Radiodays -

Das GRUNDIG Transistor-Netzteil TN12 sowie TN12a für die Grundig Yacht Boys, Grundig Satellit Weltempfänger etc.


Vielleicht nur mehr Monate, möglicherweise noch einige wenige Jahre trennen uns vor dem allumfassenden Abschalten aller herkömmlichen analogen Radioausstrahlungen zugunsten neuer digitaler Übertragungsformen. Noch bleibt uns die Zeit um die praktische Verwendbarkeit und Empfangseigenschaften anhand von Radio-Sammlergeräten und solche die es noch werden können in der Gegenwart nochmalig zu erforschen, zu reparieren und auszuprobieren. Begleiten Sie mich auf dieser Zeitreise durch die Technikepochen und mehr....

 

Vergleichsdarstellung der Grundig Netzteiltypen TN12 und TN12a

Bild: Vergleichsdarstellung der Grundig Netzteiltypen TN12 und TN12a

Inhaltsübersicht:

  1. Eckdaten
  2. Einleitung
  3. Die Schaltung
  4. Vergleichstabelle mit den Bestückungen
  5. Reparaturen - Instandsetzung:
  6. Kurzfazit
  7. Quellen

 

Eckdaten [2]:

Es handelt sich hier um die 2. Variante des TN 12 (OHNE Kennung a). Auf dem Typenaufkleber dieser Variante steht NICHT Universal. Dies geht nur aus den technischen Unterlagen hervor (passend für alle Transistorgeräte mit passendem Anschluß). Wichtig ist zur Bestimmung für dieses Modell die Kennung 1373-11 die nur in den technischen Unterlagen ganz ausgeschrieben wird (81-1373-11). Die erste Variante des TN 12 hingegen ist KEIN Universal Netzteil!

Besonderheit:

·       Umschaltmöglichkeit der Ausgangsspannung für 6 oder 9 VDC bei den späteren Varianten die hier vorgestellt werden

Achtung: Nachfolgendes ist eine reine Beschreibung meiner selbst gemachten Erfahrungen und ist KEINE Anleitung für nicht elektrisch geschulte Personen! Auf die Gefahren bei Arbeiten mit Netzspannung sei einmal mehr verwiesen!

 

Einleitung:

In meinem 2021 erworbenen Grundig Satellit 208 Transistor 6000 aus der Saison 1967 war es einfach dabei bzw. integrierter Bestandteil: Das Transistor-Netzteil TN12 sowie TN12a

Heutzutage ist ein Netzteil nichts besonderes. Auch dieses aus den 1960er Jahren würde diese Feststellung treffen wenn sich hier nicht gleich herausgestellt hätte, dass es auch da wieder einmal viele Varianten und Unterschiede gab die sich aus der Type bzw. den Schaltplänen nicht immer 1:1 herauslesen lassen.

Anlass machen die Aufarbeitung von obigen vermutlich "serienmäßig" im Satellit verbautem Gerät was den Satelliten zu einem wenn auch sanften "Brummbären" gemacht hat. Was dem guten Basslautsprecher aber augenscheinlich auch den etwas müden Lade- und Siebelkos zuzuschreiben ist und sich so ja einfach durch Austausch selbiger lösen lassen sollte.

Wie es bei Sammlern halt so ist, wo es ein Gerät gibt folgt bald das Nächste: Ein lokales Angebot auf einer Verkaufsplattform bot um deutlich weniger als ein Handgeld einen "Grundig Transformator" zudem mit wenig sagendem Text und schlechtem Verkaufsfoto an. Wenn also jetzt nachdem ich zudem zu mehr fairen Konditionen das Gerät zugestellt bekam sich nicht gerade ein angebrannter Netztrafo herausstellen sollte, dann war es in jedem Fall ein Gewinn. Nachtrag: Der Trafo hat es überlebt.

Ein Gewinn für Sie als Leser ist es ebenso in jedem Fall, denn es folgt eine Gerätevorstellung und Reparaturbeschreibung, womit ich aber nicht verheimlichen will, dass es ähnliches auch auf anderen Seiten zu dieser nicht gerade als "Raketentechnik" zu beschreibenden Schaltung gibt.

Aber wie es so schön heißt Konkurrenz belebt das Geschäft, in unserem Fall eher die Informationstiefe und die Vergleichsmöglichkeit.

Bild: Beide Versionen im Inneren  Grundig TN12 TN12a Netzteil

Gerät 1, links, also das aus dem Satellit 208:

 

 Gerät 2, das im dunkelgrauen Gehäuse samt augenscheinlichem Originalnetzanschlußkabel und Kabelschalter versehenen. Auch die 9 V Spezialklippanschlußfahne ist noch von früheren Radio drauf.

