Bild: Der PIONEER A-209R Stereo HiFi-Verstärker
Nach Jahren des praktischen Alltagsbetriebes meines End 1990ers SONY MOSFET Integrated Stereo Amplifier TA-FB730R wollte ich einmal bewußt etwas anderes probieren.
In Frage kamen für mich aber nur reine Stereo Verstärker. Folglich schieden Mehrkanalverstärker mit Dolby 5.1 und mehr aus wiewohl solche Gerätschaft um billiges Geld en masse gebraucht offeriert werden.
Eine möglichst puristische Wiedergabe mit einer "Direkt" Schaltung sowie in jedem Fall eine fernbedienbare Lautstärkeregelung sollten die Mindestanforderungen definieren.
Der NAD 320 käme dafür seit längerem in Frage. Es gelang mir jedoch bisher nicht ihn für nur einen gewünschten zweistelligen Betrag zu bekommen.
Anders beim oben genannten PIONEER A-209R der vielfach zu allen Preisen ab etwa 40 Euro und in allen Zustandsvarianten angeboten wird.
"Vollfunktionsfähig" ließ mich der Angebotstext wissen und ich schlug zu.
Das Gerät wurde an die Anlage angeschlossen und zeigte zuerst tatsächlich eine zufriedenstellende Funktionalität.
Um ebenfalls eine vollständige fernbedienbare Netztrennung zu haben, das Gerät besitzt KEIN Stand by Netzteil, wird es wie schon so manches Gerät davor von einem CONRAD Electronic Funkschalter Ein- und Ausgeschaltet.
Bild: Ansicht auf die Endstufe im Detail
Nachteil: Eine weitere Fernbedienung liegt herum und muß bedient werden. (Mit den programmierbaren Multifunktionsfernbedienungen will ich mich nicht herumschlagen)
Lediglich die mitgelieferte original IR Fernbedienung bedurfte gleich zu Beginn einer intensiveren Grundreinigung außen wie auch im Inneren am Graphitgummibelag der Tasten.
Bilder: Die IR Fernbedienung Typ PIONEER CU-A019 zur Reinigung und Kontaktpflege. Als Zulieferer scheint hier ebenso ALPS fungiert zu haben
Etwas sehr einfach gestaltet mit einer lieblosen nicht ganz praxisgerechten Anordnung der Tasten läßt sie sich beschreiben.
Zumindest die Lautstärkeregelung hätte sich abgesetzte und zudem größere Tasten verdient.
Es dauerte nicht lange und es fiel auf das der rechte Kanal im anfänglichen leisen Regelbereich des Potis stark kratzt bzw. ein schabendes Geräusch im Lautsprecher verursacht.
Übliche Behandlungen mit Kontaktsprays etc. unterließ ich da ich annahm das der Vorgänger solches bereits mit nur kurzzeitigen Erfolg versucht hat.
Hinzu kommt die nahezu gekapselte ALPS Poti Version die einen tiefern Zugang zum Einsprühen sehr erschwert.
Es musste also ein Ersatz für die "Motor Driven Volume Control" her. Ein ALPS Stereo Potentiomenter mit angeflanschtem 4,5 V Gleichstrommotor samt Getriebe.
Die Originale Ersatzteilnummer lautet: ACX7038-A
Bild: Das "kratzige" ALPS - PIONEER Potentiometer VR501 ACX7038-A 100kOhmAX2. Sondervariante für vertikale Printmontage, Schraubengewinden und anderer Achsmaße wie auch Achsenbetätigungswinkel (Bezug zur Achseinkerbung)
Die Suche bietet kaufmännisch akzeptable Angebote die aber allesamt bereits ausverkauft sind.
Noch erhältliche Originalersatzpotis beginnen dann erst bei über 50 Euro zuzüglich Porto. Um die Hälfte soll es sie bei einem bulgarischen Online Händler mit Stand 2022 geben.
Hier passt für mich die Relation zum Gerätewert nicht mehr.
Ein "Klassiker" ist er zudem auch noch nicht was höhere Ausgaben rechtfertigen würde. Aber das muss ohnehin jeder selbst für sich beurteilen.
Ich habe einschlägige Ebay Angebote für ALPS Neuware durchforstet und ein 100 kOhm Poti mit weitgehend identen Spezifikationen gefunden, bestellt und erhalten.
ALPS 100K Potentiometer Motor RK16812MG stereo Poti 3B Lautstärke RK16 6mm ALPS 100K Potentiometer Motor RK16812MG stereo Poti 3B Lautstärke RK16 6mm um knapp 11 Euro plus Porto (2022).
Bild: Tabelle der unterschiedlichen Widerstandskurven bzw. Charakteristiken. 1B = Linear (© ALPS)
Die mechanischen Maße des eigentlichen Potis passen 1:1. Ein Vorteil ist die hier einfache Bauart ohne einem früher üblichen Abgriff für die gehörrichtige Lautstärke.
