Der Japanische Weltempfänger SONY "Captain 55", ICF-5500M aus der Saison 1973

Letzte Überarbeitung: 13.02.24

 

Gerätetest und Analyse der Funktionen samt der Schaltung beim tragbaren "Weltempfänger" dem SONY "Captain 55", ICF-5500M aus der Saison 1973

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Als Referenz dient das Gerät mit deutscher Auslieferung mit der Serien Nummer 44474

 

Foto:  SONY "Captain 55", ICF-5500M Front, Seiten und Topansicht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Das Gerät im Betrieb

  3. Auflistung der Mängel & Fehler am vorliegenden SONY ICF-5500M, Ser# 44474

  4. Quellen & Literaturnachweise

 

  


  

Einleitung:

 

Einem verlockenden Angebot auf einer österreichischen Internetverkaufsbörse konnte ich im Oktober 2021 nicht widerstehen und erstand um ein sprichwörtliches Handgeld, wenn auch per Banküberweisung bezahlt, das genannte Gerät.

Die Kommunikation mit der Verkäuferin verlief professionell. Sehr rasch war das Paket gleich doppelt verpackt im Haus.

 

Beschrieben war es als "Alter SONY Radio", das markante "Captain 55" Logo war mit handschriftlichen Notizen zu Frequenzangaben lokaler UKW Sender überklebt.

 

 Foto: "Captain 55" als Modelbezeichnung - An meinem Gerät leider nicht mehr lesbar bzw. war überklebt worden.

 

Ansonsten sah das Gerät auf den ersten Fotoeindrücken original aus. Die Beschriftungen waren alle in gutem Zustand und nicht wie anderswo abgegriffen oder verwischt.

 

In der Beschreibung stand noch knapp angeführt "Funktionstüchtig", was in der Praxis generell eine vielseitige Interpretation hinsichtlich der tatsächlichen Leistungsfähigkeit beinhaltet.

 

So auch hier. Was ich aber keinesfalls als schlechten Kauf sehen würde, da mich in erster Linie ohnehin mehr eine Geräteanalyse, und der Zustand nach knapp 50 Jahren mitsamt der Reparaturmöglichkeiten interessierten.

 

In der Zwischenzeit des Posttransports kaufte ich, temporär "im Exil" lebend, lokal im Supermarkt Varta Typ C Baby 1,5V Batteriezellen, alias LR14 auch MN1400 bezeichnet um das Gerät dann auch testen und betreiben zu können.

 

Foto: Die nicht mehr so alltäglichen Baby Zellen

 

"Varta - Der eigentliche Name Ihrer Batterien", ein Plakatspruch wie er sehr viel Jahre an der Wiener Stadtautobahn (Süd-Ost Tangente) zu lesen war, kam mir in den Sinn, als es zur Wahl zwischen den Marken Duracell und Varta im Supermarkt kam.

Zugegeben, Duracell hätte zwei Euro mehr gekostet, was es mir zudem nur für Testzwecke benötigt dann auch nicht einen Mehrwert dargestellt hätte, sosehr deren Maskottchen Hase in mir auch innerlich getrommelt hat.

Zu Hause wäre für mich ohnehin nur ein Betrieb am Regelnetzteil in Frage gekommen.

 

Ein im Gerät integriertes Seitenfach für den Ohrhörer mitsamt 3,5 mm Mono-Klinkenstecker war leer, was aber keinen wirklichen Mangel darstellte da ich aus Hygienegründen selbigen ohnehin eher nicht mehr verwendet hätte. Dies ganz im Gegensatz zu Gelegenheiten in meiner Kindheit wenn ich denn so etwas einmal gefunden habe und mangels Alternativen nach einer Reinigung dann gleich für Bastelzwecke benützt habe.

 

Ebenso fiel auf, das ein metallener Abdeckring rund um die sehr gut erhaltene Teleskopantenne fehlte.

 

 

Fotos: Fehlender Abdeckring bei der Antenne ... und wie er aussehen sollte...

 


 

Das Gerät im Betrieb:

 

Zu meiner Überraschung lag dem Gerät, das ansonsten nur noch mit dem Zubehör "Trageschlaufe" ankam, ein Fremdfabrikats-Steckernetzteil 4,8 V/300mA bei.

Dieses wurde gleich einmal angesteckt, und ich vernahm mit Enttäuschung aus erst einmal nur starkes Netzbrummen.

Die Möglichkeit, das dieses Netzteil irrtümlich schon vom Vorbesitzer falsch gewählt war kam mir leider nicht in den Sinn.

Das war ein Risiko deshalb, da Japanische Geräte jener Epoche den Innenstift beim Netzadapterstecker als Minuspol anstatt wie International üblich als Pluspol ausgeführt hatten.

Erst der spätere Blick auf das Typenschild des Netzteils sollte hier meine Ahnung bestätigen.

 

Bild: Das Original SONY Netzteil für dieses wie auch weiterer SONY Gerätemodelle:  

 

Davon abgesehen, das bei Vollaussteuerung das Gerät lt. Werksangaben bis zu 700mA Strom ziehen kann.

Am nicht-funktionieren mit dem Netzadapter änderte dies einmal nichts, und ich gab in das noch sehr saubere Batteriefach die drei für 4,5 Volt erforderlichen Batterien hinein.

 

Schon hörte ich ein leises Rauschen und war wieder guter Dinge.

 

UKW - FM:

 

Es ließ sich das Band zwar Abstimmen. Hörbar wurden jedoch selbst bei vollständig ausgezogener noch sehr gut intakt gebliebener Antenne nur Frequenzen ab etwa 102 MHz, und diese so schwach, dass die Feldstärkeanzeige hier nicht ansprach und, sofern es nicht ein eigener Fehler sein sollte, auch die AFC Schaltung ohne Funktion blieb.

