Ein Reparaturbericht
und etwas mehr zum Hornyphon Jubilate W459A baugleich dem Philips Adagio BA491A
Bild 1A: Der 1949er
Hornyphon Jubilate W459A, Seriennummer
00425
Stichwörter: Starker Netzbrumm, krachen und pfeifen sowie
einschwingen beim Sendereinstellen
Zur Wortdeutung von Jubilate:
"Jubeln", "jauchzen", "ein Jubiläum begehen".
Da
mir ein radiotechnisches Jubiläum für 1949 nicht bekannt ist, passt also am
besten "Jubeln" als synonymer Ausdruck des Geräts. Leider ist mir beim
Zustand des Geräts nicht unbedingt zum Jubeln zu mute.
Wer es abkürzen möchte:
Dieses Gerät mit der Seriennummer 00425, was wohl ein sehr frühes Gerät sein
dürfte, erhielt ich vor rund 25 Jahren noch als Schüler vom damaligen
zweiten Mann meiner Großmutter gewissermaßen „aufgezwungen“ (Stand 2009).
Da schon mit anderen ähnlichen Geräten in den Augen des Vaters übersättigt,
war eigentlich kein Platz mehr für solche zusätzlichen „Schätze“ vorhanden.
Der fehlende UKW Teil, und der Umstand das wieder einmal kein
Geradeausempfänger, der etwas besonderes dargestellt hätte dabei war, ließen
eher ein Desinteresse aufkommen.
Der dezente Hinweis aber, dass die
Geräte aus dem Zimmer in dem sie gelagert waren endlich weg müssten was
mitunter auch ein Entsorgen bedeutet hätte ließ dann doch so etwas wie
Mitleid aufkommen und da eine Transportgelegenheit vorhanden war wechselte
das Gerät so in meinem Besitz.
Zu einem späteren Zeitpunkt analysierte ich das auf diese Weise erhaltene
„Findelkind“ und vermisste den Lautsprecher sowie die AZ1 als
Gleichrichterröhre. Es dürfte auch das Netzkabel abgetrennt gewesen sein,
ebenso waren zwei Röhren in der Bestückung vertauscht sowie der Netzschalter
einpolig defekt gewesen sein.
Die Sache mit dem Netzkabel wurde mit einem bis heute andauernden eher
hässlichen nicht nostalgischen Provisorium ersetzt, für den Lautsprecher
fand sich ein jüngeren Datums versehener mechanisch und elektrisch passender
Lautsprecher aus einem anderen Ausschlachtgerät aus dem Hause Philips, und
das man Röhrengleichrichter mit Halbleiterdioden wie der 1N4007 ersetzen
kann war bereits bekannt.
Und über die vertauschten Röhren und den
Netzschalter muss man sich hier nicht weiter auslassen.
Mit dem Resultat, dass das Gerät von nun an spielte.
Zu jener Zeit betätigte ich mich mit meinen beiden beim Sperrmüll gefundenen
bzw. geschenkt bekommenen
Minerva Minola
593W Geräten als SWL – Short Wave
Listener wobei mir die deutschsprachigen Programme von "Radio Moskau" wie
auch der „Sender Friede und Fortschritt“ aus Tirana Albanien mit seinem
ersten wie auch zweiten Programm mit der selbstverherrlichenden damals noch
kommunistischen Propaganda offensichtlich in deutlicher Erinnerung geblieben
sind.
So nebenbei: Obwohl ich zwei baugleiche Minerva Minola hatte kam irgendwie
nie ein mit der Telefunken Concertino Hi-Fi Wohnzimmer Anlage vergleichbarer
Stereoeffekt selbst bei gleichen Programm auf......... Oh Wunder wie man
später erfuhr.............
Wiewohl der Horny W459A für meinen damaligen Geschmack mit den beiden großen
50 mm Einstellknöpfen und der braun/schwarzen Bakelitfront eher klobig und
unförmig wirkte so haben es mir die große Skala mit zwei
Kurzwellenbereichen, sowie der, bedingt durch die großen Knöpfe feine
Einstelltrieb der Abstimmung angetan.
