Televisionen - Das Besondere an SONY Trinitron Fernsehgeräten am Beispiel des Sony KV-1310E Trinitron Farbfernsehgeräts

mit dem Chassis SCC-51A-A

Ein Reparaturbericht über einen Ost/West Fehler bei einem 13 Zoll Gerät!

Sony KV-1310E Trinitron Farbfernseher aus der Saison um 1974

Bild: Der Sony KV-1310E Trinitron Farbfernseher aus der Saison um 1974

 

Einleitung:

Immer war ich schon von Fernsehbildern aus der Sony Trinitronröhre fasziniert. Aus anfangs finanziellen Gründen und später aufgrund meiner durch Grundig geprägten "Herkunft" bot sich erst anfang des neuen Jahrtausends noch zu "Schilling Zeiten" um 300 ebensolcher (heute ~22€) beim "Wiener Mistflohmarkt der MA 48 in 1220 Wien" der Kauf eines ungeprüften feilgebotenen alten KV1310E an. (MA 48 = Magistratsabteilung u.a. für Abfallwirtschaft)

In Gedanken, ihn als 3. Fernseher und gegebenfalls als (Video)Monitor zu verwenden nahm ich das gute Stück mit.

Dabei hatte ich eigentlich schon ein Deja Vue. Während meines ersten Lehrjahres hatte mein Radiobastelmentor mich um den Schaltplan zu dieser Type, es könnte auch der 1300er gewesen sein ersucht. Er hatte allerdings mit einer defekten Zeilenendstufe zu kämpen. Großzügig tauschte er dann etliche Bauteile, wohl nach Empfehlung da diese Endstufe auch für damalige Technikprofis im Reparaturalltag stehend durchaus herausfordern war.

Gecshichtlicher Rückblick zu Sony Fernsehgeäten:

Damals wie auch noch heute fallen Sony Farbfernsehgeräte heraus aus der endlosen Reihe normaler Farbfernseher. Erst gegen Ende des letzten Jahrtausends zogen auch andere Hersteller mit "Full Flat" Bildröhren nach die mehr oder weniger nahe an die Sony Bildröhrenqualität kamen.

Doch auch bei Sony fing das Fernsehzeitalter in s/w an, wo sich das Unternehmen als eines der ersten mit seinen Volltransistor- Portable Geräten einen Namen machte.

Legendär das Foto mit dem "Türstopper" im Zimmer des US Präsidenten John F. Kennedy als Indiz wieweit die Japaner da schon Buchstäblich den Fuß in der Tür des US Amerikanischen Exportmarktes hatten.

Damit war auch schon die Richtung vorgegeben:

 

 

 

 

Bild: Werbung von Sony um 1968 für seine 12" NTSC Farbfernsehportables für den US Markt mit der neuartigen Trinitron Bildröhre der ersten Generation.

 

 

 

Fest steht, bei "uns, ging es um 1972 mit dem KV-1300E sowie dem etwas größeren und in der Bedienung komfortableren, nicht zuletzt auch teureren KV-1800E los.

Diese  - FOLGT

 

Zurück zu meinem Gerät:

Vorweg kann ich sagen er funktionierte einwandfrei, sah optisch auch noch gepflegt aus und wurde wahrscheinlich wegen Nicht-Kabeltauglichkeit ohne Fernbedienbarkeit etc. vom Vorbesitzer ausgemustert. Alles Punkte die für meinen Verwendungszweck neben der Historie von über 30 Jahren ohnehin keine Bedeutung hatten und haben.

So leistete er an einem Digitalen SAT Receiver mit UHF Modulatorausgang gute Dienste.

Links wie rechts mit einem eingelassenen Tragegriff versehen macht ihn dieses Feature zu einem "Portable" was ich aber aufgrund es merklichen Gewichts mit knapp 15 kg, wie sich nach dem Abnehmen der Rückwand noch zeigt warum, eher nicht zum Herumtragen eignet. Zudem ist es ein Gerät mit Tiefgang. Das mit den Tragegriffen gab es bei den japanischen Geräten scheinbar generell sehr gerne, wie mir auch mein "großer" Hitachi CP-XXX aus 1975 beweist. Und den würde man nicht in eine Portable Zuordnung stecken.

Neben einer Doppel Teleskopantenne für VHF, Type AN-14E, alias den "Hasen Ohren", gibt es eine bei den "Japanern" gern verwendete UHF "Parabol" Ringantenne, Type AN 55-E2 zum Aufstecken.

