Die Siemens Meßgeräteserie der ÖBB - Österreichischen BundesbahnBild: Draufsicht auf die Gleisanlagen des Sigmundsherberger Eisenbahnmuseums Bei meinem Besuch im Sigmundsherberger Eisenbahnmuseum 2012 fiel mir in einer Ecke eine für Laien unscheinbar wirkende Ansammlung an gestapelten schwarzen Kisten auf. Lediglich ein Schild, seitlich angebracht und lesbar, machte klar das es sich um Siemens Meßgeräte handelte. Leider war unmittelbar niemand da den man fragen hätte können, zudem war ein Hantieren damit fürs erste nicht angebracht. Bild: Schwarze Kisten gestapelt.
Bei meinem zweiten Besuch anlässlich der Sigmundsherberg RäderClassic, einer Veranstaltung aller drei örtlichen Fahrzeugmuseen betrat ich erneut diese Halle und meine Augen stießen sich an den Kisten. Jetzt packte mich der Ehrgeiz und ich wollte es genau wissen weshalb ich den Museumsverantwortlichen darum bat die Kisten hervorholen und in Augenschein nehmen zu dürfen. An dieser Stelle sei der freundlichen Zustimmung seitens der Museumsleitung gedankt auf deren Basis ich etwa eine halbe Stunde "tonnenschweres Gerät" hervorwuchtete, vorsichtig öffnete und in den zur Verfügung stehenden Licht und Platzverhältnissen bei zeitgleich stattfindender ARBÖ Radfahrerpreisverleihung und einem sich als leer ankündigenden Kameraakku dokumentierte. Dass dieses Museum stellvertretend für die drei Fahrzeugmuseen im Ort einen Besuch wert ist bedarf keiner weiteren Bekräftigung. Das Herz der Ausstellung sehe ich in den ungezählten Details der Eisenbahnhistorie die sehr schön dokumentiert ist. Zudem findet sich die Ortsgeschichte mitsamt dem größten Kriegsgefangenenlager der K&K Zeit (1915 - 1918) sehr gut präsentiert. Zu den Geräten:Als Gewichtsklasse lassen sich mit Sicherheit gut 15 bis 25 kg ausmachen falls es vereinzelt nicht noch mehr waren (Stichwort: Niederfrequente Induktivitäten). Alle in Panzerholz gearbeiteten Kisten waren mit schwarzer Farbe lackiert. Beidseitig jeweils mit einklappbaren Metallgriffen versehen und zudem waren Metallführungen auf Feder-Nut Basis am Boden wie auch an der Oberseite zum vorgesehenen Stapeln eingelassen was womöglich insbesondere beim Transport in Werkstattwägen und fahrbaren Arbeitsgeräten seine Berechtigung hat. Die Kanten wiesen zudem Metallkappen als Schutz auf. Als Verschlüsse sind seitlich angebrachte Federklemmhaken, Kistenschlösser sowie von oben lösbare Schraubverschlüsse vorzufinden. Die Kisten waren jedoch nicht alle im Einheitsmaß, sondern unterschieden sich fallweise in Größe und Bauform was ich auf die jeweilige Generation und das Baualter zurückführte. Ebenso fällt die in Details unterschiedlich ausgestaltete Beschriftungsart auf die auf bestimmte Freiräume in der Fertigungszeit hindeutet. Bild: Beispiel zweier Kassettengrößen Die Geräte dürften laut Stempel alle aus dem Fundus der ÖBB, also der Österreichischen Bundesbahn stammen wo sie für Messungen und Überprüfungen am Stromnetz und/oder am Kommunikationsnetz Verwendung gefunden hatten. Bild: ÖBB Stempel >F.M.S.W.< (Fernmeldestreckenleitung Wien?) & ÖBB Wasserabziehbildchen >ÖBB FMW Fernmeldestreckenleitung-Wien<
An den Geräten war außen zudem jeweils eine Art Inventarnummer als gestanztes Kunststoffband, wie man es in etwa den ~1970er Jahren verwendete angebracht. Bild: "Inventarnummer" sowie das außen angebrachte Typenschild
Zubehör wie etwa Anschlußkabel oder Literatur etc. war keines dabei. Die Geräte stammten gemäß den Schaltplanangaben von etwa 1937 bis 1950. Es waren gemischt passive und aktive Schaltungskonzepte. Diese sind der:
Die Gerätevorstellung im Detail:
Mit der Seriennummer F-Nr. 9/116898. Vorgefunden leider ohne Schaltplan, jedoch als aktive Schaltung identifizierbar mit Netzanschluss. Verschiedene Anpassungen für Impedanz, Verstärkung, Frequenzbereiche und Meßbereiche am Voltmeter abzulesen.
