Letzte Überarbeitung:
13.02.24
Als Referenz dient das Gerät mit
deutscher Auslieferung mit der Serien
Nummer 44474
Foto:
SONY "Captain 55", ICF-5500M
Front, Seiten und Topansicht
Auflistung der Mängel & Fehler am vorliegenden SONY ICF-5500M, Ser# 44474
Quellen & Literaturnachweise
Einem verlockenden Angebot auf einer österreichischen Internetverkaufsbörse
konnte ich im Oktober 2021 nicht widerstehen und erstand um ein sprichwörtliches
Handgeld, wenn auch per Banküberweisung bezahlt, das genannte Gerät.
Die Kommunikation mit der Verkäuferin verlief professionell. Sehr rasch war
das Paket gleich doppelt verpackt im Haus.
Beschrieben war es als "Alter
SONY Radio", das markante "Captain
55" Logo war mit handschriftlichen Notizen zu Frequenzangaben lokaler
UKW Sender überklebt.
Foto: "Captain 55" als Modelbezeichnung
- An meinem Gerät leider nicht mehr lesbar bzw. war überklebt worden.
Ansonsten sah das Gerät auf den ersten Fotoeindrücken original aus. Die
Beschriftungen waren alle in gutem Zustand und nicht wie anderswo abgegriffen
oder verwischt.
In der Beschreibung stand noch knapp angeführt "Funktionstüchtig",
was in der Praxis generell eine vielseitige Interpretation hinsichtlich der
tatsächlichen Leistungsfähigkeit beinhaltet.
So auch hier. Was ich aber keinesfalls als schlechten Kauf sehen würde, da
mich in erster Linie ohnehin mehr eine Geräteanalyse, und der Zustand nach
knapp 50 Jahren mitsamt der Reparaturmöglichkeiten
interessierten.
In der Zwischenzeit des
Posttransports kaufte ich, temporär "im Exil" lebend, lokal im
Supermarkt Varta Typ C Baby 1,5V Batteriezellen, alias LR14 auch MN1400 bezeichnet
um das Gerät dann auch testen und betreiben zu können.
Foto: Die nicht mehr so
alltäglichen Baby Zellen
"Varta - Der eigentliche Name Ihrer Batterien", ein Plakatspruch wie er sehr viel Jahre an der Wiener Stadtautobahn (Süd-Ost Tangente) zu lesen war, kam mir in den Sinn, als es zur Wahl zwischen den Marken Duracell und Varta im Supermarkt kam.
Zugegeben, Duracell hätte zwei Euro mehr gekostet, was es mir zudem
nur für Testzwecke benötigt dann auch nicht einen Mehrwert dargestellt hätte,
sosehr deren Maskottchen Hase in mir auch innerlich getrommelt hat.
Zu Hause wäre für mich ohnehin nur ein Betrieb am Regelnetzteil in Frage
gekommen.
Ein im Gerät integriertes Seitenfach für den Ohrhörer mitsamt 3,5 mm
Mono-Klinkenstecker war leer, was aber keinen wirklichen Mangel darstellte da
ich aus Hygienegründen selbigen ohnehin eher nicht mehr verwendet hätte. Dies
ganz im Gegensatz zu Gelegenheiten in meiner Kindheit wenn ich denn so etwas
einmal gefunden habe und mangels Alternativen nach einer Reinigung dann gleich für
Bastelzwecke benützt habe.
Ebenso fiel auf, das ein metallener Abdeckring
rund um die sehr gut erhaltene Teleskopantenne fehlte.
Fotos: Fehlender Abdeckring bei
der Antenne ... und wie er aussehen sollte...
Zu meiner Überraschung lag dem Gerät, das ansonsten nur noch mit dem
Zubehör "Trageschlaufe" ankam, ein Fremdfabrikats-Steckernetzteil 4,8
V/300mA bei.
Dieses wurde gleich einmal angesteckt, und ich vernahm mit Enttäuschung aus
erst einmal nur starkes Netzbrummen.
Die Möglichkeit, das dieses Netzteil irrtümlich
schon vom Vorbesitzer falsch gewählt war kam mir leider nicht in den Sinn.
Das war ein Risiko deshalb, da Japanische Geräte jener Epoche den
Innenstift beim Netzadapterstecker als Minuspol anstatt wie International üblich
als Pluspol ausgeführt hatten.
Erst der spätere Blick auf das Typenschild des Netzteils sollte hier meine
Ahnung bestätigen.
Bild: Das Original SONY Netzteil
für dieses wie auch weiterer SONY Gerätemodelle:
Davon abgesehen, das bei Vollaussteuerung das Gerät lt. Werksangaben bis zu
700mA Strom ziehen kann.
Am nicht-funktionieren mit dem Netzadapter
änderte dies einmal nichts, und ich gab in das noch sehr saubere Batteriefach
die drei für 4,5 Volt erforderlichen Batterien hinein.
Schon hörte ich ein leises Rauschen und war wieder guter Dinge.
Es ließ sich das Band zwar Abstimmen. Hörbar wurden jedoch selbst bei
vollständig ausgezogener noch sehr gut intakt gebliebener Antenne nur
Frequenzen ab etwa 102 MHz, und diese so schwach, dass die Feldstärkeanzeige
hier nicht ansprach und, sofern es nicht ein eigener Fehler sein sollte, auch
die AFC Schaltung ohne Funktion blieb.
Eine Betrachtung des Blockschaltbildes aber auch der Detailschaltung lässt
hier vorerst auf eine defekte HF Eingangs Stufe schließen, die bei diesem Gerät
mit einem Feldeffekttransistor realisiert ist. Alle anderen Stufen werden mit
Transistoren und einem NF IC verstärkt die bis auf den UKW Eingang, dem UKW
Mischer und Oszillator auch alle im AM Signalweg verwendet werden was einen exklusiven
UKW Fehler, hier fürs erste vorbehaltlich eines fehlerhaften manipulativen Abgleicheingriffs durch Vorbesitzer, wahrscheinlich
macht.
