Häuser erzählen Geschichte(n)
Da ich von einer Zufallsbekanntschaft aus Oberwölbling jüngst hörte das in der Wahrnehmung anderer Ortsbewohner das Wölblinger „Berghaus“ stets als etwas verwunschen angesehen wurde, kann ich nur sagen:
Es war einfach nur ein außerhalb des eigentlichen Ortsverbandes liegendes Haus und zudem Alt und vom Aufbau her in keinster Weise mehr zeitgemäß. Sonst war nichts wirklich Spezielles, schon gar nichts „verwunschenes“ dran.
Neudeutsch würde man es wohl als Beispiel der Orts-Zersiedelung bezeichnen. Positiv betrachtet ist es aber ein Ort der Ruhe und Besinnung wo eben glücklicherweise nicht „einer am Anderen pickt“ mit allen damit verbundenen Begleiterscheinungen.
Und dennoch hat das Haus seine Geschichte und die seiner (damaligen) Bewohner zu erzählen.
Nachfolgende Schilderung bezieht sich auf die Zeit von etwa 1963 bis annähernd etwa 2020.
Kurzfassung zum Berghaus:
1962/63 zogen meine Oma, das Ehepaar Schweiger von Durlaß 11, 3163 Rohrbach a/d Gölsen nach Unterwölbling, wo sie das Haus bzw. den oberen Anteil davon samt entsprechendem Grund kauften.
Wie Oma sagte, soll das Haus von den Steigern/Obersteigern sogenannten besseren Leuten in der Bergbauhierarchie der damaligen Bergwerksgesellschaft bewohnt worden sein.
Ob ein genannter Josef Fischer der Erstbesitzer von 1904 tatsächlich bis 1962 darin lebte entzieht sich meiner Kenntnis. Der Kohle-Bergbau selbst soll 1941 in der Gegend sein Ende gefunden haben.
Die Gegend gesamt war damals stark vom Bergbau geprägt. Der Wegename „Flötzersteig“, aber auch die noch sichtbare Abraumhalde „hinter dem Berg“ in der Nachbarortschaft Anzenhof oder der Ortsteil „Hermannschacht“ geben bis heute Zeugnis davon ab.
Eindrucksvolle Details, Dokumente und Fotos dazu findet man in der freien Topothek unter Statzendorf Kohlenwerk.
Zu ihrer, also Omas Zeit in den 1960er Jahren war es aber damit ohnehin schon längst vorbei.
Sie selbst gelangte damals über einen Immobilienmakler an das Objekt.
Berghaus: Der Name
Die Bezeichung „Berghaus“ war dabei keineswegs nur ein umgangssprachlicher Phantasiename. U.a. wird „Berghaus“ fest als ortszugehörige Adresse zu Unter-Wölbling geführt.
Die Aufteilung des Anwesens Unterwölbling 67a
Es gab eben den Vorhofbereich der zum Hauseingang führte. Ein zumindest anfänglich stets mit einem Gatter verschlossener kleiner Trampelpfad gab den Zugang rechts des „Aufstieges“ zum Kräutergarten. Vor einem neuerlichen anfänglich stets verschlossenem Holztor ging es links in den „Kleinen Garten“ in dem in den 1970er Jahren eine Kinderrutsche für uns an einem Baum „an die Kette“ gelegt wurde. Dort gab es auch den einzigen(?) Birnenbaum. Dieser Gartenteil war in allen drei Richtungen durch Maschendrahtzäune und Sockelmauerwerk hiezu von den weiteren Grundstückteilen abgetrennt.
Ging man durch die Holztüre weiter, so gelangte man auf eine „Anhöhe“ in der einerseits der Zugang zu all den Schuppen lag in dessen erstem auch der Hühnerstall untergebracht war.
Davor waren bis zu Schweiger Antons Tod auch die üblichen Hasenställe als Verschläge untergebracht.
Auch lagerte dort das angelieferte Schnittholz zur Verarbeitung.