Etwas verdächtig sind die Einschmelzspuren im vermutlich PVC Kunststoff von der Niedervoltleitung, was aber nicht unbedingt überhöhten Temperaturen sondern mitunter dem verformverhalten von Kunststoffen zugeschrieben werden kann.

Um es kurz zu machen: Im inneren ist der 500µF Siebelko zerplatzt aufgefunden worden. Ebenso macht der Netzschalter der bei Gerät 1 bereits entfernt worden war auch hier Unterbrechungen die einen ohnehin geplanten und auch sicherheitstechnisch relevanten gesamtaustausch der Netzleitung mitsamt einem neuen Schnurschalter erforderlich. Denn nur damit ist eine echte Netztrennung wenn schon nicht allpolig aber dennoch so gegeben sodass keine "Standby" Leistung sinnlos verbraten wird. In Zeiten der Energiepreise auf Höchstniveau (Anfang 2022) ist dies einmal mehr ein Thema.

Zerplatzter Siebelko im Grundig TN12  Bild: Zerplatzter Siebelko im Grundig TN12

Das klebrige Gehäuse ließ sich mit einem speziellen Zitrusspray gut reinigen. Auf den obligatorischen Schutz der Grundig Aufkleber habe ich geachtet, nicht aber sosehr darauf meine Hände vor dem scharfen Zeug zu schützen ;-( .

 

Die Schaltung:

Schnittbandkerntrafo mit zwei Primärwicklungen um die 110V Umschaltung per drehbarer Federkontakte von der Oberseite her zu realisieren. Brückengleichrichter, im Fall des Typ a bereits mit Entstörkondensatoren.

Ladeelko - alte Version 1.000µF, neue Typ a Version 2.000µF. Ebenso der Siebelko an der Basis des Längsreglers mit 500µF in der Typ A Version zum Vergleich mit 250µF in der Normalversion.

Bild: Schaltungsdetails zum TN12a mit Siebkondensatoren und extra Sicherung

Bild: Schaltungsdetails zum TN12a mit Siebkondensatoren und extra Sicherung ©Grundig

 

Interessant ist die Wahl des Längsregelgermaniumleistungstransistors, wobei Leistung mit max. 6 W definiert ist:

Der Nachfolgetyp AD164 im Typ a wird mit einer niedrigeren Grenzfrequenz angegeben (11 kHz) im Vergleich zum AD156 der Normalversion (15 kHz). Sonstige Parameter sind gleich bis auf ebenso einem höheren ß beim AD164 mit höher ß 110 während der AD156 nur ein ß ab 50 aufweisen kann.

Für mich heißt das, dass in der Kombination AD164 und einem Siebelko von 500µF an der Basis, der Glättungsfaktor der Ausgangsspannung, wahlweise 6 oder 9V entsprechend besser sprich höher sein wird denn bei der Normalversion.

Auffällig nur, das Gerät 1, also die Normaltype, keinen AD156 sondern einen AD162 verbaut hat was zudem noch original aussieht. Damit dürfte diese Variante robuster gewesen sein, da mit einem Imax von 1A im Vergleich zu Imax 300mA der anderen Typen ist er an der Spitze dieses Parameters.

Eine unterschiedliche Anzahl an Sicherungen ist ein weiteres Merkmal.

Vergleichstabelle mit den Bestückungen im Grundig Transistor Netzteil 12 & 12a:

Type

Variante

Nr.

Gehäusefarbe

Sicherungen

Elkos

Längsregler

Ausgangstrom

 

TN12

Universal

 

 

2 x primär 50mA

250µF/1.000µF

AD156

400mA

 

TN12

 

1373-11 Ser# 311672

Schwarz

 

250µF/1.000µF

AD162

 

 

TN12A

 

1555-11 Ser#

29158

Grau

2 x primär, 1 x sek.

500µF/2.000µF

AD164

 

 

TN14

Netzteil mit Akkuladeschaltung

 

 

 

Andere Schaltung

 

 

 

 

Reparaturen - Instandsetzung:

 

Netzteilschaltungen, zudem später dann im 220 V Modus am 230/235 V Netz angeschlossen und über 50 Jahre alt bedürfen meines Erachtens eine andere Behandlung denn die dahinterliegende Niederspannungs-Gerätschaft wo auch schon mal was kaputt gehen kann und darf.

Daher habe ich beim Versand Reichelt gleich neue Netzanschluss-Schnüre samt Schalter sowie Brückengleichrichter und Elkos geordert.