Die Rückwandschrauben, leicht ausgefranst lassen aber auch hier mitunter
eine Vorahnung aufkommen.
Eine Prüfung der Übereinstimmung von der Senderfrequenz und deren adäquate
Spiegelung auf der Abstimmskala wird in Verbindung mit einem Messgenerator,
bzw. einer bereits bekannten starken UKW Sendestation am Wohnort dann die erste
Messübung zum Thema darstellen.
Ein bei höheren Frequenzen im Ton hörbares leichtes Kratzen oder Schaben,
scheinbar von den Drehkondensatorplatten kommend fällt ebenso auf.
Das Gerät wirkt sehr solide und durchdacht konstruiert. Auch optisch
entspricht es den Erwartungen die man nach knapp 50 Jahren an ein Gerät dieser Kategorie
hat und an dem man die Modernität des damaligen Zeitgeistes immer noch
nachvollziehen kann.
Es ist ein typisches Kofferradio. Hier jedoch eher in die Höhe denn der Breite
konstruiert.
Die Schultertrageschlaufe macht das Gerät wie ich selbst getestet habe zu
einem Begleiter auch für Unterwegs wenn es auf Aussichtstürme zwecks
Empfangstests ging.
Ein Gewicht von rund 1,6 kg samt Batteriesatz sind
dabei akzeptabel.
In eine Jackentasche einstecken kann man das Gerät mit den
alleine schon Höhenmaß von 204 mm aber nicht mehr. Eine Bautiefe von 67 mm
sowie eine Breite mit 163 mm schränken dies ohnehin schon ein.
Bedienung:
Die Front:
Bild: Frontseite mit den Bedienorganen:
An Bedienorganen und Einstellmöglichkeiten fallen die großzügig vorhandenen
Verstärkereinstellmöglichkeiten auf:
Der obligatorische zudem nicht kratzende oder aussetzende Lautstärkeregler,
hier jedoch als nicht so ideal bedienbares weil stets leicht steckendes Schiebepotentiometer
anstelle eines Drehreglers ausgeführt. Vielleicht, dass ein leichtes Einfetten
mit zulässigen Mitteln diese Thematik etwas bessern kann.
Zwei zwar kleine aber mit Führungsnase versehene Regler für Bass und Höhen.
Dazu eine schaltbare "Loudness", die das
Potential des Lautsprechers zur Geltung bringen kann.
Eine per Taster schaltbare Beleuchtung, bei der ein Miniaturglühlämpchen
beim Anzeigeinstrument zugeschaltet wird.
Dieses Anzeigeinstrument zeigt zudem den Batteriezustand in einer Art Doppelfunktion
mit der Feldstärkeanzeige (Tuning) sowie nach Umschaltung die
Lautstärkeaussteuerung (VU-Volume Units)
an.
Diese Tuning Anzeige ist jedoch nicht mit den für den im professionellen HF
Empfang üblichen S-Meter Werten angegeben, sondern ist eine reine 0-10
Linearskala.
Die als Folienband ausgeführte Skala für die vier Bänder hat hier erkennbar
schon einigen Spielraum an Interpretation hinsichtlich der abgelesenen
Frequenz.
Foto:
Oberseite des SONY Captain 55
Links haben wir die Teleskopantenne, ausziehbar bis auf ca. 100 cm die per
Druckknopf mechanisch entriegelt wird und per Spannfeder
getrieben herausspringen sollte.
Letzteres tat sie hier nicht mehr. Wie beschrieben, fehlt auch ein
möglicherweise mit dieser Funktion verbundener metallener Abdeckring oben.
Ein Knebelschalter dient der Ein/Aus Power Funktion.
Nun folgt als besonderes Merkmal, wenn auch nicht als Alleinstellungsmerkmal,
ein mechanischer 60 Minuten Timer mit einer
Doppelfunktion:
Einmal um in der Betriebsschalter Stellung "Ein" das Gerät auf
Dauer der per Drehknopf vorgewählten Zeit auszuschalten bis es sich nach Ablauf
der Zeit dann wieder auf Dauer einschaltet.
Als nützlich mache ich hier das zeitgesteuerte Einschalten zu den
"Nachrichten" ob auf lokaler UKW Frequenz oder z.B. dem BBC World
Service auf Kurzwelle aus um diese nicht versehentlich zu versäumen und um sich
nicht bei ansonsten eingeschaltetem Gerät unnötig bis zum wesentlichen
Programmteil ablenken zu lassen.
Die Einschlaffunktion ist dann die gespiegelte Anwendung davon: Hier spielt
das Gerät noch bis zu 60 Minuten. Die verbleibende Zeit in Minuten wird auch
zusätzlich an der Gerätefront angezeigt. Danach schaltet sich das Gerät
automatisch aus wie man es auch von (mechanischen) Uhrenradios her kennt.
Das bereits angeführte Kombiinstrument auf der Frontseite wird hier mit
einem Knebelschalter (Fabrikat Alps lt. japanischen Webseiten) von der Feldstärkeanzeige/Batterieanzeige
auf eine am Testgerät aktuell nicht funktionierende VU, also Aussteuerungsanzeige
umgeschaltet.
Die Batterieanzeige selbst ist ebenso etwas gewöhnungsbedürftig: Der Zeiger
steht im Ruhemodus grundsätzlich auf Stellung "10" also ganz rechts.
Im eingeschaltetem Zustand OHNE Senderempfang wird im
dann linken Anzeigefeld der gute Zustand der Batterien angezeigt. Auf einen
schwachen Batteriesatz würde das Instrument mit einem "großen Feldstärkewert"
bei nicht vorhandenem Sender reagieren. Ich bin überzeugt, das
man dies mit einem Dreifachkombi(tast)schalter auch
eleganter und vor allem Bedienungsfreundlicher hatte lösen können.
