Tag Archives: Ypps

Erinnerungen an unsere „Tante Franzi“, Franziska RERUCHA – Franziska KITTEL, Wien

geb. Franziska FORSTER 1906 – 1998, Zell a.d. Ypps,

Eine Frau, die für gut drei (3!) Generationen unserer zum Teil verstreuten Familie(n) sowie für weitere selbst gesuchte Freunde und deren Familien DIE Tante war.

Hinzu kommt noch die in der ersten Generation als Zieh-Schwester betrachtete Leopoldine, meiner Urgroßmutter.

Zusammenhänge

Obwohl nicht zur direkten Blutsverwandtschaft zählend, so war „Tante Franzi“ für gut vier Generationen der Kogler Familie und selbst deren Kindern ein fester Bestandteil der verwandtschaftlichen Beziehungen.

Nicht zuletzt dadurch, dass sie diese intensiv durch eigene Besuche wie auch zum Teil großzügige Gastgeschenke (einmal gar auch ein Golddukaten) speziell für die Generation der Enkelkinder pflegte.

Geboren am 21. Dez. 1906 als Franziska Forster, sie soll noch einen 1917 geborenen (Halb?)Bruder Anton gehabt haben, auch war die Mutter und sogar der angeblich leibliche Vater bekannt, wurde sie als Waisenkind oder auch „Kostkind“ in einem Heim aufwachsend ehe sie im Landwirtschaftlichen Klein- bzw. Nebenerwerbsbetrieb der Koglers, unserer Familienlinie damals noch in Schrambach NÖ sicher nicht ganz uneigennützig aufgenommen wurde.

Sie wurde dort zur „großen“ Schwester der 1914 geborenen Leopoldine Kogler, der späteren Mutter von Eveline wo sie den Erzählungen nach damaligem Verständnis nach so manches auch Leopoldine „gebührendes“ „abbekommen“ hatte.

Da auch ihr Geburtstag auf den 21. Dezember fiel, ließ dies sie womöglich ebenso hinsichtlich von extra Geschenken hierfür über allfällige Weihnachtsgeschenke hinaus umfallen.

Harte Lebensumstände

Ihren oftmaligen Schilderungen nach dürfte das Leben jener Tage für sie sehr hart gewesen sein wiewohl man in ihren Berichten eher keine direkten Anklagen oder Verbitterungen wahrnehmen konnte.

Was in der Erinnerung offen bleibt, das ist die exakte Zuordnung ihrer besonders schlechten von Hunger und Krankheit gekennzeichneten Zeit, wohl gegen Ende des ersten Weltkrieges und wo hierbei in der zeitlichen Abfolge danach die aufnehmende Familie konkret stand (Siehe Aufsatz unten).

Schule

Sie hat gut gelernt und ging sehr gerne zur Schule.

Davon zeugt auch ein Schulaufsatz der von einem Nachbarskind ihrer Wohnung in Wien 16 geschätzt um 1985 auf Basis der auch uns als Verwandte bekannten Erzählungen geschrieben wurde und der im Nachlaß erhalten blieb.

Nicht erhalten blieb das sehr gute wie es hieß Schulzeugnis, das Tante Franzi selbigen Kind für eine Schularbeit mitgab und sie leider nie wieder zurückbekam.

Hier die Wiedergabe der erhalten gebliebenen Erzählung von ihr:

„Eine alte Frau aus dem Bezirk erzählt:

Ich bin im Dezember des Jahres 1906 in einer Provinzstadt geboren und kam erst 1914 in die Volksschule. Eine Haupt- oder Bürgerschule habe ich nie besucht. Noch während des ersten Weltkrieges bin ich zu Bauern aufs Land gekommen. Meine Ziehmutter schickte mich dorthin, ich war Waise.

Bei denen hatte ich genug zu essen, aber leider nicht lange, denn meine Ziehmutter kaufte ein Haus in der Nähe von Amstetten (NÖ) und nahm mich wieder zu sich, da sie mich im Haushalt brauchte.

