch kein Auto hatten, oft noch nicht einmal einen Führerschein und ebenso machten sehr viele von ihnen letztlich altersbedingt wie auch aus dem damalig noch vorhandenem Rollenbildverständnis der Frau mitunter keinen mehr. Stichwort: Kriegswitwen, u.a.
Die Urgroßmutter wusste aus der NS Zeit von einer betrieblich organisierten Autobusfahrt zu irgendeiner Veranstaltung in der Jahnturnhalle in St. Pölten als etwas Besonderes zu berichten.
Das Besondere, hier nur bezogen auf die Autobusfahrt, da es im Traisental/NÖ wiewohl es Industrie gab wie auch anderswo, außer vielleicht in der Großstadt noch kaum einen motorisierten Verkehr und noch weniger einen Individualverkehr gab.
Siehe dazu die mittlerweile gut dokumentierten Alltagsszenen zugeordnet zu der jeweiligen Region in der frei zugänglichen Topothek.
Als Mobilität dienten nicht zuletzt aufgrund der relativen Nähe die Eisenbahn und in der Stadt vordergründig die Straßenbahn wo für beides auch berufliche Schnittstellen in der Verwandtschaft mütterlicherseits über den leiblichen Großvater wie auch angeheiratete Eisenbahner bestanden und insbesondere unsere "Tante Franzi" fast immer in ihren Erzählungen ihr früheres zeitweises (Berufs-)leben, insbesondere bei der ÖBB bzw. Deutschen Reichsbahn neu aufleben ließ.
Ich selbst erlebte das endlose herumfahren mit den Autobussen, der Straßenbahn, damals noch mit der alten Stadtbahn in Wien sowie die Zugfahrten bei der Großmutter am Land mit den nicht unerheblichen weiten zu Fuß zu absolvierenden Wegen zu den Stationen sowie dem oftmals nötigen Umsteigen, dies zudem bei fast jedem Wetter eher als unangenehm und anstrengend.
Hinzu kam die "aufgezwungene" Zeittaktung mit dazwischen liegend oft langen Wartezeiten zum Folgeanschluß, oder auch Züge die einem am Wiener Franz Josefs Bahnhof vor der Nase davon fuhren.
Die bequeme Fahrt im Auto wo man "alles" zudem im Kofferraum stets mit hatte war da ein anderer sprich besserer von mir bevorzugter Komfort.
Zeitlich bezogen, als erster noch in den 1950er Jahren zu einem Auto gebracht hatte es der in die Familie eingeheiratete Urgroßvater, von mir stets der "Opa" genannt.
Bild: Hier noch mobil mit einem Motordreirad
Dort war dies aber hauptsächlich schon einmal durch seine der Kinderlähmung zuzuordnenden Querschnittslähmung bedingt, wo er mit motorisierten Dreirädern wohl schon in den 1940er Jahren, vielleicht auch schon zuvor mit dem Fahren angefangen haben dürfte. So brachte ihm wohl der Dreiradmotorroller u.a. zu den Enzersfelder Metallwerken wo er als Lohnbuchhalter gearbeitet haben dürfte.
Die Bilder im Familienarchiv verweisen in Verbindung mit seinen vereinzelten damaligen Erzählungen auch auf sein "Gogomobil" des Deutschen Herstellers GLAS, das damals in den 1950er Jahren vielen den leistbaren Ersteinstieg in die Welt der Automobilisten und weg vom einspurigen bzw. nur dreirädrigen Fahrzeug ermöglichte. Ebenso dürfte er, damals in Wien wohnend, einige Zeit den damals populären, da leistbaren Puch 500 gehabt haben.
Mehr in der von mir tatsächlich erlebten Erinnerung aber steht sein "Renault Ö-Auto".
Bild: Schnittbild dieser Wagentype. Motor hinten. Kofferraum vorne. Quelle: RENAULT Exportprospekt R8 "Major" 1100
Von mir als Kind, war es so ob seines etwas seltsamen Geräusches beim Verkehrt den Berg (korrekter die Anhöhe zum BERGHAUS der Großmutter) hinauffahren bezeichnet worden.
Verkehrt deshalb, damit er auf seiner Seite (rechtsgelenkter Wagen) am Grundstückszaun parkend zum damaligen Feldweg hin in den Rollstuhl hinein aussteigen bzw. hineingehoben werden konnte.
An dieser Feldwegstrecke den kurzen Weg hinunter bis zur Kreuzung ließ er mich auch einmal als Kind auf seinem Schoß sitzend das gefühlt riesige mit roter Lederhülle bezogene Lenkrad mitdrehen. Zu meiner Enttäuschung blieb es nur bei diesem einen Mal.