Links ging es dann wieder durch eine Gattertüre weiter in den „Großen Garten“. Durch eine Stützmauer mit Zaun war dieser nach oben hin baulich abgetrennt. Dort gleich rechts war dann auch der „Misthaufen“ alias Komposthaufen.
Es folgten die Obstbäume sowie rechts die Beete für Gemüse, Kartoffeln etc.
Nach dem erste Schuppen gab es baulich zusammengehörend den zweiten, der auch innen liegend durch eine Türe verbunden war.
Im ersten wurde u.a. die Kohle eingelagert.
Im zweiten war das Zeug zum Holzmachen aufbewahrt.
Am Dachboden des Schuppens gab es u.a. eine Dezimalwaage die zum Anlaß der Marillenüberschußabgabe an einen lokalen Bauern die Oma stets abwog und die wir deshalb einmal im Jahr wieder herunterholten und aufstellten.
Dann folgte ein stets „unfertig“ wirkender Bretterverschlag ohne Dach, zudem nur als Lattenrost ausgeführt. In diesem wuchs ein weiterer Obstbaum.
Das Ende des Ensembles war ein gar gemauerter Schuppen. Zwar ohne richtiger Türe und unverputzt, aber dort war u.a. die Obstpresse eingestellt.
Vor dem Schuppen wiederum lag der große Steinehaufen mit all den in den Jahrzehnten angefallenen Bauschutt- und Abbruchmaterial.
Einmal führte, es dürfte da Oma schon weggezogen sein, ein Gesamtfamilärer Einsatz uns hinaus:
Nun war es soweit. Was Oma stets ärgerte, dass die Landmaschinen ihren Zaun zu den Äckern hin häufig gleich „mitnahmen“.
So war der ohenhin bereits sehr rostige Zaun an der Rückseite des Anwesens von uns zumindest neu zu spannen und soweit wie möglich zu flicken.
Ebenso war das Dach des Anbaues bedrohlich eingedrückt.
Dies wurde daher großflächig zumindest teilabgedeckt und soweit es Material und handwerkliche Fertigkeiten zuließen wurde der Dachstuhl stabilisiert und wieder eingedeckt.
Das dieser Teil des Daches vom Nachbesitzer wohl als erstes erneuert wurde zeigt das es nötig war.
Erste Modernisierungen:
Es wurde relativ bald nach dem Einzug von Oma vom Plumpsklo, aufgestellt im Garten auf einen Badezimmervorbau erweitert.
Opa, kriegsbedingt etwas beeinträchtigt, soll als Gießereiarbeiter in den Grundmannwerken Herzogenburg zudem als Alleinerhalter „gut“ verdient haben.
Für den Kanal gab es natürlich meines Wissens bis heute nur Sicker/Senkgruben.
Das „reine“ Abwasser konnte bei einem Überlauf dann frei in offenen Halbrohren fließend bis in den Graben am damals noch lange nicht asphaltierten Zufahrtsweg in Form eines kleinen sich rasch versickernden Rinnsals fließen. Oft kamen diese „Abwassermengen“ ohnehin nicht vor.
Für die „anderen Stoffe“ wurde von Zeit zu Zeit ein Bauer zum Abpumpen bestellt der mit dem Pumpenwagenanhänger kam und mit lautem Getöse diese Stoffe unter den Schachtabdeckdeckeln absaugte.
Wie es hieß als Dünger für die Felder…..
Ausbau des Stallgebäudes um 1975
Da sich unser Familienzweig am Wochenende und auch den Urlaubszeiten mehr und mehr gerne bei Oma aufhielt, der Platz mit auch „Notschlafeinrichtungen“ im Haupthaus zunehmend enger wurde, so bauten um 1975 meine Eltern unter teilweiser Mithilfe der Verwandtschaft aber auch weiterer zu bezahlenden echter Maurer aus Tirol für den Fassadenverputz den ehemaligen Stall zu einem (sehr bescheidenen) Wochenendhaus aus.