So kam ich wieder in eine Landgemeinde und besuchte dort die Schule bis zu meinem 14. Lebensjahr. Nach dem ersten Krieg (1914-1918) war ich so schwer krank durch die Unterernährung, daß ich ein halbes Jahr im Spital war. (Anmerkung: Aus dieser Phase erzählte sie wiederholt vom Empfang des Sakraments der „Letzten Ölung“ durch den Geistlichen nach katholischem Ritus da man nicht rechnete das sie durchkommen würde [Zeit der spanischen Grippe])

In meiner Schulzeit hatten wir ein der ersten und auch in der zweiten Klasse eine Schiefertafel und Griffel.

Danach bekamen wir Hefte und gewöhnliche Bleistifte, in der dritten Klasse einen Federstiel und Federn.

Wir hatten nicht so viele Fächer im Lehrgang wie heute, nur wie man sagt die Grundfächer.

Die Mädchen hatten zweimal in der Woche Handarbeit und Buben Turnen, Mädchen nie.

Schule war von 8h Früh bis 10h, dann eine Viertelstunde Pause. Von 12h bis 13h war Mittagspause und dann Unterricht bis 3h Nachmittag.

4 mal im Jahr gab es Zeugnisse.

Ich habe mir in der Schule immer leicht getan und die Schule war für mich in meiner Kindheit das Schönste.

Weil ich eine Waise war, wurde ich in keine Lehre gschickt, obwohl mich das sehr gekränkt hat.

So bin ich zu einem Bauern und dann in die Stadt in den Dienst gekommen“ (Ende des Aufsatzes)

Man darf sich ausmalen, das sie vom Intellekt, dem Interesse am Lernen und der Aufnahmefähigkeit zu höherem, vielleicht sogar einer akademischen Laufbahn fähig gewesen wäre was ihr leider versagt blieb.

Tante Franzi als Geschichtenerzählerin

Überhaupt hatte „Tante Franzi“ immer etwas interessantes zu erzählen.

Bild: Tante Franzi die in ihrer Wohnung alte Fotos mit uns Kindern durchging. Leider habe ich mir nicht alles merken können. Als Geschenkklassiker galten bei ihr die Küfferle Katzenzungen. Andere Familienlinien erhielten vorzugsweise die „KINDER“ Überraschungseier mit den Sammelfiguten.

Häufig waren es eben Berichte aus ihrer schweren Kindheit aber auch den harten Jahren des Krieges bei der Deutschen Reichsbahn, der Nachkriegsjahre und als Schaffnerin bei den Wiener Stadtwerken.

„Ich habe die Leute zur Kasse gebeten“ war einmal so ein Satz, über die die dachten sie könnten kostenlos zum Kirtag fahren. Sowas gab es bei ihr nicht.

Bei aller körperlichen Zartheit hatte sie eine feste Stimme die man sich auch zum Dirigieren in einem Eisenbahn/Straßenbahnwagon vorstellen konnte

Aus dieser Eisenbahnerzeit ist bei einem entfernten Kogler Verwandten ein Kalenderbuch erhalten geblieben, das ich im Rahmen eines zu diesem Zweck vereinbarten Treffens um 2017 auch einmal abfotografieren durfte.

Von italienischen Soldaten Unterwegs in Richtung Ostfront wusste sie zu berichten („keiner soll mehr nach Hause gekommen sein“ so ihr resume, was sie im Einzelnen natürlich nicht wirklich wissen konnte).

Von Hilfszügen die zu bestimmten Zwecken als Entsatz für steckengebliebene oder gar bombardierte Züge geschickt wurden.

Vom Notbetrieb und der Verdunkelung auch in den Waggons wo sie den Wagenmeister um das Vernageln zerstörter Fenster ersuchte u.v.m.

Schilderungen von den Nachkriegsplünderungen durch die „Hamsterer“ in den Austria Tabakwerken in Ottakring die von den Russen „geöffnet“ worden sind und von denen sie nie eine gewesen war oder auch die Stromrationierungen und Verdunkelungen selbst noch während der russischen Besatzungszeit nach 1945 gehörten dazu.