Bild: Opa und Oma vor dem rechtsgesteuerten R8 noch gar mit einem Dachträger für nötiges Gebäck auf langer Reise versehen. Immer dabei auf Reisen: Opas hölzerner Gehsessel, mit dem er sich stets nach vorne abstoßend nach hinten fortbewegen konnte. Zur Schonung des Bodens bei Gästen und zwecks besserem Gripp gab es die dicken scharzen Gummifüße. Zu sehen weiters die bei ihm beliebte Begrüßungsgeste von ihm "Boka-Dusch" genannt.
Es handelte sich um einen in einer Art Blau/Grau-Metallic gehaltenen Farbe eines zu seiner Zeit durchaus geläufig verbreiteten Renault 8.
Sicher war er in einer einfachen Standardausstattung gehalten, wobei es bei "den Franzosen" wie man sagte immer ein wenig mehr fürs Geld denn bei den Deutschen wie etwa von OPEL, VW oder FORD gab.
In jedem Fall benötigte Opa wegen seiner nur eingeschränkten Bewegungsfähigkeit zum Einen
einen rechtsgesteuerten Wagen,
ein Handgas und obligatorisch
eine Automatik Gangschaltung.
Dies konnte zudem leistbar damals nicht jeder Autobauer bieten. Wie es in der Retrospektive von meiner Mutter hieß, hat Opa mit einem befreundeten Mechaniker diesen individuellen Umbau im wesentlichen selbst bewerkstelligt. Ich nehme an, es muß dann noch eine Behördenabnahme gegeben haben?
Zum Lenken nebenbei gesagt, benutzte Opa beim stärkeren Einschlagen der Lenkung auch sein Kinn zum Abstützen bzw. zum Gegenhalten da sein rechter Arm eben gelähmt war.
Im Einzelfall ersuchte er auch meine stets neben ihm sitzende Uroma ihm ins Lenkrad unterstützend einzugreifen.
Da ja der Motor samt Getriebe und damit das Gewicht im Heck war, war die Lenkung im Vergleich zu Frontantriebskonzepten vergleichsweise eher leichtgängig. Eine Servolenkung hatte der Wagen damals noch nicht.
Sehr wohl aber müsste der Type nach als damalige Besonderheit er bereits eine hydraulische Vierscheibenbremsanlage gehabt haben.
Diese Fahrzeugtype hat in der RENAULT GORDINI Ausführung damals auch Rennrekorde aufgestellt was natürlich nicht auf die Ausstattungsversion meines Uropas zutrifft.
Bei Opas R8 müsste es die 956 ccm 44 PS Version gewesen sein, die somit unter 1.000 ccm in der damals günstigsten KFZ Steuerklasse lief.
Inwieweit das Fahrzeug auch innen hinten für uns Passagiere lauter durch den dahinter liegenden Motor war entsinne ich mich nicht mehr. Auch nicht ob und wie gut die Heizung arbeitete.
Ebenso wurde der R8 Wagen in Lizenz im damaligen Ostblock, in Bulgarien und in Rumänien, dort als DACIA gebaut was uns damals aber weder bekannt war noch eine Bedeutung gehabt hätte.
Ein Autoradio aber gab es in Opas Autos nie.
Zum Einen um nicht beim Fahren abgelenkt zu sein. Zum Anderen, weil außer den "Nachrichten" und wenigen besonders ausgewählten Sendungen es seiner Ansicht nach nichts relevantes dort zu hören gab. Siehe auch meinen Artikel zu ALLEN technischen Geräten der Unterhaltungselektronik in unserer Familie.
Am Boden beim Fahrer eingelassen war ein einziges großes mit einem stabilen Metallband als Führungsabgrenzung versehenes übergroßes Bremspedal in das er wiederum seinen maßangefertigten schwarzen Schnürstiefel dauerhaft während der ganzen Fahrt abstellen konnte.
Bild: Symbolbild für das R8 Armaturenbrett mit dem Tacho. Opa hatte die damals geläufigen per Magnet am Armaturenbrett haftenden Kilometerstandseinsteller/Anzeiger, da der originale Kilometerzähler noch keinen Tageskilometerzähler hatte und er so erst die Fahrstrecken dokumentieren konnte bzw. einen besseren Überblick über das Verbrauchsverhalten hatte.
Ebenso individuell war der Zündschlüssel, der dauerhaft zumindest zu Hause in der Garage im Auto steckte und an dem eine Art starker eloxierter Verlängerungsdraht mit angeschweißten >T< ihm aus der Hüfte heraus das einfachere Anlassen mit der linken Hand hinüberreichend nach rechts zum Zündschloß ermöglichte.