Mit Ausnahme der Fassade für die eine Mischmaschine organisiert werden musste, wurde der gesamte Mörtel per Handarbeit in einem Maurerschaffel per Hand, mit Sand und Kalk etc. beigemischt angerührt!
Das „Holzhaus“
Als Kompensation für den nun verlustig gehenden Lagerort kaufte bzw. zahlte Papa ich nehme an beim Lagerhaus Statzendorf eine Fertigteilholzhütte die geliefert dann im Eingangsbereich von Nr. 67a gleich links aufgestellt wurde.
Die frühere Waschküche übersiedelte ja schon noch in den 1960er Jahren in den neuen Badanbau.
Im geistigen Bild habe ich noch wie „Opa“ Anton Schweiger ebenso angelieferten groben Rollschotter dort zuerst verteilte, später das Dach mit Teerpappe abgedichtet wurde und eine der beiden alten Holztüren des ehemaligen Stallgebäudes, das auch Waschküche und „Bad“ war als Brückenrampe vom Wegpflaster über die Betonhalbrohre des „Rinnsals“ hin zur Türe des nun neuen Holzhauses gelegt wurde.
Uns Kindern wurde das Klettern auf das Holzhausdach verboten. Nicht nur um nicht vorne herunterfallen zu können, sondern auch um so nicht „versehentlich“ in den dahinter liegenden Fraissl Weinpresshausgarten zu gelangen aber auch um das Dach nicht zu beschädigen.
Dort waren dann nebst allerlei „Klumpert“ auch stets Omas Moped aber auch Fahrräder eingestellt.
So wie alle anderen Hütten und Verschläge auch bekam das Holzhaus ein eigenes Vorhangschloß.
Ausbau:
Dafür wurde der obere Stock mit den geschätzt 25er Wienerberger Hohlkammerziegel aufgemauert und ein neuer Dachstuhl von einer Zimmerei geliefert. Ein LKW Kran lud die fertigen Sparren am Feldweg ab die dann händisch in Eigenleistung auf den aufgemauerten Kniestock gehoben wurden.
Im Dachstuhl übrig blieb dann ein sehr starker langer Balken noch aus der Bauphase. „Den müssen wir noch wegtragen hieß es, sonst haben wir ein Balkenzimmer“. Der noch sehr gute Balken wurde für die nächsten Jahrzehnte zudem teilweise auch geschützt als „wertvoller Balken“ an der Abgrenzmauer hin zum „Großen Garten“ gelagert, ehe er letztlich ebenso vermorschte und verrottete.
Auf den neuen Dachstuhl kam die übliche einfache Lattung und die alten zuvor zwischengelagerten wellenförmigen Dachziegel wurden wieder aufgelegt. Während der Arbeitsschritte die zumeist nur im Urlaub bzw. an Wochenenden möglich waren wurde das Obergeschoß notdürftig vor dem Regen abgedeckt.
Damit der Dachaufbau Platz hatte, wurde am Haupthaus einer der „Ziegelerker“ abgebrochen. Siehe Foto „Blick vom Fraissl Garten auf das Haus mit Tochter der Nachbarin“ der rechts im Bild befindliche „Erker“.
Um als Kind stets „brav“ zu sein, wurde mir in Aussicht gestellt, das ich dort im Dachgeschoß dann meine elektrische Eisenbahn, aus Papas Kindheit stammende 1950er Jahre „Kleinbahn“ aufgebaut bekommen würde.
Dies geschah dann auch, mit dem Ergebnis, dass die Eisenbahnschienen durch die hohe Luftfeuchtigkeit sehr stark rosteten und so die Eisenbahn nicht allzu befriedigend fuhr bzw. häufig stecken blieb. Letztlich kam sie aus diesem Grund in etwas veränderter Form zurück nach Wien.
So kletterte ich einmal wo „unerlaubterweise“ im Bereich des auszubauenden Obergeschoßes herum, um sofort von Oma mit dem Hinweis, das dann Papa bei einem Unfall zur Verantwortung gezogen werden würde und „es dann nix mit der Eisenbahn“ werden würde, gemaßregelt zu werden.
