AIWA CSD-SR625K Compact Disc Stereo Radio Cassette Recorder

Vielleicht nur mehr Monate, möglicherweise wenige Jahre trennen uns vor dem allumfassenden Abschalten aller herkömmlichen analogen Radioausstrahlungen zugunsten neuer digitaler Übertragungsformen. Noch bleibt uns die Zeit um die praktische Verwendbarkeit und Empfangseigenschaften anhand von Radio-Sammlergeräten und solche die es noch werden können in der Gegenwart nochmalig zu erforschen, zu reparieren und auszuprobieren. Begleiten Sie mich auf dieser Zeitreise durch die Technikepochen und mehr....

In diesem Beitrag gibt es eine Gerätevorstellung und Fehlersuche am ca. 1996er "Ghettoblaster", dem AIWA CSD-SR625K Compact Disc Stereo Radio Cassette Recorder

Anmerkung: AIWA ist eine Tochterfirma von Sony. Hier aber gut gefüllt vordergründig mit Bauteilen von anderen japanischen Herstellern.

 

 AIWA CSD-SR625K front

Bild: Der AIWA CSD-SR625K Compact Disc Stereo Radio Cassette Recorder; Ser. Nr. S06LH73A0155

Inhaltsübersicht:

  1. Geräte Eckdaten

  2. Einleitung

  3. Fehler 1 - Alzheimer oder Altersdemenz?

  4. Fehler 2 - Rauschende Nächte

  5. Fazit

  6. Quellen & Literatur

 

 

Geräte Eckdaten:

 

FM UKW:87.5 – 108.0 MHz
MW ca. 522 – 1611 kHz
LW : 153 - 288 kHz
2 x 10 cm Konuslautsprecher + Kopfhörerbuchse 3,5 mm Klinke
Leistung: 4,8 + 4,8 W (DIN Musik Leistung)
4 W + 4 W (10% T.H.D./4 OM DC)
2,8 W + 2,8 W (DIN 1% Nennleistung)

Interne Betriebsspannung: 12 VDC, 8 Batterien R14 (Typ С Babyzellen)
Netzspannung: 230V
Leistungsaufnahme max. 25W
Gehäusemaße: 406*169*218,5 mm
Gewicht 3,7 Kg

 

Einleitung:

 

Normalerweise wäre dieses Gerät ein klassischer Vertreter der Wegwerfgeneration. Und das war es auch bereits, als ich ihn vor ein paar Jahren aus dem Elektronikschrott gezogen hatte.

Gedacht als noch brauchbarer Alltagsküchenradio für eine anspruchslose leise im Hintergrund spielende Dauermusikkulisse eines Lokalsenders. Das war er dann letztlich auch.

Selbst das Fehlen der eigentlich zugehörigen IR Fernbedienung beeinflusste hier meinen Anwendungsfall nicht.

Dem Dauerbetrieb echter nostalgischer Transistorradiogeräte oder gar Röhrengeräten stehe ich aus Sicherheitsgründen eher skeptisch gegenüber, weshalb mir dieses noch "moderne" Gerät für den 24/7 Betrieb am 230V Stromnetz besser geeignet schien.

Zu meiner Überraschung spielte der Radio einwandfrei. Den Kassettenrecorder brauche ich als Funktion nicht, ebensowenig den CD Player der zudem defekt war.

 

Typenschild des AIWA CSD-SR625K Bild: Typenschild: 230V Gerät, made in China, sowie der klaren Kommunikation für den Bedarf von gar 6 x 1,5V Batterien

 

Fehler 1 - Alzheimer:

Was auffiel, das war aber der rasche Gedächtnisverlust schon nach wenigen Minuten der Netztrennung bei den Senderspeichern.

Als erstes fiel mir dazu der vielleicht in die Jahre gekommene und somit möglicherweise defekte "Goldcap" am Speicher-/Bedienboard mit dem TMP47C820DF SMD Controller IC ein.

Gesagt getan. Ein zudem in der Kapazität größerer wurde angeschafft und eingebaut mit dem "Erfolg" das es keine Besserung gab.

AIWA CSD-SR625K Gold Cap Bild: Improvisierter Einbau des Ersatzgoldcaps ohne alles zerlegen zu müssen.

