Radiodays
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Das GRUNDIG Transistor-Netzteil
TN12 sowie TN12a für die Grundig Yacht Boys, Grundig Satellit Weltempfänger
etc.
Inhaltsübersicht:
Es handelt sich hier um die 2. Variante des TN 12 (OHNE Kennung a). Auf dem Typenaufkleber dieser Variante steht NICHT Universal. Dies geht nur aus den technischen Unterlagen hervor (passend für alle Transistorgeräte mit passendem Anschluß). Wichtig ist zur Bestimmung für dieses Modell die Kennung 1373-11 die nur in den technischen Unterlagen ganz ausgeschrieben wird (81-1373-11). Die erste Variante des TN 12 hingegen ist KEIN Universal Netzteil!
Besonderheit:
·
Umschaltmöglichkeit
der Ausgangsspannung für 6 oder 9 VDC
Achtung: Nachfolgendes ist eine reine Beschreibung meiner selbst gemachten Erfahrungen und ist KEINE Anleitung für nicht elektrisch geschulte Personen! Auf die Gefahren bei Arbeiten mit Netzspannung sei einmal mehr verwiesen!
In meinem 2021 erworbenen Grundig Satellit 208
Transistor 6000 aus der Saison 1967 war es einfach dabei bzw. integrierter
Bestandteil: Das Transistor-Netzteil TN12 sowie TN12a
Heutzutage ist ein Netzteil nichts besonderes. Auch dieses aus den 1960er Jahren würde diese
Feststellung treffen wenn sich hier nicht gleich herausgestellt hätte, dass es
auch da wieder einmal viele Varianten und Unterschiede gab die sich aus der Type bzw.
den Schaltplänen nicht immer 1:1 herauslesen lassen.
Anlass machen die Aufarbeitung von
obigen vermutlich "serienmäßig" im Satellit verbautem Gerät was den
Satelliten zu einem wenn auch sanften "Brummbären" gemacht hat. Was
dem guten Basslautsprecher aber augenscheinlich auch den etwas müden Lade- und Siebelkos zuzuschreiben ist und sich so ja einfach durch
Austausch selbiger lösen lassen sollte.
Wie es bei Sammlern halt so ist, wo
es ein Gerät gibt folgt bald das Nächste: Ein lokales Angebot auf einer
Verkaufsplattform bot um deutlich weniger als ein Handgeld einen "Grundig
Transformator" zudem mit wenig sagendem Text und schlechtem Verkaufsfoto an. Wenn also
jetzt nachdem ich zudem zu mehr fairen Konditionen das Gerät zugestellt bekam
sich nicht gerade ein angebrannter Netztrafo herausstellen sollte, dann war es
in jedem Fall ein Gewinn.
Ein Gewinn für Sie als Leser ist es ebenso in jedem Fall, denn es folgt eine Gerätevorstellung und Reparaturbeschreibung, womit ich aber nicht verheimlichen will, dass es ähnliches auch auf anderen Seiten zu dieser nicht gerade als "Raketentechnik" zu beschreibenden Schaltung gibt.
Aber wie es so schön heißt Konkurrenz belebt
das Geschäft, in unserem Fall eher die Informationstiefe und die Vergleichsmöglichkeit.
Gerät 1, links, also das aus dem
Satellit 208:
Etwas verdächtig sind die
Einschmelzspuren im vermutlich PVC Kunststoff von der
Niedervoltleitung, was aber nicht unbedingt überhöhten Temperaturen
sondern mitunter dem verformverhalten von Kunststoffen zugeschrieben werden
kann.
Um es kurz zu machen: Im inneren ist
der 500µF Siebelko zerplatzt aufgefunden worden.
Ebenso macht der Netzschalter der bei Gerät 1 bereits entfernt worden war auch
hier Unterbrechungen die einen ohnehin geplanten und auch sicherheitstechnisch
relevanten gesamtaustausch der Netzleitung mitsamt einem neuen Schnurschalter
erforderlich. Denn nur damit ist eine echte Netztrennung wenn schon nicht allpolig aber dennoch so gegeben sodass keine "Standby" Leistung sinnlos verbraten wird. In
Zeiten der Energiepreise auf Höchstniveau (Anfang 2022) ist dies einmal mehr
ein Thema.