Eine einfache, später mit Filzfließen beklebte Holzstiege ging hinauf in den ersten Stock. Die innen unverputzt gebliebenen Rohbauwände wurden mit einer Lattung versehen und bekamen Nut-Federholz als Verkleidung hinter die alte Zeitungen als „Dämmmaterial“ gestopft wurde.
Nur zwei Fenster, links und rechts brachten bescheidenes Tageslicht in den Raum. „Geteilt“ blieb der große Raum, der Boden bestand aus verlegten Pressspannplatten über die Sparren, durch den durchgehenden hochgemauerten Kamin.
Im Erdgeschoß gab es die einzige Wärmequelle, einen Meller Kaminofen mit Kohlen bzw. Koks beschickt. Im Winter üblich waren dann Thermophore oder umwickelte Ziegelsteine die man uns Kindern mit ins Bett gab. Ich glaube wenn es ganz kalt war schliefen wir vereinzelt auch im Schlafzimmer der Oma im Haupthaus.
Die Sommer wiederum waren häufig von Insektenplagen wie Gelsen, Bremsen und „Hurnausern“ – Hornissen geprägt. Schon sehr bald hatten wie die Vandal Gelsenplättchen mit den elektrischen Verdampfern.
Es gab nur einen Kaltwasseranschluß, vom Brunnen gespeist im Haus. Das WC oder anderes musste man drüben bei Oma benutzen.
Im Erdgeschoß gab es einen mit Flaschengas betriebenen zweiflammigen Gasherd an dem Mama unermüdlich das Obst wie Marillen, Ribisel, Zwetschken, Stachelbeeren etc. in Rex-Gläser zu Kompott einkochte oder auch Marmelade daraus machte.
Diese Zutaten wie auch der Abtransport selbiger war die große Nutzlast im Autokofferraum aber auch dem Gepäckträger oben drauf.
Zum Ernten wurden auch wir Kinder „eingeteilt“.
Obst, insbesonders die nicht mehr verwertbaren Marillen kamen in blaue Bottichkunststofffässer wo sie ein Bauer Müller zur Schnappsverarbeitung bekam.
Ebenso bekam „er“ als Pacht oder wie auch immer geregelt, nach dem Ableben von Anton Schweiger den oberen Teil des „Großen Gartens“ bis zur Feldwegsabgrenzung zur landwirtschaftlichen Nutzung, da Oma den oberen Gartenteil ab dem „Bad, also Pool“ ohnehin nicht mehr selbst bearbeiten konnte.
Das oberhalb vom oberen Gebäude errichtete Presshaus samt Erdkeller der Fraissls mit dem kleinen Weingarten, jedoch stets ohne Wein, war all die Jahre schon nicht mehr in Verwendung und verfiel so zusehends.
Der zweite Zugang zum Keller allerdings war über Nr. 67a von wo aus selten aber doch die Nachbarn in den Keller zustiegen.
Für die Schweigers war der Presshauskeller der Fraissl’s natürlich nicht zugänglich. Es dürfte auch nach dem Tod von Freissl ab den späten 1960er Jahren der Keller wie auch das Presshaus samt Einrichtung dem Verfall preisgegeben worden sein. Lediglich der eine oder andere „Gute Tropfen“ mag noch verblieben sein, den sich Herr Grill beizeiten holen ging.
Zum Thema “Bergwerk-Bergbau” selbst gab es nur wenige Anknüpfungspunkte:
- Zum Einen war Oma auf die “vom Hermannschacht drenten” nicht allzu gut zu sprechen. Es soll in unbestätigter(!) Weise zudem mehrfach zu Obstklau aus ihrem Garten gekommen sein…. wenn sie unterwegs war.
- Ich selbst kenne den Hermannschacht nur als Halde und als Müllkippe für damals buchstäblich noch alles einschließlich Schrottautos, wo auch ich zwei, dreimal als Kind Sachen herausgeholt hatte…..