Bild: Der österreichische Sparefroh als Ausdruck der dahinter stehenden Gesinnung © Wikipedia Herzi Pinki freie Lizenz
Woran es happert das ist die dem vertikal stehenden Print im Pioneer folglich bauartbedingte geänderte Drehkurve sowie eine etwas andere Widerstandskennlinie.
Bild: Vertikal angeordnete Lautstärkereglerplatine
In der Praxis lassen sich mangels eingeschnittenem Gewinde (Kann selbst problemlos nachgeschnitten werden, ist aber eigentlich nicht nötig) die beiden Befestigungsschrauben zur Frontplatte nicht mehr einschraiuben. Es genügt aber ohnehin die Befestigungsmutter dazu.
Ebenso beginnt jetzt der Drehregler gleich mit 50% des Regelweges was optisch mit der Markierung nicht mehr ganz passt.
Der Drehregelknopf besitzt eine Endanschlagsnase die man abschneiden muß. (Nicht nötig wenn man die Achsaufnahme im Drehknopf modifiziert!)
Die etwas andere Widerstandskennlinie läßt den Sound gleich "schärfer" kommen.
Bild: Untere Printansicht
Als etwas frikelig und in folge mit Aussetzern versehen wirkten die Kabelsteckverbinder an dem Subprint des LS Reglers. Zudem ließen sich die Verbindungen nicht wie eigentlich gedacht, durch ziehen der Verriegelungsabdeckung lösen und es war letztlich doch ein erheblicher Kraftaufwand dazu erforderlich.
Ein Nachlöten der Buchsenleiste am LS Modul wie auch am Hauptchassis ließen den Aussetzfehler ohne exakter Ursachenforschung verschwinden.
Aussetzen bzw. Zufallsanwahl einer Eingangsquelle durch das Aussetzen der Kontakte im Geberregler. Ein Auslöten, zerlegen (Aufbiegen der Halteklammern) und reinigen der Kontakte sowie Wiedereinbau ist erforderlich.
Umbauten des Transformators auf eine Ringkernausführung (mit mech. Anpassungen der Halterung dazu)
(Orig.: Idle Current Adjustment - Leerlaufstrom Einstellung)
Die Anleitung gibt die genaue Vorgangsweise vor. Jeweils parallel zum R373 und R374 wird das Millivoltmeter angeschlossen.
Bild: Anklemmen zur Ruhestrom-Messung
Erst für eine Ersteinstellung und nach 5 Minuten Einlaufzeit ist die Feineinstellung auf 11mV an 0,11 Ohm anliegend zu wiederholen.
Macht nach Ohmschen Gesetz: 100 mA Ruhestrom bei 70 V Gesamtspannung = 7 Watt je Kanal.
Bild: Detailansicht eines Endstufen MOS FET
Das habe ich auch damals beim Erhalt des Gerätes so gemacht.
Was aber auffällt ist das aktuell der linke Kühlkörper sich stärker erwärmt ist als rechts. Also ist eine Überprüfung und Nachjustierung sowie eine weitere Kontrolle sinnvoll.
Dazu habe ich am Eingang einen NF Generator, sowie am Ausgang einen 35 W 8 Ohm Widerstand angeschlossen. Für den zweiten Wert einen 4 Ohm Leistungswiderstand. Parallel das Oszi um Verzerrungen erkennen zu können.
Bild: Blick auf das Chassis
Gemäß HiFi-Wiki.de [2] wurde der Verstärker über die Baujahre 2000 - 2012 gefertigt was durchaus für eine ausgereifte Konstruktion und auch einer verkaufbaren Funktionalität spricht.
Zumindest für mein Gerät aus dem Jahr 2010 sowie für solche auf Angebotsplattformen war die Fertigung jeweils in Malaysia.
Insgesamt hat es lt. Schaltplan vier unterschiedliche Ausführungen zumeist mit anderen Netzteilaufbauten gegeben.
Die Gesamtleistungsaufnahme beträgt 130 Watt
Bild: Rückansicht zu den Anschlüssen
Bild: Ansicht von oben
Ein brauchbarer Alltags Stereo Hifi Verstärker. (Den Phono Eingang und seine Eigenschaften konnte ich noch nicht beurteilen).
Durch die Fernbedienung ist er auch praxistauglich im Home Entertainment nutzbar wenngleich selbige von der Haptik her etwas billig konzipiert wurde.
Da nun diese Serie schon langsam in die Jahre gekommen ist machen sich erste Abnutzungserscheinungen bemerkbar die mitunter nicht mehr um ein geringes "Handgeld" behebbar sind auch wenn man selbst Hand anlegt.
Für einen HiFi Klassiker Status in dem man über wirtschaftliche Vernunft hinaus Geld und Aufwand investieren würde ist es derzeit (2022/24) noch zu früh. Dazu braucht es geschätzt noch weitere rund 10 Jahre.
Die Bandbreite der verfügbaren Geräte reicht daher aktuell von der Alltagsnutzung bis hin zum Entsorgen bzw. Einlagern.
Preise ab € 40,- machen die Wahl auch für den kleinen Geldbeutel leicht.
© 11/2022 Wolfgang Scheida / Wien,
zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend
Letzte Überarbeitung: 04.09.24