Bilder: Kassette, Typenschild,
Serien-Fabr. Nr. 256813. Eine passive Schaltung. Der auf Metall angebrachte Schaltplan im Deckel verweist auf Rel.dstr.VII C1/7 b v. 18.2.41, also 1941. Das Gerät weist kein Meßgerät, jedoch einen Ausgang für einen Meßhörer (Kopfhörer o.ä.) auf. Zusätzlich sind im Deckel Ausnehmungen und ein Haltegurt für auswechselbare Aufsteckkondensatoren angebracht, von denen jedoch nur einer, die 400 pF Ausführung vorhanden war.
Bilder: Kassette, Typenschild, Frontansicht, Kondensator, Gesamtansicht, Schaltplan
Serien - F.Nr. 27812. Die Angaben für Neper sowie Nebensprechen etc. verweisen auf ein Telefon-Fernmeldeleitungsprüfgerät. Eine passive Schaltung. Der auf Metall angebrachte Schaltplan im Deckel verweist auf Rel.dstr.VII E2/29 b v. 17.9.47, also 1947 Bilder: Kassette, Typenschild, Frontansicht, (Gesamtansicht), Schaltplan
Das Fahrzeugmuseum SigmundsherbergBild: Hallenbeschriftung von der Bundesstraße aus zu sehen Nach dem Eisenbahnmuseum und dem Motorradmuseum in Sigmundsherberg gehörte natürlich auch ein Besuch im Fahrzeugmuseum pflichtgemäß hinzu. Leider kann ich des vollen Lobs zu den beiden erstgenannten Museen dieses für das Fahrzeugmuseum nicht aussprechen (Stand August 2012). Eine große schlichte Halle, schlecht bzw. extrem ungenügend ausgeleuchtet beherbergt etwa >100 PKW´s. Das sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Alle Fahrzeuge stehen so eng aneinandergereiht das jedes nur unmittelbar von der Kühlerhaube her zu betrachten ist. Kurz gehaltene Modellbeschreibungen ganz im Gegensatz zur umfangreichen Historie wie man es etwa im Motorradmuseum findet wo Bildmontagen und Prospekte aus jenen Tagen es auch ermöglichen die Atmosphäre von einst zu erahnen. Viele Fahrzeuge sind mit nicht unerheblichen Blechschäden, fehlenden Interieur etc. ausgestellt was eher den Eindruck eines reinen Lagerplatzes von einem US Car Mechanikers erweckt. Bestätigt wird der Eindruck von sehr großen Öllacken unter dem einen oder anderen Fahrzeug die etwas mehr als nur auf undicht gewordene Simmerringe rück schließen lassen. Und dabei wären genug echte Exoten dabei die es Wert sind gesehen zu werden wenn sie doch ein wenig gefälliger ausgestellt sein würden. Mein unverbindlicher Tipp: Raus mit rund 25 Autos und schaffen von Platz für die richtige gut beleuchtete Präsentation der ausgesuchten verbleibenden Fahrzeuge mit ausführlicheren Beschreibungen und der Fahrzeughistorie samt dem z.B. politischen Umfeld am Beispiel des in Moskau eingesetzten gepanzerten LTD Country Squire CIA Wagens oder des Fahrzeugs von Ronald Reagan. Der ausgestellte Mazda 626, als Stellvertreter des ersten Katalysator Testfahrzeuges in Österreich zeigt wie man es auch auf die anderen Autos übertragen könnte. Mehr Platz zum Rundumstudieren fehlt aber leider auch diesem Auto. Da hatte man am Tag der Sigmundsherberg RäderClassic mehr davon die restaurierten Young & Oldtimer der angereisten Besucher im Freien rundum zu besichtigen.
W. Scheida / Medienhistoriker, Wien im September 2012 zu www.scheida.at // http://www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend Updated: |