Das nicht unerhebliche Prozedere des ihm in das Auto hineinsetzen helfen, sowie das jeweils nötige verstauen des Rollstuhls lasse ich hier in der Schilderung aus. Letztlich aber hat meine Urgroßmutter in Summe hier über all die vielen Jahre Übermenschliches geleistet.
Der Motor befand sich hinten. Der große Kofferraum vorne quer zu öffnen wiederum diente als exklusiver Platz für den von ihm mit Helfern selbst entwickelt und gebauten metallvierkantstahlrahmen-Faltrollstuhl.
Sein hölzerner “Gehsessel” wiederum fand meist Platz lose auf den Hintersitzen soferne nicht Gäste mitfuhren.
Bild: Symbolbild für den R8 mit dem Platzangebot auf der Rücksitzbank auf der ich als Kind so manchen Kilometer mitgefahren bin. Sicherheitsgurte gab es da damals noch keine.
Vorne hinter der Windschutzscheibe hatte er dauerhaft den obligatorischen amtlichen "Behindertenausweis" hinterlegt der ihm berechtigte insbesondere bei Auswärtsfahrten entsprechend wo parken bzw. zufahren zu dürfen. Ebenso befand sich dort ein weiteres Dokument zur ärztlichen Versorgung für den Fall des Falles.
Der Zusammenhang ist mir entfallen, jedoch soll bei einer Polizeikontrolle, ich denke es ging da eher um das Fahren auf der richtigen Spur oder dem Blinken denn einer Geschwindigkeitsübertretung, er zum beanstandenden Beamten gesagt haben: "Ich bin im Recht aber Sie haben die Macht..."
Wer Opa kannte, der wusste, das er da eher dominant wenn auch dennoch zivilisiert bleibend auftrat.
Die Automatik, das wusste ich damals als Kind natürlich noch nicht, war insoferne etwas besonderes, nicht nur weil es eine Automatik war und damals noch mehr als zu meiner eigenen Zeit als Autofahrer in unseren Breiten eher seltener, weil teurer, weil mehr Kraftstoff kostend und auch als Beschleunigungskiller wahrgenommen wurde.
Hinzu kam, der natürlich nie offen ausgesprochene Gedanke, das eben nur Personen die körperlich beeinträchtigt sind so etwas wie eine Automatik benötigen.
Alle anderen "normal gesunden" ja ohnehin im absoluten Selbstverständnis der Zeit selbst schalten und auch kuppeln können und dies auch "müssen".
Sondern, weil es sich gar um eine elektromagnetisch basierende Drucktastenautomatik mit einer speziellen Magnetpulver-Fliehkraftkupplung des Herstellers JAEGER handelte.
Und damit anders konzipiert war als die später bzw. bei anderen Marken bekannte hydraulische Wandlerautomatik.
Der Vollständigkeit sei noch der etwa damals erschienene DAF 55 mit seiner "Variomatic" erwähnt. Ob er zeitlich wie auch sonstig für Opa eine Option gewesen wäre bleibt reine Mutmaßung.
Bild: Die RENAULT JAEGER Drucktastenautomatiksteuerung N-R-A(D)-2-1. Links war wohl der Umschalter für den zuschaltbaren Overdrive?
Neben Amerikanischen Luxusautos wie etwa von CHRYSLER hatten diese Art der Drucktastensteuerung nur u.a. wenige Modelle wie die Sowjetische Tschaika GAZ-13 Regierungslimousine.
Bild: Frühe Druckknopfautomatiksteuerung im US Car Chyrsler/Desoto der 1950er Jahre
Ansonsten gab es den üblichen am Lenkrad oder Fahrzeug mittig angebrachten P-R-D-2-1 Wählhebel.
RENAULT hatte dies übrigens auch in seinem Fahrzeug Modell Dauphine und dem R10 vermarktet.
Das war, in Verbindung mit dem Rückwärtsgang auch das als Kind etwas eigenartig wahrgenommene Geräusch dass der Wagen zudem beim Bergauffahren machte von dem ich eingangs sprach.
Nicht von ungefähr kommen wohl die Zweifel die ich gegenüber RENAULT aus eigener Erfahrung, natürlich erst Jahrzehnte später gemacht hege.
Wie später bei meinem aus den 2000ern stammenden RENAULT Trafic "Quick-Shift", hatte auch Opa Probleme mit seiner RENAULT Automatik, die zudem auch damals wie später bei mir schon nicht ein jeder Automechaniker verstehen und reparieren konnte.
