Zeitreise in vergangene moderne Zeiten – Architektur im Wandel der Zeit –

Kellergaragen im Einfamilienhaus

Geschichten über Sinn und Unsinn baulicher Modeerscheinungen im Spiegel ihrer Zeit

Da waren sie also. Die schmucken Einfamilienhäuser die ab den 1950er Jahren bis hinein in die 1980er Jahre oft mit viel Sparsamkeit und Eigenleistung Stück für Stück über Jahre gebaut und fertiggestellt wurden und sowohl innerhalb wie auch um die größeren Städte entstanden.

Bild: Architektonisch betrachtet ein „einfacher Kasten“ mit daran angebauter Garage [1]


Einleitung:

Eines hatten sie vielfach gemein:

Denn ab nun soll nicht nur die Familie ihr eigenes Dach über dem Kopf haben. Auch das sächliche, umso liebevoller verhätschelte weitere feste Familienmitglied, das eigene Auto, soll es von nun an schön geschützt und warm in einer eigenen Garage haben.

Der obligatorische VW Käfer als zusätzliches “Adoptivkind” in der Familie

Bild: Der obligatorische VW Käfer als zusätzliches “Adoptivkind” in der Familie


Übersicht:

  1. Einleitung
  2. Die verschiedenen Garagentypen
  3. Vorläufiges Fazit
  4. Quellen/Literaturnachweise
  5. Offenlegung
  6. Lesetipps

Die verschiedenen Garagentypen 

Sei es in der Sparefroh Version nur ein einfach zusammen gezimmerter Holzverschlag für den Renault R4. Angeschafft als würdiger Nachfolger des ersten fahrbaren Untersatzes, eines Messerschmidt Kabinenrollers mit dem dort stellvertretend die individuelle Mobilität begann.

Diese Bauart wurde etwas abgewandelt später gar als “Carport” bekannt. Ihnen gemein war die Absenz aller behördlichen Bauakte.

So standen wiederum in anderen Gärten nahe des Hauses oft einfach zusammensteckbare Garagen aus verzinkten Blech.

Bild: Frühe kostengünstige Interpretation eines “Carports”. Die Tore waren so gut wie immer offen gehalten, für den seinerzeitigen Renault R4, nachfolgend dem VW Polo des mittlerweile verstorbenen Besitzers in Wien Aspern

Bild: Nicht Blech reden, sondern in Form einer einfachen Blechgarage aufstellenSzene aus 1220 Wien, ehemals Eßlinger Hauptstraße xxx

Dort wo es die Finanzen wie auch die Platzverhältnisse erlaubten, da wurde dem Auto oft in der Dimension eines Drittels der Wohnfläche ebenso ein wohliges Heim angebaut.

Bild: Nettes Häuschen mit im Vergleich überproportional wirkender links angebauter Garage nahe Wien

Der Typus Kellergarage:

Vielfach jedoch kam ein gänzlich anderer Typus zur Umsetzung.

Es lag doch der Gedanke nahe, wonach im Keller ohnehin Platz wäre und in selbigen eine solche Garage zumeist mit einer kleinen Allround Werkstatt auch für die üblichen Haus- und Gartenarbeiten eingerichtet werden könne.

Die auch damals gültigen Bauordnungen besagen üblicherweise ein Hineinrücken der Hausfront von drei Metern zum öffentlichen Gehsteig. Mitunter auch fünf Meter, was aber insbesondere bei kleineren Grundstücken hinsichtlich des restlich hinter dem Haus verbleibenden Garten schon etwas eng werden lässt.

So führt eben klar erkennbar nach dem obligatorischen manuell zu öffnenden doppelflügeligen Einfahrtstor ein steiler Weg nach unten, wo das Rigol für die Regenwasseraufnahme eingelassen ist. Um dann im ebenso scharfen Winkel von 30° und mehr nach Durchfahren eines nur 1,8 Meter hohen Blechschwenktores ins Innere des Hauses zu gelangen.

Pythagoras mit seinen Winkelberechnungen hätte da seine reine Freude daran.

Kellergarage mit Montagegrube und Blechtor

Bild: Dort wartet schon die mit schwarzen Ölflecken erkennbare Holzbolenabdeckung der ebenso integrierten Montagegrube auf das hineinfahrende Gefährt.

Praktisch und gut war das allerdings so gut wie nie:

  • Abgesehen von denen, die sich eine wirklich großzügige, zudem Platzresourcenkostende Einfahrtsrampe mit einem sehr flachen Gefälle leisten konnten, war bei den meisten diese Garage für ihren eigentlich gedachten Einsatz in der Praxis schon eher früher denn später als unbrauchbar entlarvt.

