Der PBC PAL-RGB Multiprozessor  - von Peter Biet Computer für den Commodore Amiga

   

Bild: Der PBC PAL-RGB Multiprozessor aus 1989

EINLEITUNG:

Wie wohl in den 1980ern so gut wie "fast jeder in der westlichen Welt", so hatte auch ich in zwei Phasen einen Commodore C64 Heimcomputer.

Zu Beginn meiner Lehrzeit ergab es sich, dass mir ein Bekannter der Familie den seinigen mitsamt Floppy Disk Drive, Disketten und Fachliteratur zum Thema BASIC programmieren borgte.

Nach einer sehr überschaubaren kurzen und nicht allzu befriedigenden Beschäftigung mit der “Hallo Welt” BASIC Programmierung verblieb mein Computer Anwendungsniveau bei der Beschäftigung mit dem reinen Spielen.

Nach der Rückgabe und einer zeitlichen Pause kam ich über einen Lehrlings Kollegen “André” zu seiner gesamten C64 Ausrüstung da er als echter Computerfreak, wenn ich es richtig behalten habe, auf den Commodore AMIGA 500 umgestiegen war.

Mit dem Verkaufserlös kaufte er in meinem Beisein noch einen A520 TV Modulator was zugleich meine letzte Erinnerung an AMIGA Aktivitäten darstellt.

Seine um faires Geld übernommene Anlage erlitt letztlich das gleiche Schicksal wie die erste geborgte.

Zum Unterschied des Original Modells hatte seiner schon “Speedos Plus” als Nachrüstung eingebaut mit dessen Unterstützung das Spieleladen von der Floppy Disk entscheidend schneller von statten ging.

Nach dem Durchexerzieren aller mir interessant erscheinenden Spiele kam er dann nach und nach ebenso ins Abseits der Anwendung bis das gesamte Konvolut mein Onkel als seinen Einstieg in die Computerwelt übernahm.

Spieleklassiker wie H.E.R.O., KAISER oder gar >The TRAIN< mit selbst nachgezeichneter Gleisstreckenkarte blieben mir dabei nachhaltig in Erinnerung, was auch Jahrzehnte später ein Retro-Erlebnis mit diesem Games auf Online Emulatoren brachte.

 

Was mich aber damals schon faszinierte, das waren die Personen die in der Lage waren nicht nur Anwendungsprogramme zu bedienen, sondern sogar eigene Verbesserungen und Upgrades zu Wege brachten.

Dies zudem kombiniert in der Hard- und Softwareentwicklung wie eben das weit gebräuchliche >SpeedDOS plus< und anderes.

Also Leute, die wirklich dick in der Materie und des Verständnisses dazu waren.

Einen angehenden Diplom Ingenieur dieser Klasse hatte ich damals im Bekanntenkreis der sich neben Programmieren samt Veröffentlichungen in Fachmagazinen auch die außerhalb seines Fachbereiches der Chemie liegende Elektronik dazu sich aneignete.

Um einem weiteren dieser Anbieter, PBC Computer Design, Peter Biet Computer gilt dieser Beitrag als der Autor im Rahmen von Videosignalverfremdungen auf dessen um 1990 kreierten RGB-PAL Multiprozessor stieß.

Inhalt:

  1. Einleitung

  2. Der PBC RGB-PAL Multiprozessor

  3. Die Schaltungskonzeption

  4. Zum Hersteller PBC

  5. Digi-View Gold Modul

  6. Quellen und Literaturnachweis

  7. Weitere Lesetipps des Autors

 PBC RGB-PAL Multiprozessor

 

Es dauert ein wenig um zu erkennen, dass es sich um ein “Deutsch” klingendes Produkt handelte als mir die Schreibweise >Prozessor< mit >z< gewahr wurde. Eine Zeit wo solcherlei Zubehör noch nicht aus TAIWAN oder China kam sondern zumindest hier made in Germany war.

Dies für ein Publikum das auch die entsprechenden Preise die in der Computerperipherie aufgerufen waren bereit war zu bezahlen.

 

Seltsam nur, dass alle anderen Beschriftungen in Englisch also “international” zumindest was alle 625 Zeilen PAL Länder so auch für Großbritannien betrifft gehalten sind.