Das klebrige Gehäuse ließ sich mit
einem speziellen Zitrusspray gut reinigen. Auf den
obligatorischen Schutz der Grundig Aufkleber habe ich geachtet, nicht aber
sosehr darauf meine Hände vor dem scharfen Zeug zu schützen ;-( .
Schnittbandkerntrafo mit zwei
Primärwicklungen um die 110V Umschaltung per drehbarer
Federkontakte von der Oberseite her zu realisieren. Brückengleichrichter, im
Fall des Typ a bereits mit Entstörkondensatoren.
Ladeelko - alte Version 1.000µF, neue Typ a Version
2.000µF. Ebenso der Siebelko an der Basis des
Längsreglers mit 500µF in der Typ A Version zum Vergleich mit 250µF in der
Normalversion.
Bild: Schaltungsdetails zum TN12a mit Siebkondensatoren und extra Sicherung ©Grundig
Interessant ist die Wahl des
Längsregelgermaniumleistungstransistors, wobei Leistung mit max. 6 W definiert
ist:
Der Nachfolgetyp AD164 im Typ a wird
mit einer niedrigeren Grenzfrequenz angegeben (11 kHz) im Vergleich zum AD156
der Normalversion (15 kHz). Sonstige Parameter sind gleich bis auf ebenso einem
höheren ß beim AD164 mit höher ß 110 während der AD156 nur ein ß ab 50
aufweisen kann.
Für mich heißt das, dass in der
Kombination AD164 und einem Siebelko von 500µF an der
Basis, der Glättungsfaktor der Ausgangsspannung, wahlweise 6 oder 9V
entsprechend besser sprich höher sein wird denn bei der Normalversion.
Auffällig nur, das Gerät 1, also die
Normaltype, keinen AD156 sondern einen AD162 verbaut hat was zudem noch original
aussieht. Damit dürfte diese Variante robuster gewesen sein, da mit einem Imax von 1A im Vergleich zu Imax
300mA der anderen Typen ist er an der Spitze dieses Parameters.
Eine unterschiedliche Anzahl an
Sicherungen ist ein weiteres Merkmal.
Vergleichstabelle mit den Bestückungen im Grundig Transistor Netzteil 12
& 12a:
Type |
Variante |
Nr. |
Gehäusefarbe |
Sicherungen |
Elkos |
Längsregler |
Ausgangstrom |
|
TN12 |
Universal |
|
|
2 x primär 50mA |
250µF/1.000µF |
AD156 |
400mA |
|
TN12 |
|
1373-11 Ser#
311672 |
Schwarz |
|
250µF/1.000µF |
AD162 |
|
|
TN12A |
|
1555-11 Ser# 29158 |
Grau |
2 x primär, 1 x sek. |
500µF/2.000µF |
AD164 |
|
|
TN14 |
Netzteil mit Akkuladeschaltung |
|
|
|
Andere Schaltung |
|
|
|
Netzteilschaltungen, zudem später dann im 220 V Modus am 230/235 V Netz angeschlossen und über 50 Jahre alt bedürfen meines Erachtens eine andere Behandlung denn die dahinterliegende Niederspannungs-Gerätschaft wo auch schon mal was kaputt gehen kann und darf.
Daher habe ich beim Versand Reichelt gleich neue Netzanschluss-Schnüre samt Schalter sowie Brückengleichrichter und Elkos geordert.
Bild: "Die gestrandeten der Nacht" - Getauschte Bauteile im TN12
Im Konkreten habe ich zudem den 500µF Siebelko auch gleich auf 1.000µF erhöht was weder kosten-, noch platzmäßig heute ein Thema darstellt. Das der Gleichrichter und anderes in den Werten "etwas" überdimensoniert ist stört hier nicht und war zum Teil beabsichtigt, da damit ein einfacherer mechanischer Austausch möglich war.