- Dann das Besteigen des Spitzbodendachbodens, der damals zudem nur von der Seite der Fraissl begehbar war auf dem wirklich noch alte Schulhefte, Bücher etc. waren. Spezifisch für den Bergbau war nur eine Elektroanlagenplanung um 1920 für einen nicht näher genannten wohl eher kleinen Schacht. Dieser ging an einen ebenso wie ich Radiosammlerkollegen nach Herzogenburg.
- Bei Oma war vom Bergbau her nichts mehr von den Vorgängern übrig geblieben. Inwieweit Fraissls in deren Schuppen noch was hatten, kann ich nicht sagen.
Mit den Renovierungen und Adaptierungen wurden auch diese Schuppen, in denen sich u.a. die Waschküche befand, nach und nach ausgeräumt, bzw. von den Fraissl Erben abgerissen.
Kleintierhaltung wie Hasen oder Hühner gab es bei Oma nur bis zum Tod von ihrem Mann und kurze Zeit darauf. Bei Fraissls war wahrscheinlich schon früher Schluss bis auf bestenfalls Hühnerhaltung.
Unterhalb von Nr. 67 gab es früher ebenfalls ein wie man mir schilderte gleichartig gebautes Haus welches warum auch immer schon in den 1960ern vielleicht auch schon viel früher abgetragen wurde und die wenigen vorhanden gebliebenen Grundmauerreste stets nur mehr als “Ruine” bezeichnet wurden.
Unter „Bergschäden“ führt [3] an, wonach 1935 „Im „Berghaus“, (wir nehmen an es handelt sich um dieses) stürzte das Schlafzimmer der Familie Klicnik ein. Die Einrichtung konnte nicht mehr geborgen werden. Glücklicherweise war zu dieser Zeit niemand mehr im Haus anwesend.“
Dies wäre nachvollziehbar, da 1938 im Öst. Orts-Register „Berghaus“ ebenso für Unter-Wölbling ausgewiesen ist.
Herr Grill, der Fraissl’sche „Untermieter“ warnte mich als Kind eindringlich davor, dort nicht zu spielen da es dort tiefe Gruben geben soll die nur mit Brettern bedeckt seien.
Um die Mitte der 1980er Jahre, nach dem gesundheitlich/altersbedingten Wegzug von Frau Fraissl hinauf ins Dorf, wurde von den Besitzern A. die Ruine geschleift, um als Acker verpachtet zu werden. Es tauchte bei den Baggerarbeiten dabei aber nur ein alter Kleinkeller auf.
Der Familienvater Anton Schweiger starb vorzeitig 1976 und liegt wie Oma am Ortsfriedhof „mit bester Sicht“ aufs Berghaus.
Ebenso am Friedhof gab es das Grab der einstigen verwitweten Besitzerin der dem Berg zugeordneten unteren Haushälfte Frau Fraissl, die etwa Anfang der 1980er Jahre nach Unterwölbling an der Hauptstraße übersiedelt war ehe sie, siehe Grabstein dann verstarb.
Für mich war sie immer eine nette schon sehr alte verwitwete Frau die man um Gefälligkeiten ersuchen konnte. Wasser hatte sie nicht im Haus. Sie musste die paar Meter zum Brunnen gehen wie der Handschwengel war. Ebenso hatte sie nur ein Plumpsklo all die Jahre.
Eine Kurzschilderung ihrer im Rahmen der gerade noch möglichen kommunizierten Haltung gegen das NS Regime blieb mir in Erinnerung.
Damals ging noch eines Ihrer Wohnzimmerfenster in den Vorgarten der Schweigers hinein wo sie dann im Haus befindlich ein Pläuschchen führen konnte.
Deren Tochter ließ den Hausteil anfangs leer stehen, ehe bald Türkische Bewohner nach und nach abwechselnd als Mieter deren Hausteil bewohnten.
Oma probierte dies später ähnlich, jedoch mit keinem Erfolg.