 

Der Commodore Amiga bot im Gegensatz zum C64 erste Videobearbeitsmöglichkeiten an die von Videoamateuren wie auch semiprofessionellen Anwendern genutzt wurden.

Als Nutzung verstand sich dabei das Einspielen bzw. Mischen von Textbeschriftungen wie auch kreierten Animationen mit einem Videobild.

Letzteres konnte eine RGB, FBAS (PAL) oder S-Video (PAL Super VHS - Hi-8) Zuspielung sein.

Folgende Anschlussmöglichkeiten befinden sich am Gerät

 

Was man nicht sofort erkennt, das ist, bezogen auf die PHILIPS empfohlene Grundschaltung die übliche PAL Verzögerungsleitung die wir wiederum auch von ähnlich konzipierten Geräten wie dem ELV Bausatz, dem S-VHS-RGB-Konverter SVR 7000 aus 1988 kennen.

Ähnlich aufgebaut ist der PHILIPS RGB Signal Converter 22AV5181/00 oder der JVC den RGB Signal Converter KM-V7EG und von CANON der RGB Converter RGB-100.

Hier "versteckt" sie sich unter dem vorbereiteten aufgeklebten RCA Stecker für den nachrüstbaren Digi View Modulanschluß.

 

Bedienelemente:

Das Gerät hat einen sehr technisch wirkenden Charakter fernab von ünlichen reinen Endkundengeräten wie etwa Videorekorder jener Tage. 

Es gibt elegante per LED Anzeige versehene Kontaktgeber für

Das ganze in einem weißen stabilen 19” Einschubmodul Blechgehäuse mit ebensolchen stabilen Chromgriffen links und rechts.

Der doppelt kaschierte Print ist stellenweise gut bestückt, bietet aber nach heutigen Gesichtspunkten und auch wenn wir es mit Produkten weiterer damaliger Marktteilnehmer vergleichen noch ausreichend Potential an Platz.

 

Zumindest mein Ende 2024 angeschafftes Gerät, der Bauteilbedruckung nach wohl aus 1989 stammend, dürfte Modifikationen erfahren haben wovon einige professionell wirken, andere hingegen auf den ersten Blick hinein gebastelt scheinen.

So ist ein Zündholzschachtelgroßer Zusatzprint samt erforderlicher Verkabelung an der Front befestigt.

 Modifikation oder weil sonst kein Platz war? LM311N & M74HC1 IC am Zusatzprint.

Bild: Modifikation oder weil sonst kein Platz war? LM311N Präzisions-Komparator & M74HC1 Dreifach NAND Gatter IC mit Widerstandsmatrix am Zusatzprint.

 

Die Schaltungskonzeption und Aufteilung:

Die Untersuchung erfolgt als reine Neugierde wie die einstige Konzeption des Gerätes war und um Schaltungsmodifikationen für die künstlerische Videosignalverfremdung zu finden.

 

Netzteil:

Ein damals übliches 50 Hz Kleinleistungsnetzteil liefert die benötigten 12 V mittels Festspannungsregler.

Klassisches Netzteil für die 1980er/90er Jahre. Nur die Sache mit dem Berührungsschutz (soferne noch Original) hätte man schon damals eigentlich anders gelöst.

Bild: Klassisches Netzteil für die 1980er/90er Jahre. Nur die Sache mit dem Berührungsschutz (soferne noch Original) hätte man schon damals eigentlich anders gelöst.

Ein 0,35 VA (!) Minitrafo liefert die Energie für ein Netzrelais um den ca. 30 VA Trafo zuschalten zu können, aus dessen Brückengleichrichter die 7812 12 V Versorgung mit Kühlblech kommt.

 

Der PAL auf RGB Farbdekoder

 

 Erste Generation des PHILIPS TDA 3566 aus 1988 Woche 45

Bild: Erste Generation des PHILIPS TDA 3566 aus 1988 Woche 45?