Daher löste das Gerät von nun an die Minerva’s ab, einen Standard
Ingelen MRC200 Radiorecorder
mit UKW hatte ich ohnehin und wurde so im
„Radio Shack“ zum „Gerät der Wahl“.
Angeschlossen war eine außen an der Fassade im 8. Wohnstock von Fenster zu
Fenster gespannte ca. 15 m „Langdraht Antenne“.
Allfällige Diskussionen über Störabstände und korrekte Anpassungen über
Baluns etc. lassen wir hier sicherheitshalber gleich außen vor.
Soweit es
meine damaligen Ansprüche betraf war das ganze eine interessante und wenn
man vom starken Drift und Netzbrumm absah eine relativ befriedigende
Angelegenheit bis man mit einem gebrauchten YAESU FRG-7 „etwas“ ausgefeilter
an die Sache herangehen konnte.
Spaß aber hatte ich aber mit dem Ohr am Horny W459A sicher mehr als später beim
YAESU FRG-7 der so nebenbei an der gleichen Antenne betrieben wurde, da sich die
Interessen dann doch „ein wenig“ verlagert haben.
Eine Gerätenotiz vom 1.1.1994! belegt, das ich wohl einige Zeit zuvor eine
AZ 1 käuflich erwarb und leider mit nur bescheidenen Erfolg im Gerät eingesetzt
hatte.
7 mA Strom bei 25 V Anodenspannung waren doch etwas schwach bemessen und das
Gerät kam für viele Jahre in das Regal.
Zwischenzeitlich hat es natürlich
schon seinen festen Platz in der Sammlung und das klobige Aussehen bekam nun
eher seinen Reiz. Später bezog ich beim damals noch vorhandenen Wiener
Radiomuseum in der Eisvogelgasse eine brauchbare AZ1 mit der das Gerät noch
heute betrieben wird.
- Saison/Baujahr 1949
- Superhet mit 452 kHz ZF
- Dreifach Klangregelung
- Skalenbeleuchtung
- Vier Bänder: LW, MW sowie 2 x Kurzwelle 13 - 50 m sowie gespreizt
das 25 & 30 m Band
- Wechselstromgerät
für 90; 110; 125; 150; 190; 220; 240 Volt; 48 W Leistungsaufnahme
- Das Gerät gab es als W459U auch als
Allstromgerät mit UY1N Gleichrichter
- Empfindlichkeit: KW: 20 µV, MW/LW: 12 µV
- Bandbreite: Es wird eine Zehntelbandbreite mit 11 kHz angegeben
-
Röhrensatz: UCH42,
UAF42, UAF42, UL41, UM4 & AZ1
- Damaliger Kaufpreis. öS
1.260,- Schilling
- Verbreitung: Schlußfolgernd aus den recht häufigen
Angeboten auf österreichischen Online Verkaufsplattformen samt seinem
Philips Pendant war es ein recht häufiger Vertreter der ersteren
Nachkriegsradiogeräte
Nach dem Einschalten ist sofort ein starker Netzbrumm hörbar, der mit der
Aufheizphase der Röhren nur leicht abnimmt. Im Lautsprecher „schießt“ und
kracht es, das Gerät beruhigt sich aber nach ein paar Sekunden. Zusätzlich
„kracht“ der Lautstärkeregler. Das Brummen ist auch am LS Membran greifbar.
Ein Hörtest an einer provisorischen Kurzdrahtantenne ergab folgendes:
Starkes krachen bei der Bandumschaltung, Durchdrehen des Abstimmknopfes am
Bandanfang & Ende, UM 4 Anzeigeröhre schwach, der Transformator wird schon
nach wenigen Minuten heiß an der Grenze des greifbaren.
Vorhandene Messmittel:
Kenwood Oscilloscope 2 Kanal 20 MHz,
Trenntransformator:
Digitalmultimeter:
Oben am Gehäuse fiel mir ein kleines Loch auf das auf einen Wurmstich
hindeuten könnte.
Der Lautsprecherstoff war in gutem Zustand. Das
Holzgehäuse am Lack jedoch etwas bleich.