Ein noch zuvor bei ihr eingezogener österreichischer Untermieter stellte sich als Alkoholiker heraus. Die vom Schwiegersohn eigens grob aufputz installierten Elektroleitungen mit einem Subzähler, u.a. für eine eigene Waschmaschine im Badezimmer wurden von ihm damit umgangen, das er gleich die AEG Waschmaschine von Oma benutzte.
Sie merkte dies erst dann an der starke Verkalkung da er die falschen Waschmittel bzw. zu geringe Dosen davon verwendete.
Mit den in unseren dann kaum mehr benutzen „Wochenendhaus“ ab etwa 1985 zogen kurzzeitig über Oma organisiert ebenso Türken ein. Deren Interpretation von Miete aber war es, für die Zeit, in der sie das Haus nicht nutzten, also die meiste Zeit auch nicht zu zahlen……..
Das Haus selbst ist leider ineinander verschachtelt aufgebaut. Also ohne wirklich baulich/feuermauer mäßig getrennten Wohneinheiten. Die oberen Zimmer der 2. Partei liegen auf den Zimmern der 1. und Vice Versa.
Dies u.a. hat mich seinerzeit abgehalten, selbst dieses Haus als eigenen Wohnort zu übernehmen.
Dies tat dann ein weiteres Familienmitglied der soweit möglich alles renoviert und modernisiert hat, eine damals noch zeitgemäße Ölheizung mit großen Tanks im oberhalb liegenden ehemaligen Hühnerstall installiert bzw. erweitert hat und mit Familie darin wohnte ehe um etwa 2020 er nach längerem Leerstand diesen Anteil erneut verkaufte und nach Herzogenburg verzog.
Soweit Oma einst schilderte, war sie einerseits froh nicht ganz alleine und ungeschützt dort entlegen zu wohnen.
Andererseits war es ihr fallweise dennoch zu laut.
Betreffend der schon lange nötigen und überfälligen Sanierung/Erneuerung des Daches kam es augenscheinlich jedoch nie zu einer Einigung wie ich 2023 erkennen konnte.
Die Wasserleitung zum Berghaus:
In diese Zeit nach der Neuübernahme des Anwesens um 1999 fiel auch der Bau der Wasserleitung was als Familie groß gefeiert wurde.
Dies ist insofern relevant, da die Wasserknappheit stets all die Jahrzehnte lang ein Thema war und dann mitunter der gegrabene Tiefbrunnen erneut wieder nachgegraben werden musste.
Dass die Wasserqualität zumindest damals mit Nitrat oder sonstig belastet war ist ein anderes Thema. Extrem kalkhaltig war es in jedem Fall. Ich kann mich an einen Art „seifigen“ Geschmacken erinnern.
Entsprechend ließ sich Oma dann verbal über „die Bauern“ und ihren Kunstdünger aus.
Fr. Fraissl selbst hatte immer nur die Handpumpe am Brunnen im Hof.
Als Kind war ich noch dabei als wir, die Oma und eine anwesende Tante vom Bach unten (nun als Flötzersteig bekannt) Wasser in ein Faß schöpften da es temporär kein Brunnenwasser gab.
Ebenso wurde ich in dem später abgerissenen Schuppen der Fraissl’s vor dem Haus wegen der defekten Wasserpumpe einmal gebadet. Das Wasser wurde im eigenen Wasserofen mit oben eingelegten Wasserkessel mit Holz beheizt und angewärmt.
Frau Fraissl hatte „zu meiner Zeit“ stets einen Untermieter, Herrn Grill, einen hageren subjektiv groß gewachsenen Mann.
Dieser schenkte mir einst alte Röhren-Radiogeräte u.a. einen Minerva, wohl noch von Herrn Fraissl stammend.
Er war sicher nicht unfreundlich, aber wohl stets etwas übervorsichtig.