Der PBC RGB-PAL Multiprozessor war ein solcher Stellvertreter der rund um den PHILIPS TDA3566 PAL (NTSC) Farbdekoderbaustein in Verbund der aus gleichem Hause stammenden grünen V8970, 330 ns Signalverzögerungsleitungsblöcke sowie der 64µS PAL Verzögerungsleitung konzipiert.

Printaufteilung, links der PAL-RGB Decoder, mittig der RGB-PAL Coder und rechts die diskreten Videoverstärker 

Bild: Printaufteilung, links der PAL-RGB Decoder, mittig der RGB-PAL Coder und rechts die vier in Reih und Glied diskret aufgebauten Transistorvideosignalverstärker.

 

Der PHILIPS TDA2595 Horizontal Ansteuerungs IC aus der Fernsehchassiswelt

Der TDA2595 Horizontal IC beschaltet hier am Beispiel eines GRUNDIG super Color TV Moduls  

Bild: Der TDA2595 Horizontal IC beschaltet hier am Beispiel eines GRUNDIG Super Color TV Moduls. Zu erkennen der SSC - Super Sandcastle Ausgang.

 

Der MC1377 dient wiederum als RGB PAL (NTSC) Encoder IC mit eigenem 4,43 MHz Quarz und der zugehörigen grünen V8970 330 ns Signalverzögerungsleitung.

PAL Coder Quarz wie aus dem Lehrbuch

Bild: PAL Coder Quarz mit 4,43 MHz wie aus dem Lehrbuch

 

Mehrfach verbaute schwarze 12V Schaltrelais schalten die Videosignale je nach Ansteuerung durch.

  

Die Bedienung:  

Was auffällt in der Haptik, das sind die zwar schön anzusehenden aber nicht ganz griffigen glatten Alu Drehknöpfe wo man sich eher geriffelte wünschen würde.

 

Zum Hersteller PBC Peter Biet

Als Adresse wurde seinerzeit Peter Biet Computerdesign, Dietershausener Str. 28, 6409 Dipperz angegeben.

Was etwas unklar verbleibt ist die eigentliche Fertigung dieser Geräte.

Bickert Electronic

Am Print selbst ist >Bickert ELECTRONIC< ohne weitere Angaben ersichtlich. Ob diese Angabe nur für den Print oder die gesamte Entwicklung und Serienfertigung gilt ist noch nicht geklärt.

Ebenso ob die 050 für die Seriennummer oder eine Art Modellnummer steht?

Amiga 

Bild: PBC Produktauswahl und Teilnahme auf der AMIGA '89 in Köln 1989.

Weiter in den Themenkreis der Videobearbeitung und Computerschnittstellen aus seinem Hause sind der

Weitere Modelle sind

 

Das optionale DigiView Gold Modul

Mehr als nur ein Modul ist die optionale in das Gerät einsteckbare DigiView Gold Modulkarte um gut DM 400,- was geschätzt über öS 3.000,- Schilling gewesen sein werden von der Firma NewTek Inc. aus Topeka Kensas USA. Hier in der PAL Version erforderlich.

Digi View

Bild: Das Farbrad, Diskette und Modul aus Manual von ©NewTek Inc.

 

Ein Unternehmen, das u.a. mit Videokonvertern gegenwärtig immer noch aktiv am Markt vertreten ist.

Das schwarze Modul war ein Print mit A/D Wandler darin.

FBAS RCA Eingang, der hier direkt aus dem Prozessor schon "vorbereitet" mittelt einem RCA FBAS Stecker war.

Die innen liegende 25 polige sub-D Buchse und eine noch erforderliche 12 V Stromversorgung dafür.

Neben dem Modul gab es noch nachvollziehbarerweise die Software dazu die es scheinbar mit Letztstand einer Version 4.0 natürlich noch auf Disketten gab.

Und dann noch mehr aus der Zeit als der elektronische Hardware Prozessor ist das externe vor eine nicht zum DigiView gehörende s/w Videokamera, der wiederum ein rotierbares Farbrad vor die Linse gehalten wird.

Bild: Und so stand es im Idealfall beim Kunden zu Hause oder in der Grafikwerkstatt ©1987-1990 NewTek Inc. Bei Nutzung einer Farbvideokamera musste auf s/w geschalten werden bzw. konnte eben mit dem Multiprozessor auf einen Farbkanal umgeschaltet werden, was ein Hantieren mit dem Farbrad nicht mehr erforderlich machte.