Hier ist noch der
RadioMECHANIKER gefragt, wiewohl für jeden technisch interessierten der
Ablauf auch selbst erkennbar sein kann.
Das Gerät ist im wesentlichen auf einem durch eine Sperrholzplatte
verstärkten Bakelitrahmen aufgebaut an dem unten das Chassis verschraubt
ist. Die Skala samt Seilzugantrieb ist ebenfalls über den Bakelitrahmen
geführt was ein Trennen des Chassis nicht empfehlen lässt.
Es genügt daher für die meisten Fälle wenn man am ganzen Radio arbeiten
möchte lediglich die vollständige Einheit herauszuschieben. (Für
Röhrentausch und einfache Reparaturen ist das Gerät sowohl von hinten wie
auch durch die bodenseitig vorhandene Serviceabdeckung gut zugänglich.)
Dies funktioniert folgendermaßen:
Nach Abnahme der Rückwand sind die beiden seitlichen Drehregler für die
Tonblende und der Bandumschaltung zu entfernen.
Bild 1
Hierfür sind wahlweise je eine innenliegende Schraube der Achsverlängerung
oder aber je die äußeren Schrauben der Achsverlängerung zu lösen. Das
lösen der Knöpfe selbst ist nicht optimal zielführend, da die seitlich
wegstehenden Achsen beim Herausziehen hängen bleiben könnten.
Nun werden von hinten gesehen links oben und rechts unten je 2 Schrauben an
der innenliegenden! Seite das heißt vom Sperrholz gelöst. (Bild1)
Bild 2: Das Chassis mit der Bakelitfront von oben
So lässt sich nun die gesamte Einheit nach vorne herausziehen (Auf die
Netzzuleitung nicht vergessen). Ein Lösen der Sperrholzverschraubung ist
nicht von Nöten!
Vorsicht: Die rückseitige Skalenabdeckung ist nur aus dünnem Karton und kann
leicht reißen!
Für den Betrieb während der Reparatur sind die seitlichen Bedienknöpfe
wieder anzuschrauben will man nicht unprofessionell mit der Zange
herumfummeln.
Beim Betrachten des zwar ausreichend stabilen aber eben nur zweckmäßigen
Chassis aus gebogenem und punktgeschweißtem verzinktem Stahlblech mit jeder
Menge „Luft“ erinnere ich mich an die sinngemäße Aussage des geschätzten
Berufschullehrers Herrn Ing. Martin Stiny wonach Philips mit „billigen“
(„Klumpert“) Geräten seinen Erfolg bestritt und am Markt überleben konnte
während andere wie Minerva mit hochwertigen dicken Aluchassis sich
offensichtlich mit zu hoher Qualität und den damit verbundenen Kosten
verkalkuliert haben. Vergleiche mit
GFGF Funkgeschichte FG 185 (2009) Seite 75 (Ein Schicksal das der
Autor mit seiner Einstellung zu hochwertigen Arbeiten vorläufig leider
teilen musste).
Oder wie es ein anderer zu Ruhm gekommener großer Österreicher zu sagen
wusste: „Im Seichten kann man nicht untergehen.....“ (©: † Franz Antel –
österreichischer Filmemacher).
Das Netzteil:
Bild 3: Schaltungsauszug Netzteil/Endstufe
Schon
vor rund 25 Jahren fragte ich mich was U Röhren in einem reinen
Wechselstromgerät mit Transformator zu suchen hätten?
Eine
Antwort wird wohl 1949 die Verfügbarkeit der Rimlock Serie in U Ausführung
gewesen sein, über Details schweigt sich das “Service Blatt 21“ aus Heft 6,
Juni 1949 der Zeitschrift Radio-Elektro Handel und Export aus.
Auch
dürfte sich die echte Allstromausführung Hornyphon „Jubilate W459U“ und das
baugleiche Philips Gerät „Adagio BA491U“ lediglich im Netzteil mit einer
UY1N und zwei Heißleitern (Temcopil) anstelle der AZ1 unterscheiden. Weiters
wird auf eine Sondervariante für Netzspannungen unter 110 V mit der Trafo
Nummer "1235/II" verwiesen was einen Betrieb ab 90 V ermöglichen soll.