 

Eine Betrachtung des Blockschaltbildes aber auch der Detailschaltung lässt hier vorerst auf eine defekte HF Eingangs Stufe schließen, die bei diesem Gerät mit einem Feldeffekttransistor realisiert ist. Alle anderen Stufen werden mit Transistoren und einem NF IC verstärkt die bis auf den UKW Eingang, dem UKW Mischer und Oszillator auch alle im AM Signalweg verwendet werden was einen exklusiven UKW Fehler, hier fürs erste vorbehaltlich eines fehlerhaften manipulativen Abgleicheingriffs durch Vorbesitzer, wahrscheinlich macht.

Die Rückwandschrauben, leicht ausgefranst lassen aber auch hier mitunter eine Vorahnung aufkommen. 

 

Eine Prüfung der Übereinstimmung von der Senderfrequenz und deren adäquate Spiegelung auf der Abstimmskala wird in Verbindung mit einem Messgenerator, bzw. einer bereits bekannten starken UKW Sendestation am Wohnort dann die erste Messübung zum Thema darstellen.

Ein bei höheren Frequenzen im Ton hörbares leichtes Kratzen oder Schaben, scheinbar von den Drehkondensatorplatten kommend fällt ebenso auf.

 

Mechanik/ Handhabung des Geräts:

 

Das Gerät wirkt sehr solide und durchdacht konstruiert. Auch optisch entspricht es den Erwartungen die man nach knapp 50 Jahren an ein Gerät dieser Kategorie hat und an dem man die Modernität des damaligen Zeitgeistes immer noch nachvollziehen kann.

Es ist ein typisches Kofferradio. Hier jedoch eher in die Höhe denn der Breite konstruiert.

Die Schultertrageschlaufe macht das Gerät wie ich selbst getestet habe zu einem Begleiter auch für Unterwegs wenn es auf Aussichtstürme zwecks Empfangstests ging.

Ein Gewicht von rund 1,6 kg samt Batteriesatz sind dabei akzeptabel.

 

In eine Jackentasche einstecken kann man das Gerät mit den alleine schon Höhenmaß von 204 mm aber nicht mehr. Eine Bautiefe von 67 mm sowie eine Breite mit 163 mm schränken dies ohnehin schon ein.

 

Bedienung:

Die Front:

 

Bild: Frontseite mit den Bedienorganen:

 

An Bedienorganen und Einstellmöglichkeiten fallen die großzügig vorhandenen Verstärkereinstellmöglichkeiten auf:

Der obligatorische zudem nicht kratzende oder aussetzende Lautstärkeregler, hier jedoch als nicht so ideal bedienbares weil stets leicht steckendes Schiebepotentiometer anstelle eines Drehreglers ausgeführt. Vielleicht, dass ein leichtes Einfetten mit zulässigen Mitteln diese Thematik etwas bessern kann.

 

Zwei zwar kleine aber mit Führungsnase versehene Regler für Bass und Höhen. Dazu eine schaltbare "Loudness", die das Potential des Lautsprechers zur Geltung bringen kann.

 

Eine per Taster schaltbare Beleuchtung, bei der ein Miniaturglühlämpchen beim Anzeigeinstrument zugeschaltet wird.

 

Dieses Anzeigeinstrument zeigt zudem den Batteriezustand in einer Art Doppelfunktion mit der Feldstärkeanzeige (Tuning) sowie nach Umschaltung die Lautstärkeaussteuerung (VU-Volume Units) an.

Diese Tuning Anzeige ist jedoch nicht mit den für den im professionellen HF Empfang üblichen S-Meter Werten angegeben, sondern ist eine reine 0-10 Linearskala.

 

Die als Folienband ausgeführte Skala für die vier Bänder hat hier erkennbar schon einigen Spielraum an Interpretation hinsichtlich der abgelesenen Frequenz.


 

Die Oberseite des Geräts:

 

Sony Captain 55

Foto: Oberseite des SONY Captain 55

 

Links haben wir die Teleskopantenne, ausziehbar bis auf ca. 100 cm die per Druckknopf mechanisch entriegelt wird und per Spannfeder getrieben herausspringen sollte.

Letzteres tat sie hier nicht mehr. Wie beschrieben, fehlt auch ein möglicherweise mit dieser Funktion verbundener metallener Abdeckring oben.

 

Ein Knebelschalter dient der Ein/Aus Power Funktion.

Nun folgt als besonderes Merkmal, wenn auch nicht als Alleinstellungsmerkmal, ein mechanischer 60 Minuten Timer mit einer Doppelfunktion:

Einmal um in der Betriebsschalter Stellung "Ein" das Gerät auf Dauer der per Drehknopf vorgewählten Zeit auszuschalten bis es sich nach Ablauf der Zeit dann wieder auf Dauer einschaltet.

Als nützlich mache ich hier das zeitgesteuerte Einschalten zu den "Nachrichten" ob auf lokaler UKW Frequenz oder z.B. dem BBC World Service auf Kurzwelle aus um diese nicht versehentlich zu versäumen und um sich nicht bei ansonsten eingeschaltetem Gerät unnötig bis zum wesentlichen Programmteil ablenken zu lassen.

 

Die Einschlaffunktion ist dann die gespiegelte Anwendung davon: Hier spielt das Gerät noch bis zu 60 Minuten. Die verbleibende Zeit in Minuten wird auch zusätzlich an der Gerätefront angezeigt. Danach schaltet sich das Gerät automatisch aus wie man es auch von (mechanischen) Uhrenradios her kennt.

 

Das bereits angeführte Kombiinstrument auf der Frontseite wird hier mit einem Knebelschalter (Fabrikat Alps lt. japanischen Webseiten) von der Feldstärkeanzeige/Batterieanzeige auf eine am Testgerät aktuell nicht funktionierende VU, also Aussteuerungsanzeige umgeschaltet.

Die Batterieanzeige selbst ist ebenso etwas gewöhnungsbedürftig: Der Zeiger steht im Ruhemodus grundsätzlich auf Stellung "10" also ganz rechts. Im eingeschaltetem Zustand OHNE Senderempfang wird im dann linken Anzeigefeld der gute Zustand der Batterien angezeigt. Auf einen schwachen Batteriesatz würde das Instrument mit einem "großen Feldstärkewert" bei nicht vorhandenem Sender reagieren. Ich bin überzeugt, das man dies mit einem Dreifachkombi(tast)schalter auch eleganter und vor allem Bedienungsfreundlicher hatte lösen können.

