Nachbau des ZEN-TABOO

Ein Geheimtip oder ein Tabu? EL84 SE-Single Ended A-Betrieb Pentoden Röhren Stereo Verstärker

Von der Nachplanung, dem Bau und den Tests

   freie Interpretation des Decware ZEN-TABOO EL84 STEREO Class A '2024

Bild: Wird der SADE Songtext stimmen: "You give me, you give me the sweetest taboo"? Meine freie Interpretation des Decware ZEN-TABOO EL84 STEREO Class A '2024 beim ersten provisorischen Probelauf

Anmerkung: Beitrag und Bauprojekt ist noch in Arbeit! Stand Jänner 2025

EINLEITUNG:

Nach dem Bau meines "puristischen" EL84 Ultralinear - Triode Röhrenverstärkers wollte ich die gemachten Erfahrungen möglichst "effizient" gleich in ein Folgeprojekt investieren.

Ist man doch fachlich dann im Thema. Hat all die Literatur, die Schaltungen, die Lieferanten und deren Qualität schon ein wenig sondiert und will gleich vorangegangene "Fehler" oder zumindest "ausbaufähiges" in der Praxis gleich besser umsetzen.

Wenngleich von Effizienz, was man bei Hobbies ohnehin anders sehen sollte, letztlich keine Rede mehr war, so brachte mich die Suche nach Besonderem zu einer Schaltung der schon länger am Markt befindlichen US Firma DECWARE welche mit Sonderkonstruktionen und der zugehörigen Philosophie aus der Feder deren Master Minds Mr. Steve Deckert augenscheinlich ausreichend Käufer und anspruchsvolle Hörer bedient die zudem eine ernsthafte nicht rückzahlbare Anzahlung und bis zu zwei Jahre Wartezeit akzeptieren.

Eine Schaltung, nämlich die des "ZEN-TABOO" in deren Version aus dem Februar 2005 wurde für den nächsten Aufbau auserkoren um die dahinter stehende Philosophie auch in Eigenregie nachvollziehen zu wollen.    

 

Bild: Der originale DECWARE ZEN TABOO aus 2024 vom Hersteller

 

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Abgrenzung

  3. Die ZEN-Taboo Schaltung

  4. Das Netzteil

  5. Die Eingangsschaltung

  6. Die Gegenkopplung

  7. Die Endstufe

  8. DECWARE Lucid Mode

  9. Röhrenheizung

  10. Einpunktmasse

  11. Erste Tests

  12. Quellen und Literaturnachweis

  13. Weitere Lesetipps des Autors

Abgrenzung:

Achtung! Dies ist KEINE Nachbauanleitung für elektrotechnisch nicht geschulte Personen. Zudem wird auf die lebensgefährlich hohen Spannungen in solcherart Gerätschaft ausdrücklich hingewiesen! Dieser Beitrag informiert lediglich über meine Art des Aufbaues.

 

Die ZEN-TABOO Schaltung

Ein Versuch zum Verständnis der DECWARE Philosophie:

Gemäß Wikipedia steht "ZEN bekanntlich für die Meditation. Zentrales Anliegen ist die Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks und des gegenwärtigen Bewusstseins".

Man wird also eingeladen nicht nur zu Hören sondern sich dieser Interpretation "hinzugeben", was letztlich wohl jeder Röhrenverstärker einem Hörer abverlangt. Hier noch mehr ein so leistungsschwacher.

Einmal sind dies speziell ausgesuchte Bauteile und Hersteller sowie Sonderversionen von Röhren.

Weiters schließt dies die jeweils direkte Verbindung aller Bauelemente an deren originären Anschlußdrähten ein was dann außenstehenden optisch mitunter ein "wirres" Bild der Verdrahtung und auch keine allzu große Servicefreundlichkeit ergibt.

Von der Optik abgesehen musste ich doch von meinem Vorprojekt lernen, das ein direkter und einfacher Zugang zu möglichst allen Bauteilen zu bevorzugen ist. Insbesonders wenn man Einzelunikate herstellt, die auch mit erprobten Schaltungen letztlich dennoch das eine oder andere an Feinschliff sprich Bauteiletausch hier und dort abverlangen.