Weitere Details dazu entziehen sich meiner Kenntnis und können
vielleicht echte Röhrenspezialisten zu einem willkommenen Gastkommentar
veranlassen.
Was ich erst jetzt mit dem Schaltplan erkennen konnte (denn früher vermutete
ich eine Spartrafo Lösung), ist die Heizung der U Röhren zwar in Serie, aber
tatsächlich ebenfalls an der Sekundärseite des Transformators angeschlossen.
Also ein „Vollblut“ Wechselstromgerät mit Netztrennung.
Da mein seinerzeit selbst gebauter Reparaturtrenntrafo an die 240 V sekundär
abgibt wurde der Spannungswahlschalter für die Dauer der Reparatur von 220 V
sicherheitshalber gleich auf 240 umgestellt.
Für Bezieher der Zeitschrift „Radiobote“ bzw. zum Studieren im
Online Archiv sei auf die 2008 erschienene Beitragsserie von
unserem mittlerweile leider verstorbenen Sammlerkollen Fritz Czapek zum
Thema Betrieb von 220 V Geräten am 230 V Stromnetz für die eingehendere
Auseinandersetzung mit dem Thema verwiesen.
Bild 4: Mit der Skalenrückwand muß man vorsichtig
umgehen wie der Riss belegt!
Zuerst interessiert mich das starke Netzbrummen. Dazu ziehe ich eine Röhre
um den Heizkreis zu unterbrechen und siehe da – Der Brumm, wenn auch nicht
so stark bleibt!
Beim Entfernen der AZ1 ist ebenfalls ein Restbrumm vorhanden wenn auch schon
sehr leise.
PS: Das Entfernen der AZ1 Außenkontaktsockelröhre bringt wieder meine
Abneigung zu dieser Röhrentype in Erinnerung, da sie stets das Risiko des
Abreißens des Röhrensockels in sich birgt.
-
Messwerte:
Zwar kann ich nicht mit dem 1949 empfohlenen Philips
Diodenvoltmeter GM 6004 aufwarten. Mein Oszi sowie ein modernes
Digitalmultimeter wird es aber wie ich denke ebenso tun:
Am Elko
C 50 messen wir eine unsymmetrische Restwelligkeit von 10 Vss bei 197
VDC.
-
Am Elko C 50 messen wir eine unsymmetrische Restwelligkeit von 150 mVss
bei 328 VDC bei unterbrochenem Heizkreis (gezogener Röhre)
-
Fliegende Masse am Becher des Siebelkos -9,25 VDC
-
Am Widerstand W23 nach dem Siebelko C49 messen wir 9 Vss bei 201
VDC.
-
34 V Spannungsabfall am W23.= 28 mA Strom
-
Eine testweise Vergrößerung des Ladeelkos um weitere 100µF brachte ein
noch lauteres Brummen bei nicht messbarer Welligkeit!
-
Ein parallel angeschlossener Lautsprecher war deutlich leiser im Brumm,
-
Eine denkbare außergewöhnliche magnetische Kopplung über den Trafo
schied durch empirischen Test ebenfalls aus.
-
UL41: Vg1: -8,35 Soll –9.9
-
Va 188 soll 183
-
Vg2: 171 soll 161
- Eine originalverpackte Telefunken UL41 anstelle der originalen
Philips Miniwatt brachte auch keine Besserung.
BAUSTELLE seit 2009 - Das Gerät habe ich 2022/24 noch und wartet auf seine
dritte Chance......
Sachdienliche Hinweise zum Thema "Brummen" werden gerne entgegengenommen.
- Eigenes Gerät Ser#00425
-
Service Blatt 21“ aus
Heft 6, Juni 1949 der Zeitschrift Radio-Elektro Handel und Export
- Hefte im Archiv des "Radiobote";
Artikelserie zu 230V Netzspannung Hefte 15, 16 & 17
©1/2009 - Designed by W. Scheida zu
www.scheida.at/scheida/televisionen.htm
gehörend
Updated:
06.02.24