Foto:
Anzeige des Batteriezustandes bei
nicht abgestimmten Sender
Wird aber nun ein Sender mit erfassbarer Feldstärke eingestellt was wohl den
Normalbetrieb darstellen wird, dann arbeitet sich der Zeiger auf der
Abstimmanzeigeskala nach rechts entlang. Das muss man einmal Wissen und
verstehen!
Foto:
.....In gleicher Schalterstellung Anzeige bei
abgestimmten Sender - Nun zeigt es die Feldstärke!
Bleibt an der Oberseite noch der Schalter >FM AFC Ein/Aus< was uns
Technikern selbsterklärend ist. Also die automatische Frequenznachregelung bei
UKW Sendern im Fall eines Frequenzdrifts aufgrund von
Temperatur oder auch nachlassender Batteriespannung.
Wie beschrieben ist aufgrund des schlechten UKW Empfangs der Ratiodetektor
wahrscheinlich noch nicht in der Lage eine verwertbare Nachabstimmspannung für
den Tuner zu liefern was wir uns dann nochmals ansehen werden.
Foto:
Parallel
dient dieser Schalter, jedoch nur im MW Bereich, als Abschwächer
mit der Lokal/Fern Funktion.
Der Praxistest ergab, das (in 2021) ein realer Betrieb
abseits von starken lokalen MW Sendern immer nur in der DX-Fern
Stellung möglich ist.
Foto:
Hier befindet sich das Fach für den
Ohrhörer was ich durchaus als praktische Ausstattung werten möchte. Ein
"vergessen und verlegen" des Ohrhörers ist so fast ausgeschlossen.
Foto:
Der als Knebelschalter ausgeführte
Vierband Wellenwahlschalter.
Hier verbleibt leider ein deutlicher Restzweifel ob der Schalter nicht im
Mindestfall eine Kontaktreinigung benötigt. Zu unklar sind die Schaltzustände
hinsichtlich des Feedbacks aus dem Lautsprecher, wenngleich die mechanische Rasterung
noch stark genug ausgeprägt ist.
Anders dazu das darüber liegende Abstimmrad:
Selbst im Wissen, dass auch andere Hersteller ähnliche Anordnungen haben,
so empfinde ich dies hier nicht als wirklich Praktisch. Dies insbesondere wenn
jeweils das ganze Band abgesucht werden soll was einem die Hand rasch ermüden
oder gar verkrampfen lässt.
Da helfen auch die beiden kleinen Öffnungen für die Fingerspitzen nichts,
da hierfür wiederum der Skalentrieb wohl durch Alterung nun etwas zu streng
geht.
Hier würde man sich die herausklappbare Kurbel wie beim Wettbewerb
wünschen. Dafür wäre aber wohl die restliche Mechanik zu filigran ausgeführt
gewesen.
Foto:
Ermüdende
Handlage beim Durchstimmen mittels Fingerbetätigung
an den Ausnehmungen, wohl für kleine (japanische) Finger gedacht.
Hinzu kommt am fast 50 Jahre alten Gerät das subjektive Gefühl eines 5 mm Schlupfes
in jeweils beide Richtungen beim Abstimmen auf. Ebenso ist so etwas wie ein
Seilzugknirschen am Abstimmtrieb zu verspüren wenngleich es Zahnräder sind die hier Arbeiten.
Letztere Eigenschaften machen das Abstimmen in den AM Bändern nicht unbedingt
zur Freude. Ein Blick in die, wie ich schon weiß, komplexe Mechanik wird uns
weiteres ans Licht bringen.
Foto:
Hier
sind sechs (!) Anschlüsse auf einer Buchenleiste vorhanden: 5x die bekannte 3,5
mm (Mono) Klinkenbuchse für Kopfhörer, einem Aufnahmegerät, dem Einschleifen
eines optionalen MPX Stereo Dekoders samt
Spannungsausgang um das Gerät Fremd zu versorgen.
Weiters die 4,5V
Gleichstromversorgung vom empfohlenen SONY Zubehörnetzteil Typ AC-456C als
Ersatz für den kostenintensiveren Batteriebetrieb.
Das Originalnetzteil liefert bis zu 500mA und ist Umschaltbar auch für 6 V
Geräte basierend auf einer einfachen Zenerdioden/Längstransistorregler
Stabilisierungsschaltung.
ACHTUNG:
Vorsicht, trotz aller Prüfung und Vorwissen bin ich nun ebenso wieder
einmal hereingefallen: Diese SONY (und auch andere japanische)
Gerätegenerationen bis etwa 1990 haben in der Gleichspannungsbuchse den
Innenleiterstift auf Minus gepolt! Folglich ist der Außenmantel der Pluspol!
Mag sein, dass das beigelegte Fremdnetzteil ("das ja nur Brummt")
weil international basierend dort der Pluspol der Innenleiter ist, den einen
oder anderen Elko sowie eben auch den UKW FET Eingangstransistor
Q1 Typ 2SK42 geschossen oder zumindest in Mitleidenschaft gebracht hat.
"Mea Culpa" wenn man weiß aber dann falsch
handelt! In meinem Fall dürfte ein möglicher Schaden aber schon vom Vorbesitzer
verursacht worden sein was vermutlich auch der Anlass zum Verkauf war.
Interessieren würde, wie eine Vollbestückung aller 6 Anschlüsse optisch wie
auch von der Gerätehaptik her wirken würde. In der
Praxis die ich auch "nachspielen" möchte werden es wohl nur drei werden:
Kopfhörer, Netzteil sowie ein angeschlossenes Kassettenaufnahmegerät aus jener
Zeitepoche.