In meinem Fall hat das doch deutlich größere mechanische Chassis andere Kabelführungen und Bauteileplazierungen gefordert. Dies zudem im Umfeld von Bauteilen die bedingt durch die Bezugsmöglichkeiten doch größer als die des ZEN Taboo vom Original waren. 

Deren Netzteil:

Schon im Netzteil befinden sich zwei Besonderheiten:

Einmal verwendet DW die Primärseite der baugleich verwendeten Ausgangstrafos als Drossel. Und auch der Rest des Netzteiles wirkt "weich" bedingt durch verschiedentlich eingesetzte höherohmige Siebwiderstände in RC Schaltungsanwendung. (500 Ohm, 6 kOhm & 25 kOhm)

Weiters verzichtet DW auf jegliche Netzfilterkomponenten, wohl in der Annahme, das man deren dafür gebauten Geräte an einem eigenen (teuren) Vorschaltfilter oder einer Trenntrafokombination benutzt, so werde ich mein Gerät alleinstehend und damit mit diversen Filtern ob L oder C bestücken.

Eingangsstufe:

Ein gar 100 kOhm Potentiometer in Serie mit 47 kOhm scheint mir etwas überdimensioniert.

Ich belasse es bei einem 100 k Pot. Gewählt wurde von mir dann ein AliExpress Produkt des Herstellers EIZZ das, was ein ALPS Poti nicht bietet, bereits eine vollständige gekapselte Schirmung aufweist. Zudem es kein Poti ist sondern eine Widerstandsmatrix.

EIZZ 100 k Stereo Abschwächer

Bild: Der EIZZ 100 k Stereo Abschwächer

Das gelieferte Produkt, alleine schon die Verpackung in Schaumstoff gab mir recht.

Die elektrischen Werte selbst werden wir noch sehen (hören) bzw. messen.

Vorweg:

Die Haptik wirkt auf mich letztlich ungewohnt wenngleich elektrisch die Funktion gegeben ist. So bleibt erneut die Tendenz beim "ALPS" in Zukunft zu bleiben.

Ebenso abgewandelt für die freie Anwahl verschiedener Zuspieler sehe ich einen 3 auf 1 Selektor, ebenso geschirmt vom gleichen Lieferanten vor.

Die Praxis fordert aus Platzgründen das weglassen von einem Paar Neutrik RCA Cincheingangsbuchsen, was wiederum den 3 auf 1 Wahlschalter ad absurdum führt.

Ein besserer zweipoliger Umschalter sollte es dann richten. Ich war aber bisher mit der Kanaltrennung aller Produkte im Test (Ein Uss: 10 V bei Aus ca. Uss 60 mV) nicht ganz zufrieden.

DW rühmt sich nur eine Koppelkondensator Stufe zu benötigen. Eine Philosophie die ich gerne teile und man für diese eine Stufe auch höherwertige Kondensatoren (leistbar) verbauen kann.

Gegenkopplung:

Anders als DW bei seinen reinen Triodenverstärken (auch die mit der EL84 im Triodenmodus) wird hier beim Taboo eine Gegenkopplung eingesetzt.

Vom AT über 5,6 kOhm kommend wird an den Schleifer eines 10 k Potentiometers parallel mit einem 10 k Wid. und einer kleinen Kapazität an die ECC83 Katode das Signal eben einstellbar zurückgeführt.

Da ich nur ein kleines Stereo-ALPS Poti gewählt hatte verfrachtete ich diese kleinen Bauteile auf eine kleine stehend montierte Lochrasterplatte.

Problem beim Aufbau: Vertrauen gut - Kontrolle besser, ganz ohne politische Aussage: Man muss wohl wirklich jedes Bauteil zuvor selbst ausmessen.

Beim Erstbetrieb gab es nur wilde Schwingungen die einem gleich etwas "nervös" machten.