"Die gestrandeten der Nacht" - Getauschte Bauteile im TN12

Bild: "Die gestrandeten der Nacht" - Getauschte Bauteile im TN12

Im Konkreten habe ich zudem den 500µF Siebelko auch gleich auf 1.000µF erhöht was weder kosten-, noch platzmäßig heute ein Thema darstellt. Das der Gleichrichter und anderes in den Werten "etwas" überdimensoniert ist stört hier nicht und war zum Teil beabsichtigt, da damit ein einfacherer mechanischer Austausch möglich war.

Tabelle: Georderte "REICHELT" Bauelemente zur Instandsetzung

Nr. 
 Artikel:      
Menge pro Gerät
Brückengleichrichter  800V 2A
Euro Stecker Netzkabel mit Schnurschalter einpolig schwarz
9,1 V Zenerdiode 5W, 1N5346BG
Elko 2.200µF/25V radial  
Elko 1.000µF/16V radial
Funkentstörkondensator 8,2nF 305V MKP 

 

Deren Einbau ist etwas frickelig weil alles sehr eng ist aber letztlich mit Pinzette und Geduld machbar.

 

Bild: Vergleich der beiden Brückengelichrichter sowie Längstransistoren

 

Nicht alles lief gleich so reibungslos:

 

Bild: TN12a mit neuem Brückengleichrichter sowie 5W 9,1V Zenerdiode 

Beide Typen geben ein doch stark wahrnehmbares mechanisches 50 Hz Netzbrummen ab. Ein Hochregeln am Trenntrafo von 220 auf 235 V bestätigte, dass selbst im Leerlauf die Trafos schon etwas gesättigt sind. Daran läßt sich aber nichts wirklich ändern wenn man Vorschaltkondensatoren in der Netzzuleitung etc. bewusst außen vor lassen möchte. 

Generell ist die Type "a" bei zwar ähnlichem Aufbau schon viel servicefreundlicher aufgebaut, weshalb auch alles schneller vorangeht. Die Klemmlasche beim Brückengleichrichter muss dann aber zurückgebogen werden um eine gerade Auflage zu erhalten. Ebenso waren bei beiden Modellen die Lötaugen bei den Brückengleichrichten leicht aufzubohren.

Die jetzt um 0,4 V höhere Ausgangsspannung bedingt durch die 9,1V anstelle der originalen 8,7V Zenerdiode wird bei 9,2 V Ausgangsspannung nicht wirklich störend sein. Im Gegenteil, auch das Regelverhalten bei Lastwechsel oder Netzspannungsänderungen zeigte mit der Siliziumzenerdiode ein wesentlich stabileres Verhalten.

Ein Netzbrumm im Ausgangssignal war in beiden Fällen auch unter Last bei meßtechnisch unter 20mVss.

Die mehrfachen elektrischen Absicherungen (Sekundär mit 630mA) geben das Gefühl das auch hier im Fall des Falles sich nicht wirklich alles in Rauch auflösen würde.

Kurzfazit:

 

Für Betreiber von dazu passenden Grundig Transistorradiogeräten wie den Yachtboy's oder Satellit wird auch hier nur ein Originalnetzteil in Frage kommen.

Wenn dieses dann bereits überholt und aufgearbeitet wurde, so kann es wenn vielleicht nicht zu 100% den gegenwärtigen Sicherheitsansprüchen gerecht werden.

Der ersatzweise Betrieb eines China billig Schaltnetzteils wird wohl insbesondere wenn AM Bänder tatsächlich empfangen werden sollen kaum eine Alternative sein können.

Inwieweit dann dort das CE Kennzeichen, alias "China Export" als tatsächlicher Indikator für die Einhaltung von EU Sicherheitsnormen steht, darf sich jeder auf einschlägigen Youtube Videos selbst zu Gemüte führen (Stickwort: Smartphone USB Ladegeräte)

 

Quellen (Auszug), Links und gesichtete Unterlagen: 

  1. Studium an den beiden vorliegenden Geräten  Ser#
  2. Div. Modellseiten auf Radiomuseum . org; Abgerufen am 12. März 2022
  3. Geräte und Reparatur Beitrag auf  https://www.wumpus-gollum-forum . de/forum/thread.php?board=2&thread=241; Abgerufen am 12. März 2022
  4. Schaltpan bei  TN12 Universal; RM . org, Abgerufen am 12. März 2022
  5. Schaltplan des TN12a;  vintageshifi . com/repertoire-pdf/pdf/telecharge.php?pdf=Grundig-TN-12-A-Service-Manual.pdf; Abgerufen am 12. März 2022

 

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Updated: 02.04.22