Foto:
Gedachter Praxisbetrieb anno 1970er
Jahre zum Mitscheiden
Rückseite:
Foto: Rückseitige Ansicht des SONY Captain 55
Bleibt uns noch die Rückseite mit zwei als Rändelschlitzschrauben ausgeführte Antennenanschlüsse für wahlweise, wie die
Anleitung vorgibt, einer Hochantenne und Erdleitung oder einem UKW Dipol in
symmetrischer Anschlußart. Eine wirklich symmetrische
Signalübernahme findet sich jedoch in der Schaltung dann nicht mehr!
Foto:
Schraubanschlüsse zum Draht einklemmen
oder für Kabelschuhe
Darunter das informative und aussagekräftige Typenschild.
Foto:
Typenschild:
Das mir vorliegende Gerät trägt zudem noch die Deutsche FTZ Prüfnummer
ausgestellt für diese Gerätetype! Somit war es wohl kein originärer Österreich
Import.
Foto: FTZ Prüfnummer: Es kann ja nicht einfach
irgendwer bei "uns" verkaufen was er will. Das Ausmaß an
Störstrahlungen sowie erweiterte Frequenzbereiche wurden durch diese Prüfung
wieder "auf Linie" gebracht. Siehe die Beispiele im Text, die im Jahr
2021 und sicher auch schon davor teilweise gar lächerlich wirken!
Foto:
Geräteboden
Hier finden wir mittig das hier noch sehr gut erhaltene Batteriefach ohne
Spuren eines Auslaufens für die Aufnahme von drei 1,5 V Babyzellen. Etwas
Spielerei benötigt der Deckel beim Verschließen, der aber noch gut hält.
Foto: Deckel und Batteriefach mit Ziehband zum Herauslösen
sowie dem Seriennummernaufkleber
Foto:
Auf (Serien-)nummer sicher gehen....
Dies soll bewusst keine unreflektierte Wiedergabe von Werbeaussagen und
Prospektjargon von damals sein.
Auch werden sich einstige und auch aktuelle Fachautoren wie Nils Schiffhauer
und andere sicher bereits mit deren Expertise zum Gerät, wahlweise als Neukauf
Mitte der 1970 Jahre oder dann wieder als Rückblick zu Youngtimerweltempfängern
ausgelassen haben.
Daher folgt hier meine rein persönlich subjektive Wahrnehmung:
Marine Band:
Das unmittelbar an die obere Mittelwelle anschließende Band war in den
1920er bis 1930er Jahren in den USA auch als "Police Band" bezeichnet
worden aufgrund der anfänglich dort arbeitenden Funkdienste.
Davon konnte aber 1973 keine Rede mehr sein. Schon gar nicht bei einem in
Deutschland frei verkäuflichen Gerät.
Die Schiffs- und Bootsfahrt, in der Zeit noch lange vor GPS und
Satellitenfunk benötigte ebenso Kommunikations- wie auch Navigationsmittel.
Inwieweit haben sich Hobbybootsmänner und Frauen von der Möglichkeit des
Marineband Empfangs angesprochen gefühlt?
Was hätte es abgesehen von den Rundfunktropenbandempfang im 90-120m Band
auf für die Schifffahrt relevantes zu
empfangen gegeben?
Navigation scheidet eher aus. Eine Peilfunktion mittels des eingebauten
Ferritstabes (Für MW und Marine Band) ist zwar möglich aber wohl nur Kenner der
Technik hätten in Folge gewusst damit umzugehen.
Es bleibt daher wohl beim damit möglichen Tropenbandempfang.
Die Bezeichnung "Captain" mag nun eher auf das erweiterte
Wellenreiten bezogen worden sein.
Bei Mitnahme auf Kreuzfahrt um Kap Hoorn wäre damit eine deutlich
erweiterte Empfangsmöglichkeit gegeben gewesen.
Die Website [1] gibt einen guten Einblick zum Thema.
Insbesondere die Feststellung, wonach in der 1970er Jahren die meisten
Sender im Tropenband verfügbar waren lassen den Zeitgeist zu diesem Gerätemodell
besser verstehen.
Mir bisher bekannt waren lediglich erweiterte Langwellenempfänger für den
Marine Band Empfang. Zumeist eben mit Navigationsmöglichkeiten nicht zuletzt
durch drehbare Ferritpeilstabantennen. Ebenso auch UKW Empfänger für die
Binnenschifffahrt wie etwa für den Schleussenfunk
etc. dort aber dann in Sprechfunkgeräten ausgeführt.
Als Amateurfunkempfänger fällt er schon vom Kurzwellen Frequenzgang von 4,5
bis nur 12 MHz (25m Band), aber auch durch das Fehlen eines BFO's
für die Hörbarmachung von Morsetelegrafie oder SSB Sendungen
aus.
Die Art der Abstimmung mit dem Seitenabstimmrad und einer eher groben
Frequenzanzeige und dementsprechender Wiederkehr(un)genauigkeit nebst der beschriebenen eher nur allgemein aussagenden
Abstimmanzeiger Werten machen es eher zu einem guten UKW Gerät.
Vielleicht noch zu einem Gerät für eher am Anfang stehende SWL'er, also Kurzwellenhörer auf Wellenjagd für die vielen
damals existierenden Stationen aller Länder.
Das Fehlen einer Bandspreizung, wie auch einer Doppelsuper Schaltung wären
zugegebenermaßen in dieser Geräte und somit
Preisklasse ohnehin ein anderes Thema.
In diesem Fall, natürlich verschlüsselt für den Konsumenten wie auch
Besitzer wird dies gar als Besonderes Merkmal angeführt: "SSH" ist
grafisch am der Oberfläche abgedruckt war ausgeschrieben "Single Super Heterodyne" also
Einfacher Überlagererungs(Empfänger) heißt.
Der unbedarfte Käufer könnte,
so wie bei den Merkmalen IC + FET, auch hier auf ein vermeintliches
Zusatzfeature vermutet und damit seine Kaufentscheidung mit beeinflusst
haben.