Ein nüchternes Denken machte aber klar, dass die Gegenkopplung durch die vertauschte Angabe am Ausgangstrafo ebenso verkehrt und nun als Mitkopplung (Rückkopplung) agiert. Das Testen, Umhängen und dann korrekte Gesamtanschließen der dann aber leider nicht mehr 100% korrekten Drahtlängen löste das Problem. Was übersetzt eine erhebliche Nacharbeit noch bedeutet will man einen Mindestanspruch auch in der Optik bewahren.

 

Die Endstufe:

Als Besonderheit mache ich den für beide Kanäle L und R gemeinsamen Katodenwiderstand mit nur 100 Ohm und einem parallelen 50 + 50µF Katodenelko aus.

Hier möchte ich dies zwar 1:1 ebenso nachbilden. Ich behalte mir aber vor ausreichend Platz (die Hoffnung das ich diesen haben würde starb beim Bau) am Lötboard für eine übliche getrennte Ausführung für den Fall des Falles vorzubehalten.

Dafür spricht, wonach die niederen Frequenzen ohnehin nicht getrennt werden können und die Arbeitspunkte damit wohl stabiler liegen.

Was etwas seltsam anmutet, dass ist die Verwendung von einem Primär 3,3 kOhm Ra Ausgangsübertrager auf 6 Ohm Sekundär.

3,3 kOhm wäre der im PHILIPS Datenblatt zur EL84 empfohlene Ra für den TRIODENMODUS.

Hier aber wählte DW einen klassischen Pentodenmodus in dem es auch keinen Ultra-Linear Betrieb oder sonstige Spielereien gibt.

Dort wären dann lt. PHILIPS Datenblatt ein 270 Ohm Katodenwiderstand vorgesehen, während es bei DW nun 200 Ohm (100 Ohm bei Summenschaltung) sind.

AT's mit 3,3 kOhm sind schwierig zu finden. (Ich werde wohl eine 4 kOhm Ausführung auf 4/8 Ohm wählen müssen die mitunter im Detailauftritt auch andere Ergebnisse zeitigen kann).

Zwar habe ich solche AT's angeschafft, parallel jedoch aus ehemals deutscher Fertigung aus dem Hause TBT noch einen Restposten des zumindest nominal passenden 3,4 kOhm auf 6 Ohm ATR 18-L4 erhalten können. Wenngleich diese AT's eigentlich für andere, sprich leistungsfähigere Röhren gedacht sind.

TBT ATR Ausgangstrafo

Bild: Der TBT AT's ATR 18 mit 3,4 k RA und 6 Ohm Rout

 

DECWARE "Lucid" Mode

Endgültig im Bereich der Philosophie sind wir bei einer jedoch abschaltbaren bzw. zuschaltbaren Funktion, die über eine 4,7 Ohm/ 5 Watt Widerstandsmatrix die beiden Ausgangsübertragerwindungen zusammenzuschalten vermag.

Lucid

Bild: Schaltungsauszug: "DECWARE Lucid Mode" mit einem Schalter auch abschaltbar.

Wird es dann noch Stereo und raumfüllende Klangerlebnisse geben frage ich mich? Man wird hören.

Ausgerechnet dieses Schaltungsdetail soll dieses Modell lt. DW Beschreibung besonders hervorheben können.

 

Das Netzteil:

Mit deutlich über 300 Volt kommt mir die Anodenspannung etwas hoch vor. Nicht ohne Grund nimmt DW die SV83 bzw. die russische 6P11 EV Version der EL84, die eine höhere Spannungsauslegung verkraftet.

Wenngleich lt. Datenblatt auch dort die Ua max. bei 300 V liegt.

Als Netztrafo verwendet DW lt. Bezeichnung augenscheinlich einen Eigenbau, wenngleich er etwas an den HAMMOND Style erinnert.

Für uns würde sich für die 2 x 300 V Usec ein Hammond 150VA Netztrafo Type 372FX mit 2 x 300V/150mA, 6,3V/5A, 5V/3A anbieten der u.a. von BTB Elektronik offeriert wird.

Alleine, ich frage mich ob ich da der einzige bin dem das auffällt, liefert HAMMOND die Leistungswerte in all seinen Datenblättern nur für die US typische 60 Hz Ausführung aus.