Foto: Anzeige des Batteriezustandes bei nicht abgestimmten Sender

 

 

 

Wird aber nun ein Sender mit erfassbarer Feldstärke eingestellt was wohl den Normalbetrieb darstellen wird, dann arbeitet sich der Zeiger auf der Abstimmanzeigeskala nach rechts entlang. Das muss man einmal Wissen und verstehen!

 

 Foto: .....In gleicher Schalterstellung Anzeige bei abgestimmten Sender - Nun zeigt es die Feldstärke!

 

Bleibt an der Oberseite noch der Schalter >FM AFC Ein/Aus< was uns Technikern selbsterklärend ist. Also die automatische Frequenznachregelung bei UKW Sendern im Fall eines Frequenzdrifts aufgrund von Temperatur oder auch nachlassender Batteriespannung.

 

Wie beschrieben ist aufgrund des schlechten UKW Empfangs der Ratiodetektor wahrscheinlich noch nicht in der Lage eine verwertbare Nachabstimmspannung für den Tuner zu liefern was wir uns dann nochmals ansehen werden.

Foto: Parallel dient dieser Schalter, jedoch nur im MW Bereich, als Abschwächer mit der Lokal/Fern Funktion.

 

Der Praxistest ergab, das (in 2021) ein realer Betrieb abseits von starken lokalen MW Sendern immer nur in der DX-Fern Stellung möglich ist.

 

     

 


 

 

Rechte Seite:

Foto: Hier befindet sich das Fach für den Ohrhörer was ich durchaus als praktische Ausstattung werten möchte. Ein "vergessen und verlegen" des Ohrhörers ist so fast ausgeschlossen.

 

 

Foto: Der als Knebelschalter ausgeführte Vierband Wellenwahlschalter.

 

Hier verbleibt leider ein deutlicher Restzweifel ob der Schalter nicht im Mindestfall eine Kontaktreinigung benötigt. Zu unklar sind die Schaltzustände hinsichtlich des Feedbacks aus dem Lautsprecher, wenngleich die mechanische Rasterung noch stark genug ausgeprägt ist.

 

Anders dazu das darüber liegende Abstimmrad:

Selbst im Wissen, dass auch andere Hersteller ähnliche Anordnungen haben, so empfinde ich dies hier nicht als wirklich Praktisch. Dies insbesondere wenn jeweils das ganze Band abgesucht werden soll was einem die Hand rasch ermüden oder gar verkrampfen lässt.

Da helfen auch die beiden kleinen Öffnungen für die Fingerspitzen nichts, da hierfür wiederum der Skalentrieb wohl durch Alterung nun etwas zu streng geht.

Hier würde man sich die herausklappbare Kurbel wie beim Wettbewerb wünschen. Dafür wäre aber wohl die restliche Mechanik zu filigran ausgeführt gewesen.

 

Foto: Ermüdende Handlage beim Durchstimmen mittels Fingerbetätigung an den Ausnehmungen, wohl für kleine (japanische) Finger gedacht.

 

 

 

 

 

Hinzu kommt am fast 50 Jahre alten Gerät das subjektive Gefühl eines 5 mm Schlupfes in jeweils beide Richtungen beim Abstimmen auf. Ebenso ist so etwas wie ein Seilzugknirschen am Abstimmtrieb zu verspüren wenngleich es Zahnräder sind die hier Arbeiten.

Letztere Eigenschaften machen das Abstimmen in den AM Bändern nicht unbedingt zur Freude. Ein Blick in die, wie ich schon weiß, komplexe Mechanik wird uns weiteres ans Licht bringen.


 

Die linke Seite:

 

 

Foto: Hier sind sechs (!) Anschlüsse auf einer Buchenleiste vorhanden: 5x die bekannte 3,5 mm (Mono) Klinkenbuchse für Kopfhörer, einem Aufnahmegerät, dem Einschleifen eines optionalen MPX Stereo Dekoders samt Spannungsausgang um das Gerät Fremd zu versorgen.

 

Weiters die 4,5V Gleichstromversorgung vom empfohlenen SONY Zubehörnetzteil Typ AC-456C als Ersatz für den kostenintensiveren Batteriebetrieb.

Das Originalnetzteil liefert bis zu 500mA und ist Umschaltbar auch für 6 V Geräte basierend auf einer einfachen Zenerdioden/Längstransistorregler Stabilisierungsschaltung.

 

ACHTUNG:

 

Vorsicht, trotz aller Prüfung und Vorwissen bin ich nun ebenso wieder einmal hereingefallen: Diese SONY (und auch andere japanische) Gerätegenerationen bis etwa 1990 haben in der Gleichspannungsbuchse den Innenleiterstift auf Minus gepolt! Folglich ist der Außenmantel der Pluspol!

Mag sein, dass das beigelegte Fremdnetzteil ("das ja nur Brummt") weil international basierend dort der Pluspol der Innenleiter ist, den einen oder anderen Elko sowie eben auch den UKW FET Eingangstransistor Q1 Typ 2SK42 geschossen oder zumindest in Mitleidenschaft gebracht hat.

"Mea Culpa" wenn man weiß aber dann falsch handelt! In meinem Fall dürfte ein möglicher Schaden aber schon vom Vorbesitzer verursacht worden sein was vermutlich auch der Anlass zum Verkauf war.

 

Interessieren würde, wie eine Vollbestückung aller 6 Anschlüsse optisch wie auch von der Gerätehaptik her wirken würde. In der Praxis die ich auch "nachspielen" möchte werden es wohl nur drei werden: Kopfhörer, Netzteil sowie ein angeschlossenes Kassettenaufnahmegerät aus jener Zeitepoche.