„Wenn man Licht eingeschaltet hatte, dann hat entweder der patrolierende russische Besatzungssoldat vorher noch gerufen, oder gleich (auf die Fenster mit dem Licht) geschossen“.

Sie hätte des Nächtens dann so mit den Schaltern „herumgespielt“ als plötzlich das Licht anging, also der Strom wieder aufgeschaltet war.

Schnell schaltete sie aufgrund obiger Schilderung das Licht ab. Nahm das Bügeleisen um es auf dem Kopf stellend zu nutzen um sich einen „Brei“ zu wärmen. Die für Wien obligatorische Stadtgas Versorgung war da offenkundlich noch unterbrochen.

Sie erklärte sich dies damit, das sich „der Strom gesammelt“ hätte und für kurze Zeit eben wieder zur Verfügung stand.

Fakt war, das es stundenweise Abschaltungen bzw. Stromaufschaltungen je nach Bezirk und Uhrzeiten gab. In Abhängigkeit von den Ladezuständen in den Akkumulatorspeicherbänken der damals auch noch verbreiteten Bezirksweisen Gleichspannungsnetze in Wien ist obiges nachvollziehbar.

Von der technischen Ebene her hat uns in der Berufschule dies Ing. Martin Stiny einmal kurz geschildert.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Erzählungen, auch sogenannte Neuigkeiten einschließend bezogen sich zum Leidwesen von mir als Kind sehr oft auf Personen die ich nie kannte. Die „Resi Tante“ mit ihrem Haus am Rosenhügel Wien 13 und ihre Sammelleidenschaft (heute würde man vielleicht Messitum dazu sagen?) war da so ein stellvertretendes Thema.

Kriegsschäden

Ihren Schmuck, Dokumente und einige Wertsachen hat sie zum Schutz vor den Bombardierungen in Wien zu Verwandten? nach Köflach? gebracht wo sie ihr aber gestohlen worden sind.

Hönisch angelacht haben soll sie später der mutmaßliche Täter gemäß ihrer Schilderung. Nachweisen und daran ändern konnte sie aber nichts.

Die befürchteten Bombenschäden oder gar die Gefahr einesTotalverlustes hat ihre Wiener Wohnung aber nie gehabt…..  

Zwar noch zu erforschen, dürfte es aber soweit bisher bekannt im unmittelbaren Umfeld keine menschlichen Verluste im Sinne des Todes aufgrund von direkter Kriegseinwirkung gegeben haben.

Im Kriegsumfeld verstorben

Aus der Kogler Linie, Frau „Mitzi“ Marie Kogler, – Marie Jencek aber starb am 18.2.1945 in der Kriegszeit durch einen Gasunfall wo der damalig verwendete Gasherd keine uns später bekannte automatische Abschaltung hatte (Giftiges Stadtgas).

Bild: Franziska Kittel in ihrer Wohnung. Links die im Text beschriebene Vitrine. Im Hintergrund die Küche.

Bestattet ist sie im Familiengrab der Koglers in Wien 21, Stammersdorf Zentral.

Überliefert erhaltene Kalenderbücher zeigen den nachmehrigen Kontakt auch noch in den 70er und 80er Jaren mit „Joschi Jencek“ dem wohl verwitweten Ehemann von ihr.

Vorbereitungen zum Schutz im Krieg:

Um Schäden, soweit abwehrbar zu vermeiden, wurden von ihr bei den damals üblichen Kastenfenstern die inneren Rahmen ausgehängt und in Tüchern geschützt aufbewahrt. So hätte sie im Fall von Glasbruch durch die Druckwellen bei Bombenangriffen für den es kaum einen zeitnahen Ersatz auch nicht in damals noch wirklich kalten Wintern gegeben hätte zumindest eine Fensterscheibe erhalten.

Sie hätte auch noch alte Bücher etc. im Keller gelagert sagte sie mir einmal wohl in den letzten Lebensjahren bei einem persönlichen alleinigen Besuch bei ihr.