Was dann im 50 Hz Betrieb noch geliefert werden kann bleibt HAMMOND und all seine Distributoren auf deren Verkaufsportalen dem Kunden bisweilen (Stand August 2024) schuldig.

DW führt in anderen Schaltbildern die scheinbar bevorzugte Verwendung von EDCOR Transformatoren, einem US Hersteller, u.a. auch für Übertrager an. Ob dies auch hier im Originalaufbau der Fall ist bleibt offen.

Nachtrag:

Etwas später erhielt ich dankenswerterweise von einem Anbieter die wiederum bei Hammond abgefragte bestätigung wonach die 60 Hz Werte 1:1 auch für 50 Hz gültig sind. Allein mir fehlt etwas der Glaube daran.

Der üblichen Formel folgend wonach ein 60 Hz Trafo im 50 Hz Betrieb rund 17% Leistungseinbuße verzeichnet folgend, wären wir bei den kolportierten 150 mA UaSec bei 300 V = 45 Watt auf nur mehr nutzbaren 124,5 mA, was die gewünschte Überdimensionierung verlustig führt und wir dann womöglich wieder bei einem "schwitzenden" Netztrafo sitzen würden.

Gewählt wurde letztlich ein Trafo TRA 400 von Jan Wüstens mit u.a. 2 x 270 V 200 mA. Lediglich die Sache mit der Mechanik erwies sich nicht ganz so wie gewünscht. Doch dazu später.   

Der Netzeingang über eine Kaltgerätebuchse inkludiert ein SCHURLER Netzfilter das in Zeiten von Wechselrichtern und Co. in unsauberen 50 Hz Versorgungsnetzen seinen Zweck erfüllen soll.

Nur zur Info: Diese sind bei REICHELT deutlich günstiger denn bei MAUSER.

Gewählt in der 10A Version um eine Reserve für den Einschaltstromstoß dzu haben.

Primär einmal mit einer 20 x 5 mm Glasrohrsicherung mit dem Wert 400 mA träge abgesichert geht es an den „stilgerechten“ doppelpoligen Netzschalter von TUBE-TOWN der mich in Design und Haptik selbst beim ernsthaften Preis überzeugt.

Beide Kontakte werden noch mit Funkenlöschgliedern WIMA 100 nF/1.000V in Serie mit 47 Ohm Widerständen versehen.

Im ersten Testaufbau unterließ ich dies noch auf die Schnelle, was man beim Ausschalten wirklich störend mitbekommt!

 

Die ZEN TABOO Schaltung:

Anodenspannung:

Eine 5Y3GT direkt geheizt im Original, in meinem Fall eine zudem PHILIPS NOS GZ34 Zweiweggleichrichterröhre, erst jüngst beim Breitenfurter Radioflohmarkt erstanden, liefert bis zu 250 mA, was gegenüber den benötigten ca. 100 mA eine ausreichende überdimensionierte Strom- bzw. Lebensdauerreserve beinhalten sollte.

Der Katodenausgang erhält eine 200 mA Glassicherung flink als Sekundärsicherung für den Fall des Falles.

Gemäß GZ34 Röhrendatenblatt sind bei den rund 150 mA kein Rv – Vorwiderstand in die Zuleitungen zu den Anoden einzufügen, weshalb sie wegbleiben. 

Die halbe Trafosekundärwicklung (Kupferdrahtwiderstand) beträgt bereits 109 Ohm. Macht 41 Ohm, die mit einem 39 Ohm Normwert als Widerstand einzufügen sind. Bei 120 mA max. Strom (je Halbwelle) jedoch nur bei der Hälfte der Zeit ergibt dies einen Leistungswert von 0,12A² * 39 Ohm = 0,56 W/2 womit ein 1 Watt Leistungswert mehr als ausreichend scheint. Das dazugehörende Addieren des Wp zu Ws Verhältnisses sparen wir uns.

Als Ladeelko dient ein 47µF 550 V Typ als fiktive Eigenmarke von Wüstens. Bei den Spannungswerten habe ich diesmal mehr als ausreichende, vielleicht gar übertriebene Reserven genommen.