 

Foto: Gedachter Praxisbetrieb anno 1970er Jahre zum Mitscheiden

 

Rückseite:

Foto: Rückseitige Ansicht des SONY Captain 55

 

 

 

 

Bleibt uns noch die Rückseite mit zwei als Rändelschlitzschrauben ausgeführte Antennenanschlüsse für wahlweise, wie die Anleitung vorgibt, einer Hochantenne und Erdleitung oder einem UKW Dipol in symmetrischer Anschlußart. Eine wirklich symmetrische Signalübernahme findet sich jedoch in der Schaltung dann nicht mehr!

 

 

Foto: Schraubanschlüsse zum Draht einklemmen oder für Kabelschuhe

 

Darunter das informative und aussagekräftige Typenschild.

 

Foto: Typenschild:

 

Das mir vorliegende Gerät trägt zudem noch die Deutsche FTZ Prüfnummer ausgestellt für diese Gerätetype! Somit war es wohl kein originärer Österreich Import.

 

Foto: FTZ Prüfnummer: Es kann ja nicht einfach irgendwer bei "uns" verkaufen was er will. Das Ausmaß an Störstrahlungen sowie erweiterte Frequenzbereiche wurden durch diese Prüfung wieder "auf Linie" gebracht. Siehe die Beispiele im Text, die im Jahr 2021 und sicher auch schon davor teilweise gar lächerlich wirken!

 

 

 


 

 

 

Der Geräteboden:

 

 Foto: Geräteboden

 

Hier finden wir mittig das hier noch sehr gut erhaltene Batteriefach ohne Spuren eines Auslaufens für die Aufnahme von drei 1,5 V Babyzellen. Etwas Spielerei benötigt der Deckel beim Verschließen, der aber noch gut hält.

 

Foto: Deckel und Batteriefach mit Ziehband zum Herauslösen

sowie dem Seriennummernaufkleber

 

 

Foto: Auf (Serien-)nummer sicher gehen....

 

 

 


Gedanken zum geeigneter Kundenkreis im Jahre 1973:

 

Dies soll bewusst keine unreflektierte Wiedergabe von Werbeaussagen und Prospektjargon von damals sein.

Auch werden sich einstige und auch aktuelle Fachautoren wie Nils Schiffhauer und andere sicher bereits mit deren Expertise zum Gerät, wahlweise als Neukauf Mitte der 1970 Jahre oder dann wieder als Rückblick zu Youngtimerweltempfängern ausgelassen haben.

 

Daher folgt hier meine rein persönlich subjektive Wahrnehmung:

 

Marine Band:

Das unmittelbar an die obere Mittelwelle anschließende Band war in den 1920er bis 1930er Jahren in den USA auch als "Police Band" bezeichnet worden aufgrund der anfänglich dort arbeitenden Funkdienste.

Davon konnte aber 1973 keine Rede mehr sein. Schon gar nicht bei einem in Deutschland frei verkäuflichen Gerät.

Die Schiffs- und Bootsfahrt, in der Zeit noch lange vor GPS und Satellitenfunk benötigte ebenso Kommunikations- wie auch Navigationsmittel.

Inwieweit haben sich Hobbybootsmänner und Frauen von der Möglichkeit des Marineband Empfangs angesprochen gefühlt?

Was hätte es abgesehen von den Rundfunktropenbandempfang im 90-120m Band auf für die  Schifffahrt relevantes zu empfangen gegeben?

Navigation scheidet eher aus. Eine Peilfunktion mittels des eingebauten Ferritstabes (Für MW und Marine Band) ist zwar möglich aber wohl nur Kenner der Technik hätten in Folge gewusst damit umzugehen.

 

Es bleibt daher wohl beim damit möglichen Tropenbandempfang.

 

Die Bezeichnung "Captain" mag nun eher auf das erweiterte Wellenreiten bezogen worden sein.

Bei Mitnahme auf Kreuzfahrt um Kap Hoorn wäre damit eine deutlich erweiterte Empfangsmöglichkeit gegeben gewesen.

 

Die Website [1] gibt einen guten Einblick zum Thema.

 

Insbesondere die Feststellung, wonach in der 1970er Jahren die meisten Sender im Tropenband verfügbar waren lassen den Zeitgeist zu diesem Gerätemodell besser verstehen.

   

Mir bisher bekannt waren lediglich erweiterte Langwellenempfänger für den Marine Band Empfang. Zumeist eben mit Navigationsmöglichkeiten nicht zuletzt durch drehbare Ferritpeilstabantennen. Ebenso auch UKW Empfänger für die Binnenschifffahrt wie etwa für den Schleussenfunk etc. dort aber dann in Sprechfunkgeräten ausgeführt.

 

Als Amateurfunkempfänger fällt er schon vom Kurzwellen Frequenzgang von 4,5 bis nur 12 MHz (25m Band), aber auch durch das Fehlen eines BFO's für die Hörbarmachung von Morsetelegrafie oder SSB Sendungen aus.

 

Die Art der Abstimmung mit dem Seitenabstimmrad und einer eher groben Frequenzanzeige und dementsprechender Wiederkehr(un)genauigkeit nebst der beschriebenen eher nur allgemein aussagenden Abstimmanzeiger Werten machen es eher zu einem guten UKW Gerät.

Vielleicht noch zu einem Gerät für eher am Anfang stehende SWL'er, also Kurzwellenhörer auf Wellenjagd für die vielen damals existierenden Stationen aller Länder.

 

Das Fehlen einer Bandspreizung, wie auch einer Doppelsuper Schaltung wären zugegebenermaßen in dieser Geräte und somit Preisklasse ohnehin ein anderes Thema.

 

In diesem Fall, natürlich verschlüsselt für den Konsumenten wie auch Besitzer wird dies gar als Besonderes Merkmal angeführt: "SSH" ist grafisch am der Oberfläche abgedruckt war ausgeschrieben "Single Super Heterodyne" also Einfacher Überlagererungs(Empfänger) heißt.

Der unbedarfte Käufer könnte, so wie bei den Merkmalen IC + FET, auch hier auf ein vermeintliches Zusatzfeature vermutet und damit seine Kaufentscheidung mit beeinflusst haben.      