Fotos:
SSH Label an der Oberseite; sowie
Typenangabe an der Front
Die umfangreichen Klangregeleigenschaften sowie auch die vielseitigen,
hinsichtlich gar eines im Kundenechtbetrieb wohl eher kaum eingesetzten Stereo
MPX Decoder Anschlusses, ermöglichen eine recht vielseitige Einsetzbarkeit.
Der eingebaute Timer darf sowohl fürs Einschlafen wie auch dem gezielten
Einschalten als nette Zusatzausstattung gelten.
Für 1973 mag möglicherweise ein Langwellenteil mehr Praxisnutzen für europäische
Hörer gebracht haben denn ein Tropenbandempfang.
Aber vielleicht war es gerade dieser "Marineband" Selektor, der für den Kaufanlass ausschlaggebend war?
Wie bei vielen SONY Geräten, legte man zuerst eine hinsichtlich der
weiteren Typenvarianten mitunter abgewandelte reine Japan Inlandsversion auf.
·
Dies wäre der SONY
ICF-5500 "Sky Sensor" ohne Suffix und nicht für "Kapitäne"!
Eine für dortige Verhältnisse
angepasste und in zumindest Europa ohnehin nicht zulässige Ausstattung bestand
aus dem 76-90 MHz UKW Frequenzbereich sowie
dem Zusatz eines low-power Funkmikrophons arbeitend auf
selbigen Frequenzband bei weitgehend ähnlicher optischer Aufmachung und Grundkonzeption mit Kurzellen- und
Mittelwellenteil.
Welchen praktischen Nutzen
diese Mini UKW Funkmikrofonanlage für Kunden wirklich haben konnte entzieht
sich jedoch meiner Kenntnis.
·
Für die USA gab es das Modell SONY ICF-5500W.
Es ist dann ebenso nur ein
Dreiband Empfänger: UKW Rundfunkband, UKW oberes FM Band für den Behördenfunk,
alias Polizeifunk etc. sowie der Mittelwelle.
Hier ist dann eine Rauschunterdrückung schaltbar.
wabweb.net/radio/radio/tropenband. htm (Abgerufen
am 28.10.2021)
Die Gerätefamilie ICF-5500(x) ist bereits auf Youtube wie auch den einschlägigen Webseiten wie
Radiomuseum.org nebst dem
Fachauftritt von Dr. Bösch mit seinem Portal Shortwaveradio.ch mitsamt der Literatur recht gut vertreten.
Auch lassen sich Katalognachweise für den Deutschen Markt auf
Hifi-Archiv.info gut abrufen.
Die Schaltung:
Allgemein:
Das Gerät arbeitet nach dem Einfach-Superhet Prinzip.
9 Transistoren in der eigentlichen Radioschaltung, zuzüglich einem als AUX also für Zusatzfunktionen verwendeter
Transistor und einem IC für die NF Vorverstärkung lassen für damalige
Verhältnisse gute Werte erwarten.
Was auffällt, ist die geringe 4,5 Volt Versorgungsspannung, was im
Vergleich zu den sonst üblichen 6V (4 x 1,5 V Batterien) oder gar 9V Versorgung
(9 V Block oder aufgrund des Strombedarfs dann eher 6 x 1,5 V) auffällt und
sicher auch in der Schaltungsentwicklung hinsichtlich brauchbarer
Leistungsdaten eine Herausforderung dargestellt haben wird.
Bis auf drei Transistoren (Q1, 2 & 3) haben alle Transistoren sowohl
für den AM wie auch FM Empfang eine Verstärkungsfunktion (Mehrfachfunktion).
Bei UKW kommt noch ein HF Vorverstärker Q1, als FET ausgeführt sowie ein
Mischer Q2 und Oszillator Q3 hinzu.
Bild: Schaltungsauszug zum besseren Verständnis
der Bandumschaltmatrix beim ICF-5500M. Wenn man verstanden hat, dass die
beiden inneren Kontakte die jeweils gemeinsame Schaltkontakt
darstellen, fällt einem das Schaltplanstudium etwas leichter!
Der UKW/FM Teil (86,5) 87,5 - 108
MHz:
Wahlweise von der Teleskopantenne oder über 10pF von den Schraubanschlüssen
für eine externe Antenne an der Rückseite gelangt das Signal über 12pF
angekoppelt an einen nicht abgestimmten Bandpass.
Nach ungeregelter Verstärkung mit dem Q1 n-Kanal FET 2SK42 geht es an den
per Drehkondensator abgestimmten Vorkreis, und über 4pF in Folge an die
Mischstufe Q2 mit dem in diesem Gerät zumeist verwendeten 2SC710 Siliziumtransistor.
Das Signal des externen als Hartley Dreipunktoszillatorschaltung
(zwei serielle Induktivitäten) ausgeführten Q3 2SC710, arbeitend in Kollektorgrundschaltung
wird über 1pF an die Mischstufe geführt.
Die Parallelschwingkreiskapazität ist zusätzlich als Kapazitätsdiode D1
IS2139 für die AFC Schaltung ausgeführt. Sie erhält die gegen Masse wegschaltbare
Regelspannung wie üblich vom Ratiodetektor.
Bild: Schaltung des SONY ICF-5500M UKW-FM
Oszillators mit den Frequenzbestimmenden LC Komponenten sowie der AFC
Nachstimmschaltung per Kapazitätsdiode.
Nur zum Vergleich jener Tage hier
die Schaltungsapplikation CA-95 vom US
Halbleiterhersteller TI-Texas Instruments:
Bild:
Dreifachabstimmung per Dreifachdrehko, also mit einem
abgestimmten Vorstufeneingangskreis.
Hier gibt TI eine Empfindlichkeit von 2,3µV/30dB Signal/Rauschverhältnis
an. SONY hat bei seinem Tuner ohne Vorstufen-Eingangskreisabstimmung 4µV/30dB angegeben.
Ein erstes konventionelles ZF Filter gibt das Signal an das erste
Keramikfilter CF F1. Über die Bandumschaltermatrix gelangt das Signal an den 1.