Bleibt es doch nicht beim ursprünglich vorhandenen VW Käfer, der schmal und eher niedrig gebaut, nebst seinen Zeitgenossen wie Puch 500, oder dem Opel Kadett Kombi als Baustellenfahrzeug hier der Gesamtgesellschaft noch als Maß der Dinge für Otto Normalverbraucher galten.

Die Fahrzeuge wurden höher und breiter. Das Aussteigen mit dem Türöffnen in der kleinen Garage immer unbequemer und für das Auto wie auch dem Fahrer mit Kratzer an der Türe oder hängen bleibender verschmutzter Kleidung ….

So kam schon bald wieder das was man ja eigentlich schon längst wieder hinter sich haben wollte:

Die rückwärts gerichtete Mutation zum Laternenparker des Nächstens, da es auch von Gegenden mit Vandalismus oder Einbruchhäufigkeit abgesehen wenig Unterschied machte, mit dem Fahrzeug in das Grundstück hineingefahren.

Wo das Platzangebot am Grundstück oder auch dem öffentlichen Straßenraum nicht reicht oder dafür erforderliche Berechtigungen wie neuerdings ab 2022 sogenannte “Parkpickerl” nicht erlangt werden können, dort sieht man sie schon in Pole Position wie ein Geschoss auf der Rampe frei zum Abschuß hin zur Teilnahme am Verkehr gerichtet stehen!

Ein „Fahrspaß“ wie er passend zum Thema die Gesprächsthema unter Arbeitskollegen war:

Die Rede ist vom gedanklichen Nachbarn, der seinen 60 PS Diesel Mercedes Benz, zudem mit Automatik ausgestattet des frühen Morgens in seiner Keller Garage anstartet und die vom Morgentau oder gar Nachtfrost belegte rutschige Auffahrtsrampe sich mit hochdrehenden Motordrehzahlen hinauf quält.

Ausreichendes Salzstreuen vor Fahrtantritt zudem dann selbt am glatten „Steilhang“ stehend wandelt die vermeintliche Bequemlichkeit der Garage mitunter ins Gegenteil.

Garage mit Wasseranschluß
Bild: Garage mit Wasseranschluß von der Straße. Wenn sich das Niveau über die Jahrzehnte durch Straßenbauarbeiten änderte. Wie man sieht auch ohne Rigol was die Garage de fakto unbrauchbar hinsichtlich des eigentlichen Zwecks macht!

Bild: Symbolbild für den der es nach dem Hausbau und dem gröbsten Schuldenabbau zum eigenen Mercedes Benz, in der weitgehenden Grundausstattung gebracht hat. Hier der W123er mit dem 60PS/44kW Dieselmotor.

Es soll sich als praktisch erwiesen haben dieses Ansinnen gut vorbereitet zu vollbringen, indem am Vortag das Fahrzeug verkehrt herum in die Garage reversiert wurde um im Rückwärtsgang einen besseren Grip zu haben.

Die schwere Kiste Sand im Kofferraum konnte hier zudem unterstützend wirken.

Einen vermeintlichen Vorteil hatten diese Garagen für das Auto selbst:

Oder eher für den Fahrer?

Insbesondere bei zentral beheizten Häusern erhielten diese Garagen fast obligatorisch ihren großen Rippenheizkörper, damit von nun an auch das Auto im kalten Winter kuschelig warm haben sollte.

Ebenso sollte es der stolze Besitzer bei seinen Reparaturen und Wartungsarbeiten angenehm bequem und wettergeschützt haben. Der damals noch häufiger, mitunter alle 7.500 km durchzuführende Ölwechsel soll rasch und billig selbst durchgeführt werden.

Anekdote 1 – BMW Fahrer:

Leider eine Erinnerung der negativen Art: Ein einstiger etwa altersgleicher Arbeitskollege, durchaus Arbeitssam und hat so durch Fleiß und Zusatzjobs im Bereich des Multilevelmarketings nicht nur einen 5er BMW sondern auch noch ein 3er BMW Cabrio besessen.

Leider hat sich ein Wagenheber als er an einem der Fahrzeuge Wartungsarbeiten durchgeführt hatte selbstständig gemacht, und der Wagen hat sich auf ihn gesetzt was zum Tod führte.