In meiner Nase hatte ich aber nur den in mir aufkommenden modrigen eingebildeten Kellergeruch, da sie zugleich von früheren Wasserschäden sprach und ich wollte sie nicht einmal sehen oder den Keller begehen.     

Im Bild sehen wir: Franziska Forster im Kriegsdienst bei der Deutschen Reichsbahn wo sie als Zugbegleiterin und Schaffnerin während des 2. Weltkrieges in den verschiedensten Zivil & Militärtransportzügen mitfuhr und ihr das Elend jener Tage sicher nicht verborgen blieb.
In der Vor- und/oder Nachkriegszeit war sie ebenfalls bei der (Bundes-)Bahn als Schaffnerin beschäftigt soweit es ihre Schilderungen vom Dienst auf Lokalbahnen nachvollziehen lassen.   

Dazu passend auch die Schilderungen des wiederum geflüchteten Sudetendeutschen aus Karlsbad, des zweiten Mannes meiner Großmutter, wo sich diese Leute aus deren Zeit das eine oder andere Bestätigen konnten.

Wohnort

Gewohnt hat Tante Franzi nach Ihrem Weggang von den Koglers zumindest gemäß dem Lehmann Adressanzeiger ab 19xx in Wien 15, in der Gablenzgasse 40.

Geschätzt ab den 1930er Jahren dann „zeitlebens“ in Ottakring 1160 Wien, schon deutlich vom Wiener Stadtkern entfernt in der außerhalb der außeren Stadtbahnlinie liegenden Rankgasse 19, Stiege 1/13 in einer kleinen Küche-Zimmer Wohnung mit Toilette am Gang. 

Vis a Vis die Bassena als Wasserstelle.

Wie sie später sagte, „früher konnte ich mir keine andere bessere, vielleicht innenstadtnähere Wohnung leisten, und später als ich es wirtschaftlich vermochte wollte ich nicht mehr“.

Die Wohnung, ich glaube es gab da wirklich bis zum Schluß kein Wasser eingeleitet, wie sie heizte ist mir auch entfallen, es kann aber ebenso keine Zentralheizung gewesen sein war sehr schlicht aber stets sauber aufgeräumt.

In der Küche ein Gasherd und ein Kühlschrank. Eine Kredenz.

Bilder geben noch Zeugnis der ungefähren Grundrisse und Möbelanordnungen.

Ein eigenes Telefon bekam sie erst sehr spät, geschätzt in den 1990er Jahren. Zuvor musste man immer eine ihrer Nachbarinnen die da schon Telefon hatte anrufen oder man vereinbarte mit Postkarten einen Besuch.

Einen Fernseher soll Tante Franzi „schon immer“ besessen haben.

Die Rede war das da ihr kranker Mann Ferdinand dem es da schon schlecht ging eben schauen konnte, während sie noch arbeiten ging.

Angeblich sogar schon mit (Kabel-)Fernbedienung ausgestattet.

Daten dazu sind mir Radionostalgiker leider keine überliefert geblieben.

An Haushaltsgeräten dokumentiert ist nur der Electrolux Staubsauger mit Abzahlungsbeleg und einer Reparaturrechnung aus den 1970er Jahren.

Lebensstationen

EreignisDatumOrtSonstiges
Geburt21.12.1906Zell an der Ypps
Taufe
Schule1914-1920
Krankheit1920/21
Zeugnis Hausgehilfin10.10.1921 bis 7. Mai 1923Amstetten, Charlotte Hauck
Beruflich?1923-1924 ?
Zeugnis Hilfsarbeiterin20.4. bis 30.9.1925Gebrüder Riess Emailwerke, Maisberg
Zeugnis Hausgehilfin bei Hermine Zarbach11.12.1925-19.1.1926Wien III, Marxergasse 7
Zeugnis Mädchen für Alles18.2.1926-26.7.1926Cäcilie Herzer, Hofratsgattin, Wien 18, Währingerstraße 127
Beruflich?1926 – 1939?
Trauung 116.6.1929Karl Johann Rerucha – Karl Reřucha
Dienstzeugnis Verkäuferin Lilli Popper15.3.1939-30.11.1942Wien 1, Rotenturmstraße 19/29a
Ariernachweis11.3.1943Vater Nachweis Karl Zika, Tischlereigehilfe, Bez. Amstetten, Maria Forster
Zeugnis als Schaffnerin5.2.1943-8.4.1945 Öst. Eisenbahnen Wien Westbahnhof Betrieb
Trauung 224.8.1957Mit Ferdinand Karl Kittel
Witwe1960
Zeugnis Hausgehilfinca. 1946 – 18.12.1966Josefine Feller, Wien II, Obere Donaustraße 65
Verfügung23.4.1986Körper an die Anatomie Uni Wien
Tod25.5.1998 1h30hWien 13, Jagdschlossgasse 59