 

 Fotos: SSH Label an der Oberseite; sowie Typenangabe an der Front  

 

 

Die umfangreichen Klangregeleigenschaften sowie auch die vielseitigen, hinsichtlich gar eines im Kundenechtbetrieb wohl eher kaum eingesetzten Stereo MPX Decoder Anschlusses, ermöglichen eine recht vielseitige Einsetzbarkeit.

Der eingebaute Timer darf sowohl fürs Einschlafen wie auch dem gezielten Einschalten als nette Zusatzausstattung gelten.

Für 1973 mag möglicherweise ein Langwellenteil mehr Praxisnutzen für europäische Hörer gebracht haben denn ein Tropenbandempfang.

Aber vielleicht war es gerade dieser "Marineband" Selektor, der für den Kaufanlass ausschlaggebend war?

 


Das Gerät auf den Weltmärkten:

 

Wie bei vielen SONY Geräten, legte man zuerst eine hinsichtlich der weiteren Typenvarianten mitunter abgewandelte reine Japan Inlandsversion auf.

 

·        Dies wäre der SONY ICF-5500 "Sky Sensor" ohne Suffix und nicht für "Kapitäne"!

 

Eine für dortige Verhältnisse angepasste und in zumindest Europa ohnehin nicht zulässige Ausstattung bestand aus dem 76-90 MHz UKW Frequenzbereich  sowie dem Zusatz eines low-power Funkmikrophons arbeitend auf selbigen Frequenzband bei weitgehend ähnlicher optischer Aufmachung und           Grundkonzeption mit Kurzellen- und Mittelwellenteil.

Welchen praktischen Nutzen diese Mini UKW Funkmikrofonanlage für Kunden wirklich haben konnte entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.

 

·        Für die USA gab es das Modell SONY ICF-5500W.

        

Es ist dann ebenso nur ein Dreiband Empfänger: UKW Rundfunkband, UKW oberes FM Band für den Behördenfunk, alias Polizeifunk etc. sowie der Mittelwelle. Hier ist dann eine Rauschunterdrückung schaltbar.

 


 

Webpräsenz & Literatur:

 

  1. wabweb.net/radio/radio/tropenband. htm (Abgerufen am 28.10.2021)

  2. Die Gerätefamilie ICF-5500(x) ist bereits auf  Youtube wie auch den einschlägigen Webseiten wie

  3. Radiomuseum.org nebst dem

  4. Fachauftritt von Dr. Bösch mit seinem Portal Shortwaveradio.ch mitsamt der Literatur recht gut vertreten.

  5. Auch lassen sich Katalognachweise für den Deutschen Markt auf Hifi-Archiv.info gut abrufen.

 


 

Die Technik:

Die Schaltung:

Allgemein:

 

Das Gerät arbeitet nach dem Einfach-Superhet Prinzip.

9 Transistoren in der eigentlichen Radioschaltung, zuzüglich einem als AUX also für Zusatzfunktionen verwendeter Transistor und einem IC für die NF Vorverstärkung lassen für damalige Verhältnisse gute Werte erwarten.

Was auffällt, ist die geringe 4,5 Volt Versorgungsspannung, was im Vergleich zu den sonst üblichen 6V (4 x 1,5 V Batterien) oder gar 9V Versorgung (9 V Block oder aufgrund des Strombedarfs dann eher 6 x 1,5 V) auffällt und sicher auch in der Schaltungsentwicklung hinsichtlich brauchbarer Leistungsdaten eine Herausforderung dargestellt haben wird.

 

Bis auf drei Transistoren (Q1, 2 & 3) haben alle Transistoren sowohl für den AM wie auch FM Empfang eine Verstärkungsfunktion (Mehrfachfunktion).

 

Bei UKW kommt noch ein HF Vorverstärker Q1, als FET ausgeführt sowie ein Mischer Q2 und Oszillator Q3 hinzu.

 

Bild: Schaltungsauszug zum besseren Verständnis der Bandumschaltmatrix beim ICF-5500M. Wenn man verstanden hat, dass die beiden inneren Kontakte die jeweils gemeinsame Schaltkontakt darstellen, fällt einem das Schaltplanstudium etwas leichter!

 

  


 

  

 

Signalwege HF:

Der UKW/FM Teil (86,5) 87,5 - 108 MHz:

Wahlweise von der Teleskopantenne oder über 10pF von den Schraubanschlüssen für eine externe Antenne an der Rückseite gelangt das Signal über 12pF angekoppelt an einen nicht abgestimmten Bandpass.

Nach ungeregelter Verstärkung mit dem Q1 n-Kanal FET 2SK42 geht es an den per Drehkondensator abgestimmten Vorkreis, und über 4pF in Folge an die Mischstufe Q2 mit dem in diesem Gerät zumeist verwendeten 2SC710 Siliziumtransistor.

 

Das Signal des externen als Hartley Dreipunktoszillatorschaltung (zwei serielle Induktivitäten) ausgeführten Q3 2SC710, arbeitend in Kollektorgrundschaltung wird über 1pF an die Mischstufe geführt.

Die Parallelschwingkreiskapazität ist zusätzlich als Kapazitätsdiode D1 IS2139 für die AFC Schaltung ausgeführt. Sie erhält die gegen Masse wegschaltbare Regelspannung wie üblich vom Ratiodetektor.

 

Bild: Schaltung des SONY ICF-5500M UKW-FM Oszillators mit den Frequenzbestimmenden LC Komponenten sowie der AFC Nachstimmschaltung per Kapazitätsdiode.

 

 

 

 

  

Nur zum Vergleich jener Tage hier die Schaltungsapplikation CA-95 vom US Halbleiterhersteller TI-Texas Instruments:

 

 

Bild: Dreifachabstimmung per Dreifachdrehko, also mit einem abgestimmten Vorstufeneingangskreis.

 

Hier gibt TI eine Empfindlichkeit von 2,3µV/30dB Signal/Rauschverhältnis an. SONY hat bei seinem Tuner ohne Vorstufen-Eingangskreisabstimmung 4µV/30dB angegeben.  

 


 

 

 

Zurück zu SONY:

Ein erstes konventionelles ZF Filter gibt das Signal an das erste Keramikfilter CF F1. Über die Bandumschaltermatrix gelangt das Signal an den 1. FM ZF Verstärker Q4 mit dem 2SC710.