Original Netzteilbeschaltung mit RLC Siebung

Bild: Original Netzteilbeschaltung mit RLC Siebung

Ich denke aber immer auch an den Testfall sowie Leerlaufbetrieb der bekanntlich alles deutlich in der Spannung "hochfahren" läßt. Und ich spreche dabei nicht nur von der Spannung im Gerät!

Einziger Nachteil dieser Elkos ist die sich leicht ablösende eigentlich schön golden färbige stilvolle Beschriftung die aber nicht daran haften bleibt. Sprich sich schon im Aufbau gleich abreibt.

Tabelle der Leerlaufspannungswerte bei 230 V Netz:

Meßpunkt Wert Einheit
U~ nach Gleichrichter  575  USS in V 
U~ Am Gl Eingang gegen Masse 295  USS in V 
Ua nach Glr. 406 U in V
UA nach Drossel Folgt  U in V 
UB 398  U in V 
UC 396  U in V 
     

 

Es folgt eine 10 Henry 200 mA Drossel Typ XX von Wüstens.

Chassis Röhrenverstärker ZEN Taboo Nachbau

Bild: Chassis Verdrahtung Zwischenstufe. Es wurde in wesentlichen Bereichen bereits eng.

Nachberechnung des Glättungswertes:

Macht nach Näherungswert G (Glättungsfaktor) 2 * Pi * f * L * C = (2 x 3,1415*100 Hz (da Zweiweggleichrichtung))² * 10 H* 0,000100F = G .

Weiter geht es an eine 2 x 47 µF = rund 100 µF Siebelkobank welche direkt die Schirmgitter der Endstufenröhren versorgt.

Die Vorstufe selbst werden über einem 25 k Siebwiderstand und 15µF Siebelko nochmals 100 Hz Netzbrummgefiltert versorgt.

Röhrenheizung:

Die GZ34 Gleichrichterröhre, direkt beheizt, wird über eine eigene 5,0 V Wicklung des Trafos versorgt.

2 x 10 nF Kondensatoren werden noch an die Gleichrichteranoden geschaltet.

Stilgerechte Betriebsanzeige:

Die grün schwach schimmernde 7V FENDER Betriebsanzeigelampe von Tube-Town erhält hierfür bewusst ebenso nur die geringere verfügbare 5 V Spannung.

Sie wurde wie schon beim letzten Verstärkeraufbau nach den ersten Tests nochmals mit Vorwiderständen noch schwächer leuchtend geschalten.

Die 7 A liefernde Heizleitung der Verstärkerröhren sind über ein symmetrisches 2 x 100 Ohm Glied an die vom Gehäuse getrennte Systemmasse geschaltet.

Die ECC83 mit 0,3 A bekommt eine eigene vorhandene Heizdrahtwicklung mit 2 A mit ebenso 2 x 100 Ohm Gliedern.

Zugegeben, beim Ersttest hatte ich dies noch verabsäumt, was sich mit einem letztlich doch merkbaren Brumm hörbar machte.

Die Heizdrahtleitungen sind alle mit 0,8 mm Draht stark verdrillt verlegt um Streufelder soweit wie möglich zu vermeiden.

Tabelle Heizleistungsbedarf

Röhre  Heizstrom in A Spannung in V Leistung in W
GZ34  1,9  5,0  9,5 
ECC83  0,3   6,3  1,9 
EL84  0,8 6,3 5
EL84  0,8  6,3 
Fender Lampe  0,05  5,0  0,25 
       

Dies macht dann rund 22 Watt Heizleistung gesamt.

 

Einpunktmasse:

Wie bereits beim letzten Projekt wird auch dieses von einem starken 2,5 mm² Kupferdraht alles Zusammenfassen.

Die Gehäuseerde selbst wird per 100 Ohm Widerstand parallel mit einem 0,1 µF WIMA Kondensator dem Massepunkt zugeführt.

Das Metallgehäuse bleibt selbstverständlich direkt am Schutzleiter anschlossen.