FM ZF Verstärker Q4 mit dem 2SC710.
Von dort weiter an das 2. Keramik ZF Filter CF F2. Anschließend an den 2.
FM ZF Verstärker Q5 mit 2SC710 der direkt ohne Umschalter das 3. FM ZF Keramik
Filter CF F3 bespielt.
Alle drei Keramikfilter haben die gleiche Typennummer und Spezifikationen!
Geschaltet über den Schaltkontakt S7 an die Basis des 3. FM ZF Verstärkers
Q6 2SC710 und gleich nur mehr kapazitiv angekoppelt sind der 4. FM ZF
Verstärker Q7 2SC710. Es folgt wieder ohne weiterem Filter die 5. FM ZF Stufe
Q8 2SC710 welche die Ansteuerung des Ratiodetektors mit D3 & D4 je IT22
Dioden durchführt.
Diese letztgenannten Stufen wurden dann wohl übersteuert als Limiter arbeiten was ich mir noch am Oszilloskop
ansehen möchte.
Wie ausgeführt wird hier auch die AFC Regelspannung gewonnen, die bei Nichtgebrauch
gegen Masse kurzgeschlossen wird.
Eine Regelung der HF oder ZF Verstärker gibt es für FM nicht!
Bild: Ratiodetektor mit Abstimm-Regelspannungserzeugung (Gelb). Des NF
Signals (Blau) und der Abstimmanzeigerpegelspannung (Grün).
Das Gerät in der FTZ Version (Fernmeldetechnische
Zentralamt) für
West-Deutschland, hat dabei gemäß der SONY Schaltungsbeschreibung erst einen UKW
Bandbeginn bei 87,5 MHz anstelle der ansonsten gebotenen 86,5 MHz. Also ein MHz
"weniger" an Empfangsfrequenzen.
Dies in der FTZ Vorgabe vermutlich deshalb um ein Abhören von (damaligen) Funkdiensten
an diesen Frequenzen zu verhindern.
Ebenso ist bei 108 MHz Schluss, während hingegen die "normale"
nicht FTZ Version bis 109,5 MHz womöglich noch einen Hauch von Flugfunk oder
ähnliches durchlassen könnte.
Der AM Teil:
Kurzwelle:
Wieder, wahlweise über die eingebaute Teleskopantenne oder der rückseitigen
Schraubklemme über 10pF, gelangt das HF Signal an den per Drehkondensator CVI-3
abstimmbaren Eingangskreis des L7 Eingangsfilters.
Bild: KW Eingangskreis Schaltungsauszug
Über die Ausgangswicklung gelangt das Signal an den Q5 2SC710 AM
Mischertransistor über einen LC Saugkreis gegen Masse von 10pF/47µ was rund
23,2 MHz sind. Ob dies nun Spiegelfrequenzen oder die damals schon aufkommenden
27 MHz CB Funkgeräte und Funkfernsteuerungen unterdrücken sollte bleibt mir
unbekannt.
Der AM Oszillator Q4 2SC710 arbeitet wie der FM Oszillator in der Hartley Dreipunktgrundschaltung, abgestimmt mit dem CVI-4 Drehkondensatorplattenpaar. Hier verschaltet mit
der L10 Oszillatorspule. An dieser Spule wird induktiv die Oszillatorfrequenz
ausgekoppelt, an ein induktiv gekoppelte Wicklung an der abgestimmten
Eingangskreisspule herangeführt an den AM Mischer
Das Mischerausgangsprodukt, mit bei diesem Gerät ausgeführten ZF von 455
kHz gelangt über Einkoppel-/Auskoppel LC Filter an
das A1 L/C-Keramikfilter über das die Basis des Q6 2SC710 1. AM ZF Verstärkers
angesteuert wird.
Es folgen, jeweils nur kapazitiv angekoppelt, die 2. und 3. AM ZF
Verstärkerstufe mit dem Q7 & Q8 2SC710.
An letzterem erfolgt per Filterauskopplung die Diodenstrecke D5 IT22 als AM
Detektor wo nach einem C-R-C Pass das NF Signal abgenommen wird.
Die Regelspannungserzeugung für den AM Bereich erfolgt über die AM Hüllkurvendemodulationsdiode D2
IT22 welche per Bandwahlschalter über die Diode D2 IS1555 in Durchlassrichtung
leitend geschaltet wird.
In Folge erhält der AM Mischer Q5, sowie die beiden AM ZF Verstärker 1
& 2 Q6 & Q7 eine Regelspannung an der Transistorbasis.
Bandbereiche MW 530 kHz - 1.605
kHz sowie Marine Band 1,6 - 4,5 MHz.
Hier wird ausschließlich mit der Ferritstabantenne empfangen, die bei Drehung
des Gerätes eine gewisse Richtwirkung zulässt.
Ebenso ist wie bei UKW sowie Kurzwelle die Teleskopantenne wie auch der
rückseitige Antennenschraubanschluß zugeschaltet, was
insbesondere bei einer externen Langdrahtantenne eine positive Signalwirkung aber
auch die Gefahr von Übersteuern sowie Kreuzmodulationen zeigen wird.
Wie bei der Kurzwelle gelangt das Signal über die jeweilige
Eingangsfilter-Sekundärspule am Ferritstab an den AM Mischer.
Sonstige Unterschiede zur AM Kurzwellensignalverarbeitung bestehen mit
nachstehender Ausnahme nicht:
Die Signalabschwächung, wirksam nur für den MW Bereich, erfolgt per
Kombischalter FM-AFC/Lokal-DX. Hier wird lediglich
ein 10 kΩ
Widerstand in die Ferritantennenspulenauskoppelung an den Mischertransistor
zusätzlich zur Signalreduzierung eingefügt.