 

Da aber das Gerät ohnehin permanent am Netz hängt, und Stromausfälle in unseren Breiten bisweilen eher die Ausnahme denn die Regel sind belies ich es dabei. Hinzu kam, dass es für das Gerät keinen frei verfügbaren Schaltplan gab, und wie Internetrecherchen zeigten diese Gerätetype auch nicht gerade eine Massenverbreitung gefunden haben dürfte.

Lediglich eine wie bei japanischen Geräten übliche abgewandelte Regionenversion mit zusätzlich dem OIRT UKW Band für Osteuropa (FM1 (УКВ):65.0 – 74.0 MHz) tauchte auf dem "Radarschirm" auf.

 

Fehler 2 - Rauschende Nächte:

Dies ging bis Ende 2021 gut, bis der Radio sich nur mehr mit Rauschen meldete. Ein Abstecken vom Netz und wiederanstecken nach einiger Zeit brachte für wenige Sekunden auch wieder einen Empfang, aber eben nicht von dauer.

 

Also galt es das Gerät wieder einmal zu zerlegen was eine Prozedur für sich ist. Zwar gut und durchdacht aber auch sehr verschachtelt aufgebaut, war es für den Techniker, zudem ohne Anleitung dennoch etwas herausfordernd. Man benötigt sprichwörtlich einen Schuhlöffel um darin arbeiten zu können.

Als bekannte Hilfe wie bei SONY/AIWA Geräten bekannt findet man an der Rückseite zuordnende Orientierungspfeile zu den zu lösenden Schrauben plaziert.

 

 

AIWA CSD-SR625K Schrauben Bild: Schraubensammlung beim Zerlegen des AIWA CSD-SR625K

Das Gerät ist mit einem im Inneren abgesetzten Netztrafo mit Metallabschirmung versehen. Diese ist auch tatsächlich nötig wie ein späterer Testbetrieb ohne selbiger, verseucht mit viel Brummen im Ton dann zeigte.

AIWA CSD-SR625K Netztrafo Bild: Netztrafo mit Abschirmung die er auch bitter nötig hat

Es folgt eine Hauptprintplatte an die mechanisch wie auch elektrisch weitere Bedienboards angekoppelt sind. "Sehr zur Freude" sind die Verbindungsleitungen in leicht verwechselbarer Ausführung vorhanden, was dringlich jedem Techniker empfiehlt per Foto aber eher noch per Kennzeichnung jede Leitung noch vor dem Trennen genau zu definieren. Der Autor weis wovon er schreibt und hat wohl auch hier sein Lehrgeld wieder einmal bezahlt.

Dannach überlegte ich mir, wie denn nun der UKW Radioteil, (AM mit LW & MW war hier ebenso betroffen aber für den hätte ich den Aufwand nicht gemacht), hinsichtlich der Abstimmbarkeit aufgebaut war.

AIWA CSD-SR625K Tuning Bild: Blockschaltung des hier eingesetzten Tuner IC TA8176SN

Ein Drehkondensator war klarerweise keiner vorhanden. Ebenso keine "Abstimmwuzzler" sondern eine elektronische Steuerung mit LCD Display. Und so musste es eine Controller gesteuerte PLL Schaltung sein die eine bereitgestellte Abstimmspannung um die 30 Volt und somit höher als der Batteriespannung erforderte und per Teiler dann an die Kapazitätsdiodenabstimmung zumindest für den Oszillator und dem Vorkreis aufgeschaltet sein musste.

Es dauerte etwas bis ich, wie aber ohnehin erwartet, unter einer Metallabschirmung eine Spule mit dem IC TA8126S fand, der etwas abgewandelt von diskret aufgebauten DC/DC Wandlern hier letztlich konstruktiv auf 15 Volt voreingestellt war und auch funktionierte.

 

 AIWA DC-DC Wandler IC AIWA CSD-SR625K TA8126S DC/DC Wandler IC

    Bild: Der TA8126S DC/DC Wandler IC im Datenblatt wie auch im Gerät verbaut

Also die Abstimmspannung war vorhanden. Messungen am Tuner IC zeigten ebenso ein grundsätzliches Arbeiten der Schaltung. So blieb nur mehr der eigentliche PLL IC LC7218 als Übeltäter übrig wie ich es mir bei z.B. Grundig TV's wie auch Grundig SAT Tuner der Generation Ende der 1980er bis Anfang 1990 mit dem PLL IC SDA3202 schon vertraut war.