Die NF Leitungen sowie die gesamte Schaltungsmasse selbst bleibt somit auf einer mit 100 Ohm getrennten parallelen Ebene. 

 

Die Beschaltung der Endstufenröhren:

Dem Konzept entsprechend gibt es eben den gemeinsamen Katodenwiderstand 100 Ohm, 10 W.

Parallel kommen als Rk = 100 µF was mit 2 x 47µF hochwertigen KEMET Elkos realisiert wird.

Ich messe 9,0 V was gesamt 90,0 mA Anoden/Schirmgitterstrom für beide Röhren, bzw. 45,0 mA je Röhre im A Betrieb ergibt. (Bei im Testlauf noch überhöhter Anodenspannung!)

Verwendet wurden im Ersttest gute zuvor mit dem ROETEST gemessene "Hughes & Kettner Selected" EL84.  

Wahl der Schirmgitterwiderstände:

Ein 1 kOhm 2 W Widerstand an dem UB Spannungsabgriff des Netzteiles.

Ich habe nochmals 1 x 0,1 + 1 x 0,33 µF 600 VDC parallel geschaltet. 291 V liegen am Netzteil dafür an.

 

Eingangswahlschalter:

Noch ist hier nichts realisiert und ich leite das NF Signal direkt von den hier verwendeten besseren Neutrik Metallbuchsen ans LS Pot bzw. Abschwächer. 

Neben dem Preis benötigen sie etwas mehr Platz im Einbau. Wirken aber wirklich höherwertig. 

Im Alltag möchte ich den CD Player nach Möglichkeit direkt an den Röhrenverstärker schalten können. Gleiches für eine mögliche dritte Quelle nebst der Standard Bespielung über den SAT/TV Tuner etc.

So bleibt bei zwei Eingängen ein Knebelumschalter als Option, vorausgesetzt er hat eine brauchbare Kanaltrennung bzw. kein relevantes Übersprechverhalten.

Auf einen Eingangskoppelkondensator zur Entkopplung wird verzichtet. Dies folgt der Annahme, das keine Gleichspannungsanteile in meinen NF Zuspielsignalen vorhanden sind.

Ich habe ebenso den 47 kOhm Serieneingangswiderstand seitens DW Schaltung weggelassen.

Über einen sehr schön anzusehenden DALE (teuer) 1,0 kOhm Grid Stopper Widerstand geht es an das Steuergitter des ECC83 Systems.

Die Vorstufe bzw. Treiberschaltung: 

Der Eingangswiderstand wird vom Gitterableitwiderstand 1 k DALE mit dem 100 k Eingangswahlschalter gebildet.

Als Anodenwiderstand dienen 47 k Carbon Wid. im Test lagen 265 V an der Anode bei 2,5 V am 10 k Katodenwiderstand.

Macht bei abgehängter Gegenkopplung 0,25 mA Anodenstrom.

Verwendet wurde eine fast neuwertige JJ ECC83S.

Die Gehäusemechanik:

Die Kleinanzeigen lieferten das Angebot für ein kleines aber letztlich wohl ausreichend großes Gehäuse was ich eigentlich für ein anderes Röhrenverstärkerprojekt aufsparen wollte.

Teile die zwar einfach sind, ich selbst aber ohne Abkantbank etc. so nicht hinbekommen hätte.

Für die Bodenplatte werde ich aus Aluminium und Lochbohrungen die mit einem Streckgitter geschlossen werden mein Auslangen finden.

Alle Bohrungen folgen direkt an der sichtbaren Metallplatte. "Bessere" A2 Schrauben werden dies optisch akzeptabel erscheinen lassen.

Von tiefgehenden Spielereien mit Subplatten und anderem nehme ich diesmal ob des hohen Planungs- und Ausführungsaufwandes Abstand.

 

Metallbearbeitung

Bild: "The Mechanic" - Öffnungen bohren, mit Stufenbohrern, Zange, Bandfräser und Feile und viel Mühe was in Summe rund zwei Tage Arbeit und Dreck im ganzen Haushalt waren.