Anekdote 2 – Doppelgarage mit Fußbodenheizung:

Letztlich ebenso ohne einem nachhaltig erfolgreichen Ausgang, jedoch zum Glück nicht so dramatisch:

Ein mir bekannter Dipl. Ing., zweifellos ein Spezialist in seinem Fachgebiet, begann in vollständiger Eigenregie ein großes Mehrfamilienhaus für sich und seine da bereits erwachsenen Kinder zu planen und zu bauen. Viele Details wurden berücksichtigt die wohl sonst einem „normalen Architekten“ eher nicht in den Sinn kommen, wie z.B. schon die Einplanung des wirkenden Erddruckes auf die Zaunmauer die eine dementsprechende Vorspannung/Gegenwinkel bekam.

Das Haus bekam eine den mehrfach zusammengelegten Parzellen geschuldet sehr großzügige Abfahrt auf die Kellerebene verpasst die in diesem Beispiel auch im Winter bereits geschilderte Probleme eher nicht aufkommen hätte lassen.

Auf dieser Zufahrtsebene auf der Untergeschoßebene gab es dann zwei großzügige Doppelgaragen jeweils mit Fußbodenheizung und Montagegrube ausgestattet.

Die Liebe des Initiators galt seinen gesammelten Strich 8 Mercedes die er wieder instand setzen wollte und denen zumeist der Rost schon stark zugesetzt hat. Mit einem davon war er zudem im Alltag unterwegs.

Wie so oft im Leben, man wird nicht jünger. Aus den Mercedes wurde wirtschaftlich bedingt erst einmal ein Renault Twingo im Sonderangebot erstanden. Es folgte der spätere Verkauf einer Grundstücksparzelle und ein eleganter Van eines anderen Herstellers, gewissermaßen als Vor-SUV zum bequemen Einsteigen wurde angeschafft.

Der Gesundheitszustand, da half auch die Pension nichts mehr, ließ die wohl intensive Nutzung dieser angedachten Ideen in Sachen Garage eher nur mehr selten aufkommen. 


Zurück zu den „Vorteilen“:

Ein besseres Anspringen, beim Dieselmotor in jenen noch wirklich kalten Wintersaisonen mitunter überhaupt erst mögliches Anspringen des Motors war die Folge, nebst der Ersparnis, sich mit ansonsten angelaufenen Scheiben und zugeschneiten Autos beschäftigen zu müssen.

An der Rampe sah dies dann anders aus: Entweder Schneeschaufeln, was bei engen Rampen kaum Platz für den Abraum bot.

Besser Situierte, die das Ganze zudem schon in der Planung kommen haben sehen, hatten da schon eine elektrische Rampenheizung in den Asphalt/Teerbelag einbringen lassen.

Bei allen Anderen und bei der allgegenwärtigen Glatteisgefahr erfolgte das Aufstreuen von Tausalz, dessen Rückstände dann schön in die hauseigene Sickergrube gelangte.

Das alles in den Jahrzehnten bis etwa 1990, als es das ausgebaute Abwasserkanalnetz noch lange nicht gab.

Nur wenige Meter vom damals ebenso obligatorischen Hausbrunnen für die Trinkwasserversorgung entfernt befindlich, hatte man doch diese Senkgrube für alle Arten von Abwässern gebaut.

Zudem selbige mit einem kleinen “extra” im Boden aufwarten konnte. Ein Extra in Form einer kopfüber einbetonierten Glasflasche welche nach der behördlichen Abnahme hin auf Dichtheit mit einem Hammer zerschlagen wurde und so die flüssigen Abwässer Senkgrubenräumgebühren sparen konnte.

Andere behalfen sich durch zum Teil völlig überraschende Aktivitäten in der Dämmerung, insbesondere bei Regen.

Da wurde schon einmal die Abwassertauchpumpe in den Garten geschleppt. Wie auch der Schlauch die Straße, oft war es damals ja nur ein besserer Feldweg querte und sich alles mehr oder weniger flüssige in die umliegenden landwirtschaftlich genutzten Felder ergoß…..

Persönlich erlebte dies der Autor noch um 1990 in einer Siedlung im Ortteil Breitenlee in Wien 22 als ein etwas verlegen dreinschauender “Täter” nett grüßte….

Das diese Gegend, bedingt durch die Großstadtmülldeponie “Rautenweg” ohnehin in Sachen Umweltbeeinträchtigungen wie Gerüche und durch starke Winde herumfliegenden losen Müll gestraft genug war, sei nur so am Rande vermerkt.

Als Stichwort dazu gehören die explodierenden Häuser in Verbindung mit den dort in Kellern aufsteigenden Methangas noch in den 1980ern erwähnt.