Bisher waren mir diese Firma wie auch diese Art der Bildbearbeitung nicht bekannt. Auch keine Erinnerung dies je in Natura einst wo bewußt gesehen zu haben.

Grundsätzliche Funktion:

Groß beworben wurden immer die rund 4.000 Farben die mit der Karte möglich sind um wohl die Käufer ein wenig vom Manko, den endlosen Rechenzeiten für nur ein Bild abzulenken.

Eine NICHT bewegte Vorlage wird eben mit einer Videokamera mit FBAS Ausgang, (oder im Beispiel mit dem Prozessor auch in S-Video oder RGB Modus) gescannt. Um alle drei Grundfarben abzudecken wird ein mechanisches Farbrad (in Erinnerung an das mechanische 1951er CBS Farbfernsehsystem in den USA) vor der Linse nach jedem Scandurchgang wiedergedreht bzw. mit weiteren Zubehör per Motor gedreht.

So werden in den langandauernden Abtastsequenzen in dnen der AMIGA das s/w Bild digital verarbeitet, am Schluß mit der Option der verschiedenartigsten Bearbeitungen eben Farbbilder im Rechner gespeichert. 

Was augenscheinlich nicht möglich war, das war die Speicherung eines Bewegtvideobildes, da hier die Rechnerkapazitäten noch nicht reichten.

Im Nachhinein würde mich interessieren, wieviele Anwender und Besitzer sich das wirklich intensiv und über einen längeren Zeitraum nach der Testphase "gegeben" haben und nicht die Lust und Freude daran verloren?

Exkurs:

Um 1994 bei meiner Zeit bei PHILIPS Wien, stand da gewissermaßen auf die Firma als Steckenpferd des Abteilungsleiters gekauft, ein wohl besserer PC Stand-Rechner mit einer wie es hieß um die gut öS 70.000,- Schilling teuren (oder gar mehr?) Grafikkarte darin.

Betacam

Bild: Symbolbild für die bei uns weitgehend baugleiche verwendete in hellem Farbton befindliche BTS Betacam SP Maschine aus dem Hause Sony.

Angeschlossen waren daran nebst einem hochwertigen Broadcast Monitor aus dem Hause Bosch-Blaupunkt eine mit dem BTS Logo überklebte Sony ßetacam SP Profivideomaschine mit Y/R-Y/B-Y Einängen, die und darum ging es eben, einen Insertschnitt, also das Einfügen bzw. Nachfügen eines einzigen Halbbildes exakt zur vorangegangenen Videosequenz beherrschte.

Nach Feierabend saß dann der architekturafine Mann am Rechner um sich selbst besorgte Baupläne einer Wiener Ringstraßen-Institution, war es gar die Nationalbibliothek? am Rechner selbst auf CAD Basis nachzubilden und dann mit dem Videorekorder eine bewegte 3D Animation als eine Art fliegende Reise durch das Gebäude präsentieren zu können. Steve Jobs PIXAR läßt grüßen.

Das Rechnen der Bilder dauerte stets ewig, und er dürfte da schon vor meiner Zeit die Motivation am Weiterzeichnen verloren haben da es "zu meiner Zeit" nur mehr um die buchhalterischen Abschreibsummen für solche im Wert Jahr für Jahr drastisch günstiger bzw. bessere gewordene Grafikkarten ging und "unsere" ein kaufmännischer Ladenhüter, sprich totes Kapital geworden war.     

  

Quellen & Nachweise:

  1. Eigengerät 050

  2. https://retroport.de/amiga-hardware-0-h/ abgerufen am 12.12.2024

  3. https://retro.ramonddevrede.nl/digi-view-4-0-gold-for-amiga/ abgerufen am 21.12.2024


Suchbegriffe: PHILIPS, PAL Coder, PAL RGB Dekoder, DigiView Gold, 


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© Textzusammenstellung 12/2024; W. Scheida/Wien Medienhistoriker, zu  www.scheida.at gehörend

Letzte Überarbeitung: 21.12.24