Zusammenleben in Wien

Nach dem Weggang, vermutlich aus Schrammbach/NÖ, wo die Koglers wohnten,

Dorthin nahm sie auch später „ihre“ Leopoldine mit, die in Wien fortan als Köchin Beschäftigung fand (JS).

Nicht nur Beschäftigung, sondern auch „Liebe“ fand sich dort für „ihre“ Leopoldine, die in Folge als 17 jährige ihr erstes Kind, eben Eveline zur Welt brachte.

Deren „Vater“ soll fern der Heimat ein ungarischer Schuster, ein gewisser Bener gewesen sein, weiteres blieb stets unbekannt wie auch ungenannt.

Aufgewachsen ist die Tochter Eveline dann aber bei den Großeltern den Koglers in Schrambach und Rohrbach/NÖ.  

Es war zudem Tante Franzi die Einzige in der Familie die über solche „privaten Befindlichkeiten“ recht frei und unbedarft erzählte. Für mich leider zu spät. Als ich aktiv mit der Familienforschung anfing war diese Quelle leider schon verstummt.

Im Bild: Franziska Forster oder schon als verheiratete Franziska Rerucha mit ihrem Mann? um ~1935?
Die Mutter Leopoldine mit „Tante Franzi“ (Franziska Rerucka später Kittel, geborene Forster) vermutlich aufgenommen im angrenzenden Gemüsegarten  in der WAG-Traisen-Siedlung um 1950?

Ehen:

„Tante Franzi“ war zweimal verheiratet, einmal mit

16.6.1929 (Weltwirtschaftskrise) mit einem Herrn Karl Johann Rerucha sowie

ab August 1957 mit Ferdinand Karl Kittel der jedoch bereits 1961 vorzeitig mit nur 56 Jahren verstorben ist und sie fortan zeitlebens Witwe blieb.

Ein Schicksal, das sehr ähnlich gelagert mehrere Frauen in der Familie direkt kriegsbedingt aber auch aufgrund dessen Langzeitnachwirkungen erleiden mussten.

Nach ihrer Zeit bei der Reichs- und Bundesbahn bzw. Wiener Straßen- und/oder Stadtbahn verdiente sie als Reinigungsfrau bei zwei Haushaltsbedienungen ihr (bescheidenes) Einkommen, für das sie sich auch so einiges von den „Herrschaften“ anhören lassen musste.

Ein Eisgeschäft der „Anna Tante“ aus dem Kogler Familienumfeld bot eine Alternative für bestimmte Zeiten bzw. einen Zuverdienst.

Bild: Franziska Kittel mit ihrem Ferdinand und weiteren Bekannten geschätzt um ~1960?

Sie unternahm oft viele Besuchsfahrten zu der Großfamilie Kogler und deren Kindern wie auch Enkelkindern.

Eine ungezählte Sammlung der Figuren die stets in den „KINDER“ Überraschungseiern beipackt waren, und die u.a. die Kinder eines Familienzweiges bekamen legte dabei Zeugnis von ihrer Großzügigkeit ab.

Bild: Tante Franzi bei den Koglers. zum MINERVA Color 707 FarbferLinks der MINERVA Color 707/717 Farbfernsehapparat der ersteren Generation in Österreich!