Ich hoffe, dass damals niemand gerade sein Auto in der Keller Garage gestartet hat. 

Kontra Kellergarage:

Gab es doch noch weitere Gründe, vom täglichen Gebrauch dieser Kellergaragen eher Abstand zu nehmen.

Das einfache dünne Kipp-Blechtor, auch wenn man von allen Formen der Dämmungsmaßnahmen ohnehin noch Lichtjahre entfernt war brachte schon damals als es noch echte Winter gab eine zugige Kälte ins Untergeschoß, wo sie oben an dem Deckenübergang zum wohlig per Kohleofen wie auch per Öl-Zentralheizung beheizten Wohnzimmer seine schwarze Schimmelschicht bilden durfte.

Im Laufe der Jahre aufgeklebte weiße Styroporplatten und am Boden hingelegte “Kotzen” als Schutz vor der Kälte sollten dabei das Schlimmste verhindern.

Das der Aufgang wie auch Abgang in die Garage von Garten oder eben der Gartenfront selbst schon zum Spießrutenlauf werden konnte, wo man an der Schräge selbst als Fußgänger ausnützen und sich “dasteßn” konnte, sei nur ein Nebenaspekt davon. 

Feuchte im Keller läßt das Auto rosten:

Eigentlich war es ja anders gedacht: Das Auto hat es nun schön trocken und warm in der Kellergarage und wird dadurch, verzinkte Karossarien und eine nachhaltige Rostvorsorge waren vielfach noch ein Fremdwort, auch länger halten.

Dies war aber bisweilen eine Fehlannahme:  

Im schlechtesten Fall stieg in diesen Räumen die Luftfeuchtigkeit an, die zudem durch mangelhafte Lüftungsvorkehrungen auch keinen ausreichenden Austausch unterzogen wurde daherhaft an. Was natürlich langfristig zu Rostschäden an dem Blechkleid führte.

Zumeist fiel erst zu spät auf, das da am Wagen etwas nicht mehr stimmte, und da ein Zusammenhang mit dem durch alte Fetzen zugestopften gemauerten Lüftungsschächte besteht.

Zugestopft deshalb, damit es eben nicht so zieht, kein Ungeziefer hereinkommt und die Wärme im Winter nicht nach außen verloren geht. 


Zeitenwende – Die faktische Unbrauchbarkeit wurde offenbar!

So kam es dann, wie der Autor beobachten durfte, ab den 1990er Jahren nach und nach zu den Rückbauten bzw. Nutzungsanpassungen dieser Art der ehemals integrierten Garagen.

Bild: Großzügige damals noch leistbare Platzverhältnisse wie hier im Burgenland unweit des Neusiedlersees ermöglichten gar alle drei Varianten:

Freie Abstellfläche für den Alltag, die am Haus integrierte Garage auf Erdgeschoßebene sowie die Kellergarage, oftmals dort für landwirtschaftliche Einstellungen benützt. 

Nicht nur weil das Auto vielfach ebenso mittlerweile einen anderen Stellenwert erhalten hatte, sondern weil diese gedachten Garagenräume tatsächlich immer weniger einer praktikablen Nutzung, auch im Hinblick auf den gesteigerten bzw. erwarteten Wohnkomfort, einer anderen Art der Kellerraum Nutzung, Stichwort Wellness, aber auch frühe Energiesparmaßnahmen mit Dämmungen standgehalten hat.

Die Tore wurden zumeist herausgerissen und durch Mauern mit Fenstern, bestenfalls einer Türe für einen verbleibenden Kellerabgang versehen.

Die Auf- und Abfahrtsrampen wurden entfernt und der Rest zu einer Ebene aufgeschüttet.

Nichts ist mehr verblieben, was letztlich an eine andere Art der ehemals gedachten Nutzung erinnern würde.

Kellergarage mit vermauertem Garagentor

Bild: Beileibe kein Einzelfall – Die Garage wird zwischenzeitlich schon lange anderweitig genutzt. Dem Garagentor wurde durch einen normalen Zugang ersetzt. Die Eingangsstufe dazu hoch gesetzt um das Niederschlagswasser endlich nicht mehr im Haus zu haben.


Quellen und Literatur (Auszug)

  1. Digitalarchiv, Erinnerungen & Fotos W. Scheida
  2. Dank für Bildspende an Frau E.B.

Lesetipps aus dem Repertoire des Autors:

  1. Fernsehen wie in der Steinzeit – Fernseher mit Design

©3/2023  – Designed by W. Scheida zu www.scheida.at/scheida/televisionen.htm gehörend

Updated: 13.06.23

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