Televisionen - Kapitel 1: Das elektronische Fernsehen in Deutschland Europa 1935 - 1939Letzte Aktualisierung: Montag, 30. Mai 2022 Vieles Versucht- wenig vielversprechendes realisiert. Das war in Europa die Ausgangsbasis für das Fernsehen vor dem Krieg. Die Armut, im besonderen in Deutschland, vermochte nicht so schnell an einen Start zu denken zu können. Sehr wohl aber ermittelte unermüdlich die deutsche Post, welche Verfahren und welche Technik als Ideal für einen möglichen Start angesehen werden konnte: Manfred von Ardenne zeigte sein vollelektronisches Fernsehen auf der Berliner Messe vor und war damit dem Britischen Entwicklungsstand das mechanisch arbeitete Voraus. Basis war die Braunsche Röhre als Bildwiedergabeeinheit sowie einer lichtempfindlichen Aufnahmeröhre deren Entwicklung die Hauptschwierigkeit in jenen Tagen darstellte.
Bild: Beispiel eines Oszilloskops/Oszillographen aus den 1930er Jahren mit dem elektrische Impulse sichtbar gemacht werden können. Eine entwicklungstechnische Basis für das Fernsehen.
Der Versuchssender Berlin-Witzleben / Paul Nipkow strahlte daher auch schon regelmäßige Versuchssendungen aus vom "Langen Lulatsch" dem Funkturm in Berlin ab. Eine Sondereinrichtung stellte die Fernsehsprechstelle der deutschen Post dar: Zwischen Berlin und Nürnberg wurde ein 2 MHz taugliches Koaxialkabel verlegt und damit erstmals Erfahrungen mit Breitbandverstärkern gesammelt. Was uns heute als Videotelephonie bekannt ist - gab es tatsächlich auch damals schon! - Und die passende Anwendung gezeigt in einem Werbefilm zur Verbrechensbekämpfung durch rasche Täterprofilübertragung also Aktenzeichen XY Gelöst gleich dazu. Es folgte aber ein mediales Großereignis das für die ein diktatorisches Regime wie das in Deutschland unter den Nazis wie geschaffen war: Die Olympiade in Berlin 1936 wurde daher auch gleich für einen propagandistischen Testlauf für das Fernsehen genützt: Nebenstehendes Bild zeigt den deutschen Fernsehpionier Walter Bruch an der von Telefunken und Emil Mechau gebauten "Fernsehkanone" bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Das Besondere war die Möglichkeit erstmals außerhalb der Studiobeleuchtung - nur mit Tageslicht versehen Life Fernsehaufnahmen durchführen zu können. Ansonsten musste mit dem Zwischenfilmverfahren gearbeitet werden um einen lichtempfindlichen fertig entwickelten Film fernsehtauglich abtasten zu können. Auch dem "Führer" stellte man ein Gerät in die Reichskanzlei was ihm jedoch nie interessiert haben soll da er lediglich an Massenpropaganda wie dem Rundfunk glaubte. Ähnlich Dr. Goebbels welcher die seiner Meinung nach unausgereifte Fernsehtechnik ins Labor verbannt sehen wollte.
Nur sehr wenige hatten ein solches Gerät zu Hause stehen: Bild: Oben ein aufklappbarer Spiegel, der notwendig war, da die ersten Bildröhren noch eine sehr lange Baulänge erforderlich machten, und daher stehend eingebaut wurden.
Die meisten dieser Geräte standen jedoch in für die Öffentlichkeit zugänglichen Berliner Fernsehstuben, in denen die Olympiade auf 1 bis 2 aufgestellten TV Geräten, oder gar auf einer Leinwand Projektion mitverfolgt werden konnten. Norm in Deutschland wurde dann 441 Zeilen bei 25 Bildern in der Sekunde - ähnlich zur USA mit 441 Zeilen jedoch 30 Bildern in Abhängigkeit zur jeweiligen Netzfrequenz. Zuvor war man noch mit 180 Zeilen beschäftigt, während England nachdem es sich zum elektronischen Fernsehen von EMI entschied bereits hochauflösendes Fernsehen mit 405 Zeilen vorführte. 1938/39 wäre dann der Fernseheinheitsempfänger um 850 RM fertig für die Serienreife gewesen. 1938 eben noch brave Deutsche vor dem ersten Heim Fernsehempfänger E1- bald aber an der Heimat- und der Ostfront anderweitig beschäftigt.....
Wie weit dieses Gerät bereits ausgereift war und selbst Jahrzehnte nach dem Krieg noch wegweisende Details beinhaltete zeigt die Seite: Dann kam der Krieg 1938/39, und später auch noch die Bomben, und alles nichtmilitärische legte man auf Eis - So auch den Volkswagen, den Einheits-Fernsehempfänger, die Volkswohnheime, die Volkskühlschränke... Der Kriegsausbruch stoppte jedoch die Fertigung und Verkauf von Fernsehgeräten für die Zivilbevölkerung, sodass das Fernsehen eingestellt wurde. Doch schon bald darauf erkannte man den Wert des neuen Mediums zur Schaffung von "Frohsinn" für die Unterhaltung von kriegsversehrten Soldaten in den Berliner Lazaretten bis spätestens Mitte 1944 entweder alles zerbombt und ausgebrannt war,
Auch die USA die mit der Weltausstellung 1939 in New York Fernsehen erstmalig einem breiten Publikum vorführten, stellten den Sendebetrieb bald wieder auf Sparflamme. Die damalige Norm 441 Zeilen bei 30 Bildern, die 1941 auf die im wesentlichen noch heute gültige Norm 525 Zeilen bei 30 Bildern / 60 Halbbildern in der Sekunde umgestellt wurde. Im Vergleich interessant, dass das USA TVs von Anbeginn den Kanalwähler an der Gerätefront zur Auswahl von bis zu 13 Kanälen angebracht haben. Europa Geräte wie in Deutschland, und den späteren "Ostblock" Ländern zumeist den Kanalwähler an der rechten Seiten vorn oder gar hinten hatten. Im Falle des Reichseinheitsempfängers E1 war überhaupt keine Kanalwahl möglich. Mit einer Wahlberechtigung ging man sehr zurückhaltend um. Gegen Ende der 1930er Jahre entledigte sich auch Großbritannien offiziell vom Fernsehen, um keine "Geheimnisse" an die Lizenzpartner von Logie Biard, sprich der "Deutschen Fernseh AG" nachmals "Bosch Fernseh GmbH Darmstadt" weitergeben zu müssen. Um es diplomatisch aussehen zu lassen, steckte man einfach das Sendegebäude in London in Brand. " Leider wurde dabei alles Vernichtet..." hieß es für die Ohren des Volkes.... Damalige Norm in GB: 405 Zeilen bei 25 Bildern / 50 Halbbildern- ein Standard, der auch nach dem Krieg bis 1985 in England für das erste BBC Programm und dem ITV gültig geblieben ist. Die Deutschen starteten zwischenzeitlich die Entwicklung des militärischen Fernsehens, die u.a. die deutschen V2 Raketenstarts verfolgte und mittels TV Kamera Fernlenkwaffen erprobt wurden. Man darf sagen, dass das zivile Fernsehen in Deutschland so für gut 14 Jahre 1938 -1952 entwicklungsmäßig danieder lag.
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