Bei allen anderen Löchern kann auf einen einfacher und schneller handhabenden Stufenbohrer der leider viel Dreck und Späne macht zurückgegriffen werden. Vorsicht bei den Spänen die um Kurzschlüsse zu vermeiden immer gleich weg müssen!

Als Röhrenfassungen wurden sowohl bi der Octal wie auch Noval Fassung die mechanisch soliden wenn auch ohne "Gold" Beschichtung gefertigten BELTON VT9-ST-2 Micalex Fassungen mit 18,5 mm Lochdurchmesser (Noval) entschieden.

 Lötstelle

Bild: Wenn die Masseverbindung über 5 MOhm misst. Eine schwer erreichbare Stelle an der sich dann der Massedraht mit dem Lötzinn nicht korrekt verschmolzen hat was gleich einmal ein enttäuschendes starkes Brummen der NF zur Folge hatte.

Belüftung:

Ich setze auf eine passive Belüftung durch mehrere natürlich abgedeckte Lüftungsgitter in der Bodenplatte die ca. 5- 10 mm Luftfreiheit über dem Aufstellort haben wird.

Die Röhrenfassungen selbst sind parallel sowie an weiteren Stellen soweit es die verbleibenden Plätze zulassen ca. 12 mm Lüftungsbohrungen umgeben, die wiederum mit einem per PATEX Kartuschenkleber eingeklebten Edelstahldrahtgeflecht von AMAZON vor dem gefährlichen hineingreifen wie auch dem hineinfallen von kleinen Gegenständen geschützt sind.

Durch die Röhrenwärme kommt es so zu einer Konvektionslüftungsstömung.

Sicherheit:

Elektrisch ist das Gerät über in Summe zwei Glasrohrsicherungen wie auch dem mechanischen Schutz auch für laienhafte Benutzung sicher aufgebaut.

Gefährliche Spannungen sind im geschlossenen Zustand nicht greifbar.

Was bleibt, und dies verbleibt für meine private Nutzung so, das ist die Gefahr des Berührens der heißen Röhren.

Das Einstellen des Rückkopplungspotis brachte mir da schon einen verbrannten Finger an der nächstgelegenen EL84.

Ein Schutzgitter kommt aber dennoch nicht darüber.

 

Gewählte Lautsprecher:

Als "Referenz" zum Hören bzw. das worauf für das Erste zu einem bestmöglichen Klang hingearbeitet wird gelten meine 2014, also vor 10 Jahren gekauften MAGNAT Vector 207 Standlautsprecher im Wohnzimmer.

Wobei der Wirkungsgrad für leistungsarme Röhrenverstärker ein wesentliches Thema ist. Was mich etwas irritiert, das ist die lose Impedanzauslegung lt. Typenschild mit 4-8 Ohm so als ob dies einerlei wäre.

Nominal die Ausgangstrafos 6 Ohm Ausgangsimpedanz aufweisen.

Wir werden sehen bzw. hören.

Technische Daten

Bauart: 3-Wege Baßreflex, Standlautsprecher

Chassis: Tieftöner: 2x 170 mm Mitteltöner: 1x 170 mm Hochtöner: 1x 25 mm Belastbarkeit -Nenn-/Musikbelastbarkeit: 180 / 340 W

Wirkungsgrad: 92 dB

Frequenzgang: 22 - 55.000 Hz

Übergangsbereiche: 300 Hz / 3.200 Hz

Impedanz: 4 - 8 Ohm

 

Erfahrungen, Gedanken und zukünftige Verbesserungsideen:

 

Erste Tests:

Leistung bei 1 kHz an 8 Ohm Dummylast:

Ein Uss : 4 V, bei Ausgang unverzerrt Uss 10 V = Uss/2 /1,41 P = U²/R = 12,57/8= 1,57 W Ptot

Subjektiv kommt mir der Taboo etwas leiser vor denn der vorangegangene "puristische" Eigenbau was an der hier nur einstufigen ECC83 Triodenvorverstärkung liegen mag. Inwieweit ich dieses "leiser" in Summe als Manko bewerten werde wird man sehen.

Für eine ausreichende Wohnzimmerbeschallung reicht es allemal.