Von dort weiter an das 2. Keramik ZF Filter CF F2. Anschließend an den 2. FM ZF Verstärker Q5 mit 2SC710 der direkt ohne Umschalter das 3. FM ZF Keramik Filter CF F3 bespielt.

Alle drei Keramikfilter haben die gleiche Typennummer und Spezifikationen!

Geschaltet über den Schaltkontakt S7 an die Basis des 3. FM ZF Verstärkers Q6 2SC710 und gleich nur mehr kapazitiv angekoppelt sind der 4. FM ZF Verstärker Q7 2SC710. Es folgt wieder ohne weiterem Filter die 5. FM ZF Stufe Q8 2SC710 welche die Ansteuerung des Ratiodetektors mit D3 & D4 je IT22 Dioden durchführt.

Diese letztgenannten Stufen wurden dann wohl übersteuert als Limiter arbeiten was ich mir noch am Oszilloskop ansehen möchte.

 

Wie ausgeführt wird hier auch die AFC Regelspannung gewonnen, die bei Nichtgebrauch gegen Masse kurzgeschlossen wird.

Eine Regelung der HF oder ZF Verstärker gibt es für FM nicht!      

 

FOLGT 

Bild: Ratiodetektor mit Abstimm-Regelspannungserzeugung (Gelb). Des NF Signals (Blau) und der Abstimmanzeigerpegelspannung (Grün).  

 

 

 

     

Das Gerät in der FTZ Version (Fernmeldetechnische Zentralamt) für West-Deutschland, hat dabei gemäß der SONY Schaltungsbeschreibung erst einen UKW Bandbeginn bei 87,5 MHz anstelle der ansonsten gebotenen 86,5 MHz. Also ein MHz "weniger" an Empfangsfrequenzen.

Dies in der FTZ Vorgabe vermutlich deshalb um ein Abhören von (damaligen) Funkdiensten an diesen Frequenzen zu verhindern.

Ebenso ist bei 108 MHz Schluss, während hingegen die "normale" nicht FTZ Version bis 109,5 MHz womöglich noch einen Hauch von Flugfunk oder ähnliches durchlassen könnte.

 

Signalwege HF:

Der AM Teil:

Kurzwelle:

 

Wieder, wahlweise über die eingebaute Teleskopantenne oder der rückseitigen Schraubklemme über 10pF, gelangt das HF Signal an den per Drehkondensator CVI-3 abstimmbaren Eingangskreis des L7 Eingangsfilters.

FOLGT

 

Bild: KW Eingangskreis Schaltungsauszug

 

Über die Ausgangswicklung gelangt das Signal an den Q5 2SC710 AM Mischertransistor über einen LC Saugkreis gegen Masse von 10pF/47µ was rund 23,2 MHz sind. Ob dies nun Spiegelfrequenzen oder die damals schon aufkommenden 27 MHz CB Funkgeräte und Funkfernsteuerungen unterdrücken sollte bleibt mir unbekannt.  

 

Der AM Oszillator Q4 2SC710 arbeitet wie der FM Oszillator in der Hartley Dreipunktgrundschaltung, abgestimmt mit dem CVI-4 Drehkondensatorplattenpaar. Hier verschaltet mit der L10 Oszillatorspule. An dieser Spule wird induktiv die Oszillatorfrequenz ausgekoppelt, an ein induktiv gekoppelte Wicklung an der abgestimmten Eingangskreisspule herangeführt an den AM Mischer     

 

Das Mischerausgangsprodukt, mit bei diesem Gerät ausgeführten ZF von 455 kHz gelangt über Einkoppel-/Auskoppel LC Filter an das A1 L/C-Keramikfilter über das die Basis des Q6 2SC710 1. AM ZF Verstärkers angesteuert wird.    

Es folgen, jeweils nur kapazitiv angekoppelt, die 2. und 3. AM ZF Verstärkerstufe mit dem Q7 & Q8 2SC710.

An letzterem erfolgt per Filterauskopplung die Diodenstrecke D5 IT22 als AM Detektor wo nach einem C-R-C Pass das NF Signal abgenommen wird.

 

Die Regelspannungserzeugung für den AM Bereich erfolgt über die AM Hüllkurvendemodulationsdiode D2 IT22 welche per Bandwahlschalter über die Diode D2 IS1555 in Durchlassrichtung leitend geschaltet wird.

In Folge erhält der AM Mischer Q5, sowie die beiden AM ZF Verstärker 1 & 2 Q6 & Q7 eine Regelspannung an der Transistorbasis.

   

Signalweg AM

Bandbereiche MW 530 kHz - 1.605 kHz sowie Marine Band 1,6 - 4,5 MHz.

 

Hier wird ausschließlich mit der Ferritstabantenne empfangen, die bei Drehung des Gerätes eine gewisse Richtwirkung zulässt.

Ebenso ist wie bei UKW sowie Kurzwelle die Teleskopantenne wie auch der rückseitige Antennenschraubanschluß zugeschaltet, was insbesondere bei einer externen Langdrahtantenne eine positive Signalwirkung aber auch die Gefahr von Übersteuern sowie Kreuzmodulationen zeigen wird.

Wie bei der Kurzwelle gelangt das Signal über die jeweilige Eingangsfilter-Sekundärspule am Ferritstab an den AM Mischer.

Sonstige Unterschiede zur AM Kurzwellensignalverarbeitung bestehen mit nachstehender Ausnahme nicht:  

 

Die Signalabschwächung, wirksam nur für den MW Bereich, erfolgt per Kombischalter FM-AFC/Lokal-DX. Hier wird lediglich ein 10 kΩ Widerstand in die Ferritantennenspulenauskoppelung an den Mischertransistor zusätzlich zur Signalreduzierung eingefügt.