Überhaupt war „Tante Franzi“ ein wenig „anders“ als die anderen eben aus einem bäuerlichen Umfeld stammenden Verwandten:

Wiewohl sie sich immer gut mit allen verstanden hat, so war an ihrer Art des Redens und in ihrem Auftreten stets etwas besonders „damenhaftes“ zu bemerken, was manchmal Spekulationen auf eine mögliche sehr gut bürgerliche oder gar adelige Herkunft anführte.

Es ist jedoch nicht bekannt das dies je zu einer Kluft geführt hätte.

Dafür, das sie bereits mit 13 Jahren (?) um ~1919 vom Pfarrer, gemäß Katholischem Ritus ihre letzte Ölung in Folge einer schweren für aussichtslos erklärten Krankheit erhalten hatte wirkte sie zwar immer zart aber doch rüstig und geistig rege bis ins hohe Alter.

„Wien-Wochen“ bei Tante Franzi

Wenngleich mich oder unsere eigene Familiengeneration nicht betreffend, so war für meine Mutter sowie anderer in Niederösterreich lebenden Familienzweige eine Einladung von Tante Franzi bei Ihr ein paar Tage zu verbringen immer in guter Erinnerung bleibend. Der Besuch von Schönbrunn und anderer Sehenswürdigkeiten gehörte da dazu.

Teilweise hatten diese damaligen Kinder ähnliches auch über die Schule als „Wien-Woche“ offiziell organisiert bekommen wie mir Mama aus eigenem Erleben erzählte. Mit Tante Franzi aber war das natürlich viel freier und persönlicher.

Als Kind habe ich die Familienbesuche bei ihr in netter Erinnerung.

Nicht „nett“ war die endlose Anfahrt mit Bus, Straßenbahn, Stadtbahn bis man (innerhalb Wiens) nach geschätzt 1 1/2h dann endlich bei ihr war.

Besser war es da, wenn wir als ganze Familie mit dem Auto an einem Wochenende oder an einem Feiertag anreisten.

Wir sind dann aber immer nur in der Wohnung geblieben. An ein Spazierengehen oder ähnliches kann ich mich nicht entsinnen.

Als Besonderheit, wenngleich ich es auch von „Tante Tesar“ aus Wien 20 noch kannte, war die Benutzung des Mehrparteien WC’s am Ende des Stiegenhausganges.

Die letzten Jahre

Verstorben ist sie im hohen Alter von 94 Jahren am 1. Mai 1999.

Ihren Körper stiftete sie der Universität für Forschungen und Untersuchungen.  

Somit gibt es leider auch kein dezitiertes Grab für sie.

Es müsste also der Ort des Erinnerns, neben dieser, vielleicht auch bei den vielen anderen Kindern, Enkelkindernn und Bekannten und Freunden die sie auch in Deutschland hatte für die sie immer die „Tante“ war die Erinnerung lebendig geblieben sein, in ihrem Fall das Gemeinschaftsgrabmal der Anatomie am Zentralfriedhof Wien sein.

Ihr Name jedoch war für mich damals (2011) dort (noch) nicht aufzufinden. Es scheint als müsste man selbst eine solche auf eigene Kosten anbringen lassen.

Vielleicht wollen sie als Leser in den Kommentaren antworten oder über die bewusst etwas versteckt gehaltene Email mir schreiben?

Leider war sie gegen Ende des Lebens etwas „unvernünftig“ und war innerlich nicht bereit die ihr zustehende Pflege und Unterstützung im Altersheim Lainz, (zu dieser Zeit war der einst schlechte Ruf meines Wissens schon lange nicht mehr zutreffend) anzunehmen und ließ sich wieder nach Hause überstellen was aber in Summe nicht ideal war.

Eine meiner Tanten nahm sich dann der Nachlaßbetreuung und Auflösung des Haushaltes an. So gelangte das eine oder andere Schriftgut in meinem Besitz als Familienarchivar.