Bild:
Schaltungsauszug zur MW Signaldämpfung
FM: Vom Ratiodetektor kommend über
0,47µF gelangt das MPX also Stereo Multiplex Signal an die 3,5 mm MPX Klinken
Buchse. In bei Nichtgebrauch dieser Funktion durchgeschliffenen
Schaltfunktion der Buchse gelangt das MPX Signal weiter an eine baugleiche AUX
Buchse, die wahlweise das Einspielen des z.B. vom externen MPX Dekoder kommende dekodierte Stereo Links NF Signals
ermöglicht.
An diesem Beispiel wird auch zugleich die mögliche Notwendigkeit bei
höherwertigen früheren Tonband, wie auch Kompaktkassettenrekordergeräten zuschaltbaren
MPX Filter erkennbar.
Bild: NF
Teil & NF Signalweg. In Blau die Mitkopplung in den Tieftonkreis
Liefert das MPX Signal ja nicht nur das L+R NF Summensignal bis etwa 15
kHz, sondern auch die 19 kHz Pilottons oder gar des 38
kHz unterdrückten Stereosignalträgers mit, die bei besseren Bandmaterial mit
erweiterter Aufnahmebandbreite störende Interferenzprodukte mit aufzeichnen
könnten.
Bei einfachen (billigeren) Eisendioxidkassetten und vielleicht 8 kHz
Aufnahmebandbreite bei einfachen Kassettenrecordern mag dies weniger ein Thema
gewesen sein.
Dieses Signal, zwar mit dem C63 0,033µF höhenbedämpft, gelangt so zur NF
Tonhöhensteuerung sowie der schaltbaren Loudness
Funktion gekoppelt in die Beschaltung des Zusatzabgriffs am
Lautstärkepotentiometers für die gehörrichtige Anpassung.
Weiters an den NF Vorverstärker und Treiber IC1 CX-025E an dem auch die
Basssteuerung beschaltet ist.
Der Ausgang des 8 poligen IC's
bedient die 50 Ω Eingangswicklung
des Treibertransformators T1 für die sekundärseitige Ansteuerung mit einem
Wicklungswiderstand von je 100 Ω an das Q10/Q11 2SC1429 Komplementärendstufenpaar.
Der 12mA Ruhestrom (Bias) wird mittels einer D6 IS1209 Diode über den 0,65
V Spannungswert erzeugt und über die Trafowicklungen, den Endstufen BE Übergängen
an den 0,22 Ω Widerstand abgeleitet.
Der daran angeschlossene Ausgangsübertrager T2 liefert
die NF bei einem 6 Ω Ausgangswiderstand direkt an die 3,5 mm Kopfhörerklinkenbuchse bzw. bei deren
Nichtgebrauch direkt durchgeschliffen an den 12 cm 6,5 Ω Lautsprecher.
FOLGT
Bild: T1 & T2 Übertrager
Wicklungswiderstandswerte lt. Schaltung
Über eine eigene Sekundärwicklung wird die Gegenkopplung für die
Bassanhebungssteuerung direkt über den NF IC1 realisiert.
Schaltungsweg: FM Signalstärke
Anzeige (Tuning Meter)
Das Tuning Meter liegt mit dem Minus Pol an Masse. Parallel ist ein 10
10µF Elko zur Dämpfung (Entschleunigung)
von allzu raschen Zeigerbewegungen verbaut. Ein Umschalter legt den Emitter des als Gleichstromverstärker in
Kollektorschaltung (Spannungsverstärkung 1, hoher Eingangswiderstand bei
niedrigem Ausgangswiderstand) geschalteten AUX Transistors Q9 2SC633.
Im Ruhebetrieb bei keinem Anstehenden HF Signal, wird der Transistor voll
Durchgesteuert, was am Instrument den Zeiger von ganz rechts (Stufe 10) nach
links zur Stufe 1,5 bewegen läßt
(Drehspulinstrument).
Dies stellt sogleich den Anzeigewert für den Batteriezustand dar, der sich zwischen
Stufe 0 und 4 befinden darf. Höhere Anzeigewerte (sprich geringere Spannung)
wären dann ein Anzeichen für einen bereits verbrauchten Batteriesatz.
Steht nun ein ZF HF Signal am 4. FM ZF Transistor Q7 als 10,7 MHz ZF Träger,
so wird dieser über C49 30pF und der auf positives Niveau geschalteten Diode D2
IS1555 gleichgerichtet.
Je größer der Träger, desto höher das daran entstehende negative
Spannungspotential, was das Anzeigeinstrument nun schwächer aussteuern lässt.
Dieses schwächere Aussteuern entspricht jedoch damit einem höheren
Feldstärkewert! Ein 10µF Elko erledigt die Glättung.
Das was man optisch sieht ist
also genau gegenteilig zu den im Gerät befindlichen
Per einem mit der Bandumschaltung gekoppelten Schalter wird auch der
Arbeitspunkt dieser Diode D2 im Unterschied zur AM Beschaltung mit einer anderer
Arbeitsspannung beaufschlagt.
AM Signalstärke Anzeige (Tuning
Meter):
An der AM ZF Detektordiode D5 IT22 wird neben der NF auch die Regelspannung
über die D2 IS1555 Diode erzeugt. Diese (siehe FM Anzeige) steuert ebenso den
Transistor für das Anzeigeinstrument aus. Je
geringer die Regelspannung, desto höher der angezeigte Signalwert.
NF Signalstärkeanzeige (VU
Meter):
Parallel am NF Ausgang nach dem TR2 wird über eine die NF gleichrichtende
sowie als Begrenzer dienende Diodenkombination D7
& D8 IS1555 das NF Signal, bedämpft nochmals mit einem 10µF Elko, abgenommen und dem Anzeigeumschalter zugeführt. Ist
dieser Angewählt, so erhält man eine der Amplitude der NF entsprechende
Aussteuerung. Dies würde ich von der Nutzwirkung her in einem solchen Gerät
eher als eine Spielerei empfinden.