Messungen am Chassis des AIWA CSD-SR625K Bild: Messungen am Chassis des AIWA CSD-SR625K

Ein wenig auf dem Holzweg war ich beim Messen der Abstimmspannungen an den (falschen) Kapazitätsdioden da ich in Gedanken versehentlich im 1960er Stil eher BA102 Dioden o.ä. erwartet habe und nicht wie schon lange üblich die hier verbauten dreipoligen Doppelkapazitätsdioden im Design von Siliziumtransistoren.

   PLL IC PLL IC

Bild: Der PLL IC LC7218 im Datenblatt wie auch im Gerät verbaut

Messungen belegten den Ausfall des PLL IC's. Noch dachte ich, der 7,2 MHz Quarz käme als alternative Fehlerquelle in Frage und probierte aus meinem Fundus Alternativen aus die zwar falsche Frequenzen jedoch die grundsätzliche Funktion bestätigten.

Um es kurz zu machen:

Es musste kein Bauteil bestellt oder ersetzt werden. Wiewohl optisch bei diesem Geräteprint generell alle Lötstellen einwandfrei in Ordnung waren, spielte das Gerät seit dem einwandfrei nachdem ich den PLL IC nachgelötet hatte. Nach wie vor denke ich nicht das es eine "kalte" Löststelle war. Sondern die Erwärmung der Pin's mit dem Lötkolben dürfte dauerhaft eine unterbrochene Verbindung im Inneren des IC's wieder hergestellt haben. Zuvor erfolgtes Probieren mit dem Anheizen des IC's hatte hingegen keine Funktionsänderung erbracht.

 

Es folgte ein wochenlanger Probebetrieb im zerlegten Zustand mit dem oben beschriebenen starken Brumm, da ich erst am Schluß auch wieder die Netztrafoabschirmung einbauen konnte bzw. wollte.

Fast genausoviel Arbeit war es dann, nach positivem Absolvieren des Testbetriebes das Gerät wieder zusammenzubauen. Alle Schrauben unterschiedlicher Längen wieder an ihren richtigen Platz zu geben und die Verbindungskabel ohne Scheuer- oder Druckstellen im Gerät zu verlegen. Letztlich gelang dies und das Greät arbeitet wieder so wie ich es mir vorstelle.

Dem Speicherverlust in Verbindung mit dem Gold-Cap bin ich nicht tiefer nachgegangen. Der Aufwand wie schon angeführt wäre es mir nicht wert gewesen.

Rückseite sowie Topansicht des AIWA CSD-SR625K Rückseite sowie Topansicht des AIWA CSD-SR625K Rückseite sowie Topansicht des AIWA CSD-SR625K

Bild: Rückseite, Boden sowie Topansicht des AIWA CSD-SR625K

Fazit:

Auch wenn ich den PLL IC bestellen oder anderswo ausschlachten hätte müssen, so zeigt diese Reparatur, das man auch ohne dem Vorliegen eines Schaltplanes mit nur Bauelementeschaltungsvorschlägen aus dem Internet und natürlich dem Fachwissen wie allgemein der Tunerteil und seine Abstimmung funktioniert so ein Gerät kostenarm zumindest in seinen Grundfunktionen arbeitend reparieren kann. Der doch recht gute Klang mit unterschiedlich einstellbaren Klang-Modi überzeugt für seinen Einsatzzweck in der Küche.

Das an diesem Beispiel auch ein "ungelernter Bastler" durch empirisches Nachlöten ohne echter Kenntnis der Materie zum gleichen Ergebnis gekommen wäre ist dann bestenfalls eine andere Geschichte der verletzten Eitelkeit.

Nachtrag 2024:

Das Gerät wurde immer "brummiger". Eine thematische Auseinandersetzung mit dem Netzteil habe ich mir gespart und eine PHILIPS Mini HiFi Anlage stattdessen dort aufgestellt. Siege den Artikel zum PHILIPS auf meinen Seiten 

 

 

Auszugsweise gesichtete Quellen und bekannte Literatur:

 

  1. Sanyo und Toshiba Datenblätter zu den eingesetzten IC's sowie Blockschaltbilder im Text
  2. https :// www.manuals-in-pdf . com/download-CSDSR625-AIWA-p-1400825.html abgerufen am 15.3.2022
  3. AIWA Deutschland Katalog 1995/96 mit Vorgängermodellen auf HIFI-Archiv

 

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Updated: 11.11.24