Davon hat sich sogar eine Aussage im Familienarchiv erhalten. Auf einem der als Compact-Cassette erhaltenen Tonbriefe Opas mit einer Freundin der Familie klagte er über den Defekt der Automatik und der Hoffnung auf eine akzeptable Reparaturmöglichkeit. Um was für einen Defekt es sich dabei handelte war leider nicht aufgesprochen.
Der Wagen aus den 1960ern stammend, ich als Kind kannte Opa ja schon immer nur mit diesem Auto, kam Anfang der 1980er Jahre in ebensolche "Jahre".
Das hieß wegen technischer Probleme und dem absehbaren "Pickerl" (TÜV) das er nicht mehr bekommen würde musste sich Opa neu umsehen.
Es gab dabei eine dreifache Herausforderung die er zu meistern hatte:
Das nötige Geld für einen neuen Wagen als Invalidenpensionsbezieher aufzutreiben wobei ihm die Familie und gute Freunde halfen
Den Gesundheitscheck- bzw. die Fahrtauglichkeit bei der Amtsärztin erneut bestätigt zu bekommen
Ein leistbares Auto zu finden, das seinen individuellen Bedürfnissen mit Umbauten gerecht werden würde
Hier möchte ich nur auf den Teil 3 eingehen, der letztlich in einem wie es innerfamilär hieß "Englischen" RENAULT 5 in der vier-/fünftürigen Ausführung, also wieder mit Rechtssteuerung, mit nachgerüstetem Handgas und Automatikgetriebe bewerkstelligt wurde.
Es wurde auch wie schon zuvor vorhanden, der originale Automatik Wählhebel auf die für Opa praktikablere Drucktastenwahl vom R8 umgebaut.
Hingegen die Automatik nun eine übliche RENAULT Dreistufen Wandlerautomatik war. Die Benziner-Motorisierung im Detail ist mir nicht überliefert.
In Verbindung mit der Automatik schätze ich aber, das es gemäß der Wikipedia Aufstellung in etwa die 1.300 ccm 55 PS Klasse gewesen sein müsste.
Es waren denke ich auch einzelne spezifische Teile wie eben u.a. der Handgashebel aus seinem alten Auto in das Neue verpflanzt worden.
Die Gasstange mit einem kleinen Hebel am oberen Ende war dabei von einem grauen Kunststoffband schön und gleichmäßig umwickelt gewesen und konnte dabei mit den Fingern der Lenkhand gewissermaßen in Abhängigeit des Lenkradeinschlages mitbedient werden.
Ebenso wie zuvor war der Wagen immer unmittelbar neben der Erdgeschoßwohnung in einer erweitereten ehemaligen Waschküche garagiert, wo Opa zumindest in noch etwas früheren Jahren im theoretischen Notfall sich selbst das Garagenkipptor manuell öffnen und sich in den Wagen hätte wuchten können.
Das war ihm im fortgeschrittenen Alter "zu meiner Zeit" dann nicht mehr möglich.
Mit dem ersten RENAULT 8, wie auch Anfangs mit seinem neuen "R5er" war er noch verhältnismäßig intensiv unterwegs.
Üblich waren einmal im Jahr weitere Fahrten zu einer Kur, manchmal gar in die Schweiz zu einem Dr. Vogel sowie Verwandtenbesuche. Dies brachte so manchen wenn auch sparsam und bedacht gefahrenen Kilometer zustande.
In St. Pölten/Niederösterreich, damals war es noch nicht die Hauptstadt sondern eher ein besseres "Provinzkaff", erlebte ich einmal seine eher defensive bzw. vorsichtige Fahrweise als Mitfahrer hinten drinnen:
Er fuhr da nicht mehr in die Kreuzung, ich denke beim Schießstattring gelegen, ein. Schon kam der dahinter nun warten müssende Verkehrsteilnehmer nach vorne um sich Luft zu machen.
Als er aber nur meine Urgroßmutter ohne Lenkrad vorne sitzen sah die ihn mit deftigen Worten alias "die Ampel ist ja rot bleda Bua" zumindest für mich hörbar konfrontierte, drehte er sich mit einer abweisenden Geste des Unverständnisses um und ließ es sein.
Zu bestimmten Zwecken fuhr er auch Oma die selbst nie einen Führerschein besaß an ihre gewünschten zumeist lokal gelegenen Zielorte, wo er dann im Auto mitunter auch länger warten musste und zumeist dabei etwas laß.
Da ein Laufen lassen des Motors für die Heizung im Winter für ihn keine Option war, hatte er eine schon ältere elektrische Heizdecke die man am Zigarettenanzünder anstecken konnte und die man ihm zuvor über die Beine legte.