 

Bild: Schaltungsauszug zur MW Signaldämpfung

 

  

 


 

Signalwege NF:

FM: Vom Ratiodetektor kommend über 0,47µF gelangt das MPX also Stereo Multiplex Signal an die 3,5 mm MPX Klinken Buchse. In bei Nichtgebrauch dieser Funktion durchgeschliffenen Schaltfunktion der Buchse gelangt das MPX Signal weiter an eine baugleiche AUX Buchse, die wahlweise das Einspielen des z.B. vom externen MPX Dekoder kommende dekodierte Stereo Links NF Signals ermöglicht.

An diesem Beispiel wird auch zugleich die mögliche Notwendigkeit bei höherwertigen früheren Tonband, wie auch Kompaktkassettenrekordergeräten zuschaltbaren MPX Filter erkennbar.

 

Bild: NF Teil & NF Signalweg. In Blau die Mitkopplung in den Tieftonkreis

 

 

Liefert das MPX Signal ja nicht nur das L+R NF Summensignal bis etwa 15 kHz, sondern auch die 19 kHz Pilottons oder gar des 38 kHz unterdrückten Stereosignalträgers mit, die bei besseren Bandmaterial mit erweiterter Aufnahmebandbreite störende Interferenzprodukte mit aufzeichnen könnten.

Bei einfachen (billigeren) Eisendioxidkassetten und vielleicht 8 kHz Aufnahmebandbreite bei einfachen Kassettenrecordern mag dies weniger ein Thema gewesen sein.

   

Dieses Signal, zwar mit dem C63 0,033µF höhenbedämpft, gelangt so zur NF Tonhöhensteuerung sowie der schaltbaren Loudness Funktion gekoppelt in die Beschaltung des Zusatzabgriffs am Lautstärkepotentiometers für die gehörrichtige Anpassung.

 

Weiters an den NF Vorverstärker und Treiber IC1 CX-025E an dem auch die Basssteuerung beschaltet ist.

Der Ausgang des 8 poligen IC's bedient die 50 Ω Eingangswicklung des Treibertransformators T1 für die sekundärseitige Ansteuerung mit einem Wicklungswiderstand von je 100 Ω an das Q10/Q11 2SC1429 Komplementärendstufenpaar.

 

Der 12mA Ruhestrom (Bias) wird mittels einer D6 IS1209 Diode über den 0,65 V Spannungswert erzeugt und über die Trafowicklungen, den Endstufen BE Übergängen an den 0,22 Ω Widerstand abgeleitet.

 

Der daran angeschlossene Ausgangsübertrager T2 liefert die NF bei einem 6 Ω Ausgangswiderstand direkt an die 3,5 mm Kopfhörerklinkenbuchse bzw. bei deren Nichtgebrauch direkt durchgeschliffen an den 12 cm 6,5 Ω Lautsprecher.

 

FOLGT

Bild: T1 & T2 Übertrager Wicklungswiderstandswerte lt. Schaltung      

 

 

 

 

Über eine eigene Sekundärwicklung wird die Gegenkopplung für die Bassanhebungssteuerung direkt über den NF IC1 realisiert.


 

Schaltungsweg: FM Signalstärke Anzeige (Tuning Meter)

 

Das Tuning Meter liegt mit dem Minus Pol an Masse. Parallel ist ein 10

10µF Elko zur Dämpfung (Entschleunigung) von allzu raschen Zeigerbewegungen verbaut. Ein Umschalter legt den Emitter des als Gleichstromverstärker in Kollektorschaltung (Spannungsverstärkung 1, hoher Eingangswiderstand bei niedrigem Ausgangswiderstand) geschalteten AUX Transistors Q9 2SC633.

 

Im Ruhebetrieb bei keinem Anstehenden HF Signal, wird der Transistor voll Durchgesteuert, was am Instrument den Zeiger von ganz rechts (Stufe 10) nach links zur Stufe 1,5 bewegen läßt (Drehspulinstrument).

 

Dies stellt sogleich den Anzeigewert für den Batteriezustand dar, der sich zwischen Stufe 0 und 4 befinden darf. Höhere Anzeigewerte (sprich geringere Spannung) wären dann ein Anzeichen für einen bereits verbrauchten Batteriesatz.

  

Steht nun ein ZF HF Signal am 4. FM ZF Transistor Q7 als 10,7 MHz ZF Träger, so wird dieser über C49 30pF und der auf positives Niveau geschalteten Diode D2 IS1555 gleichgerichtet.

Je größer der Träger, desto höher das daran entstehende negative Spannungspotential, was das Anzeigeinstrument nun schwächer aussteuern lässt. Dieses schwächere Aussteuern entspricht jedoch damit einem höheren Feldstärkewert! Ein 10µF Elko erledigt die Glättung.

Das was man optisch sieht ist also genau gegenteilig zu den im Gerät befindlichen    

 

Per einem mit der Bandumschaltung gekoppelten Schalter wird auch der Arbeitspunkt dieser Diode D2 im Unterschied zur AM Beschaltung mit einer anderer Arbeitsspannung beaufschlagt.

 

AM Signalstärke Anzeige (Tuning Meter):

An der AM ZF Detektordiode D5 IT22 wird neben der NF auch die Regelspannung über die D2 IS1555 Diode erzeugt. Diese (siehe FM Anzeige) steuert ebenso den Transistor für das Anzeigeinstrument aus. Je geringer die Regelspannung, desto höher der angezeigte Signalwert.

 

Sonderfunktionen:

NF Signalstärkeanzeige (VU Meter):

 

Parallel am NF Ausgang nach dem TR2 wird über eine die NF gleichrichtende sowie als Begrenzer dienende Diodenkombination D7 & D8 IS1555 das NF Signal, bedämpft nochmals mit einem 10µF Elko, abgenommen und dem Anzeigeumschalter zugeführt. Ist dieser Angewählt, so erhält man eine der Amplitude der NF entsprechende Aussteuerung. Dies würde ich von der Nutzwirkung her in einem solchen Gerät eher als eine Spielerei empfinden.

 

Bild: Teilbeschaltung des Mehrfachanzeigeinstruments:

 

Batterieanzeige: Siehe FM (AM) Tuning

 


Stromversorgung:

 

Das Gerät kann wahlweise mit einem externen 4,5 VDC 500mA (700mA würde die NF Vollaussteuerung benötigen) Netzteil versorgt werden.