Unklarheiten zu den Steckernormen wie 240/300 Ohm Anschlüssen anstelle der 75 Ohm Koaxial IEC Buchse sprechen ihre eigene Sprache zur babylonischen Sprachverwirrung bei Normen wie Standards. Für die eingebauten Antennen arbeitete Sony dann fallweise mit aufsteckbaren würfelartigen Symmetrieradaptern.

67 Transistoren, 50 Dioden und 2 IC's ..

78 Watt Leistungsaufnahme

Die Bedienung:

Die Helligkeit nebst dem vertikalen Bildfang befindet sich hinten oben am Gerät mit eher unschönen Reglern zu bedienen.

Anders die Formensprache, und ich wiederhole mich zitierend den "Japan Barock" mit verspielten verchromten Details. 

Mit dem Ziehen des Lautstärkeregler = Ein/Ausknopf meldet sich das Gerät mit einem satten "Scheppern" ausgelöst durch den Strom durch die Degausier/Entmagnetisierungsspule.

Damit auch nicht des Englischen mächtige, und das waren mitte der 1970er Jahre auch in dne Industrieländern so einige mit dem Gerät zurecht kamen, gab es eine Plexischablone mit einer in Deutsch gehaltenen Becshriftung der Regler.

 Auto Color AFT - Automatic Fine Tuning

 

Der rote Knopf:

Rückseitig findet sich ein roter Knopf. Alias eines Resets bzw. ein Sicherungsschalter wie wir ihn auch von den Grundig Super Color Thyristorgeräten her kennen.

Kommt die Schaltung außer tritt und zieht Überstrom dann hätte es damit u.u. noch was zu retten gegeben.

In der Praxis wird ein Besitzer im Störungsfall wahrscheinlich so oft und solange auf den Knopf, wenn er ihn denn kannte, gedrückt haben bis es seine "letzten Zuckungen" gemacht hat.

 

Die Reparatur:

Ost/West Fehler: Beim mehr oder weniger intensiven Gebrauch des Geräts fiel mir jedoch vor einigen Jahren auf, dass das Gerät (~90° Röhre!) einen leichten Ost-West Fehler bekam der immer stärker wurde.

Bild in Natura wesentlich besser - kann ich leider fototechnisch (noch) nicht optimaler darstellen! 

Zum Einen war ich (nicht im Reparaturalltag stehend) erstaunt, dass es bei 31cm TVs auch eine O/W Korrektur gab, zum Anderen deutete die Chronik eines langsamen gleichmäßig vollzogenen Bauteilausfalls am ehesten auf einen Elko hin.

Da dieser Fehler mir sonst nur bei großen TV Geräten mit einer Bildröhre mit 110° Ablenkung mit den klassischen Ost/West Dioden und deren Ausfall bekannt war, zudem das Chassis auf dem ersten Blick sehr komplex und verbaut aussah (was sich beim späteren Reparieren als teilw. unbegründet herausstellte) wollte ich vorerst den Schaltplan zu diesem Thema studieren um ohne lange Messungen und "entjungferndem" herumlöten gleich an der richtigen Stelle zu landen.

Da bekam man noch was für sein Geld - massiver Aufbau

 

 

Seitenchassis mit den Baugruppen für die Ablenkschaltungen

Dem zugrundeliegendem korrektur Grundprinzip muß eine elektrische Größe von der Vertikalablenkung an die Horizontalablenkschaltung zum Erzeugen einer Kissenentzerrung zugeführt werden.

Dies geschieht an der Basis der dafür vorgesehenen Stufe mit dem Transistor Q505 der auf der von hinten betrachtet rechten Seitenplatine angeordnet ist.

Das Seitenchassis läßt sich nach lösen von 2 Schrauben und einer Klemmspange leicht herausklappen. 

Leider ist weder am Gerät noch im Schaltplan die Bezeichnung Ost/West o.ä. zu finden. Lediglich das da noch unbekannte Kürzel "PIN" findet sich an der Stufe sowie an einem Einstelltrimmer dessen testweise Verstellung jedoch keinerlei Wirkung zeigte.

 

 

Das Oszillogramm am PIN Regler / 20V/cm / Mittellinie = 0 V / 30/64 Vss bewies, das eine mit der Vertikalfrequenz pulsierende Spannung die Baugruppe erreicht.