Dazu ersuchte er mich in Verbindung seines nun neuen R5, ich möge ihm ein Kontrolllämpchen in die Stromzuleitung einbauen sowie den nun üblichen "neuen" Zigarettenanzünderstecker anstelle des alten 12V Steckanschlußes wie beim Renault 8.
Was ich auch tat, damit er immer wusste wann die Decke an ist um am Ende nicht mit leerer Batterie da zu stehen.
Bild: Ich empfand die Qualität des elektrischen Kontaktes bei der alten KFZ Buchse stets besser als die dann üblichen Zigarettenanzünder mit letztlich undefinierter Kontaktgabe!
Erst seine letzten Lebensjahre, vielleicht eingeleitet durch einen von ihm verursachten für ihn zudem sehr unangenehmen leichten Blechschaden am Wagen ließen ihm wohl selbst Zweifel an seiner noch vorhandenen Fahrtüchtigkeit aufkommen. (Kommuniziert wurde so etwas natürlich nicht, sondern nur Familienintern ohne ihm ausgetauscht, wie eben damals vielfach bei so manchen Themen üblich).
Seine Fahrten wurden in der Folge immer weniger, ehe er uns Anfang 1988 für immer verließ und das verbliebene Fahrzeug als Spende im erweiterten Bekanntenkreis einen neuen Nutzer, der es wieder für die Normalnutzung Umbauen ließ, fand.
Probleme irgendwelcher Art mit dem R5 sind mir nicht bekannt geworden.
In Verbindung mit einer Schulferienzeit verbrachte ich gewollt einige Zeit bei Opa. Gefiel mir doch seine Art der Ruhe und einer guten Planung bei (bescheidenen) handwerklichen Projekten die ich dann operativ für ihn durchführte.
Und so wunderte ich mich, warum er in mehreren Taschen verstaut zwar schon sichtbar altes aber sehr umfangreiches Werkzeug besaß obwohl er selbst ja nicht damit Hantieren konnte.
"Ja, einen Helfer findet man bald irgendwo, aber einen der dann auch noch das nötige Werkzeug dabei hat eher nicht" gab er mir als Antwort.
So führte er, ob auch noch im R5 weiß ich nicht, zumindest aber im R8 eben taschenweise Werkzeug für den Fall des Falles mit. Ob er zusätzlich auch Mitglied in einem Autofahrerclub war weiß ich nicht mehr.
Einmal zeigte er seinem persönlichen Mechaniker aus dem Bekanntenkreis die alte R8 Ersatzlampenbox, der ihm auf die nunmehr vorhandenen bzw. nötigen Halogenlampen aufmerksam machte,
Ebenso mit dabei war stets eine leere Flasche für den Fall, das ein WC nicht, oder zumindest nicht praktikabel erreichbar gewesen wäre. Er hat, wie sein ganzes Leben, aber auch hier seine Fahrten stets sehr diszipliniert geplant.
Als Besonderheit kann ich nur die beschriebene Automatik, sowie
die zusätzlichen Umbauten zum behindertengerechten Fahren wie Handgas und das verstärkte Bremspedal nennen.
Erhalten geblieben ist nur die gesicherte Überlieferung von "Automatik Problemen". Was und in welcher Häufigkeit hier defekt war bleibt unklar.
Das Fahrzeug benötigte formal alle 7.500 km eine Wartung, die im Mindestfall einen Ölwechsel vorsah. Damals gab es noch Sommer- und Winteröle die wohl zu diesem Anlaß, womöglich auch mit einem Sommer-Winterreifenwechsel in einer wie ich annehme Werkstatt eines Bekannten und Freund der Familie durchgeführt wurde.
Modell/Type | ||
Ausführung | ||
Baujahr | 1963 bis 1967 | |
Treibstoff | Benzin (Normalbenzin) | |
Antrieb | Hinterrad | |
Getriebe | Jaeger Elektromagnetische Kupplung mit Drucktastensteuerung als Automatik | |
Ausstattung | vier Scheibenbremsen, | |
Hubraum | 956 cm³ | |
Leistung | 51 kW/40 PS bei 5.000 UPM | |
Motortype | ||
Verbrauch | L/100km (Normangaben: | |
Tankvolumen | 38 L | |
Bauartgeschwindigkeit | 130 km/h | |
Batterie | ||
Eigengewicht/zul. Gesamtgewicht | ||
Anhängerlast gebremst/ungebremst | ||
Abgasklasse | Vergasermotor ohne Katalysator | |
Reifendimensionen |
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Letzte Überarbeitung: 04.09.24