Als Type gibt SONY hier das AC-456C an.

Wie bereits beschrieben, ist insbesondere bei Fremdprodukten wie auch Selbstbaugeräten die Kontaktbeschaltung des Steckers mit Minuspol INNEN ! zu beachten (Japan Standard bis ca. 1990!).

Alternativ aber auch zeitgleich, da ohnehin mittels in der Buchse vorhandenem Umschalter den Stromkreis trennend, können drei 1,5 V Baby Zellen im Gerät bestückt und auch belassen werden. Belassen unter der Bedachtnahme von dennoch möglicher Alterung und dem Auslaufen weshalb generell empfohlen wird die Batterien bei Nichtgebrauch zu entfernen.

 

Timer:

Der Minuspol wird über den Power Schalter sowie den Umschaltkontakten des mechanischen 60 Minuten Timer durch- bzw. abgeschaltet.

Je nach Power-Schalterstellung wird dann wahlweise der Massekontakt geschlossen = Radio spielt bis die Zeit abläuft, oder aber, Radio spielt erst nach der abgelaufenen Zeit.

Erst dann steht der Minuspol von der Batterie oder dem Netzteil kommend am Chassis bzw. auch an der 4,5V DC Out Klinkenbuchse zur Verfügung.

 

Der Pluspol (Außenring) an der DC Eingangsbuchse J5 schaltet einmal die Spannung des bestückten Batteriesatzes weg und gibt die Spannung an die DC Out Buchse J6.

Diese ist dabei durchaus sinnvoll und besonders beschaltet: Würde Plus/Minus 4,5 V an einer 3,5mm Klinkenbuchse anstehen, dann würde im Fall eines sehr wahrscheinlichen Ausprobierens oder auch Versehentlich dort einmal ein Kopfhörer angesteckt der im Einzelfall die Schwingspule durchbrennen lassen könnte.

 

Hier aber liefert die Buchse "nur" die Plus Versorgung. Minus wird über die MPX Buchse dem externen MPX Stereo Dekoder und/oder über die AUX Signalmasse zugeführt.

 

Die Endstufe ist hinsichtlich der Spannungsversorgung im Gerät dabei direkt verschaltet. Die NF Vorstufen sowie die weiteren HF Stufen haben jeweils in RC Schaltung Siebmittel verbaut.

Betreff der Buchsen und Schalter: Hier erkennt man, das SONY wohl aus Lagerhaltungs- und Wirtschaftlichkeitsgründen nur Standard Bauteile wie den 2 x UM Schalter sowie die schaltbaren Mono 3,5 mm Buchsen verwenden wollte und subjektiv wahrgenommen, eher Einschränkungen in der tatsächlichen Sinnhaftigkeit von Zusatzfunktionen wie etwa der VU Anzeige in kauf nahm.


 

Beleuchtung:

Von der internen 4,5 V Spannungsversorgung kann per Tastendruck ein herkömmliches Miniaturlämpchen PL zugeschaltet werden. Leider ist auch in der Ersatzteilliste keine Angabe zu den Spannungs/Strom Werten angeführt. Im Ersatzfall käme zudem ein Wechsel auf LED in Frage was auch ein Erweitern der Beleuchtung auf die eigentliche Skala einschließen könnte.  


 

Fazit zur Schaltung:

Das Gerät liefert mit der Timerschaltung, sowie der für Nostalgietechniker etwas erklärungsbedürftigen Signal-Feldstärkeanzeige wie auch Batteriespannungsanzeige durchaus interessante Details.

Der Einsatz von gleich drei Keramikfilter im FM ZF Weg mitsamt einer (nicht abgestimmten) UKW HF Vorstufe macht das Gerät zu einem Kandidaten für UKW DX.

Nicht unerwähnt sei der Umstand, dass in dieser Ära bei sonst gleichem Schaltungskonzept mittels UKW Dreifach Drehko auch ein zusätzliches abstimmbares Eingangsfilter realisierbar gewesen wäre!

Etwas einfacher bzw. herkömmlicher darf der AM Signalweg mit nur einem ZF Filter bzw. Keramikfilterkombination gesehen werden.

Der DX Lokal Schalter für Mittelwelle wird auch weniger eine echte Zusatzfunktion, denn schaltungstechnische Notwendigkeit gewesen sein, um die wohl nicht Großsignalfeste Schaltung bzw. deren beschränktes Regelvermögen dennoch auch im Bereich von starken lokalen MW Großsendestationen beherrschbar zu machen.   

 

Mit 1,8 Watt und dem 12 cm Lautsprecher ist insbesondere auf UKW der Klang in Verbindung mit den drei Einstellparametern hörenswert.

 

 


Auflistung der Mängel & Fehler am vorliegenden SONY ICF-5500M, Ser# 44474,:

 

1.     FM sehr leise

2.     AFC keine Funktion

3.     Abstimmung mit mechanischem Spiel

4.     Die Teleskopantenne geht nicht per Tastenfunktion heraus

5.     Der Antennenabdeckring fehlt

6.     Das "Captain 55" Label ist überklebt

7.     Der LS Regler hängt/steckt etwas

8.     Das ext. Netzteil brummt nur

9.     Der Bandumschalter kratzt

10. Das Anzeigeinstrument ist verschmutzt

11. Keine VU Anzeige

12. Die Abstimmskala wirkt um ca. 0,5 MHz versetzt

 

Als erstes möchten wir die mangelhafte UKW Leistung untersuchen.

Wie angeführt, deutet einiges auf den FET Vorstufentransistor hin, da ja grundsätzlich, wenn auch nur sehr schwach ein Empfang möglich ist.

 

Ich lege einmal einen Träger bei 100 MHz an.

 

 

 FOLGT .....

 

 

  

 


Vorläufige Schlussfolgerungen:

 FOLGT


 Lesetipps:

 

 

 

© Wolfgang Scheida/Wien 10/2021  

zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend

Letzte Überarbeitung: 13.02.24