Einmal saß ich bei ihm am Brunnenschacht auf der Fraissl Seite udn das Gespräch drehte sich um den Brunne, das er gefährlich ist wenn man hineinfällt (der Betondeckel war natürlich zu) und was da unten so ist.
Da unten lebt der Wassermann, so führte er aus. „Und wovon lebt der“ fragte ich zweifelnd? „Von Krebsen und Fischen“ folgte seine die prompte Antwort.
Der Feldweg:
Die Zufahrtsstraße war all die Jahre immer nur ein Feldweg, ehe erst geschätzt um 1985 eine asphaltierte Straße kam die zudem ein Niederschlagswassersammelbecken unten beim Flötzersteig bekam.
Selten, bewusst erinnere ich mich nur einmal an eine Erwähnung Omas, soll ein „Caterpillar“ Bagger oder Grader den Weg wieder einigermaßen befahrbar gemacht haben.
Die Modernisierungen gingen weiter:
- Nach dem Badanbau Mitte der 1960er Jahre,
- dem Wochenendhaus“umbau“ um 1975,
- der Straßenasphaltierung durch die Gemeinde geschätzt in den 1980er Jahren,
- die Erneuerung des Badezimmers um ca. 1987
- der Einbau des Dachaufstieges von Omas Seite her
- der Erneuerung der Stromzuleitung geschätzt um 1990
- es kam um 1990 auch ein Telefonanschluß ins Haus
- Es folgte eine Erneuerung von Fenstern
- Der Einbau einer Ölzentralheizung (die nur sehr sparsam verwendet wurde)
Die Sache mit dem Strom:
Vielleicht mag es im ländlichen Bereich „normal“ gewesen sein? Als Großstädter kannte ich dies nicht:
Regelmäßig wiederkehrend bei Gewitter kam das große Zittern ob dann ein Blitzeinschlag in die Stromzuleitung vom Dorf kommend den stets als „Trennwart“ bezeichneten FI Schutzschalter draußen im Vorhof im E-Kasten montiert auslösen würde.
Dies tat er des öftern und man musste dann ins Freie in den Vorgarten um ihn wieder hochdrücken zu können.
In dieser Zeit hieß es auch, das man besser nicht Fernsehen sollte damit der Fernsehapparat nicht auch noch was abbekommt.
Die Stromleitung war zu dieser Zeit noch die Vierdrahtleitung auf je einem Porzellanisolator angebracht, eben die paar 100 m vom Dorf kommend, ehe sie später auf die nun übliche Bündelleitung umgebaut wurde.
Einen Blitzschutz hatte das Haus aber nie. Früher soll eine aufgestellte Stange den Blitz „angezogen haben“ so Omas Erinnerung einmal zum Thema.
Bei einem meiner Aufenthalte bei Oma gab es dann das wiederkehrende Phänomen, das wenn, wie Oma sagte, ein Bauer oben im Dorf eine stärkere Maschine eingeschalten haben soll, bei ihr das Licht flackerte und dunkel wurde.
Ich machte Messungen der Netzspannung und stellte erhebliche Spannungseinbrüche fest, die sie dann ihrem Elektriker meldete.
Es wird dann seine Zeit gebraucht haben, bis sich die damalige NEWAG der Sache und diesem eher „unbedeutenden“ Kunden angenommen hatte.
Das Telefon:
Oma wurde älter, die Nachbarin war schon weggezogen oder später auch verstorben. Gesundheitlich hatte sie wenn auch nichts schwerwiegendes aber doch das eine oder andere Thema das auch im Fall des Falles ihr kein Hilferufen ermöglicht hätte.
Mobilfunktelefone gab es damals noch keine, bzw. wäre ein C-Netz Telefon in der Anschaffung bzw. dem Betrieb illusorisch gewesen, wenn es denn dort überhaupt funktioniert hätte.
Viel ist ja Funktechnisch dort nicht gegangen: Um 1986 probierte ich dort meine Uniden PC-404 CB-Funk Anlage temporär aufgebaut aus. Die möglichen Kontakte, QSL’s genannt waren bescheiden.