Das Oszillogram zeigte die zu erwartenden Spannungshöcker in der Vertikalfrequenz am Einstellregler während nach dem C521 an der Basis des Q505 nur eine grob gemessene Gleichspannung mit 100 V vorhanden war.

Relevantes Schaltungsdetail ! Messungen am PIN Regler sowie an der Basis vom Q505

Ein testweises hinhalten eines ähnlichen Elkos bestätigte die Vermutung eines defekten Elkos. Nach austauschen des 4,7µF/100V Elkos, der sich übrigens innerlich an der Pluselektrode zersetzt haben dürfte versieht das Gerät wieder eine ordnungsgemäße Ost/West Korrektur.   

 

Oszillogramm an der Basis von Q505 nach Elkotausch;  50V/cm / Mittellinie = 0V/  gemessen 110Vss  (am PIN Regler: 60 Vss; unterer Nulldurchgang 35V)

Danksagung:

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Sammlerkollegen Herrn Wolfgang Bauer, der im Dezember 2006 einen sehr hilfreichen Schaltplan sowie eine grobe "geografische" Orientierung zum Auffinden der "üblichen Verdächtigen" mitgegeben hat.

Ebenso konnte er mir aus seiner aktiven Zeit noch bekannt das Poti Beschriftungskürzel "PIN", für PILLOW- NEUTRALIZATION (Kissen-Neutralisation) erläutern.

"Die Elektronenstrahlen haben von der Kathode zur Leuchtschichte in der Bildmitte einen kürzeren Weg als in die Ecke zurückzulegen. Dadurch entsteht der Kisseneffekt. Das heißt, das unkorrigierte Bild wird kissenförmig verzerrt.
Ich nehme an, dass "PIN" PILLOW- NEUTRALIZATION (Kissen-Neutralisation) bedeutet. Gebräuchlicher ist bei uns Ost-West-Korrektur."

Als Techniker können wir somit gewissermaßen einen "Pillow Talk" nach Doris Day mit dem Gerät führen.

Anmerkung:

Ein interesantes Gerät zu dem ich noch Vorhabe eine Abhandlung über den Farbteil zu verfassen. Aus damals lizensrechtlichen Gründen wurde er nicht direkt als ein nach dem PAL Standard arbeitender Fernsehapparat bezeichnet. Auch findet sich an diesem Gerät ein Farbtonregler (Hue) der aber nicht wie seine damaligen europäischen PAL Kollegen nur die Farbendstufenarbeitspunkte verschiebt (Geschmacksknopf), sondern tatsächlich wie ein NTSC Gerät im Chromateil (wie im Detail?) Einfluß nimmt.

Ein ebenfalls vorhandener (Farb-)Automatik Knopf führt diese Funktion aber wieder zum Ad Absurdum. Wenn jemand der Leser dieser Zeilen ein MANUAL zu diesem Gerät hat wäre ich sehr dankbar wenn ich darin Einsicht nehmen könnte!

Gerät nach der gelungenen Operation - Das Bild ist in Natura wesentlich besser. Ich kann es leider fototechnisch nicht optimaler darstellen! 

Ein Color TV aus einer erfolgreichen Baureihe (mit seinen NTSC und SECAM Brüdern) mit dem Sony auch in Europa seinen Qualitätsanspruch unter Beweis gestellt hat und wie die Verwendung von Trinitron Geräten im Broadcastbereich zeigt auch über Jahrzehnte bis zur Ablösung durch LCD und Plasmatechnik gehalten hat.

Lediglich die Verwendung eines Trommelabstimmtuners war in den PAL Ländern wie eben Österreich/Deutschland etc. schon Anfang der 1970er Jahre nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Zeit. Das war dann der größeren Type KV-1800E/1810E vorbehalten.

Sinnvoll einzusetzen wäre er 2022 noch als Gaming Monitor für zum Beispiel Commodore C64 Puristen in deren Erinnerung an gute alte Zeiten. Für die kontrastreiche Darstellung des VGA Signals ist er sicher eine der besten Wahl für Gerätegenerationen jener Jahre. 

 

Kleine Modellkunde:

 

Quellen (Auszug) & Links: 

  1. Eigenes Gerät mit der Serien. Nr. 16777
  2. Sony Schaltplan in Teilauszug/Kopie
  3. Diverse Sony Kataloge auf Hifi-archiv.org;

 

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Updated: 23.05.22