Wie meine Tante schilderte, war es schmerzhaft, die als Kleinode, zwar finanziell unbedeutenden, aber als Jahrzehntelange begleitende Einrichtungsgegenstände und erhaltene Geschenke die sie in ihrer Vitrine links gleich nach der Wohnzimmertüre aufbewahrt hatte letztlich in der Mehrheit entsorgen zu müssen.

Bild: Die Vitrine, in der es u.a. „russische“ Schokolade von einem als Diplomaten tätigen Ehepaar in ihrer Wahlverwandtschaftslinie von deren Reisen erhalten hatte.

Kinder

Über die Umstände des früh verstorbenen Kindes (event. von Kittel in die Ehe mitgebrachten) Erich Kittel, erwähnt zuletzt 1961 am Partezettel liegen noch keine Details vor.  Es wird aber nicht ihr leibliches gewesen sein.

Wiener Stadtgeschichte und mehr:

In den letzten Jahrzehnten ihres Lebens, den 1980er und 1990er Jahren mehrten sich Äußerungen wie „ich höre kein deutsches Wort mehr auf der Straße“ was auch gleich als Zeitzeugnis des ungebremsten Gastarbeiterzuzugs in den 1980er Jahren in die Wiener Vorstadt in der sie lebte herhalten darf.

Wenn sie auf Reisen, u.a. zu unserer Oma nach Wölbling war, sorgte sie bei Wahlen mit einer Briefwahlkarte vor um ihre Stimme abgeben zu können.

Ebenso bestätigte sie, das es ihr jetzt (in der Pension) insbesonders auch finanziell so gut wie noch nie in ihrem Leben gegangen sei.  

Dokumente – Urkunden – Unterlagen

  1. Mitgliedausweis Pensionistenverband Österreichs
  2. 980DS Ludwig Kogler Partezettel
  3. 888DS Staatsbürgerschaftsnachweis Franziska Kittel
  4. 938DS & 976DS Heiratsurkunde Ferdinand Kittel 1957
  5. 967DS Geburtsurkunde Abschrift 1940, für Ariernachweis ?
  6. 969DS Letztwillige Verfügung 1986, Anatomie
  7. 968 Schreiben Anatomie
  8. 970DS Amtsbestätigung 1943, Vaterschaft
  9. 939DS Sterbebuchauszug 1998
  10. 936DS Dienstkarte Forster 1925
  11. Halbpreispaß ÖBB 1994
  12. 887DS Meldezettel-Abschnitt 1961
  13. 886DS Nachlaßladung 1998
  14. 913DS Einladung Promotion H. Kogler 1968
  15. 983DS Brief zu Hochzeit C.M 1996
  16. 870DS Reisepass 1978
  17. 982DS Trauungsschein Rerucha 1929
  18. 981DS Beschluß – Scheidung 1938
  19. 937DS Bestattung zu Ferdinand Kittel 1961 Rechnung
  20. 977DS Erklärung 1940 zu Zika Karl
  21. 978DS Heiratsurkunde zu Zyka Wenzl 1937
  22. 971D Geburts u. Trauschein 1943 zu Wenzel Zyka1842
  23. 961DS Geburts und Taufschein zu Forster Maria 1940 – 1883
  24. 961DS Taufschein Franziska Johanna Forster 21.12.1906
  25. 960DS Geburtsurkunde Anna Kunert 1943- 1839
  26. 959DS Geburts und Taufschein Johanna Rupernik 1840, 1943
  27. 979DS Dienstzeugnis 1925
  28. 974DS Zeugnis 1942
  29. 972DS Zeugnis ÖBB 1945
  30. 871DS Zeugnis 1966
  31. 963DS Zeugnis 1921
  32. 958DS Zeugnis 1925
  33. 973DS Zeugnis 1926
  34. 897DS Postkarte (Datum? 1920er Jahre) an Fräulein Fany Forster bei Frau Maria Kogler in Zell an der Ypps Nr. 85.

LINK: Gekule .gst Datei für Ahnenforschung    (folgt)

© Wolfgang Scheida, Wien im Mai 2023

Beitrag zugehörend zur Homepage von W. Scheida; siehe www.scheida.at