So gab es eine entsprechende Förderaktion und Unterstützung, sei es von Post oder dem Land oder wem auch immer, die einen Löwenanteil der nicht unerheblichen Errichtungskosten des kabelgebundenen Telefonanschlußes als Kosten übernahmen.
Das Kabel wurde dazu per Spezialpflug über die Ortschaft Unterwölbling, in den Obstgärten per Servitutvereinbarung verlegt, ehe es an einem eigens errichteten Telefonmast bei „Fraissl’s“ im Garten wieder herauskam und dem Haus zugeführt wurde.
So erhielt Oma ihr Telefon und war somit „am Netz“.
Zuvor gab es immer nur mündliche Absprachen bei den Besuchen wann man den wieder kommen würde, oder man kam zumeist ohnehin am Wochenende erwartet einfach.
Sonst wurden damals generell Postkarten benutzt um Besuche und Vereinbarungen mit Nichttelefonbesitzern zu koordinieren.
Als seltene Ausnahme gab es zudem bei Sterbefällen auch noch das Telegramm!
Wie die Sache mit dem Telefon damals so war lesen Sie auch HIER im dazu passenden Artikel des Autors!
Die Geräte aus Omas Unterhaltungselektronik, also Radio- und Fernseher usw. sind HIER nacherzählt!
Das Ende der Geschichte
Nach dem Wegzug von Frau Schweiger fand ihr Weg letztlich wieder zurück in das Grab ihres ersten Mannes Anton Schweiger im Jahr 2013 das von einer ihrer Töchter betreut wird.
Da war sie bereits geschieden nach Herrn Eser ihren zweiten Mann. Sie zog dann nach Hainfeld und war später wohnhaft im ebenso dortigen (schönen!) Pflegeheim stationiert.
Zum einstigen Bergwerk Verwaltungshaus im nahe gelegenen Statzendorf:
In einem der oberen Stockwerke wohnte meine 1. Tante mit ihrer Familie in den 1970er Jahren, ehe sie in ein Haus nach Hainfeld zogen. Deren Mann dann ebenso leider vorzeitig Anfang 40 durch einen Unfall verstarb.
Zuvor Ende der 1960er Jahre wohnten sie als Untermieter ebenso im Hausteil der Fraissls im ersten Stock.
Aus dieser Zeit stammte auch der von ihm, dem Schwiegersohn gemauerte „Pool“ im “großen Garten” bei Oma, der von der FF Wölbling zumindest damals vor meiner Zeit mit (schmutzigen) Wasser gefüllt wurde.
Zu „meiner Zeit“ aber war der langsam verfallende Pool immer nur mehr eine Kloake mit dem sich darin sammelnden Regenwasser und Schlick. Der gemauerte Pool war undicht und hielt kein Wasser.
Zudem konnte das für den Pool benötigte Wasser wegen der Menge nicht aus dem Brunnen entnommen werden und das mitunter verschmutzte Wasser der Feuerwehr war zudem nicht gut genug und auch nur etwas beschwerlich zu organisieren.
Als schönes Erlebnis daran blieb mir nur die Nutzung von selbigen als Grillplatz mit einer befreundeten Familie Anfang der 1980er Jahre.
Auch in dieser Wohnung in Statzendorf besuchten wir die Familie der Tante von Zeit zu Zeit.
In Erinnerung blieb mein Onkel, der um 1975 als Vorübung für seine Bundesheerübungen schon in den Sandboden wie ein Kunstwerk straßenseitig rechts gesehen ein sehr schön gearbeitetes Laufgrabensystem schaffte, ehe aus Sicherheitsgründen er dieses bald wieder verfüllen musste.
Quellen:
- Familienarchiv Scheida und Anverwandter
- Auszug zu Lebenserinnerungen Frau Schweiger, Autor Wolfgang Scheida um 2008
- „Kohlebergbau in der Gemeinde Wölbling“, Verfasst von Franz Küttner
© Familienchronist Wolfgang Scheida 5/2023