Tabelle: Georderte "REICHELT" Bauelemente zur Instandsetzung
Nr. |
|
Menge pro Gerät | ||||
1 | Brückengleichrichter 800V 2A | 1 | ||||
2 | Euro Stecker Netzkabel mit Schnurschalter einpolig schwarz | 1 | ||||
3 | 9,1 V Zenerdiode 5W, 1N5346BG | 1 | ||||
4 | Elko 2.200µF/25V radial | 1 | ||||
5 | Elko 1.000µF/16V radial | 1 | ||||
6 | Funkentstörkondensator 8,2nF 305V MKP | 2 |
Deren Einbau ist etwas frickelig weil alles sehr eng ist aber letztlich mit Pinzette und Geduld machbar.
Bild: Vergleich der beiden Brückengelichrichter sowie Längstransistoren
Nicht alles lief gleich so reibungslos:
Der Brückengleichrichter hat mit der Beschriftung nach vorne die Ausgangspolarität im Vergleich zum alten Originalgleichrichter vertauscht! Darauf bin ich gleich einmal reingefallen! Die Zenerdiode muß, da minusgeregelt ebenso entsprechend eingelötet werden sonst wird das nichts.
Bild: TN12a mit neuem Brückengleichrichter sowie 5W 9,1V Zenerdiode
Beide Typen geben ein doch stark wahrnehmbares mechanisches 50 Hz Netzbrummen ab. Ein Hochregeln am Trenntrafo von 220 auf 235 V bestätigte, dass selbst im Leerlauf die Trafos schon etwas gesättigt sind. Daran läßt sich aber nichts wirklich ändern wenn man Vorschaltkondensatoren in der Netzzuleitung etc. bewusst außen vor lassen möchte.
Generell ist die Type "a" bei zwar ähnlichem Aufbau schon viel servicefreundlicher aufgebaut, weshalb auch alles schneller vorangeht. Die Klemmlasche beim Brückengleichrichter muss dann aber zurückgebogen werden um eine gerade Auflage zu erhalten. Ebenso waren bei beiden Modellen die Lötaugen bei den Brückengleichrichten leicht aufzubohren.
Die jetzt um 0,4 V höhere Ausgangsspannung bedingt durch die 9,1V anstelle der originalen 8,7V Zenerdiode wird bei 9,2 V Ausgangsspannung nicht wirklich störend sein. Im Gegenteil, auch das Regelverhalten bei Lastwechsel oder Netzspannungsänderungen zeigte mit der Siliziumzenerdiode ein wesentlich stabileres Verhalten.
Ein Netzbrumm im Ausgangssignal war in beiden Fällen auch unter Last bei meßtechnisch unter 20mVss.
Die mehrfachen elektrischen Absicherungen (Sekundär mit 630mA) geben das Gefühl das auch hier im Fall des Falles sich nicht wirklich alles in Rauch auflösen würde.
Für Betreiber von dazu passenden Grundig Transistorradiogeräten wie den Yachtboy's oder Satellit wird auch hier nur ein Originalnetzteil in Frage kommen.
Wenn dieses dann bereits überholt und aufgearbeitet wurde, so kann es wenn vielleicht nicht zu 100% den gegenwärtigen Sicherheitsansprüchen gerecht werden.
Der ersatzweise Betrieb eines China billig Schaltnetzteils wird wohl insbesondere wenn AM Bänder tatsächlich empfangen werden sollen kaum eine Alternative sein können.
Inwieweit dann dort das CE Kennzeichen, alias "China Export" als tatsächlicher Indikator für die Einhaltung von EU Sicherheitsnormen steht, darf sich jeder auf einschlägigen Youtube Videos selbst zu Gemüte führen (Stickwort: Smartphone USB Ladegeräte)
Quellen (Auszug), Links und gesichtete Unterlagen:
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www.scheida.at/scheida/televisionen.htm
gehörend
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Updated: 02.04.22