Brumm:

Nach der Ergänzung von den Heizwicklungs-Symmetrierwiderständen sowie dem Beheben des Massefehlers am Abschwächer ist er nach meiner Meinung absolut ruhig. Ich höre kein Brummen.

Frequenzgang: Folgt

Gegenkopplung:

Im Hörtest bin ich bei nur ganz leicht angezogener Gegenkopplung spielend (mit verbrannten Finger zwischen den Röhren).

Lucid Mode:

Ja man hört einen Unterschied: Es fällt mir aber schwer ihn als besser oder angenehmer auszumachen. Zudem er dann wieder eine andere Gegenkopplungseinstellung abverlangt.

Vorerst klingt es eher nach einem leichten Abfall der Raumfülle.

Nachtrag: Anders, sprich deutlicher wird der Effekt wenn ich anstatt der neuwertigen JJ eine gemessene ältere TELEFUNKEN ECC83 einstecke. Dann kommt ein anderes Raumgefühl aus dem Lautsprecher im Vergleich zu zuvor.

Abweichungen vom originalen DECWARE ZEN Taboo:

(Soweit bekannt bzw. anhand der Bilder vom Original nachvollziehbar)

Verbesserungspotential:   

Wie immer fallen mir schon während des Aufbaues diverse Punkte ein die man besser oder zumindest anders machen kann und die sich in der Praxis so wie ich sie erdacht hatte eher etwas unnötig komplex darstellten.

Lange dachte ich über die bestmögliche sowohl magnetisch entkoppelte wie auch elektrisch kurze Anordnung nach.

Den Netztrafo und Drossel stehend zu montieren wurde mangels zwar beigelegten aber dafür ungeeigneten Abschirmbleche nicht realisiert.

Hier werde ich passende und bereits optisch fertig vorbearbeitete Deckel auf ALIEXPRESS nachordern.

 

Optischer Eindruck - Anordnung der Bauteile

In diesem Fall wollte bzw. musste ich mich mit sehr großen Trafos auf einer vorgegebenen eher kleinen Chassis/Gehäusegröße bewegen.

Bauteileanordnung

Bild: Millimeterarbeit im Old-School Style am Millimeterpapier zur Visualisierung der Bauteilgrößen und deren Anordnungen.

Ich folgte soweit nötig den technischen Erfordernissen und ließ rein optisch ansprechende Aspekte hinten angestellt.

Trafokopplung magnetische Kraftlinien

Bild: Dies schloß die bestmögliche Anordnung der Trafos ein. Quelle nach: "Designing Vacuum Tube Amplifiers and Related Topics by Charles Crouch"

Bauteileanordnung

Bild: Anordnen und Anzeichnen am lebenden Objekt in der Evaluierungsphase.

Wie so oft zuvor würde ich in einem zukünftigen Projekt idealerweise den kompromisslosen Weg der ausnahmslos optimalsten kürzesten elektrischen Verbindung der resultierenden Baustufen suchen und danach aufbauen. Die echte Praxis lehrt einem aber immer ein wenig anderes.

 

Planung - Leitungswege

Röhrenbeschaltung

 

Elektrische Beschaltung - Netzteil

 

Weitere Röhrenverstärker bzw. Projekte des Autors (zum Teil noch Dauerbaustellen in der Experimentierphase):

 

   

Quellen & Nachweise:

  1. Diverse Datenblätter von PHILIPS und TELEFUNKEN zu EL84 sowie ECC83, GZ34 Röhre

  2. Datenblätter Jan Wüstens zu Drossel, Trafos etc.

  3. http://www.guitarstudio.tv/documents/Designing-V-T-Amplifiers.pdf

  4. Originalschaltung des Decware ZEN Taboo aus 2005

    Suchbegriffe: EL84 SE Röhrenverstärker, DECWARE ZEN-Taboo, Nachbau, ECC83 Vorstufe, Lucent Mode, 

    Lesetipps aus dem Repertoire des Autors:

     

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    © Textzusammenstellung 8-12/2024-1/2025; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu  www.scheida.at gehörend

    Letzte Überarbeitung: 06.01.25