Radiodays
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Kurz vor seinem
80. Geburtstag verstarb Herr Prof.
Wolf Harranth, Geb. 19. August 1941 in Wien, nach kurzer schwerer Krankheit am †
(SK) 3. August 2021.
Die Beschreibung seines Lebenswerkes wird in diesem Rahmen leider zu kurz greifen, weshalb ich hier neben seiner Tätigkeit als erfolgreicher Buchautor seine redaktionelle Arbeit für Radio Österreich International von 1976 bis 2003 wie auch insbesondere seine jahrzehntelange Aufbauarbeit als Kurator vom "Dokumentationsarchiv Funk" würdigen möchte.
Der dort vorzufindende Satz "Alles was hier ist, wäre nicht mehr, wäre es nicht hier" darf auch für uns Freunde der historischen Funktechnik eine Verpflichtung zum Bewahren im Rahmen der Möglichkeiten sein.
Hinzu kam seine Leidenschaft für den Amateurfunk (Tätig als OE1WHC und OE3WHC), die u.a. mit dem wohl weltgrößten QSL Karten Archiv im Rahmen von "Dokufunk" seinen Ausdruck fand. Die geschichtliche Erforschung des Österreichischen Versuchssendeverbandes war dabei Ehrensache.
Wer Herrn Harranth in den Archivräumen in 1230 Wien "An den Steinfeldern" selbst erleben durfte, der konnte die Leidenschaft und seinen Einsatz wie auch Begeisterung bei zeitgleicher Bescheidenheit spüren mit der es ihm gelungen war offizielle Stellen wie auch private Mitstreiter und Unterstützer für diese großartige Sammlung zu mobilisieren.
Der Lohn war nicht zuletzt seine Freude und Befriedigung damit etwas vor dem Vergessen und Vernichten bewahrt zu haben, sondern auch den Nachfahren von Amateurfunkern einen Nachweis der geführten Amateurfunk Kommunikation verstorbener Angehöriger in Form von Kopien der einstig versendeten QSL Karten zu übergeben.
Mit etwas Neid blickte ich als Funkhistoriker mit Schwerpunkt Fernsehen stets auf den großen Bruder Deutschland, der ob seiner Wirtschaftskraft, der gemeinsamen Sprache und mit dem Mengenfaktor 10 ausgestattet im Laufe der letzten Jahrzehnte Museen und Archive auch zu den uns relevanten Themen aufgebaut und zum Teil zugänglich gemacht hat.
Das Archiv der GFGF, die Aufarbeitung durch das frühere >Deutsches Rundfunk Museum< mögen als Stellvertreter hiezu dienen.
Die Rundfunk und Fernsehgeschichte in Österreich wurde, wie bekannt, durch
die RAVAG,
der RRG,
den Nachkriegsbesatzungssendern und in der Folge durch
den ORF geschrieben,
der zwar zu Jubiläen Broschüren und Rückblenden herausgab, jedoch, (mein Wissensstand 2010) kein direkt zugänglicher Ansprechpartner für eine Hobbyforschung und/oder einer Archivarbeit war.
Umso erstaunter las ich durch „Zufall“ auf der Webseite der ADXB-OE die nebenbei bemerkt stets aktuelle Senderlisten von Radio & TV vorrätig hat, daß das Wiener Dokumentationsarchiv-Funk Helfer bzw. Mitarbeiter sucht die den Bestand aufarbeiten möchten.
Nach einem kurzen Email Kontakt mit dem Kurator Herrn Professor Wolf Harrandt OE1WHC, vielen SWLern und Amateurfunkern auch durch seine Beitrage beim Radio Österreich International-RÖI bekannt, führte mich der Weg in die Wiener Peripherie, wo untergebracht in einer ehemaligen Salzsäurefabrik(!) nunmehr ein Depot des ORF’s/ ORS eingerichtet ist sowie sich auch die Räumlichkeiten des Archivs – getragen von einem eigenen Verein befinden.
Nach einer ausführlichen und sehr interessanten Einführung durch von Herrn Harrandt persönlich, begleitet durch gemeinsames Fachsimpeln gebe ich meine ersten Eindrücke wie folgt wieder:
· Es geht NICHT um Technik und Geräte, sondern um die soziale, wirtschaftliche und politische Mediengeschichte mit dem Schwerpunkt auf Österreich und dem Amateurfunk weltweit.
· Das Archiv entstand aus der Frage, was letztlich mit dem Nachlaß von verstorbenen (Silent Key-SK) Funkern geschehen soll deren Hinterbliebenen mit den QSL Karten uvm. nichts anzufangen wissen, es aber schade fänden wenn dies alles weggeworfen würde.
So nennt sich das Archiv die größte, zudem zugängliche, zum Teil aufgearbeitete QSK Karten Sammlung der Welt und das seit den Vorkriegsanfängen mit geschätzt 100.000 Karten bis heute mit der Zahl die in die Millionen geht.
· Integriert ist weiters seit 2004 der Oskar Czeija-Gedächtnisfonds
· Eine themenbezogene Bibliothek wird laufend aufgebaut und erschlossen.
· Die Arbeit der Archivare besteht aus den täglich einlangenden QSL Karten und sonstigen Nachlässen die geordnet und registriert werden.
Dies alles natürlich EDV gestützt wobei im Gegensatz zu RM.org mehrheitlich nur eine Online Suche nach dem aufgearbeiteten Bestand auf der Webpage möglich ist. Die Hand auf die Daten = weitgehend unentgeltliche Mann-/Fraustunden behält man nicht zuletzt auch aus Datenschutzgründen (QSL-Karten) & Copyrightbestimmungen bei den gescannten Büchern und Unterlagen, sowie den Dissertationen die auf Basis des Archivbestandes geschrieben wurden vor und reglementiert auf persönlicher Ebene die kontrollierte Einsichtnahme.
· Eine Vorgangsweise die dem Autor zum Nachdenken bringt und letztlich den unkontrollierten 24h Zugang zu allem und jeden und dessen Verwertung weil ja ohnehin Digital hinterfragen lässt.
· Vereinzelt finden sich natürlich auch Hardware wie Empfänger und Relikte vom Sender Bisamberg die aber nicht den Kern des Archivs bilden.
· Soweit es die Kapazität durch die Helfer zulässt wird auch der Bestand des ORF Zwischenarchivs – der jeweils nach 15 Jahren Lagerung in den Reißwolf wandert digitalisiert.
Relativ neu für Österreich ist auch die Privatradioszene deren Anfänge nach Möglichkeit auch dokumentiert werden soll.
Vielleicht habe ich dem einen oder anderen Sammler und Hobbyforscher aber auch QSL Kartenliebhaber Gusto auf eine Mitarbeit oder Einsichtnahme gemacht.
PS: Da der Verein nicht gewinnorientiert arbeitet sind freiwillige Spenden oder eine Teilnahme im Förderkreis als Haupteinnahmequelle gerne gesehen!
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Updated: 24.06.22