Bild: Teilbeschaltung des
Mehrfachanzeigeinstruments:
Batterieanzeige: Siehe FM (AM) Tuning
Das Gerät kann wahlweise mit einem externen 4,5
VDC 500mA (700mA würde die NF Vollaussteuerung benötigen) Netzteil versorgt
werden.
Als Type gibt SONY hier das AC-456C an.
Wie bereits beschrieben, ist insbesondere bei Fremdprodukten wie auch
Selbstbaugeräten die Kontaktbeschaltung des Steckers mit Minuspol INNEN ! zu beachten (Japan Standard bis ca. 1990!).
Alternativ aber auch zeitgleich, da ohnehin mittels in der Buchse
vorhandenem Umschalter den Stromkreis trennend, können drei 1,5 V Baby Zellen im
Gerät bestückt und auch belassen werden. Belassen unter der Bedachtnahme von
dennoch möglicher Alterung und dem Auslaufen weshalb generell empfohlen wird
die Batterien bei Nichtgebrauch zu entfernen.
Der Minuspol wird über den Power Schalter sowie den Umschaltkontakten des
mechanischen 60 Minuten Timer durch- bzw. abgeschaltet.
Je nach Power-Schalterstellung wird dann wahlweise der Massekontakt
geschlossen = Radio spielt bis die Zeit abläuft, oder aber, Radio spielt erst
nach der abgelaufenen Zeit.
Erst dann steht der Minuspol von der Batterie oder dem Netzteil kommend am
Chassis bzw. auch an der 4,5V DC Out Klinkenbuchse zur Verfügung.
Der Pluspol (Außenring) an der DC Eingangsbuchse J5 schaltet einmal die
Spannung des bestückten Batteriesatzes weg und gibt die Spannung an die DC Out
Buchse J6.
Diese ist dabei durchaus sinnvoll und besonders beschaltet: Würde
Plus/Minus 4,5 V an einer 3,5mm Klinkenbuchse anstehen, dann würde im Fall
eines sehr wahrscheinlichen Ausprobierens oder auch Versehentlich dort einmal
ein Kopfhörer angesteckt der im Einzelfall die Schwingspule durchbrennen lassen
könnte.
Hier aber liefert die Buchse "nur" die Plus Versorgung. Minus
wird über die MPX Buchse dem externen MPX Stereo Dekoder
und/oder über die AUX Signalmasse zugeführt.
Die Endstufe ist hinsichtlich der Spannungsversorgung im Gerät dabei direkt
verschaltet. Die NF Vorstufen sowie die weiteren HF Stufen haben jeweils in RC
Schaltung Siebmittel verbaut.
Betreff der Buchsen und Schalter: Hier erkennt man, das SONY wohl aus
Lagerhaltungs- und Wirtschaftlichkeitsgründen nur Standard Bauteile wie den 2 x
UM Schalter sowie die schaltbaren Mono 3,5 mm Buchsen verwenden wollte und subjektiv
wahrgenommen, eher Einschränkungen in der tatsächlichen Sinnhaftigkeit
von Zusatzfunktionen wie etwa der VU Anzeige in kauf nahm.
Von der internen 4,5 V Spannungsversorgung kann per Tastendruck ein
herkömmliches Miniaturlämpchen PL zugeschaltet werden. Leider ist auch in der
Ersatzteilliste keine Angabe zu den Spannungs/Strom Werten angeführt. Im
Ersatzfall käme zudem ein Wechsel auf LED in Frage was auch ein Erweitern der
Beleuchtung auf die eigentliche Skala einschließen könnte.
Das Gerät liefert mit der Timerschaltung, sowie der für Nostalgietechniker
etwas erklärungsbedürftigen Signal-Feldstärkeanzeige wie auch
Batteriespannungsanzeige durchaus interessante Details.
Der Einsatz von gleich drei Keramikfilter im FM ZF Weg mitsamt einer (nicht
abgestimmten) UKW HF Vorstufe macht das Gerät zu einem Kandidaten für UKW DX.
Nicht unerwähnt sei der Umstand, dass in dieser Ära bei sonst gleichem
Schaltungskonzept mittels UKW Dreifach Drehko auch
ein zusätzliches abstimmbares Eingangsfilter realisierbar gewesen wäre!
Etwas einfacher bzw. herkömmlicher darf der AM Signalweg mit nur einem ZF
Filter bzw. Keramikfilterkombination gesehen werden.
Der DX Lokal Schalter für Mittelwelle wird auch weniger eine echte
Zusatzfunktion, denn schaltungstechnische Notwendigkeit gewesen sein, um die
wohl nicht Großsignalfeste Schaltung bzw. deren beschränktes Regelvermögen
dennoch auch im Bereich von starken lokalen MW Großsendestationen beherrschbar
zu machen.
Mit 1,8 Watt und dem 12 cm Lautsprecher ist insbesondere auf UKW der Klang
in Verbindung mit den drei Einstellparametern hörenswert.
1.
FM sehr leise
2. AFC keine Funktion
3. Abstimmung mit mechanischem
Spiel
4. Die Teleskopantenne geht
nicht per Tastenfunktion heraus
5. Der Antennenabdeckring
fehlt
6. Das "Captain 55"
Label ist überklebt
7.
Der LS Regler hängt/steckt
etwas
8.
Das ext.
Netzteil brummt nur
9.
Der Bandumschalter kratzt
10.
Das Anzeigeinstrument ist
verschmutzt
11. Keine VU Anzeige
12. Die Abstimmskala wirkt um
ca. 0,5 MHz versetzt
Als erstes möchten wir die mangelhafte UKW Leistung untersuchen.
Wie angeführt, deutet einiges auf den FET Vorstufentransistor hin, da ja
grundsätzlich, wenn auch nur sehr schwach ein Empfang möglich ist.
Ich lege einmal einen Träger bei 100 MHz an.
© Wolfgang Scheida/Wien 10/2021
zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend
Letzte Überarbeitung: 13.02.24